Robert Bosse

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D. Dr. Robert Bosse

Julius Robert Bosse (* 12. Juli 1832 in Quedlinburg; † 31. Juli 1901 in Berlin) war ein deutscher Politiker, zuletzt preußischer Kultusminister.

Leben

Bosses Geburtshaus

Bosse wurde als drittes Kind des Böttchers und späteren Branntweinbrenners Julius Bosse und seiner aus Gernrode am Harz stammenden Ehefrau Dorothea geb. Sachse in Quedlinburg im Haus Klink 10 geboren. Er studierte an der Ruprecht-Karls-Universität und der Friedrichs-Universität Halle Rechtswissenschaft. 1851 wurde er im Corps Suevia Heidelberg und im Corps Palaiomarchia recipiert.[1] Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Von 1861 bis 1868 war er in Roßla Kammerdirektor des Grafen zu Stolberg. Nach Tätigkeiten in der Provinzialverwaltung (1868 Amtmann beim Amt Uchte, 1870 Konsistorialrat, 1872 Oberpräsidialrat in Hannover, Justitiar des Provinzialschulkollegiums) wurde er 1876 als Vortragender Rat ins Preußische Ministerium der geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten bzw. 1878 ins preußische Staatsministerium berufen. 1881 als Direktor der neu geschaffenen sozialpolitischen Abteilung in das Reichsamt des Innern berufen, wirkte er maßgeblich an den ersten Arbeiterversicherungsgesetzen Bismarcks mit,[2] 1889 Unterstaatssekretär ebenda, 1890 Staatssekretär des Staatsrats und 1891 Staatssekretär des Reichsjustizamtes und zugleich Vorsitzender der Kommission für das neue Bürgerliche Gesetzbuch. Im Ruhestand schrieb er seine Erinnerungen nieder.

Mit 69 Jahren gestorben, wurde Bosse auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.[3] Der evangelische Theologe und Bibliothekar Friedrich Bosse ist ein Sohn.

Kultusminister

Hitzefrei (1892)

Von März 1892 bis September 1899 war er preußischer Kultusminister. Er hatte wesentlichen Anteil an der Einführung von Besoldungsgesetzen für Pfarrer und Volksschullehrer. Außerdem führte er für Schulen Hitzefrei mit Wirkung vom 16. Juni 1892 ein, wenn die Temperatur 25 °C um 10 Uhr morgens überschritt.[4]

Ehrungen

Bosse ist Ehrenbürger seiner Geburtsstadt, die ihm zu Ehren eine Straße, eine Schule und einen Platz benannte. In Schreiberhau wurde 1908 im Park des Deutschen Lehrerheims ein von Gerhard Janensch geschaffenes Denkmal Bosses enthüllt.[5] 1890 wurde Robert Bosse mit dem Kommenturkreuz mit Stern des Ordens der Württembergischen Krone geehrt.[6]

Werk

  • Eine Dienstreise nach dem Orient. Leipzig 1900.
  • Aus der Jugendzeit. Berlin 1911.
  • Mensuren und Pandekten. Hilden 2003, ISBN 3-933892-51-1.

Nachlass

Bosse hinterließ zahlreiche Erinnerungen, Briefe und Tagebucheintragungen. Die Studententagebücher 1851/52 befinden sich im Bundesarchiv.[7] Für den Zeitraum 1878–1892 sind die Erinnerungen im Rahmen eines DFG-Projektes bearbeitet worden:

  • Volker Mihr, Florian Tennstedt, Heidi Winter (Hrsg.): Sozialreform als Bürger- und Christenpflicht. Aufzeichnungen, Briefe und Erinnerungen des leitenden Ministerialbeamten Robert Bosse aus der Entstehungszeit der Arbeiterversicherung und des BGB (1878–1892). Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018793-7.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Robert Bosse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kösener Korpslisten 1910, 121/471; 103/57.
  2. Zu Bosses sozialpolitischer Tätigkeit vgl. Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, II. Abteilung: Von der Kaiserlichen Sozialbotschaft bis zu den Februarerlassen Wilhelms II. (1881–1890), Band 1 bis 7; ebenda, III. Abteilung: Ausbau und Differenzierung der Sozialpolitik seit Beginn des Neues Kurses (1890–1904), Band 1 bis 7.
  3. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006, S. 300.
  4. Ausfallen des Nachmittagsunterrichtes mit Rücksicht auf große Hitze. In: Ministerium der geistlichen, Unterrichts= und Medizinal=Angelegenheiten (Hrsg.): Centralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen. Nr. 9/10. Weidmann, Berlin 1892, S. 622 f. (dipf.de).
  5. Academische Monatshefte. 25 (1908/09), S. 194.
  6. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1896, S. 45.
  7. Corpszeitung der Altmärker-Masuren 54 und 61, Kiel 1974 und 1977.