Rotwelsch

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Das Rotwelsch ist ein Sammelbegriff für sondersprachliche Soziolekte gesellschaftlicher Randgruppen. Nach einer frühen Erwähnung im Narrenschiff[1] von 1494, als Sprach- und Charaktereigenschaft der Bettler, ist das 1510 erschienene Liber vagatorum die wohl erste gedruckte größere Darstellung und stellt mit den drastischen Worten des späten Mittelalters die (Sprach-)Welt von Bettlern, fahrendem Volk (Vaganten), „unehrlichen Berufen“ und Kriminellen in den Vordergrund. In der Nachfolge sind seit dem 17. Jahrhundert mit der Ansiedlung von Gruppen vormals Nichtsesshafter in den entsprechenden Regionen über den Sprachkontakt insbesondere lexikalische Einflüsse entstanden. Zahlreiche Wörter des Rotwelsch wurden in die allgemeine Umgangssprache aufgenommen.[2] Das Universalwörterbuch der deutschen Sprache im Dudenverlag führt eine Vielzahl an Lemmata auf.[3]

Bezeichnungen

Eine ausführliche Diskussion zur Herkunft und Begriff des Rotwelsch findet sich bei Hansjörg Roth.[4] Die Herkunft des Wortes Rotwelsch, das schon um 1250 in der Form rotwalsch („betrügerische Rede“) bezeugt ist, ist nicht ganz sicher. Das Wort welsch, mit der eigentlichen mittelhochdeutschen Bedeutung „romanisch“ (französisch und italienisch), hat auch die übertragenen Bedeutungen „fremdartig“, „unverständliche Sprache“, wie in der Zusammensetzung „Kauderwelsch“. Der Bestandteil rot wird dagegen mit dem rotwelschen Wort rot für „Bettler“ erklärt, das seinerseits mit rotte („Bande“) oder mit mittelniederländisch rot („faul, schmutzig“) in Verbindung gebracht wird. Zunächst eine abwertende Fremdbezeichnung, wurde bereits nach den ersten Quellen des 15. Jahrhunderts diese von den Sprechern selbst zur Bezeichnung ihrer Sprache adaptiert. Die zunächst insbesondere in der älteren Literatur neben Rotwelsch am meisten verbreitete Fremdbezeichnung ist Gaunersprache, die jedoch in der neueren Literatur wegen ihrer Fokussierung auf delinquente Sprechergruppen gemieden wird. Besonders, da der soziale Kontext des Sprachgebrauches über die Sprache auch der Diskriminierung der Sprecher diente, wie es sich an der oft zitierten Definition des „Sprachpuristen“ Eduard Engel von 1916 zeigen lässt:

„Das Gaunerrotwelsch ist Deutsch, durchsetzt mit verludertem Hebräisch; aber keinem Gauner ist es je eingefallen, diese Sprache für etwas andres zu halten als für ein nützliches Täuschungswerkzeug. Das Rotwelsch soll nicht höhere Bildung, verborgene Geistesschätze, duftige Nüankßen vortäuschen, wie das deutsche Bildungswelsch; sondern es soll nur von den Eingeweihten verstanden werden, nicht die saubre Sprache der ehrlichen Leute verschmutzen, – kurz, es ist, welsch gesprochen, ein ganz intimes, ganz esoterisches, ganz exklusives Adeptenidiom, wohingegen das Bildungswelsch leider nicht innerhalb der Zunft bleibt, sondern die ganze saubre Sprachwelt überschlämmt. Im Mischungsverhältnis seiner zwei Bestandteile kommt das Rotwelsch dem Bildungswelsch sehr nahe, bleibt jedoch in der Unreinheit hinter den Meisterleistungen unsrer gelehrtesten Welscher zurück.“[5]

Im sogenannten Kampf gegen die „sprachliche Entvolkung Deutschlands“ sieht er die vermeintlich „Verherrlichung des Gaunertums und dessen Sprache“ durch Lehnworte flankiert durch den Fremdsprachengebrauch der Intellektuellen und stellt diesen sein Kampfmotto „Sprich Deutsch!“ entgegen, das gerade mit der Bezugnahme auf das Rotwelsch schon klare antisemitische Züge trägt.[6]

Entstehung

Die Gründe für Entstehung und Gebrauch des Rotwelsch ergeben sich aus der besonderen Bedürfnislage der Sprechergruppen und ihrer sozialen Ausgrenzung und Sonderstellung. Eine zentrale Rolle spielt die Geheimhaltung, d. h. das Anliegen, die Kommunikation zwischen den Mitgliedern gegen Außenstehende abzuschirmen. Hinzu kommt bei Gruppen gemischter sozialer, regionaler und sprachlicher Herkunft der auch bei sonstigen Fachsprachen gegebene Zweck, die Verständigung in den für die gemeinsame Berufsausübung oder Lebenspraxis wichtigen Angelegenheiten durch die Einhaltung eines vereinbarten Codes mit relativ festgelegten Bedeutungen zu sichern. Indem die Sprecher durch den Erwerb der Sondersprache zu Mitgliedern der Sprechergemeinschaft werden und sich untereinander als Mitglieder einer Gruppe von Eingeweihten zu erkennen geben, besitzt das Rotwelsch außerdem eine besonders bei sozial ausgegrenzten Gruppen wichtige identitätsbildende und integrative, den Zusammenhalt der Gruppe und das Zugehörigkeitsgefühl stärkende Funktion.

Der hohe Anteil an jiddischen und hebräischen Lehnwörtern erklärt sich dadurch, dass Juden von den meisten landwirtschaftlichen und bürgerlichen Berufen ausgeschlossen waren und darum bis ins 19. Jahrhundert einen bedeutenden Teil der Träger mobiler Berufe, besonders der fahrenden Händler und Hausierer, stellten. Walter Benjamin pointiert den sozialgeschichtlichen Zusammenhang so:

„Diese Sprache, das Rotwelsch, verrät für sich allein schon einiges über den Ursprung der Räuber. Es ist in diesem Rotwelsch neben dem Deutschen nämlich vor allen Dingen sehr viel Hebräisches. Das deutet auf die enge Verbindung, die die Räuber von frühauf mit den Juden gehabt haben. Später, im 16. und 17. Jahrhundert, waren Juden sogar oft selber gefürchtete Führer. In den früheren Zeiten haben sie ihre Verbindung mit den Banden wohl eher als Hehler gehabt, die den Räubern ihr Gut abkauften. Da sie im Mittelalter von den meisten ehrlichen Berufen ausgeschlossen waren, ist es nicht schwer zu sehen, wie sie dazu kamen. Neben den Juden aber haben die größte Rolle bei der Entstehung von Räuberbanden die Zigeuner gespielt. Ihnen lernten die Gauner ihre eigentümliche Schlauheit und Kunstfertigkeit, eine Unzahl kecker und verwegener Untaten ab, von ihnen lernten sie, wie man ein Gewerbe aus dem Verbrechen macht, und schließlich übernahmen sie auch eine Anzahl ihrer Kunstausdrücke ins Rotwelsche.“[7]

Daraus ergibt dann auch der Anteil sich Sprachelemente des Romanes. Da es sich durch die permanente Migration bei den nicht sesshaft lebenden Menschen um eine multi-ethnische Population handelte, weist das Rotwelsch weitere Einflüsse auch aus anderen europäischen Sprachen auf, so aus dem Französischen und Italienischen. Überschneidungen und wechselseitige Beeinflussungen bestanden besonders noch mit folgenden Gruppen und ihren jeweiligen Sondersprachen:

  • Handwerker, die ihren Beruf als Fahrende[8] ausübten oder, wie z. T. noch heute, einen Teil ihrer Ausbildung als reisende Handwerker auf der Walz erwerben.
  • Händler und Schausteller, die ihren Beruf selbst als Fahrende ausübten oder auf Messen und Jahrmärkten, wichtigen Sammelpunkten für Bettler und andere Fahrende, mit diesen in Kontakt kamen.
  • Landsknechte und Soldaten, die als Deserteure oder Ausgemusterte, sozial Entwurzelte und Invalide den „classes dangereuses“ stetigen Zulauf boten.
  • Schüler und Studenten, die im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit zu den Vaganten zählten und auch lateinisches Wortgut in das Rotwelsch einbrachten.

Unter den von der Ständegesellschaft geächteten Berufen, die vielfach von Fahrenden oder auch sesshaft gewordenen Fahrenden ausgeübt wurden, sind außer den Bettlern, Prostituierten und (nur bedingt als Unehrliche einzustufenden) Schankwirten noch die Schinder und Scharfrichter zu nennen, aber auch die Müller und Köhler, deren außerhalb der festen Siedlungen gelegene Wohn- und Arbeitsstätten wichtige Anlaufpunkte für Fahrende und Kriminelle waren.

Sprachbestand

Rotwelsch unterscheidet sich hauptsächlich lexikalisch von der deutschen Umgangssprache und ihren Dialektvarianten, es handelt sich insofern nicht um eine eigenständige Sprache, sondern um einen Sonderwortschatz (Jargon), der sich in sozial, regional und zeitlich verschiedenen Varianten ausgeprägt hat. Er beruht auf Entlehnungen, oft in Verbindung mit Umdeutungen, aus dem Westjiddischen in Form von Hebraismen in aschkenasischer Lautung, aus dem Romani vorwiegend der Sinti (Sintitikes) und aus Nachbarsprachen des Deutschen, insbesondere dem Niederländischen und Französischen, ferner auf Veränderung oder Umdeutung gemeinsprachlich bekannter deutscher Wörter durch Bedeutungsübertragung und Bedeutungsverschiebung, Bildung neuer Komposita, Affigierung und Permutation (vergleiche u. a. Verlan, Kedelkloppersprook). Der spätere Weimarer Bibliothekar Carl Ludwig Fernow bereiste 1794 Oberitalien. Zu seinen Kulturstudien[9] gehörte ein umfangreicher Korpus zum „Jargon“ der Unterschichten, bei dem er viele lautmalerische Verballhornungen, Volksethymologien und Buchstabenverdrehungen beobachtete.

„Es versteht sich, dass alle diese und ähnliche Ausdrücke nur in der untersten Volksklasse gangbar sind. Die meisten derselben gehören zu dem gergo (Jargon) oder Rotwelsch des Pöbels, welches auch lingua janadattica oder furbesca (Gaunersprache) heist, und in jeder Provinz verschieden ist. Diese lingua furbesca wird vornemlich von Blinden, Betlern und anderem losen, herumstreichenden. Gesindel gesprochen. Von der lingua furbesca des Florentinischen Pöbels haben die Schriftsteller manchen Ausdruk und manche Redensart in die Büchersprache aufgenommen.“

Das Kapitel über die Bettler im Narrenschiff zitiert zahlreiche rotwelsche Begriffe, die nur aus dem Kontext verstehbar sind, ansonsten als „närrische Rede“ gelesen werden:

„Zu Basel auf dem Kohlenberg[10]
Da treiben sie ihr Bubenwerk.
Ihr Rotwelsch sie im Terich haben,
Ernährn bequem sich von den Gaben;
Jeder Stabil[11] ein Hornlüten[12] hat,
Die foppt, färbt, ditzet[13] durch die Stadt,
Wie sie dem Predger[14] Geld gewinne,
Der lugt, wo sei der Joham grimme[15]
Und läuft durch alle Schöchelboß[16].
Wo Rübling junen[17] ist recht los;
Hat er besevelt[18] hier und dort,
So schwänzt[19] er sich dann wieder fort,
Veralchend[20] über den Breithart[21].
Stiehlt er die Breitfüß[22] und Flughart[23].
Damit er sie flößle[24] und Lüßling[25] abschneide;
Grantner, Klantvetzer[26] geben ihm Geleite.
Gar wunderlich gehts jetzt in der Welt“[27]

Eine umfassende Wortliste hat Siegmund A. Wolf,[28] der 6436 Grundbegriffe mit jeweils oft mehreren Ableitungen auflistet und dazu genaue Quellenangaben macht. Etymologien besonders zu Wörtern jiddischen Ursprungs hat Hans Peter Althaus erarbeitet.[29]

Da Rotwelsch eine stark lokal bzw. dialektal geprägte (auch teils fachsprachlich beeinflusste) Sprachvarietät ist, findet man zwischen originalen rotwelschen Wortlisten verschiedener Autoren oft nur kleinere Schnittmengen.[30] Karl Kraus charakterisiert das so „Der deutsche Charakter einer Stadt ist ihr Lebtag noch nicht an der Sprache, die sie spricht, erkannt worden. Doch die in Wien gesprochene und geschriebene, mit diesem Kauderwelsch des Verkehrs, diesem Rotwelsch des Handels und dem Deutsch der Zeitung, ist so geartet, daß man sich wundert, wie dergleichen auch nur ein Verständigungsmittel zwischen den Wienern bilden kann.“[31] Ein großer Teil der veröffentlichten Arbeiten über Rotwelsch wurden ohne Quellenangabe kompiliert. Friedrich Christian Benedikt Avé-Lallemant hat diesen Epigonen und Plagiatoren in seinem Werk über das deutsche Gaunertum einige Kapitel gewidmet. Beispielsweise ist die Rotwellsche Grammatik von 1755 solch ein Werk ohne Eigenwert.[32]

Heute hört man Rotwelsch noch bei reisenden Handwerkern sowie bei Landstreichern, Berbern und Bettlern. Bedingt durch die Ansiedlung von Nichtsesshaften nach dem Dreißigjährigen Krieg sowie später durch Landflucht und den Übergang Fahrender ins städtische Proletariat haben sich in einigen Städten wie Berlin und in oberrheinischen, fränkischen und schwäbischen Gemeinden wie Schillingsfürst und Schopfloch lokale, z. T. nur auf bestimmte Wohnviertel beschränkte Mundarten herausgebildet, deren Wortschatz noch heute besondere Anteile von Rotwelsch aufweist.

Für den Dramatiker Heiner Müller war die Beschäftigung mit dem Rotwelsch auch ein Eintauchen in die Gegenwelten von Identität und Fremdheit der Vagabunden, die er als Seelenverwandte des Dichters sah.[33]

Beispiele aus dem Vokabular

  • ausbaldowern bzw. baldowern: „auskundschaften“, von jidd. baal „Herr“, und jidd. dowor „Sache, Wort“, also „Herr der Sache“ „baal davar“ sein
  • Bimbes: „Geld“, von bims, „Brot“ und „Geld“[34]
  • Bock: „Hunger, Gier“, von romani bokh „Hunger“, daraus auch dt. umgangsspr. Bock haben „Lust haben“
  • Bulle: „Kriminalbeamter, Polizist“, aus niederl. bol, „Kopf, kluger Mensch“
  • fechten: „betteln“ (Fechter, Fechtbruder: „Bettler“), ursprünglich besonders von Handwerksburschen oder Bettlern, die sich als Handwerksburschen ausgeben; nach einer Erklärung von 1727 sind Klopffechter „gewisse Handwerkspursche, die für Geld ihre Fechtschule halten und sich auf allerhand Gewehre miteinander herumbalgen“
  • Ganove: „Dieb“, von hebr. ganav „Dieb“
  • Kachny: „Huhn“, von romani kaxni, kahni „Huhn“
  • kaspern: „reden“
  • Kohldampf: „Hunger“, von romani kálo, „schwarz“; daraus rotw. kohlerisch „schwarz“, Kohler „Hunger“, vgl. rotw. schwarz „arm, ohne Geld“; in der Bedeutung intensiviert durch Zusammensetzung mit rotw. Dampf „Hunger, Angst“, aus dt. Dampf (übertragen auch „Angstschweiß, Bedrängnis“)[35]
  • Kober: „Wirt“, von jidd. kowo, kübbo „Schlafkammer, Bordell, Hütte, Zelt“; davon auch ankobern „anmachen, Freier aufreißen“
  • Krauter, Krauterer: „Handwerksmeister“, Etymologie unsicher, ursprünglich vielleicht Handwerker, die ihr Handwerk im Kraut, d. h. auf dem „freien Feld“, oder ohne Zugehörigkeit zu einer städtischen Innung auf dem Land ausübten
  • Kreuzspanne: „Weste, Zwangsjacke, Hosenträger“ (spannt sich über das Kreuz, d. h. den Rücken)
  • Model, Maudel, Mudel, Muldel: „Frau, Mädchen“
  • mosern, herummosern: „sich beschweren, nörgeln, meckern“. Urspr. Bedeutung aus dem jidd. massern war „verraten, ausplaudern“. Entwicklung ab dem 18. Jh. zur heutigen Bedeutung ist nicht geklärt.[36] Ein Zusammenhang mit der Person Hans Moser besteht nicht.
  • Muß, Moß: „Mädchen, Frau, Dirne“, von dt. Mutze, „Vulva“, oder dt. Musche, „Hure“
  • platt: „vertraut, sicher, gaunerisch“, von jidd. polat „entwischen, entkommen“, polit „Flüchtling“, daraus auch platte Leute „Gauner“, Platte „Bande“, Platte machen „auf der Straße leben, im Freien nächtigen“
  • Polente: „Polizei“, von jidd. paltin „Burg, Palast“
  • Sauregurkenzeit: „schwierige Zeit“, von jidd. Zóres- und Jókresszeit, (gesprochen Soires un Jokre) „Zeit der Not und der Teuerung“[37]
  • schinageln: „arbeiten“, älteste Bedeutung „Zwangsarbeit für die Obrigkeit leisten“, von jidd. schin- („Schub-“) und jidd. agolo „Karre“
  • Schmiere stehen: „Wache halten“, von jidd. shmirah „Wächter“
  • Schmu: „Profit, unredlicher Gewinn, Pfusch“, < jidd. schmuo machen „Gewinn an jemand machen durch verschmitztes Plaudern, Erzählen, Anpreisen“, jüd. (familiensprachlich) „unerlaubter Gewinn, Betrug“[29][38][39]
  • Schocher, Schokelmei: „Kaffee“, von jidd. schocher majim, aus jüd „schwarzes Wasser“
  • schofel, schovel: „schlecht, schäbig, mies, gering, übel, niedrig“ (rotw. schofel „minderwertig, gemein, schlecht, wertlos“ < jidd. schophol, schophel „gering, niedrig, schlecht“)
  • Sore: „(Hehler-) Ware, Diebesgut, Beute“, von jidd. sechoro „Ware“
  • Stachelinus, Stachelingo: „Igel“, von romani štaxêlengêro, štaxengele, štaxlengaro „Igel“ (entlehnt aus dt. Stachel)
  • stapeln, stappeln: „betteln“, vom Stab des Bettlers oder dt. stoppeln „sammeln, Ähren lesen“
  • Stenz: „Stock, Prügel“, auch „Zuhälter, Penis“, wahrscheinlich von dt. stemmen
  • Stuss: „Unsinn, Unfug, dummes Gerede“, von westjidd. shtus „dummes Zeug“, auch urspr. im Hebr. „Irrsinn, Narrheit“
  • Wolkenschieber: „Nichtstuer“, so für Leute, die das früher Erlernte vergessen haben, z. B. bettelnde Handwerker, immer mit dem Beigeschmack des Bummlers, der auch keine Arbeit sucht. So ähnlich dann auch der „Berg- und Talversetzer“ und andere ironische Bezeichnungen für real nicht existierende Berufe, die nur den Eindruck der Beschäftigung erwecken sollen, so z. B. Chausseegrabentapezierer, Leichenwagenbremser, Turmspitzenvergolder, Türklinkenputzer, Schneeschipper im Sommer oder Kirschenpflücker im Winter.[40]

Sprachverwendung

Rotwelsch ist eine gesprochene Sprachvarietät, von der kaum zusammenhängende Texte existieren. Das umfangreiche Vokabular des Rotwelschen ermöglicht es jedoch Schriftstellern, größere, gewissermaßen fingierte Textpassagen in Rotwelsch abzufassen. Ein frühes Beispiel dafür ist Johann Valentin Andreaes Turbo (1616). Als Hilfestellung für Autoren erschien bereits 1737 eine Kompilation aus einigen Wortlisten im zweiten Band der Versuche in der Teutschen Rede- Dicht- und Sprachkunst.[41] Das breitere Interesse an „Vagabunden“ und ihrer Kultur beginnt mit der Popularisierung durch die Romantiker. In der Novelle Die Glücksritter von Joseph von Eichendorff verstehen die fahrenden Gesellen, der freiheitsliebende Musikant „Klarinett“ und der zu Fuß auf Universitätswechsel befindliche Student Suppius, selbstverständlich Rotwelsch, das sie zur Tarnung benutzen.

„Beide, erst nach allen Seiten umherspähend, schlichen an die Haustür und versuchten vorsichtig zu öffnen, fanden aber alles fest verschlossen. Suppius und Klarinett verwandten kein Auge von ihnen. Jetzt bemerkten sie, wie die Fremden, an der Stalltür vorbei, quer über den Hof gingen und in der Gaunersprache miteinander redeten. «Schau», sagte der eine, «haben schöne Klebis (Pferde), werden Santzen (Edelleute) sein, oder vornehme Kummerer (Kaufleute), die nach Leipzig schwänzen (reisen).» – «Eine gute Schwärze (Nacht)», versetzte der andre, «es schlunt (schläft) noch alles im Schöcherbeth (Wirtshaus), kein Quin (Hund) bellt, und kein Strohbohrer (Gans) raschelt. Alch (troll dich), wollen die Karosse zerlegen, hat vielleicht Messen (Gelder) in den Eingeweiden.»
«Das sind verlaufe Lenninger (Soldaten)», flüsterte Klarinett, «die kommen bracken (stehlen), ich wollt, ich könnt den Mausköpfen grandige Kuffen stecken (schwere Schläge geben)!» – «Was Teufel, verstehst du denn auch das Rotwelsch?» fragte Suppius erstaunt.“[42]

Das Milieu der „Gauner“ und „Cochemer“ in der Provinz und den Einfluss, den sie – auch sprachlich – auf ihre Umwelt ausüben, schildert umfänglicher bereits 1855 der Roman Der Sonnenwirth[43], an dem besonders die kulturgeschichtliche Exaktheit gelobt wurde. Der Kriminalist und Schriftsteller Avé-Lallemant hat in seinen Polizeiromanen des 19. Jahrhunderts zahlreiche Dialoge in Rotwelsch geschaffen.[44] In einem historischen Kriminalroman, der die Halbwelt aus Tagelöhner, Huren und Ganoven des Hamburger Stadtteils St. Jakobi im Jahr 1617 schildert, sind einige Szenen des rotwelschen Milieus geschildert.[45] Die Wirren des Dreißigjährigen Kriegs und die Kultur der Entrechteten in der frühen Neuzeit, die sich in der Verfolgung zum Schutz der Geheimsprache bedienen, schildert der Roman Der Judenweg,[46] und besonders auch die Sprachkontakte des Jiddischen mit z. B. dem Lateinischen und Französischen, die in den Randgruppensprachen relevant sind, werden anschaulich geschildert.

In der Weimarer Republik wurden viele rotwelsche Begriffe der Unterwelt, in der es sowohl bei den Haberen (Zuhältern), wie den Kuttenbrunzern (Mönchen) meist um Diridari (Geld) geht, in die quasi amtssprachliche Kommunikation eingebettet. Dies wird in den Kriminalromanen um den fiktiven Münchner Ex-Kommissar und jetzt Privatdetektiv Paul Kajetan recht authentisch wiedergegeben, da der Autor dafür zeitgenössische Polizeiakten und Verhörprotokolle gesichtet hat.[47] In der in Münster angesiedelten Krimi-Serie Wilsberg wird in der Folge Doktorspiele die Kenntnis der Rotwelsch-Variante Masematte zu einem Schlüssel der Verbrechensaufklärung.

Zu den wenigen originalen Schriftbelegen gehören die „gaunersprachlichen“ Briefe, die der Stuttgarter Kriminalkommissar Metelmann in einer Badeanstalt aufgefunden hat und 1916 mit Übersetzungen veröffentlichte. Ihr Verfasser konnte nicht ermittelt werden.[48] Hier zwei Beispiele daraus:

Original

Berlin, den 15. September 1911.

Lieber Friedrich!

Bleibe vorerst noch von mir weg, denn die Lampen wegen der Berliner Leiche sind da, sonst könnte die Sache noch müß werden. Der Spindeknacker, welcher zu uns ins Café Viktoria kam, als er aus dem Zuckerhaus Lichtenburg entlassen wurde, ist mit meinem Sperrzeug abgefahren, Er gab an, einen Einbruch zu machen auf Kippe, war aber alles Kohl. Glücklicherweise hat mir Potsdamer Karl wieder ausgeholfen mit einer duften Tandelei. Ich konnte Dir nur einen blauen Lappen und 2 Pfundt schicken, denn ich habe zur Zeit nicht mehr disponsibel. Solltest Du Dich noch länger in Stuttgart aufhalten, so weiß ich Dir einen duften Krampf. Als ich nemlich am Mai mit dem Sprungathlet in Heilbronn war, um die Bankhäuser auszubaldowern, bemerkten wir, daß an einem Bankhaus „Rumelin“, Allerheiligenstraße jeden Abend ein Kassenbote mit einer Tasche nach der Hauptpost humpelt, es war aber zu helle Jahreszeit, deshalb konnten wir nichts einkassieren. Vielleicht könnte Dir der Krampf gelingen, die dabei etwa geerbten grauen und blauen Lappen werden in Berlin und Hannover schon abschwemmen. Sei aber sehr vorsichtig, denn es ist immerhin eine äußerst linke Sache. Wenn es Dir gelingt, so steige im Heilbronner Karlsthor ein und fahre über Creilsheim und Ulm nach Stuttgart oder Zürich, um unsere Lieblinge zu täuschen. Wie aber auch alles ausfallen mag und Du noch nicht hochgegangen bist, treffen wie uns bestimmt am 25. Dezember im Café Kreppke in Hannover, wohin ich auch den Münchener Bazi mitbringen werde. Die nächsten Geschäfte machen wir jedenfalls in Hamburg. Mit Gruß dein treuer

Eisbär.

Übersetzung

Berlin, den 15. September 1911.

Lieber Friedrich.

Bleibe vorerst noch von mir weg, denn die Berliner Leichenfledderei (Diebstahl an Schlafenden) hat ihre Aufklärung gefunden, sonst könnte die Sache noch mies (faul, ungünstig) werden. Der Geldschrankeinbrecher, welcher zu uns ins Cafée Viktoria kam, als er aus dem Zuchthause Lichtenburg entlassen wurde, ist mit meinem Einbrecherwerkzeug abgefahren. Er gab an, er wolle einen Einbruchdiebstahl machen, dessen Gewinn er mit mir teilen wollte, es war aber alles Schwindel. Glücklicherweise hat mir der „Potsdamer Karl“ wieder ausgeholfen mit einem glänzenden Einbruchdiebstahl. Ich konnte Dir nur einen Hundertmarkschein und zwei Zwanzigmarkstücke schicken, denn ich habe zurzeit nicht mehr verfügbar. Solltest Du Dich noch länger in Stuttgart aufhalten, so weiß ich für Dich einen glänzenden Raubanfall. Als ich nämlich im Mai mit dem „Sprungathlet“ in Heilbronn warm um die Gelegenheit zu Straftaten in Bankhäusern zu erkunden, bemerkten wir, daß in einem Bankhause „Rumelin“ jeden Abend ein Kassenbote mit einer Tasche nach der Hauptpost hinkt, es war aber eine zu helle Jahreszeit, deshalb konnten wir nichts einheimsen. Vielleicht könnte Dir der Raub gelingen, die dabei erworbenen Tausend- und Hundertmarkscheine werden wir in Berlin schon absetzen. Sei aber sehr vorsichtig, denn es ist immerhin eine äußerst schwere (hier mehr im Sinne von gefährlich aufzufassen) Straftat. Wenn es Dir gelingt, so steige im Heilbronner Karlstor ein, und fahre über Crailsheim und Ulm nach Stuttgart oder Zürich, um unsere Feinde zu täuschen. Wie aber auch alles ausfallen mag, wenn Du noch nicht festgenommen worden bist, treffen wir uns bestimmt am 25. Dezember im Café „Kröpcke“ in Hannover, wohin ich auch den „Münchener Bazi“ mitbringen werde. Die nächsten Straftaten begehen wir jedenfalls in Hamburg. Mit Gruß Dein treuer Eisbär

Original

München, den 19. September 1911.

Lieber Fritz!

Ich bin seit unserem letzten Tertchen hier. Der Eisbär ist noch in Berlin, hat mir aber geschrieben, daß ich bestimmt am 5. Dezember im Café Viktoria eintreffen soll. Vorerst sollen wir uns noch getrennt halten. Die Stuttgarter Schwaben-Anna ist gegenwärtig auch hier, sie läßt Dich schön grüßen und meint, Du hättest wohl die Breslauer Tabaks-Martha nicht mehr bei Dir. Vielleicht hat sie ein Auge auf Dich? Hüte Dich, denn sie läßt Dich einen Kuppel tanzen. Ich schleppe gegenwärtig die Affen zum Kümmelblättchen. Es ist aber nicht mehr viel los, denn die Reisezeit geht zu Ende. Weißt Du nicht, wo der Sprung-Athlet steckt? Er ist spurlos verschwunden. Hoch kann er nicht gegangen sein, sonst müßte ich es von seinem Bruder wissen. Ich hoffe, daß, wenn die Luft rein ist, wir wieder zusammenkommen, Du wirst wohl keinen Umschlag bauen. Es grüßt Dich Dein treuer

Münchener Bazi.

Übersetzung

München, den 19. September 1911.

Lieber Fritz!

Ich bin seit unserer letzten Straftat (vielleicht Falschspiel) hier. Der „Eisbär“ ist noch in Berlin, er hat mir aber mir aber geschrieben, daß ich bestimmt am 5. Dezember im Café Viktoria eintreffen soll. Vorerst sollen wie uns noch getrennt halten. Die Stuttgarter „Schwaben-Anna“ ist gegenwärtig noch hier, sie läßt dich schön grüßen und meint, Du hättest wohl die Breslauer „Tabaks-Martha“ nicht mehr bei Dir. Vielleicht hat sie ein Auge auf Dich? Hüte Dich, denn sie läßt dich wegen Kuppelei (Zuhälterei) bestrafen. Ich schleppe gegenwärtig die Bauern zum Dreiblatt. Es ist aber nich mehr viel los, denn die Reisezeit geht zu Ende. Weißt Du nicht, wo der „Sprung-Athlet“ steckt? er ist spurlos verschwunden. Festgenommen worden kann er nicht sein, sonst müßte ich es von seinem Bruder wissen. Ich hoffe, daß, wenn Sicherheit eingetreten ist, wir wieder zusammenkommen. Du wirst wohl nicht untreu werden. Es grüßt Dich

Dein treuer

Münchener Bazi.

Der regionalsprachliche Gebrauch und die Nähe zum hochdeutschen Sprachstand erlaubt es auch, das Rotwelsch, bzw. Jenische für versteckte Botschaften zu nutzen. Ein Beispiel aus dem 20. Jahrhundert ist die Karte eines Handwerkers aus Lützenhardt im Schwarzwald über seine Kriegsgefangenschaft:

„[E]s grüßt Dich nun recht herzlich Dein Mann, viele Grüße an Schofel und Bock. Also nochmals viel Glück auf ein baldiges Wiedersehen in der schönen Heimat. Viele Grüße an Mutter u. Geschwister sowie an die Deinen.“

Die russische Zensur fand an der Mitteilung des Josef Ludwig Blum keine Beanstandungen und ging davon aus, dass die Herren Bock und Schofel tatsächlich existierten. Doch die zwei Wörter Schofel („schlecht“) und Bock („Hunger“) konterkarieren den vorherigen Inhalt mit dem Hinweis auf das Lagerelend.[49]

Günther Puchner[50] hat in seinem Buch[51] bereits vorliegende deutsche Prosatexte, Gedichte und sogar einige Bibelstellen ins Rotwelsche übertragen. Als Beispiel hier die dritte Strophe des Deutschlandliedes von Hoffmann von Fallersleben auf Rotwelsch:[52]

Gleichering und Din und Fremdheit
für den Sachsen Altlatzolm,
danach müttert amen quitschen
sepperisch mit Harm und Holm.
Gleichering und Din und Fremdheit
sind des Torkels Maskenstich.
Blüh im Blanke deines Torkels,
blühe, Altlatzolm, blüh gich.

Varianten

Als andere historische Bezeichnungen mit zum Teil engerer Bedeutung, die dann bestimmte Sprechergruppen fokussieren, sind unter anderem belegt:

  • Keimisch (1475): Juden- oder Kaufmannssprache, von rotw. Keim, „Jude“, aus jidd. chajim, „die Lebenden“, als Gegenbegriff zu jidd. gojim „Nicht-Juden“, oder aus dem jüdischen Vornamen Chaim, der auf die gleiche Wurzel chajim „Leben“ oder auf den span.-portug. Vornamen Jaime zurückgeführt wird
  • Mengisch (1560): von rotw. Meng „Kesselflicker“, aus althochdt. mangari „Krämer“
  • Pleißne: Geheimsprache im Hausierhandel, Peitschenhandel im Killertal, Zollernalbkreis[53][54][55]
  • Wahlerey (1687): „Spitzbuben-Sprache“, Herkunft unsicher
  • Jenische Sprach (1714): von romani džin „wissen“, demnach in etwa „Sprache der Wissenden/Eingeweihten“
  • Jaunerisch (1720) und Jauner-Sprache (1727): von rotw. J(u)on(n)er „Falschspieler“, aus frühneuhochdt. junen „spielen“, oder aus jidd. jowon „Ionien, Griechenland“[56]
  • Kochum(er) Lohschen (1822): von jidd. chochom „klug, weise, gelehrt“, und jidd. loschon „Sprache, Zunge“
  • Kundenschall (1906): von rotw. Kunde (1828) „Handwerker auf der Walz, Bettler, Landstreicher“, aus dt. (der) Kunde in der frühneuhochdt. Bedeutung „Bekannter, Vertrauter“ (zweifelhaft ist zusätzlicher Einfluss von jidd. kun „Richtiger, Rechter“) und rotw. Schall „Gesang“; entspricht den in der Rotwelschforschung des 19. Jahrhunderts geprägten Termini „Kundensprache“, bzw. „Kundenlied“ für das rotwelsche Sprachgut der reisenden Handwerker
  • Lotegorisch: ehemalige Händlersprache im Leiningerland von jidd. Loschen ha koidesch „Jiddisch“, wörtl. „heilige Sprache“ (aus loschon „Sprache“, und koidesch „heilig“)
  • diverse Zusammensetzungen mit dem Wort -latein in der übertragenen Bedeutung „auf besonderem Wissen beruhende, nicht allen Menschen verständliche Sprache, Insidersprache“ (z. B. Bettlerlatein, Krämerlatein, Gaunerlatein).

Weitere Sprachbezüge und Ausprägungen

Literatur, chronologisch

  • Liber Vagatorum. Der betler orden. Basel 1510.[58] Eine andere Ausgabe und mögliche Vorlage ist Der bedeler ordẽ || vud or vocabular || in rotwelsch. Hans Dorn, Braunschweig 1510.
  • Martin Luther (Vorrede): Von der falschen Betler || buberey/ Mit einer Vorrede || Vnd hinden an ein Rotwelsch || Vocabularius/ daraus man die wo(e)rter/ || so yn diesem bu(e)chlin gebraucht/ || verstehen kan. Georg Rhau, Wittenberg 1528.
  • Die Rotwelsch Grammatic vnnd barlen der Wanderschafft: Dardurch den Weißhulmen geuopt, die Hautzin besefelt, vnnd die horcken vermonet. Deck, Basel ca. 1540, Digitalisat [8], enthält eine größere Zusammenstellung von Vokabeln, dann Typologien von Rotwelsch-Sprechern.
  • Spitzbuben-Sprache oder Wahlerey und Roth-Welsch. Wie solche von dem inhafftirten Andreas Hempeln angegeben worden. Ca. 1687. Digitalisat: [9]
  • Wörter=Buch von der Zigeuner=Sprache. Frankfurt und Leipzig 1755. Reprint, hgg. u. komm. v. Klaus Siewert u. Norbert Boretzky, Auf der Warft, Hamburg; Münster 2020.
  • Friedrich Ludwig Adolf von Grolmann: Wörterbuch der in Teutschland üblichen Spitzbuben-Sprachen, In 2 Bänden, die Gauner- u. Zigeuner-Sprache enthaltend. Müller, Giessen 1822.
  • Joseph Karl von Train (Hg): Chochemer Loschen. Wörterbuch der Gauner- und Diebs- vulgo Jenischen Sprache, nach Criminalacten und den vorzüglichsten Hülfsquellen für Justiz-, Polizei- u. Mauthbeamte, Candidaten der Rechte, Gendarmerie, Landgerichtsdiener und Gemeindevorsteher. Gödsche, Meißen 1833, Digitalisat [10].
  • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Rotwelsch. In: Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst. Bd. 1 (1854), S. 329–342.
  • Friedrich Christian Avé-Lallemant: Das deutsche Gaunerthum in seiner social-politischen, literarischen und linguistischen Ausbildung zu seinem heutigen Bestande. Brockhaus, Leipzig 1858.
  • Franz von Miklosich: Beiträge zur Kenntnis der Zigeunermundarten. 4 Bände, Gerold, Wien 1874–1878, Reprint, Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1984, Teilabdruck als Digitalisat [11]
  • Heinrich Houben: Leitfaden zum Krämerlatein, genannt Henese-Fleck. Giskes & Becker, Breyell 1888.
  • Carl Kahle: Die fahrenden Leute der Gegenwart und ihre Sprache. Ein Beitrag zur Geschichte des Vagabundentums und des Gaunerwesens. Bauch, Gera 1889.
  • Friedrich Kluge: Rotwelsches Quellenbuch (= Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der Gaunersprache und der verwandten Geheimsprachen. Band 1. Straßburg 1901 (Reprint De Gruyter, Berlin 1987, ISBN 3-11-010783-X). Inhaltsverzeichnis: [12]. Digitalisat.
  • Hans Ostwald: Rinnsteinsprache. Lexikon der Gauner-, Dirnen- und Landstreichersprache. Harmonie, Berlin 1906.
  • Louis Günther: Beiträge zur Systematik und Psychologie des Rotwelsch und der ihm verwandten deutschen Geheimsprachen. II. Die Stände, Berufe und Gewerbe. In: Archiv für Kriminalanthropologie und Kriminalistik. 47. Band, Leipzig 1912 [Digitalisat https://www.projekt-gutenberg.org/grossh/kriminal/chap001.html]
  • Louis Günther: Die deutsche Gaunersprache und verwandte Geheim- und Berufssprachen. Leipzig 1919 (Reprint-Verlag Leipzig, Holzminden 2001, ISBN 3-8262-0714-9).
  • Petrikovits, Albert: Die Wiener Gauner-, Zuhälter- und Dirnensprache. Öffentliche Sicherheit, Wien 1922.
  • Wilhelm Polzer: Gauner-Wörterbuch für den Kriminalpraktiker. J. Schweitzer, München usw. 1922.
  • Karl Treimer: Das tschechische Rotwelsch. Entstehung und Schichten. Winter, Heidelberg 1937.
  • Ragnvald Iversen: The Rodi (Rotwelsch) in Norway. Secret Languages in Norway, Vol. 2. Dybwad i komm., Oslo 1945.
  • Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen. Deutsche Gaunersprache. Bibliographisches Institut, Mannheim 1956.
  • Günter Puchner: Sprechen Sie Rotwelsch. 2448 Wörter und Redewendungen der deutschen Gaunersprache. Deutsch – Rotwelsch. Heimeran, München 1975, 2. Aufl.
  • Günter Puchner: Kundenschall. Das Gekasper der Kirschenpflücker im Winter. Dtv, München 1976, ISBN 3-423-01192-0 (1. Aufl. bei Heimeran, München 1974, ISBN 3-7765-0192-8)
  • Robert Jütte: Sprachsoziologische und lexikologische Untersuchungen zu einer Sondersprache. Die Sensenhändler im Hochsauerland und die Reste ihrer Geheimsprache (Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Beiheft 25). Steiner Verlag, Wiesbaden 1978, ISBN 3-515-02660-6.
  • Rudolf Fricke: Das Rotwelsch der Knochenhauer aus unserer engeren Heimat.In: Braunschweigischer Kalender, Jg. 8 (1978), S. 55
  • Günter Puchner: Ein Arm voll Schmonzes. Gedichte. Fischer, Frankfurt (Main), 1983 (weitere Übersetzungen von „Klassikern“ ins Rotwelsch)
  • Rosemarie Lühr, Klaus Matzel: Zum Weiterleben des Rotwelschen. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik (ZDL), Jg. 57 (1990), Heft 1, S. 42–53, ISSN 0044-1449.
  • Hartwig Franke: Zur inneren und äußeren Differenzierung deutscher Sondersprachen. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik (ZDL), Jg. 58 [1991], S. 56–62, ISSN 0044-1449.
  • Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen. Deutsche Gaunersprache. Buske, Hamburg 1994, ISBN 3-87118-736-4.
  • Klaus Siewert (Hrsg.): Rotwelsch-Dialekte. Symposium Münster 10.–12. März 1995 (Sondersprachenforschung; Bd. 1). Harrassowitz, Wiesbaden 1996, ISBN 3-447-03788-1.
  • Klaus Siewert (Hrsg.): Olf, bes, kimmel, dollar, hei ...Handwörterbuch der Münsterschen Masematte. Waxmann, Göttingen 1996.
  • Roland Girtler: Rotwelsch. Die alte Sprache der Diebe, Dirnen und Gauner. Böhlau, Wien 1998, ISBN 3-205-98902-3.
  • Yaron Matras: The Romani element in German secret languages. Jenisch and Rotwelsch. In: Ders. (Hrsg.): The Romani element in non-standard speech (Sondersprachenforschung; Bd. 3). Harrassowitz, Wiesbaden 1998, S. 193–230, ISBN 3-447-04071-8.
  • Peter Honnen: Geheimsprachen im Rheinland. Eine Dokumentation der Rotwelschdialekte in Bell, Breyell, Kofferen, Neroth, Speicher und Stotzheim (= Rheinische Mundarten. Band 10). 2. Auflage. Rheinland-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-7927-1728-X (mit CD).
  • Hansjörg Roth: Jenisches Wörterbuch. Aus dem Sprachschatz Jenischer in der Schweiz. Huber, Frauenfeld 2001, ISBN 3-7193-1255-0.
  • Georg Schuppener: Bibliographie zur Sondersprachenforschung (Sondersprachenforschung; Bd. 6). Harrassowitz, Wiesbaden 2002, ISBN 3-447-04510-8.
  • Thorsten Weiland: Das Hundeshagener Kochum. Ein-Rotwelsch-Dialekt von Wandermusikanten aus dem Eichsfeld. Quellen, Wörterbuch, Analyse. Schöningh, Paderborn; München 2003, Digitalisat [13]
  • Hansjörg Roth: Barthel und sein Most. Rotwelsch für Anfänger. Huber, Frauenfeld 2007, ISBN 3-7193-1462-6.
  • Bernhard Gamsjäger: Musikantensprache. In: Rudolf Flotzinger (Hrsg.): Oesterreichisches Musiklexikon, Bd. 3. ÖAW, Wien 2004, S. 1515, ISBN 3-7001-3045-7 (auch online, letzte Änderung 2009).
  • Manfred E. Theilacker: Der Kochemer Loschen – die Sprache der Klugen. Zur Sozialgeschichte einer Sondersprache des Wanderhandels, der Hausierer, Bettler und Viehhändler in Württemberg. Landes- und Wirtschaftsgeschichte, Band 27. Thorbecke, Ostfildern 2017.
  • Danzer, Günter: Sammlung und (Be-)Deutung von jenischen (rotwelschen) Wörtern im süddeutschen Sprachraum, in Österreich, der Schweiz und in Südtirol. Einhorn, Schwäbisch Gmünd 2019.
  • Martin Puchner: Die Sprache der Vagabunden. Eine Geschichte des Rotwelsch und das Geheimnis meiner Familie Aus dem Englischen von Matthias Fienbork, Siedler, München 2021.[59]

Weblinks

Wiktionary: Rotwelsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Spitzbuben-Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sebastian Brant: Das Narrenschyff. Johann Bergmann von Olpe, Basel 1494
  2. Jasmina Cirkic: Rotwelsch in der deutschen Gegenwartssprache. Dissertation, Gutenberg-Universität Mainz, 2008 [1]
  3. In der seiner 5. Auflage sind es mehr als 70 Wörter mit rotwelscher oder gaunersprachlicher Herkunft. Duden – Deutsches Universalwörterbuch. Hg.v. Anette Auberle u. Kathrin Kunkel-Razum. Brockhaus, Mannheim 2003, 5., überarb. Aufl., s. a. Duden: Rotwelsch, Rotwelsche
  4. Hansjörg Roth: Jenisches Wörterbuch. Aus dem Sprachschatz Jenischer in der Schweiz. Huber, Frauenfeld 2001, S. 70–88 ISBN 3-7193-1255-0
  5. Eduard Engel: Sprich Deutsch! Ein Buch zur Entwelschung. Hesse & Becker, Leipzig 1916, Digitalisat [2]
  6. Anton Hafner: Xenophobie des feinen Mannes. Der Sprachpurismus und seine falschen Prämissen. In: Neue Zürcher Zeitung, Jg. 141 Nr. 192 (19. August 2000), Zeitzeichen S. 65
  7. Walter Benjamin: Räuberbanden im alten Deutschland. . In: Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser (Hrsg.): Gesammelte Schriften. Band VII, 1, Suhrkam,Frankfurt (Main) 1989, S. 152–158, hier S. 152
  8. Jan Pfaff: Vergessene Geheimsprache Rotwelsch: Das Erbe. In: Die Tageszeitung: taz. 6. September 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. Februar 2020]).
  9. Carl Ludwig Fernow: Römische Studien. Dritter Theil. Gessner, Zürich 1808, hier S. 295f
  10. Ein verrufener Stadtteil, der als Freistätte der Bettler diente
  11. Brotsammler
  12. Zuhälterin
  13. lügt
  14. Bettler
  15. Wo der Wein gut sei
  16. Wirtshäuser
  17. Würfel spielen
  18. betrogen
  19. Macht sich davon
  20. wandernd
  21. über die Heide
  22. Gänse, Enten
  23. Hühner
  24. ertränke
  25. Hals
  26. Bettler, die Krankheiten vortäuschen
  27. Übersetzung von H.A.Junghans, Reclam, Stuttgart 1964 vom Kapitel 'Von bettleren',S. 162 im Digitalisat [3]
  28. Siegmund A. Wolf: Deutsche Gaunersprache. Wörterbuch des Rotwelschen. Buske, Hamburg 1983,
  29. a b Hans Peter Althaus: Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft. Beck, München 2003
  30. Siehe dazu die Beiträge von Sievert, Treimer und Ingversen in der Literaturliste
  31. Karl Kraus: Die Handelssprache. In: ders: Die Sprache. Die Fackel, Wien 1937
  32. Das deutsche Gaunerthum in seiner social-politischen, literarischen und linguistischen Ausbildung zu seinem heutigen Bestande. […] Vierter Theil. Brockhaus, Leipzig 1858–1862, (Werke (als Digitalisat und Volltext) von Rotwelsch im Deutschen Textarchiv.), (Digitalisate: Erster Theil; Zweiter Theil; Theil 3; Vierter Theil).
  33. Heiner Müller: Rotwelsch. Merve, Berlin 1982, S. 81ff, siehe dazu Frank Hörnig: Heiner Müller im Dialog mit sich selbst . In: Ian Wallace (Hg.): Heiner Müller. Probleme und Perspektiven. Bath-Symposion 1998. Rodopi, Amsterdam 2000, S. 309–321
  34. Andrea Lehr, Matthias Kammerer, Werner Wolski, Klaus-Peter Konerding, Angelika Storrer: Sprache im Alltag: Beiträge zu neuen Perspektiven in der Linguistik : Herbert Ernst Wiegand zum 65. Geburtstag gewidmet. Walter de Gruyter, 2001, ISBN 978-3-11-016456-5, S. 406 (google.de [abgerufen am 8. Januar 2022]).
  35. Redewendung – Kohldampf schieben auf geo.de, abgerufen am 30. November 2021
  36. Woher kommt mosern?
  37. Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. 5 Bände, Freiburg i. Br. 1991, Band 2, S. 599, s. v. Gurke
  38. Siegmund A. Wolf unterscheidet zwischen Schmu „Vulva“ (Etymologie ungeklärt) und Schmuh „Gewinn niedriger, unreelller Art“ (Etymologie wie Hans Peter Althaus)
  39. Vgl. auch Christine Demel: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 437 („Schmusen und Handeln“ mit Wein: der Händler kauft den Häckern ihren Most oder Wein ab und verdient am Weiterverkauf. Zum jüdischen „(Wein-)Schmußer Liebmann-Herz“).
  40. vgl. im Literaturverzeichnis Ostwald 1906 S. 80, Günther 1912, sowie Puchner 1976
  41. Versuche in der Teutschen Rede- Dicht- und Sprachkunst, zur aufnahme derselbigen gemacht und herausgegeben von einigen mitgliedern der vertrauten Rednergeselschaft. in Thüringen. Sigmund Heinrich Hofmann, Weimar 1737, S. 207–229 als Kurzgefaßte nachricht von der Zigeuner und Rothwälschen sprache, nebst einem verzeichnisse der wörter aus dieser letztern
  42. Joseph Freiherrn von Eichendorff: Die Glücksritter. In: Werke, Vierter Theil, S. 343–396, hier S.362, Athenaeum, Berlin 1841
  43. Hermann Kurz: Der Sonnenwirth. Schwäbische Volksgeschichte aus dem vorigen Jahrhundert. Meidinger Sohn & Cie, Frankfurt (Main) 1855
  44. Mechulle-Leut'. Ein Polizeiroman. Brockhaus, Leipzig 1867. (Digitalisat Band 1), (Band 2)
  45. Albrecht Sommerfeldt: Von Huren, Bettlern und Glunterschratzen. Bookmundo, POD 2021
  46. Ruth Weiss: Der Judenweg. Mosse, Berlin 2004
  47. Robert Hültner: Walching (1993) ISBN 3-442-72141-5, Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski (1995), Die Godin (1997) ISBN 3-442-72884-3, Inspektor Kajetan und die Betrüger (2004) ISBN 3-442-75119-5, Inspektor Kajetan kehrt zurück' (2009) ISBN 978-3-442-74322-3 und Am Ende des Tages (2013) ISBN 978-3-442-75185-3, alle btb/Goldmann; vgl. auch die Rezension [4]
  48. Metelmann: Beitrag zur Kenntnis der Verbrechersprache. In: Deutsche Strafrechts-Zeitung. Liebmann, Berlin 1916. Band III, Heft 9/10, Spalte 405–409, der ganze Aufsatz als Transkript hier [5].
  49. Christian Efing: Das Lützenhardter Jenisch: Studien zu einer deutschen Sondersprache. Harrassowitz, Wiesbaden 2005, ISBN 3-447-05208-2, S. 74.
  50. Über den Autor und sein Interesse an der Wiederbelebung des Rotwelschen schreib sein Neffe Martin Puchner in die Die Sprache der Vagabunden, s. Literaturverzeichnis
  51. Günter Puchner: Kundenschall – Das Gekasper der Kirschenpflücker im Winter. Heimeran, München 1974.
  52. Günter Puchner: Kundenschall – Das Gekasper der Kirschenpflücker im Winter. Heimeran, München 1974, S. 129. Etymologische Erklärungen, die weitestgehend auf Wolf zurückgehen, finden sich auf S. 225–281
  53. Werner Metzger: Albvereinsblätter – Festrede 125 Jahre Albverein. Hrsg.: Schwäbischer Albverein Stuttgart. S. 3.
  54. Zu Pleißne Burladingen siehe Werner Metzger: Festrede 125 Jahre Schwäbischer Albverein. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins 2013, Stuttgart, 4. Mai 2013.
  55. Ludwig_Bosch
  56. Vgl. Duden online: Gauner
  57. den regional- und sprachgeschichtlichen Zusammenhang klärt Wolfgang Schemann in Münster – wie es labert, schmust und rakawelt: Ein Sprachführer für Masemattenfreier. Aschendorff, Münster 2017 und Münster. Noch tofter als jovel. Ein Stadtführer für Masemattenfreier. Aschendorff, Münster 2018
  58. Die Autorenschaft wird u. a. dem Baseler Drucker Pamphilus Gengenbach zugeschrieben. Dazu Karl Goedeke: Pamphilus Gengenbach. Rümpler, Hannover 1856, S. 343–517, Digitalisat [6]. S. 515ff werden die sprachlichen und editorischen Indizien diskutiert, die für Gengenbach sprechen.
  59. Gespräch über sein Buch in: [7] WDR 5 Neugier genügt – Redezeit. 26. Oktober 2021