Jörgen Kock

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jörgen Kock
Jörgen Kocks Haus in Malmö

Jörgen Kock (* 1487; † 1556) war Bürgermeister von Malmö und führte dort die Reformation ein.

Leben

Jörgen Kock wurde vermutlich in Westfalen geboren. Die Heirat mit Sidse Cortsdatter († 1553), der Witwe von Walter Kniphoff, eines wohlhabenden Malmöer Bürgers, ermöglichte ihm den Eintritt in die höhere städtische Gesellschaft. Sein Stiefsohn aus der ersten Ehe seiner Frau war Claus Kniphoff. 1518 wurde er, durch umfassenden Handel bereits wohlhabend, zum Münzmeister von Malmö. Die Münzprägerei, die sich ursprünglich auf der landesherrlichen Burg Malmöhus befand, verlegte er einige Jahre nach deren Ausbau 1520 auf sein Privatgrundstück.[1] In den folgenden Jahren unterstützte Kock den dänischen König Christian II. bei der Finanzierung seiner kriegerischen Unternehmungen, indem er minderwertige Münzen prägte. Er begleitete den König auch nach Stockholm und wurde Zeuge des Stockholmer Blutbads. Das dabei konfiszierte Silber nahm er nach Malmö mit und prägte daraus Münzen.[1] 1523 wurde er Bürgermeister von Malmö. Als in diesem Jahr jedoch abzusehen war, dass Christian II. sich nicht an der Macht halten konnte, schlug Kock sich auf Seiten Friedrichs I. und übergab die Stadt im Januar 1524 an Friedrich, dem er bis zu dessen Tod 1533 loyal folgte. Er behielt das Münzrecht. 1526 wurde er in den Adelstand erhoben.

Jörgen Kock setzte sich für die Reformation ein und spielte eine wichtige Rolle in der gesamten dänischen Reformationszeit. Bereits im Mai 1527 ließ er den aus Malmö gebürtigen, zum Luthertum übergetretenen Priester Claus Mortensen Tøndebinder in Malmö predigen, zunächst in abgelegenen Kapellen am Stadtrand. Wegen des großen Zulaufes erlaubte er die evangelische Predigt und den Gesang von Kirchenliedern in der Volkssprache auch bald in der Hauptkirche St. Petri, wenn dort keine anderen Gottesdienste stattfanden.[2] Zwar wurde Tøndebinder im September 1527 durch den Erzbischof von Lund der Stadt verwiesen, aber die Reformation war nicht aufzuhalten. 1528 beantragte Kock beim König die Erlaubnis, die Bettelorden-Klöster in ein Hospital und Rathaus umwandeln zu dürfen. Zwar verlangte der König, dass die Mönche freiwillig auszögen, doch die Bürger vertrieben sie gewaltsam. Im folgenden Jahr stellte Kock neben dem mit königlichem Schutzbrief zurückgekehrten Tøndebinder zwei weitere evangelische Prediger ein. 1530 wurde Malmö als erste Stadt in Schweden evangelisch. Vom König wurde er dafür lebenslang mit den Einkünften des Prämonstratenser-Klosters in Östra Tommarp belohnt.

Als König Friedrich I. 1533 starb und die altgläubigen Bischöfe verhindern wollten, dass dessen ältester Sohn Herzog Christian, der sich in Hadersleben bereits als Unterstützer der Reformation erwiesen hatte, ihm als König nachfolgte, suchte Kock Verbündete für die evangelische Sache. Er fand sie in dem Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever. Nach dem Vorbild Lübecks planten er und der Kopenhagener Bürgermeister Ambrosius Bogmacker die Umwandlungen ihrer Städte in freie Reichsstädte.[1] In der eigene Stadt fühlten sich bürgerliche Kaufleute, viele von ihnen evangelisch, jedoch durch das in den vergangenen Jahren zu einer starken Festung ausgebauten und von katholischen Adligen besetztes Malmöhus bedroht. Kock lockte den königlichen Lehnsmann Mogens Gyldenstierne aus der Burg, ließ verhaften und die königliche Burg unter seine Kontrolle bringen.

Obwohl Herzog Christian 1534 doch zum König gewählt wurde, unterstützte Kock gemeinsam mit Christoph von Oldenburg den Versuch Christians II., in der sogenannten Grafenfehde den dänischen Thron zurückzuerlangen, und öffnete Malmö für die Lübecker und ihre Verbündeten. Am 13. Januar 1535 nahm er an der Schlacht von Helsingborg teil, wo die Lübecker und ihre Verbündeten eine Niederlage erlitten. Auch nach Lübecks Kapitulation im Juli 1535 hielt Malmö an seinem Widerstand fest. Im Frühjahr 1536 traf sich Kock dann auf Schloss Kalundborg zu Verhandlungen mit König Christian III. Am 6. April 1536 unterwarf sich Malmö dem König. Kock selbst wurde vom König zu seinem Schutz vor den Bischöfen und dem katholischen Adel nach Schleswig-Holstein geschickt und kehrte erst Ende des Jahres nach Malmö zurück. Nach seiner Rückkehr unterstützte er nach 1538 den Wiederaufbau der Malmöer Stadtfestung Malmöhus aus eigener Tasche. 1540 wurde er vollständig rehabilitiert und wieder Bürgermeister, was er bis zu seinem Tod blieb. Das Amt des Münzmeisters übte er nach 1536 nicht mehr aus.

Fragment von Jörgen Kocks Grabstein in der Petrikirche in Malmö

Als Bürgermeister leitete Kock umfassende Baumaßnahmen; unter anderem ließ er für den großen Marktplatz (Stortorget) und das Rathaus ganze Straßenzüge abreißen. Am Rande des Platzes kaufte er 1522 ein großes Grundstück, auf dem er sich ein eigenes herrschaftliches Haus errichten ließ, das heute noch steht. 1524 war Gustav I. Wasa dort sein Gast. Da seine Ehe kinderlos blieb, setzten er und seiner Frau in ihrem Testament ein Legat ein, nach dem alle Armen der Stadt täglich einen Laib Brot erhalten sollten. Das Ehepaar wurde vor dem Hauptaltar der Petrikirche beigesetzt.

Literatur

  • Friis, Astrid: Kock, Jørgen; in: Dansk Biografisk Leksikon, 3. Auflage 1981; Bd. 8, S. 134ff.
  • Grell, Ole Peter: Jørgen Kock - En Studie i Religion og Politik i Reformationstidens Danmark; in: Profiler i Nordisk Senmiddelalder og Renaissance, Festskrift til Poul Enemark (Arusia Historiske Skrifter II); Århus 1983, S. 113–126.
  • Posselt, Gert: Jørgen Kock in: Den Store Danske.

Einzelnachweise

  1. a b c Myntmästaren i Malmöhus (schwedisch)
  2. H. F. Rørdam: Tøndebinder, Claus Mortensen, in: Dansk Biografisk Leksikon XVII, S. 626–628.