Jürgen Ulderup

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jürgen Ulderup (* 11. Oktober 1910 in Cuxhaven; † 23. April 1991 in Stemwede-Haldem) war ein deutscher Unternehmer und Gründer der nach ihm benannten Dr.-Jürgen-Ulderup-Stiftung.[1]

Leben

Jürgen Ulderup wurde zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs in Cuxhaven an der Nordsee geboren.[1]

1934 schrieb Ulderup an der damaligen Technischen Hochschule, der jetzigen Technischen Universität Berlin, seine Dissertation Der Stand des Weltluftverkehrs und seine Probleme, insbesondere in Deutschland.[2]

Ende 1933 wurde er Assistent des Vorstands der „Auto Union AG“ in Zschopau. Im November 1934 kam Ulderup wegen regimekritischer Äußerungen in das KZ Sachsenburg bei Frankenberg (Sachsen). Nach der Freilassung wenige Wochen später wurde er im Januar 1935 in das DKW-Werk Spandau versetzt, 1936 übernahm er Aufbau und Leitung des Vertriebs der „Mitteldeutschen Motorenwerke“. Um weiteren Schwierigkeiten mit dem NS-Regime zu entgehen, trat Ulderup 1935 der Reiter-SS und 1937 der NSDAP bei. 1941 wechselte er als Leiter des Technischen Hauptbüros im Motorenbau zu den „Junkers Flugzeug- und Motorenwerken“ (JUMO) in Dessau.

Ab März 1944 war er Betriebsführer der Zittwerke Aktiengesellschaft, einem Tarnunternehmen der Junkers-Werke, in dem auch KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden.

Anfang April 1945 verhaftete und überstellte ihn die Gestapo wegen Wehrkraftzersetzung ins Polizeigefängnis nach Prag. Unter Bewachung arbeitete er weiter, zuerst im Junkers-Werk Prag, dann wieder in Zittau, wo er sich vor dem Einmarsch der sowjet. Truppen absetzte und zu seiner Familie nach Neuenrade (Schleswig-Holstein) floh.[3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg und noch zur Zeit der Britischen Besatzungszone gründete Ulderup das im Jahr 1947 in das Handelsregister der Stadt Diepholz eingetragene Unternehmen Lemförder Metallwarengesellschaft (LMG).[1]

Ulderups Lebenswerk war der Aufbau des Unternehmens ZF Lemförder, mit dem er wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region um den Dümmer beitrug und das später Teil der international tätigen Aktiengesellschaft-Gruppe der ZF Friedrichshafen wurde.[4]

Knapp ein Jahrzehnt vor seinem Ableben gründete der Unternehmer im Jahr 1983 gemeinsam mit seiner Ehefrau Irmgard (1922–2011) die Dr.-Jürgen-Ulderup-Stiftung, die im Februar 2009 mit der Irmgard-Ulderup-Stiftung zur Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung zusammengefasst wurde.[4]

Schriften

  • Der Stand des Weltluftverkehrs und seine Probleme, insbesondere in Deutschland (= Neue deutsche Forschungen. Abteilungen Betriebswirtschaftslehre, Bd. 1; = Bd. 17 der Gesamtreihe), Dissertation 1934 an der Technischen Hochschule in Berlin, 157 Seiten, Berlin: Junker und Dünnhaupt, 1935[2]

Ehrungen

  • Das Berufsbildungszentrum Dr. Jürgen Ulderup in Diepholz, Schlesierstraße 13, wurde nach dem Unternehmer Ulderup benannt.[5]

Literatur

  • Alexander Hesselbarth (Verantw.): ZF Lemförder Metallwaren AG: Kleine Chronik – ZF Lemförder, Hrsg. ZF Lemförder Fahrwerktechnik AG & Co., 31 Seiten mit zahlreichen Illustrationen, Bramsche: Rasch, [ca. 2001].
  • Michael Kamp, Ina Deppe, Robert Kieselbach: Jürgen Ulderup (1910 bis 1991). Manager, Unternehmer und Stifter, August Dreesbach Verlag, München 2018, ISBN 978-3-944334-75-2.[6]
  • Don Rolando: Die Zittwerke – Dr. Jürgen Ulderups geheime und unbekannte Schaltstelle des HOLOCAUST. 2019, ISBN 978-3-00-064285-2.
  • Werner Schwipps: Annäherungen an Jürgen Ulderup. Der Lebensweg eines deutschen Unternehmers, hrsg. von der Lemförder Metallwaren AG, 84 Seiten mit zahlreichen Illustrationen, Lemförde, Bramsche: Rasch, 1997, ISBN 3-932147-01-4.
  • Rolf Spilker: Ein Anfang. Notizen zur Entstehung der Lemförder Metallwarengesellschaft mbH. In: Rolf Spilker (Hrsg.): Richtig in Fahrt kommen: Automobilisierung nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland. eine Ausstellung des Museums Industriekultur Osnabrück. Rasch, Bramsche 2012, ISBN 978-3-89946-212-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Niedersächsische Personen: Ulderup, Jürgen. (Nicht mehr online verfügbar.) Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, archiviert vom Original am 31. Juli 2017; abgerufen am 18. September 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gwlb.de
  2. a b Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek nebst Querverweisen
  3. Horst Meyer: Biographie auf www.deutsche-biographie.de. In: Neue Deutsche Biographie 26. 2016, abgerufen am 26. September 2022.
  4. a b Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung – Stiftungsauftrag mit einem klaren Ziel: Bildung - ein Leben lang. Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung, abgerufen am 6. September 2020.
  5. Namensgeber – Wer war Dr. Jürgen Ulderup? Berufsbildungszentrum Dr. Jürgen Ulderup, abgerufen am 6. September 2020.
  6. Michael Kamp, Ina Deppe, Robert Kieselbach: Jürgen Ulderup (1910 bis 1991) – Manager, Unternehmer und Stifter. August Dreesbach Verlag, abgerufen am 6. September 2020 (Kurzbeschreibung).