Liste von Kölner Erklärungen

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Der Begriff Kölner Erklärung, zuweilen auch Kölner Aufruf, wird bei vielen in der Kongressstadt Köln veröffentlichten Erklärungen verwendet, die „Erklärungen“ sind deshalb nach Ausgabejahr gelistet.

1985: Kölner Aufruf der europäischen Städte und Gemeinden

Vertreter von 47 Städten und Körperschaften aus 9 Europäischen Ländern unterzeichneten am 19. September 1985 bei der Ersten Europäischen Konferenz über Städte und Entwicklung den Aufruf Von der Wohltätigkeit zur Gerechtigkeit, der nach dem Nord-Süd-Bericht von 1980 erstmals dazu aufforderte, entwicklungspolitische Maßnahmen partnerschaftlich als kommunale Aufgabe anzusehen und durch eine Regionalisierung auch effektiver zu gestalten.[1] In Folge dieses Aufrufs entstanden einige Städtepartnerschaften mit Städten in Städten des globalen Südens: Zum Beispiel Köln mit Corinto (Nicaragua) und Hürth mit Kabarnet in Kenia (beide 1988). Drei Jahre später wurde die Mainzer Erklärung verfasst, die der Anlass für die Gründung von vielen lokalen Nord-Süd-Foren war.

1989: „Wider die Entmündigung – für eine offene Katholizität“

Das kurz als Kölner Erklärung bezeichnete Memorandum „Wider die Entmündigung – für eine offene Katholizität“ wurde 1989 veröffentlicht. Die Erklärung kritisiert den ihrer Auffassung nach autoritären Stil von Johannes Paul II. sowie dessen Verhalten bezüglich der Erteilung der kirchlichen Lehrerlaubnis (Missio canonica). Sie wurde weltweit von über 700 Theologinnen und Theologen getragen.

Siehe: Kölner Erklärung (1989)

1999: Kölner Erklärung des Internationalen Symposions „Schulen für Europa“

Sie hatte zum Thema die Erstellung von Leitideen für eine optimale Europaschule. Sie ist eine Selbstverpflichtung, bei der Schulen untereinander Erfahrungen austauschen und gemeinsam Projekte durchführen.[2]

2002: „Lokale Demokratie stärken, die europäische Demokratie verwirklichen“

Eine Erklärung der Oberbürgermeister der deutschen Eurocities-Städte zur Stärkung der Demokratie auf lokaler Ebene.[3]

2002: „Kölner Erklärung zum Industrie- und Dienstleistungsstandort Deutschland“

Eine Forderung des deutschen Industrie- und Handelskammertages zur Vernetzung des Industrie- und Dienstleistungssektors.[4]

2007: „En Route to the Knowledge-Based Bio-Economy“

Eine Erklärung zur Biotechnologie.[5]

2008: „Kölner Erklärung zu Menschenrechtsverletzungen in Bezug auf die Bahai im Iran“

Eine 2008 veröffentlichte Erklärung gegen Menschenrechtsverletzungen in Bezug auf die Bahai im Iran.[6][7]

2009: „Kölner Erklärung zum Selbstverständnis der Universität“

Am 26. November 2009 erklärten sich die Lehrenden der Universität Köln im Rahmen des sogenannten Bildungsstreiks mit den Studenten solidarisch. In diesem Zusammenhang entwickelten sie einen Forderungskatalog, der diesen Bildungsstreik ins Zentrum des öffentlichen Meinungsbildungsprozesses rücken sollte. Die Forderungen erstrecken sich von der Redemokratisierung der Hochschulen und dem Ende der epistemologischen Säuberungen an der Hochschule über die Abschaffung der Studiengebühren sowie der Bachelor- und Masterstudiengänge und deren sofortiger unbürokratischer Rückführung in die alten Diplom- und Magisterstudiengänge bis hin zu tatsächlicher akademischer Freiheit und zum Ende der Dequalifikation und Prekarisierung der Lehrenden. Die Kölner Erklärung 2009 stellt somit eine Aufforderung an Rektorat und Dekanate dar, sich der Bildungsdebatte zu stellen und so die Interessen der Studenten und Universitätsangestellten zu wahren. Sie wurde am 30. November 2009 im Internetauftritt des Bildungsstreiks Köln veröffentlicht und zur Unterzeichnung freigegeben. In den ersten drei Tagen nach ihrer Veröffentlichung wurde sie von mehr als 400 Personen unterzeichnet. Bis März 2010 haben mehr als 1350 die Kölner Erklärung unterstützt.[8]

2014: Kölner Erklärung zur Städtebau-Ausbildung – „Die Stadt zuerst!“

Ein Grund für die mangelnde stadträumliche und atmosphärische Qualität heutiger Planungen liege in der Ausbildung, befinden die Autoren der Erklärung: Städtebau werde nicht mehr in einer umfassenden Weise gelehrt, die auf die Qualität der resultierenden gebauten Stadträume ausgerichtet sei. Stattdessen seien die verschiedenen Teildisziplinen wie Architektur, Stadt- und Raumplanung oder Verkehrsingenieurswesen ihrer Eigenlogik verpflichtet und beachteten nicht genügend das Gesamtresultat der gebauten Stadt.

Um dieses Problem der Städtebau-Ausbildung zu erfassen, zu analysieren und anzugehen, kamen am 15. November 2013 und am 14. März 2014 in Köln auf Initiative von Peter Zlonicky und Christoph Mäckler, der das Deutsche Institut für Stadtbaukunst leitet, hochrangige Vertreter der Disziplinen Architektur, Stadt- und Raumplanung sowie Baugeschichte aus den Bereichen der Hochschullehre und der Stadtplanungsämter zusammen.

Dramatisch war die Analyse: Die Ausbildungsgänge produzierten kein städtebaulich befähigtes Personal, wie es die Städte eigentlich brauchen würden. Um einen Prozess der Ausbildungsreform in Gang zusetzen, verfassten sie gemeinsam die Kölner Erklärung zur Städtebau-Ausbildung.[9]

2016 „Kölner Botschaft“

Nach den Silvesterübergriffen in der Neujahrsnacht auf 2016 um den Dom/Hauptbahnhof riefen eine Reihe Kölner Prominenter aus Kirche, Medien, Sport und Kultur, Literatur und Wissenschaft am 21. Januar im Kölner Stadt-Anzeiger auf zu: Keine Toleranz gegenüber sexueller Gewalt, Kampf gegen bandenmäßige Kriminalität, Konsequenzen aus dem Behördenversagen und Schluss mit fremdenfeindlicher Hetze. Unter den Verfassern und Erstunterzeichnern sind Frank Schätzing, Christiane Woopen, Wolfgang Niedecken, Navid Kermani, Rosemarie Trockel, Werner Spinner, Rainer Maria Woelki, Mariele Millowitsch, Bettina Böttinger und Fatih Çevikkollu. Der Text fand vielfache Verbreitung und vielfache Zustimmung.[10]

Literatur

  • Lexikon-Institut der Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH (Hrsg.): Bertelsmann Universal Lexikon Ergänzungsband, Gütersloh 1993

Einzelnachweise

  1. Kölner Aufruf – Von der Wohltätigkeit zur Gerechtigkeit. (PDF; 229 kB) Nord Süd Forum München e. V., 19. September 1985, abgerufen am 3. Juli 2022.
  2. Die Kölner Erklärung. (Nicht mehr online verfügbar.) 2. Juni 1999, archiviert vom Original am 16. März 2019; abgerufen am 20. Mai 2015 (Internationales Symposion „Schulen für Europa“).
  3. Lokale Demokratie stärken, die europäische Demokratie verwirklichen. Kölner Erklärung der deutschen EUROCITIES-Städte zum Europäischen Konvent. Heide Rühle, 22. Oktober 2002, abgerufen am 3. Juli 2022.
  4. Kölner Erklärung zum Industrie- und Dienstleistungsstandort Deutschland. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Deutscher Industrie- und Handelskammertag, 10. Juli 2002, ehemals im Original; abgerufen am 20. Mai 2015.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ihk-nordwestfalen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  5. En Route to the Knowledge-Based Bio-Economy. German Precidency of the Council of the European Union, Brusells. In: Journal of International Biotechnology Law. Band 5, Nr. 3, Januar 2008, ISSN 1612-6068, doi:10.1515/JIBL.2008.21 (degruyter.com [abgerufen am 3. Juli 2022]): „Renowned experts from academia and industry were invited to contribute to an expert paper which outlines the perspectives of a KBBE within the next 20 years. The resulting so-called ‘Cologne Paper’ was published on 30 May 2007 in Cologne at the conference ‘En Route to the Knowledge-Based Bio-Economy’ hosted by the German Presidency of the Council of the European Union.“
  6. Kölner Erklärung. (Memento vom 3. August 2012 im Webarchiv archive.today) Baha'i-Gemeinde Köln
  7. Über 2.200 Unterschriften gegen Missachtung der Menschenrechte im Iran. (Nicht mehr online verfügbar.) Initiativkreis Kölner Erklärung, 22. September 2008, archiviert vom Original am 18. Mai 2015; abgerufen am 3. Juli 2022.
  8. Thorsten Stegemann: Studium, nein danke! In: Telepolis (heise.de). 8. Dezember 2009, abgerufen am 3. Juli 2022.
  9. Kölner Erklärung – Institut für Stadtbaukunst – Architektur und Bauingenieurwesen – TU Dortmund. In: bauwesen.tu-dortmund.de. 2014, abgerufen am 3. Juli 2022.
  10. Nach Silvesterübergriffen: Prominente verfassen gemeinsame „Kölner Botschaft“. In: ksta.de. 21. Januar 2016, abgerufen am 3. Juli 2022 (deutsch).