k.u.k. Infanterieregiment „Kaiser“ Nr. 1
1716 „Regiment Alt-Lothringen zu Fuß“
1769 „Infanterieregiment Kaiser No. 1“ | |
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Zugsführer des Regiments in Parade | |
Aktiv | 1715/16 bis 1918 |
Staat | Heiliges Römisches Reich: Kaiserliche Armee / Habsburgermonarchie, 1804 Kaisertum Österreich, 1867 Österreich-Ungarn |
Truppengattung | Infanterie |
Herkunft der Soldaten | aus dem gesamten Reich, ab 1766: Oberrheinischer Reichskreis, ab 1777: Mähren und Österreichisch-Schlesien |
Inhaber | 1716 Erbprinz Leopold Clemens Karl von Lothringen („Alt-Lothringen“), 1723 unbesetzt, 1726 Herzog Franz von Lothringen („Lothringen“), 1745 Kaiser Franz, 1765 Kaiser Joseph II., 1769 Kaiser Leopold II., 1792 Kaiser Franz II. 1835 Kaiser Ferdinand I. 1848 Kaiser Franz Joseph I. |
Stammliste | Liste der Infanterieregimenter der kaiserlich-habsburgischen Armee der Frühen Neuzeit & |
Stammnummer | 1769: No. 1; Tessin:[1] 1726/1 |
Das k.u.k. Infanterieregiment „Kaiser“ Nr. 1 wurde 1716 als Regiment Alt-Lothringen zu Fuß vom habsburgischen Kaiser des Heiligen Römischen Reichs in Dienst gestellt. Das Regiment bestand bis 1918 im Kaisertum Österreich bzw. in der österreich-ungarischen Monarchie fort. Den bis 1915 geführten Namen erhielt das Regiment erst 1860. Im Jahre 1915 wurden die Zusatzbezeichnungen abgeschafft: es hieß offiziell nur noch „Infanterieregiment Nr. 1“.[2] Dies ließ sich jedoch nicht so ohne weiteres durchsetzen, insbesondere da die sparsame k.u.k. Militäradministratur angeordnet hatte, zunächst alle vorhandenen Stempel und Formulare aufzubrauchen.[3]
Geschichte
Der Kurfürst und Erzbischof von Trier Karl Joseph von Lothringen errichtete am 19. August 1715 zwei kurtrierische Regimenter, die schon 1716 für 10 Jahre unter den Namen „Alt-Lothringen“ und „Jung-Lothringen“ in kaiserliche Dienste traten. Erste Inhaber wurden der lothringische Erbprinz Leopold Clemens Karl und sein nächstjüngerer Bruder Franz Stephan von Lothringen. Franz übernahm das „Infanterieregiment Jung-Lothringen“ nur für wenige Jahre. Nach dem plötzlichen Tod seines älteren Bruders erhielt er als neuer Erbprinz das Regiment, nun „Infanterieregiment Lothringen“. Als Franz 1745 zum römischen Kaiser gewählt wurde, begründete sich die Inhaberschaft des Kaisers, die das Heilige Römische Reich überdauerte und bis zum Ende des Kaisertums Österreich 1918 reichte. 1769 wurde dem Namen des Inhabers die feste Stammnummer 1 hinzugefügt: „Infanterieregiment Kaiser No. 1“. Seit 1860 hieß das Regiment „K.u.k. Schlesisches Infanterieregiment „Kaiser“ Nr. 1“.
Formationsgeschichte, Ersatz und Standorte
In der Frühen Neuzeit rekrutierten sich die Soldaten des Regiments aus dem gesamten Reich. Nach Übernahme aus kurtrierischen Diensten fanden Ergänzungen aus Mainz, Frankfurt am Main, Darmstadt, Mannheim, Heilbronn, Köln, Bingen, Kreuznach, Worms, Aschaffenburg statt. Ab 1766 bildete der Oberrheinische Reichskreis das Hauptrekrutierungsgebiet. „Verbotene Nationalitäten“[4] waren Franzosen, Italiener, Schweizer, Polen, Ungarn und Kroaten. Ab 1766 galt eine differenzierte „Reichs-Werbung“. Soldaten wurden fortan vor allem im Oberrheinischen Reichskreis geworben.[5] Aber auch die Landstände der österreichischen Erblande boten Ersatz. Die Standorte wechselten bis 1771. Danach galten „Standquartiere“ in den österreichischen Erblanden als ständige Garnisonen, mit festen Werb-Bezirken für die deutschen Regimenter. No. 1 rekrutierte sich fortan in Mähren und Österreichisch-Schlesien.[6] In der Schlacht bei Austerlitz nahm das Regiment an der Verteidigung der Pratzener Höhe unter Generalmajor Franz Jircik teil.[7]
Stand 1914
- Unterstellt: – 5. Infanterie-Truppendivision – I. Armeekorps
- Nationalitäten: 82 % Deutsche – 15 % Tschechen – 3 % Andere
- Ergänzungsbezirkskommando und Ersatzbataillonskader: Troppau
- Dislozierung: Stab, II.,III. Baon: Krakau (ul. Warszawska Kronprinz-Rudolf Kaserne) – I. Baon: Mostar – IV. Baon Troppau
- Kommandant: Oberst Adalbert von Kaltenborn
- Stabsoffiziere: Oberstleutnant Panzenböck, Karl – Oberstleutnant Latinik, Franz – Oberstleutnant Kremling Edler von Eggholf, Ludwig – Oberstleutnant Wolf, Matthias – Major Lanna, Karl – Major Hemala, Maximilian – Major Salaschek, Josef – Major Jiroušek, Anton
- Deutsche Uniform – Egalisierungsfarbe: dunkelrot – Knöpfe: Gold
- Regimentssprache: Deutsch
Die Kasernengebäude in Krakau sind noch vorhanden, in ihnen befindet sich heute das Polytechnikum. Koordinate: 50° 4′ 18″ N, 19° 56′ 36″ O
Regimentskommandanten 1903–1914
- 1903: Oberst Emmerich Edler von Fischer
- 1904–1907: Oberst Hugo Kromer
- 1908–1910: Oberst Heinrich Freiherr von Fiedler
- 1911: vakant
- 1912–1914: Oberst Adalbert von Kaltenborn
Letzte Garnisonen
Stab | I. Bataillon | II. Bataillon | III. Bataillon | IV. Bataillon |
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1903–1912 Troppau
1913–1914 Krakau
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1903–1911 Troppau
1912–1914 Mostar
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1903–1908 Troppau
1909–Foča 1910–1914 Krakau |
1903–1911 Troppau
1912–1914 Krakau
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1903–1914 Troppau |
Einsatzgeschichte
Das Regiment nahm an den folgenden Kriegen und Interventionen teil:
- 1714–1718 Venezianisch-Österreichischer Türkenkrieg
- 1733–1735 Polnischer Thronfolgekrieg
- 1736–1739 Russisch-Österreichischer Türkenkrieg
- 1740–1748 Österreichischer Erbfolgekrieg
- 1756–1763 Siebenjähriger Krieg
- 1778/1779 Bayerischer Erbfolgekrieg
- 1787–1792 Russisch-Österreichischer Türkenkrieg
- 1792–1815 Koalitionskriege
- 1815 Österreichisch-Neapolitanischer Krieg
- 1821 Militärintervention in Neapel (Königreich beider Sizilien)
- 1848/49 Erster Italienischer Unabhängigkeitskrieg
- 1859 Sardinischer Krieg
- 1878 Besetzung Bosnien und Herzegowina
- 1914–1918 Erster Weltkrieg
Erscheinungsbild und Ausrüstung
1726 weißer Rock, rote Ärmelaufschläge; 1757 weißer Rock, rote Aufschläge und Kragen, Kamisol und Unterfutter; 1767 weißer Rock dunkelrote Abzeichen, gelbe Knöpfe, weißes Kamisol; 1868 dunkelblauer Rock, dunkelrote Abzeichen, gelbe Knöpfe.
Literatur
- Andreas von Thürheim: Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k.k. Armee. I. Band. Buchhandlung für Militär-Literatur K. Prochaska, Wien, Teschen 1880, S. 1 ff. (online).
- Alphons von Wrede, Anton Semek: Die Geschichte der k. u. k. Wehrmacht. Die Regimenter, Corps, Branchen und Anstalten von 1618 bis Ende des XIX. Jahrhunderts. Band I: Infanterie. L.W. Seidel & Sohn, Wien 1898, DNB 368726878, S. 117 ff.
Weblinks
- Kaiser Infantry. Kronoskaf the Virtual Time Machine, abgerufen am 28. Dezember 2011 (englisch, privates Wiki-Projekt).
Einzelnachweise
- ↑ Diese Nummerierung folgt konsequent den Aufstellungen von Georg Tessin: Die Regimenter der europäischen Staaten im Ancien Régime des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts. 3 Bände. Biblio Verlag, Osnabrück 1986, ISBN 3-7648-1763-1.
- ↑ wahrscheinlich um alle jetzt unliebsamen Ehren-Regimentsinhaber wie z. B. den König von Montenegro, den König von Italien oder den Zaren von Russland auf diese elegante Weise loszuwerden
- ↑ gem. „Verlautbarung der Quartiermeisterabteilung“ des Heeresgruppenkommando FM. Erzherzog Eugen / Q.Op. Nr 665/15. Ausgegeben vom Feldpostamt 512
- ↑ Vgl. Alphons von Wrede, Anton Semek: Die Geschichte der k. u. k. Wehrmacht. Die Regimenter, Corps, Branchen und Anstalten von 1618 bis Ende des XIX. Jahrhunderts. Band I: Infanterie. L.W. Seidel & Sohn, Wien 1898, S. 97.
- ↑ Vgl. Kaiserliche Reichswerbung ab 1766 - Zuweisung der Reichskreise an die k.k. Regimenter (aus: Wrede: Geschichte der k.und k. Wehrmacht. Bd. 1) (PDF, 269 KB)
- ↑ Vgl.Übersicht über die Werb-Bezirkseinteilung 1781-1889 (aus: Wrede: Geschichte der k. und k. Wehrmacht. Bd. 1) (JPG, 631 KB)
- ↑ Austerlitz, The Empire at ist Zenith, Histoire & Colectiona - Paris 2003, S. 47.