KARO (Verein)

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KARO
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 28. April 2004
Sitz Plauen
Zweck Sozialarbeit
Geschäftsführung Cathrin Schauer-Kelpin
Website www.karo-ev.de

KARO e. V. ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Plauen welcher am 28. April 2004 gegründet wurde. Hervorgegangen ist KARO e.V. aus einem 1994 begonnenen Modellprojekt des Freistaats Sachsen zur AIDS-Prävention.

Aufgaben und Ziele

Der Verein hat die Aufgabe, sich gegen Zwangsprostitution, Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Kindern sowie dem Handel mit Frauen und Kindern unter Berücksichtigung der Gesundheitsvorsorge einzusetzen.

Der Verein sieht seine Aufgabe des Weiteren darin, Projekte aufzubauen und zu unterstützen, welche den Schutz, die Unterstützung sowie psychologische und soziale Beratung von Frauen, Jugendlichen und Kindern zum Inhalt haben, die von physischer, psychischer und/oder sexueller Gewalt betroffen oder bedroht sind.

KARO e.V. arbeitet an der Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung und Enttabuisierung in den Bereichen Zwangsprostitution, kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern sowie Frauen- und Kinderhandel. Doch auch die Reduzierung sexualisierter Gewalt an Frauen und Kindern im Kontext einer Verbesserung der gesundheitlichen und sozialen Situation sowie Netzwerkarbeit gehören zur Arbeit des Vereines.

Ziele dabei sind es, Infektionen und Erkrankungen von HIV/AIDS sowie sexuell übertragbare Krankheiten zu minimieren. Weiterhin sollen mit dieser grenzüberschreitenden Arbeit die soziale Isolation, die Verelendung von Randgruppen sowie ethnischer Minderheiten und die organisierte Kriminalität bekämpft, Menschenrechtsverletzungen aufgezeigt und Lobbyarbeit für die Betroffenen geleistet werden.

Seit 2009 finanziert sich die Arbeit des Vereins ausschließlich aus Beiträgen, Fördermitgliedschaften, Geld- und Sachspenden.

Tätigkeitsfelder

Beratungsstellen

KARO e.V. unterhält zwei Beratungsstellen als Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Frauen im Prostitutions- und Drogenmilieu sowie für Betroffene von (sexueller) Gewalt. Die Beratungsstellen befinden sich in Plauen (Deutschland) und Cheb (Tschechische Republik). Die Beratungen arbeiten mit systemischem Ansatz im Kontext von HIV und sexuell übertragbaren Krankheiten sowie sexueller Ausbeutung von Kindern, Jugendlichen und Frauen. Opfer jeglicher Gewalt und sexueller Ausbeutung finden dort verständnisvolle Ansprechpartnerinnen. Beraten werden Menschen, die Beleidigungen und Schläge ihres Partners nicht mehr ertragen können oder wollen. Jugendliche und Erwachsene, die als Kind sexuell missbraucht, verkauft oder zur Prostitution gezwungen wurden und seitdem von Albträumen und Ängsten geplagt werden. Mütter, die die furchtbare Vermutung haben, dass ihr eigenes Kind sexuelle Übergriffe durch den Partner ertragen muss. Oder auch solche, die die Trennung vom gewalttätigen Ehemann geschafft haben und nun kaum noch die Kraft haben, weiter zu kämpfen, für ein „normales“ Leben ohne Angst und Gewalt.

Streetwork

Die aufsuchende Sozialarbeit in Form von Streetwork trägt zur Verbesserung der gesundheitlichen und sozialen Situation der betroffenen Frauen, Jugendlichen und Kinder bei. Sie zielt vor allem auf die Verhaltensprävention ab. Mit ihrem akzeptierenden, niedrigschwelligem Ansatz ist Streetwork eine sehr gute Maßnahme, um Einblicke in die vorhandenen Problemlagen zu erhalten. Veränderungen der Szene können wahrgenommen, sowie neue Interventionsmöglichkeiten eruiert werden. In der Stadt Plauen sowie in Südwestsachsen, besonders aber in den grenznahen Gebieten Böhmens in der Tschechischen Republik suchen die Mitarbeiter des Vereins Frauen, Jugendliche und Kinder auf, die auf der Straße, in Wohnungen und bordellähnlichen Einrichtungen der Prostitution nachgehen. Streetwork dient vor allem dem Abbau von Hemmschwellen gegenüber Beratungsangeboten, der zielgruppenspezifischen Information über Gesundheitsrisiken in den Bereichen HIV/ AIDS und sexuell übertragbaren Krankheiten, dem kostenlosen Verteilen von Kondomen, Gleitmitteln, Faltblättern und Broschüren sowie der Suche nach Lösungen bei auftretenden Problemen jeglicher Art. Einmal im Monat bieten die Streetworker von KARO e.V. auch eine mobile Suppenküche für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, insbesondere Angehörigen der Ethnie der Sinti und Roma, in Cheb an.

Schutzhaus

Seit 2009 unterhält KARO e.V. ein Schutzhaus für Opfer sexueller und anderer Gewalt. Das Haus bietet Ruhe, Schutz und Hilfe für Kinder, Jugendliche und Frauen, die Opfer körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt geworden sind. Opfer von Kinder- und Frauenhandel finden hier eine Unterkunft. Auch Mädchen und Frauen in soziale Notlagen, vor und nach der Geburt werden jederzeit im Schutzhaus aufgenommen. Das Haus gewährleistet die Unterbringung von bis zu 25 Kindern, Jugendlichen und Frauen in Einzelzimmern und Wohnungen. Die Wohnräume bestehen aus Ein- und Zweibettzimmern. Weiterhin gibt es Gruppen- und Beratungsräume, Spiel- und Esszimmer und einen Sanitär- und Küchentrakt für die gemeinschaftliche Nutzung. Die Wohnungen bestehen aus ein oder zwei Räumen und einem Sanitärraum. In einigen Wohnungen gibt es eine Küche. Im Rahmen der therapeutischen Arbeit sollen die Betroffenen darin bestärkt werden, gegen ihre Peiniger auszusagen und eigenständig für ihre Rechte und Menschenwürde einzutreten. Im Haus wird ihnen Zuflucht, Schutz, medizinische, therapeutische, sozialpädagogische und rechtliche Hilfe gewährt. Die Kinder, Jugendlichen und Frauen leben freiwillig im Haus und bekommen so viel Zeit wie sie benötigen, um ihr Erlebtes aufarbeiten zu können.

Babyklappe

Seit 23. Dezember 2008 betreibt KARO e.V. eine Babyklappe in Plauen. Abtreibung, Kindestötung oder Kindesaussetzung soll verhindert, das Leben eines Kindes geschützt und seine Gesundheit, als auch die der Mutter, nach der Geburt gewahrt werden. Der Mutter (oder dem Vater) soll eine Alternative zu oben genannten Handlungen zur Verfügung gestellt und somit als letzter Ausweg in einer desolaten Lebenssituation betrachtet werden. Die Babyklappe richtet sich an schwangere Frauen und Mädchen sowie Väter jeder Altersklasse; also auch an Minderjährige.

Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit

Zu weiteren wichtigen Aufgabengebieten des Vereins gehören die Öffentlichkeits-, Lobby- und Netzwerkarbeit, sowie die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und die Unterstützung von Forschungsprojekten, welche sich mit den Problemfeldern in Tätigkeitsfeld des Vereins beschäftigen. Die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins richtet sich an alle Bevölkerungsschichten und dient der Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung und Enttabuisierung in den Bereichen Zwangsprostitution, sexueller und anderer Gewalt gegen Kindern, Frauen und Jugendliche sowie Menschenhandel. Die Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit bestehen u. a. in Fachvorträgen und Workshops für Pädagogen, Ermittlungsbeamten und Mitarbeiter von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, die mit den Themenfeldern sexuelle Gewalt an Frauen, Kindern und Jugendlichen und mit Sextouristen in Berührung kommen.

Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Durchführung von Medien-, Lobby- und Gremienarbeit sowie die nationale und internationale Vernetzung von – mit den im Tätigkeitsfeld des Vereins auftretenden Problemen befassten – Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen.

Arbeitskreis „Sexueller Missbrauch gegen Kinder in Plauen und im Vogtlandkreis“

Im Arbeitskreis „Sexueller Missbrauch gegen Kinder in Plauen und im Vogtlandkreis“ rufen ehrenamtliche Mitarbeiter von KARO e.V. Projekte ins Leben, die Mitbürger sensibilisieren sollen, um sexuelle Übergriffe an Kindern zu erkennen, sie zu stoppen und Maßnahmen dagegen einzuleiten. Ein Projekt ist das Schulweg-Projekt „Nothalt“, durch das Kinder in großen und kleinen Notlagen in ausgewiesenen Plauener Geschäften Rat und Hilfe bekommen können. Das Projekt „Briefonius“ ist ein Kummer-Briefkasten in einer Plauener Grundschule. Durch Briefwechsel sollen Kinder Beistand und konkrete Hilfsangebote bekommen.

Ehrungen

  • Frauen Europas: Am 8. März 2002 bekamen Cathrin Schauer und Ludmilla Irmscher dem Preis Frauen Europas – Deutschland 2002 verliehen. Die Preisverleihung fand in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt in Berlin statt.
  • Nominierung Friedensnobelpreis: Cathrin Schauer wurde zusammen mit 999 Frauen im Rahmen des Projektes „FriedensFrauenWeltweit“ für den Friedensnobelpreis in den Jahren 2005 und 2006 nominiert.
  • Vogtländerin des Jahres 2008: Catrin Schauer wurde von den Lesern der „Freien Presse“ im Vogtland mit 27,3 % der Stimmen unter zehn Kandidaten auf Rang eins gewählt.
  • Ehrenmitgliedschaft des Frauennetzwerkes für Frieden: 2011 erhielt Cathrin Schauer in Würdigung ihrer bisher geleisteten Arbeit die Ehrenmitgliedschaft des Frauennetzwerkes für Frieden e. V. verliehen.
  • Cathrin Schauer ist als Katharina-Botschafterin des Jahres 2012 ausgezeichnet worden. Torgaus Oberbürgermeisterin Andrea Staude überreichte bei einem Festakt den mit 3000 Euro dotierten Titel, der für herausragendes weibliches Engagement in Erinnerung an Martin Luthers Ehefrau Katharina von Bora vergeben wird.

Literatur

  • Cathrin Schauer: Kinder auf dem Strich. Bericht von der deutsch-tschechischen Grenze. Horlemann 2003, ISBN 3-89502-174-1.
  • Kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern in der Grenzregion als Kapitel in Sexueller Missbrauch von Kindern. Herausgeber: Friedrich-Ebert-Stiftung Prag, Dezember 2004.
  • KARO – Zielgruppenspezifisches, grenzüberschreitendes Sozialprojekt in Prostitutions- und Drogenszenen als Kapitel in AIDS und HIV Infektionen. Herausgeber: Dr. Jäger, ecomed Verlag, Juni 2004.
  • Das ist mein Leben! Ist es ein Leben? Sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern in einer tschechisch-deutschen Grenzregion als Kapitel in Solidarität mit Frauen in Not – 20 Jahre Solwodi e. V. Herausgeber: Dr. Sr. Lea Ackermann, Reiner Engelmann, erschienen im Januar 2005.
  • Beitrag in: Religion vernetzt 9: Unterrichtswerk für katholische Religionslehre an Gymnasien. Lehrerkommentar.
  • Jeder holt sich, was er will – Sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern in einer tschechischen Grenzregion als Kapitel in Mythos Osteuropa – Prostitution, Migration, Frauenhandel. Herausgeber: Berliner Wissenschaftsverlag, Juli 2006.

Weblinks