Karausche
Karausche | ||||||||||||
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Karausche (Carassius carassius) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Carassius carassius | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Die Karausche (Carassius carassius), auch Schusterkarpfen genannt, ist eine Fischart aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Sie ist nah mit dem Giebel, der Stammform des Goldfischs verwandt. Andere Namen sind: Schneiderkarpfen, Bauernkarpfen, Steinkarpfen, Moorkarpfen, Gareisle, Guratsch, Burretschel und Kotbuckel.
Verbreitung
Die Karausche lebt fast in ganz Europa mit Ausnahme von Irland, Schottland und Wales, weiten Teilen der Iberischen Halbinsel und dem Westen Frankreichs. Die Populationen in Spanien sind auf Besatz durch den Menschen zurückzuführen. In Italien kommt die Karausche nur im Gebiet des Po vor, in Dänemark nur auf der Halbinsel Jütland. Sie fehlt auch in den Seealpen und im Oberrhein. Auf dem Balkan fehlt sie in weiten Teilen Griechenlands sowie in den an die Adria grenzenden Gebieten. In den an das Marmarameer grenzenden Gebieten ist sie auch in Kleinasien vertreten. Das europäische Russland bewohnt sie bis zum Ural und erreicht mit dem Unterlauf des Ob auch Nordwestasien. Der rumänische Ichthyologe Petre Mihai Bănărescu vertrat die Ansicht, dass Karauschen in Mittel- und Osteuropa heimisch sind, während andere Fischereibiologen die Ansicht vertreten, dass sie aus dem chinesischen Raum eingeführt wurden.
Merkmale
Die Karausche ist dem Karpfen ähnlich, aber hochrückiger – eine Ähnlichkeit, die sich auch in den oben angeführten Beinamen wie Schneiderkarpfen, Bauernkarpfen, Steinkarpfen oder Moorkarpfen ausdrückt. Sie hat keine Barteln und große Schuppen. Ihre Oberseite ist bräunlich mit grünlichem Glanz, die Flanken sind heller, die Unterseite hell, gelblich bis schmutzigweiß. Die Schwanzflosse ist nur geringfügig eingekerbt. Karauschen sind langsamwüchsig, können bis zu 64 Zentimeter lang werden und ein Gewicht von 3 Kilogramm erreichen.
Flossenformel: Dorsale 3–4/14–21, Anale 3/5–8, Pectorale 1/12–13, Ventrale 2–3/7–8[1]
Lebensweise
Die Karausche bevorzugt flache, stark bewachsene Seen, Weiher und Teiche und meidet kalte, schnellfließende Gewässer. Sie ist selbst in kleinsten sauerstoffarmen, verschlammten Dorftümpeln zu finden. Karauschen können fünf Tage fast ohne Sauerstoff überleben.[2] Karauschen können oft noch unter extremen Bedingungen wie in sauren Moorgewässern bei niedrigem Sauerstoffgehalt und sehr geringem Nahrungsangebot kleine Populationen bilden. Der im Blut der Karauschen enthaltene Alkoholanteil ermöglicht es ihnen, ein vollständiges Durchfrieren von Gewässern zu überleben.[3] Die große Widerstandsfähigkeit der Karausche hat dazu geführt, dass sie eine gewisse Bedeutung als Versuchsfisch erlangt hat. Niedrige Kümmerformen können sich bei Verbesserung der Lebensbedingungen zu normalen hochrückigen Formen entwickeln. In Osteuropa haben sie lokal eine größere Bedeutung, vor allem in Gewässern, wo sie eine von nur wenigen existierenden Arten bilden.
Karauschen ernähren sich von Kleintieren, wie den Larven der Zuckmücken und Eintagsfliegen, und Pflanzen. Um Perioden ohne Zugang zu Nahrung zu überleben, legen Karauschen einen Zuckervorrat in Form von Glykogen im Leber- und Muskelgewebe an.
Die Laichzeit bilden Mai und Juni. Das Weibchen legt etwa 150.000 bis 300.000 1–1,5 Millimeter große Eier, die an Wasserpflanzen kleben bleiben. Je nach Wassertemperatur schlüpfen die Larven nach drei bis sieben Tagen. Nach drei bis vier Jahren werden sie mit einer Länge von etwa 8 bis 15 Zentimeter geschlechtsreif.
Gefährdungssituation
Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Karausche in der Roten Liste gefährdeter Arten insgesamt gesehen als „nicht gefährdet“ (Least Concern) ein.[4] Allerdings wird ein allmählicher und anhaltender Bestandsrückgang in einzelnen Gewässern, speziell im Flusssystem der Donau und allgemein in Zentraleuropa, festgestellt. Die Ursache dafür könnte Konkurrenzdruck durch den eingeführten Giebel oder Silberkarausche (Carassius gibelio) sein.[4] In Deutschland steht die Karausche auf der Roten Liste gefährdeter Arten in der Kategorie 2: stark gefährdet.[5] Als Gefährdungsursache wird der Verlust und die Degradation pflanzenreicher Kleingewässer, vor allem auch durch die Landwirtschaft, verantwortlich gemacht. In Niedersachsen versuchen deshalb Sportfischer und Freizeitangler, die Karausche durch gezielten Besatz wieder zu verbreiten. Ihren Platz auf der Roten Liste verdankt die Karausche der anhaltenden Zerstörung oder nachhaltigen Veränderung ihrer ebenfalls bedrohten Lebensräume: kleine Tümpel und Standgewässer, Altarme und Auen, Gewässertypen, die von Angelvereinen in Niedersachsen in den letzten Jahren vermehrt neu geschaffen oder renaturiert wurden. In solchen Kleingewässern können die ausgesetzten Fische jetzt wieder selbstständig laichen und sich vermehren.[6]
Der Verband Deutscher Sportfischer, der sie zum Fisch des Jahres 2010 gekürt hat, weist darauf hin, dass ihre Bestände durch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume in Deutschland und Österreich zurückgehen.[7]
Angeln auf Karauschen
Allgemeines
Im Jahr 2004 wurde eine Karausche von 3,5 kg im Pichlinger See bei Linz in Österreich mit einem Vanilleboilie als Köder gefangen. Große Karauschen werden auch aus dem Fluss Niers, dem Poelvennsee Nähe der holländischen Grenze gemeldet. Berühmt wurden die „Karauschen von Westerdeichstrich“ bei Büsum, die dort in großen Gewichten gefangen werden. In Osteuropa und in Russland erreichen Karauschen die größten Endgewichte, in Russland sogar bis 5 kg.
Karauschen sind sehr vorsichtige Fische, die mit der feinen bis ultrafeinen Posenangel befischt werden können. Köder sind Kompostwürmer, Maden, Mais und Teig mit der Heber-/Liftmethode (Pose überbleit, bei Biss hebt sich die Pose aus dem Wasser) und aufliegendem Vorfach, um die scheuen Tiere nicht mit bewegtem Köder zu vergrämen. Da Karauschen ein sehr kleines Maul besitzen, sollte die Hakengröße 12 nicht überschritten werden. Gute Karauschengewässer sind flache, verschlammte und stark verkrautete stehende Gewässer, wo man Karauschenschwärme dann oft am Grund von flachen Schilf- oder Krautkanten sowie Seerosenfeldern antrifft. Die besten Fänge werden in der wärmeren Jahreszeit von Mai bis September gemacht, wobei kapitale Exemplare dann meist in der Morgen- bzw. Abenddämmerung gefangen werden.
Karauschen sind ökologisch sehr anpassungsfähig, man findet sie in kleinen, flachen, stark verkrauteten und verschlammten Teichen, die sich im Sommer stark erwärmen, in Moortümpeln, Torfstichen, isolierten Waldseen, Dorfteichen, aber auch in Parkteichen und großen Seen, wo abgetrennte, stille Buchten mit ausgedehnten Seerosenfeldern den Karauschen ideale Lebensraum bieten können. In Kleinstgewässern, wo Karauschen und Schleien die einzigen Fischarten sind, verbutten die Bestände häufig, und es bildet sich der kleinwüchsige Typ der „Teller- oder Steinkarausche“. Nur wenn Hechte ebenfalls im Lebensraum der Karauschen vorkommen, können sich gesunde Bestände entwickeln, da die Raubfische die Futterkonkurrenz der Karauschen untereinander reduzieren und die Population regulieren. In gleichförmigen flachen stehenden Gewässern ziehen Karauschenschwärme oft in Gesellschaft mit gleichaltrigen Karpfen auf Nahrungssuche umher. Die natürliche Nahrung der Karauschen sind Mücken- und Köcherfliegenlarven, kleine Schnecken und Muscheln. Große Karauschen sind oft nachtaktiv.
Fangverbote
Nach den Landesfischereiverordnungen der deutschen Bundesländer Berlin (LFischO Anlage 1[8]), Hessen (§ 1) und Rheinland-Pfalz (§ 20/2) darf dort auf Karauschen der Fang nicht ausgeübt werden.
Literatur
- Uwe Hartmann: Steinbachs Naturführer, Süßwasserfische. Ulmer Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-4296-1
- Günther Sterba: Süßwasserfische der Welt. Weltbild Verlag, Augsburg 2002, ISBN 3-89350-991-7
- Bănărescu, Petru (1961): Einige Fragen zur Herkunft und Verbreitung der Süßwasserfischfauna der europäisch- mediterranen Unterregion. In: Archiv für Hydrobiologie. 57, S. 57, 73, 76, 85
- Bănărescu, Petru: Fauna Republicii Populare Romîne, Pisces-Osteichthyes. (daraus: Umbridae) Bukarest 1964, S. 285–291
- Bănărescu, Petru (1961): Tiergeographische Betrachtungen über die Fischfauna des Donaubeckens. Verh. Internat. Verein. Limnologie 14, S. 386–389
- Wüstemann, Otfried: Die Karausche – Fisch des Jahres 2010; in: Unser Harz – Zeitschrift für Heimatgeschichte, Brauchtum und Natur, 8/2010, S. 170–171
Einzelnachweise
- ↑ Günther Sterba: Süsswasserfische der Welt. Weltbild Verlag, Augsburg 2002, ISBN 3-89350-991-7.
- ↑ Weltmeister im Luftanhalten: die Karausche. Auf: wissenschaft.de vom 1. Oktober 2004. Die Fische können mehrere Tage nahezu ohne Sauerstoff auskommen (Science Bd. 306, S. 77, 2005).
- ↑ Wüstemann, Otfried: Die Karausche – Fisch des Jahres 2010; in: Unser Harz – Zeitschrift für Heimatgeschichte, Brauchtum und Natur, 8/2010, S. 170–171
- ↑ a b Carassius carassius in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: Freyhof, J. & Kottelat, M., 2008. Abgerufen am 7. März 2010.
- ↑ Jörg Freyhof: Rote Liste der im Süßwasser reproduzierenden Neunaugen und Fische (Cyclostomata & Pisces), fünfte Fassung. Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): 291–316.
- ↑ „Artenschutzprojekt Karausche erfolgreich fortgesetzt“ Pressemitteilung des Deutschen Angelfischerverbands e.V. vom 13. Oktober 2014 (Memento vom 5. Juli 2015 im Internet Archive)
- ↑ Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) (Memento vom 28. Februar 2010 im Internet Archive) zur Karausche
- ↑ https://gesetze.berlin.de/perma?d=jlr-FischOBEV3Anlage1
Weblinks
- Karausche auf Fishbase.org (englisch)
- Karausche auf www.pivi.de