Kohldistel
Kohldistel | ||||||||||||
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Kohldistel (Cirsium oleraceum), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cirsium oleraceum | ||||||||||||
(L.) Scop. |
Die Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), auch einfach Kohldistel genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Kratzdisteln (Cirsium) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).
Beschreibung
Die Kohl-Kratzdistel ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis 170 cm erreicht. Sie ist nicht stechend. Ihr Stängel ist bis zur Spitze entfernt beblättert. Die Laubblätter sind weich, die oberen meist ungeteilt, herzförmig stängelumfassend; die unteren lappig fiederspaltig.
Zwei bis sechs körbchenförmige Blütenstände stehen an den Stängelenden knäuelig zusammen. Die eiförmigen, weich dornigen, ungeteilten, gelb-grünen Hochblätter überragen die Blüten. Die Röhrenblüten sind blassgelb. Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.[1]
Ökologie
Die Kohl-Kratzdistel ist ein Hemikryptophyt. Sie tritt manchmal massenhaft auf, denn sie wird durch Düngung und Nährstoffanreicherung infolge von Umweltverschmutzung gefördert. Allerdings ist sie keine wertvolle Futterpflanze, wird von Weidetieren eher verschmäht und ist auch zum Trocknen ungeeignet, da sie leicht zerbröselt. Sie ist ein Tiefwurzler und Düngungszeiger.[1]
Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Lepidoptera und Hummeln). Sie ist ein Nektar- und Pollenspender von besonderem Wert.
Die Früchte erfahren eine Ausbreitung als Schirmchenflieger und Wasserhafter, auch eine Bearbeitungsausbreitung durch Finken, Meisen, Hänfling und Kreuzschnäbel findet statt.
Vorkommen
Die Kohl-Kratzdistel gedeiht von Westeuropa bis Westsibirien in allen Höhenlagen, außer der alpinen Höhenstufe.
Die Kohl-Kratzdistel wächst verbreitet in Nasswiesen und Auenwäldern, in Staudenfluren an Bachufern und Quellen. Sie liebt basen- und mäßig stickstoffreichen Boden. Nach Ellenberg ist sie ein Feuchtzeiger und eine Verbandscharakterart gedüngter Feuchtwiesen (Calthion). Nach Oberdorfer ist sie eine schwache Charakterart des Angelico-Cirsietum oleracei, kommt aber auch in Gesellschaften des Verbände Calthion, Atropion oder Alno-Ulmion oder der Ordnung Molinietalia vor.[1]
In den Allgäuer Alpen steigt sie beim Walmendinger Horn in Vorarlberg bis zu einer Höhenlage von 1930 Metern auf.[2]
Nutzung
In Osteuropa und Sibirien, gelegentlich auch in Mitteleuropa, wird sie als Gemüsepflanze genutzt und in Japan zu diesem Zweck angebaut.
Die Blätter und der „Wurzelstock“ werden gegart gegessen. Der „Wurzelstock“ ist reich an Inulin.[3] Junge Blätter bieten sich auch zum Rohverzehr an. Der getrocknete Wurzelstock lässt sich zu Mehl mahlen, das zum Andicken von Speisen verwendet werden kann. Ähnlich wie bei Artischocken kann auch der gegarte Blütenboden gegessen werden.[4]
Trivialnamen
Für die Kohldistel bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen:[5]
Trivialname | Sprachraum | lokale Eingrenzung | Bemerkung |
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Weiche Distel | mittelhochdeutsch | ||
Distelkohl | mittelhochdeutsch | ||
Pferdekohl | mittelhochdeutsch | [6] | |
Wiesendistel | mittelhochdeutsch | Eifel | |
Wiesenköl | mittelhochdeutsch | Memmingen | |
Kolben | mittelhochdeutsch | Memmingen | |
Grasköl | |||
Schreckkraut | Lausitz | ||
Laevis Distel | Schlesien | ||
Geele Disteln | Schlesien | ||
Wilde Kardobenedicten | Schlesien | ||
Wilder Safflor | Kärnten bei Glödnitz | ||
Scharkraut | Kärnten bei Glödnitz | ||
Bachscharta | St. Gallen bei Sargans | ||
Schwischarta | St. Gallen bei Sargans | ||
Scharta | St. Gallen bei Werdenberg | ||
Suscharta | St. Gallen am Rhein | ||
Haarschnittle | Schweizerdeutsch | Schweiz |
Habitus und Blütenstand.
Literatur
- Kohldistel. FloraWeb.de
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1. (Abschnitt Ökologie)
- Helga Hoffmann: Wildkräuter und Beeren. 1. Auflage. Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München 2012, ISBN 978-3-8338-2611-5.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 966.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 641.
- ↑ Eintrag bei Plants for a Future. (engl.)
- ↑ H. Hofmann: Wildkräuter und Beeren., 2012, S. 227.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 101. (online).
- ↑ Pferdekohl bei books.google.de, „Bienenweide“
Weblinks
- Kohldistel. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Cirsium oleraceum (L.) Scop. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 17. Juni 2016.
- Thomas Meyer: Kratzdistel Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Steckbrief.
- Bilder:Kohl-Kratzdistel (Memento vom 16. Juli 2007 im Internet Archive), [1], [2]