Komposition (bildende Kunst)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Kompositionsschema)

In der bildenden Kunst ist die Komposition eine Bezeichnung für den formalen Aufbau von Kunstwerken, der die Beziehungen der Gestaltungselemente untereinander betrifft. Der Begriff wird nicht nur bei flächigen Techniken (Gemälde, Zeichnung, Grafik, Relief, Fotografie) angewendet. Auch in der Plastik, Skulptur, besonders bei Skulpturengruppen, und in der Architektur spricht man von Kompositionen, die auch räumlich verstanden werden können.

Allgemeine Komposition

Elemente der Komposition

Zu den Elementen der Komposition werden – über die weiter unten in Architekturabschnitt genannten hinaus – unter anderem gezählt:

  • Anordnung der Figuren/Gegenstände
  • Kompositionsschema, sphärische oder geometrische Beziehungsverhältnisse wie zum Beispiel die Dreieckskomposition und die Diagonalmethode
  • Perspektive
  • Linien (wirkliche sowie gedachte)
  • goldener Schnitt
  • Flächenhaftigkeit
  • Symmetrie
  • Licht
  • Ordnungsprinzipien: Reihung, Ballung, Gruppierung, Streuung, Symmetrie, Asymmetrie, Struktur, Raster, Schwerpunkt, Dynamik, Statik
  • Farbe

Hell-Dunkel-Komposition

Mit einer tonalen Skizze ist schon ein großer Teil der Komposition geklärt. Eine expressive Bildwirkung wird durch einen starken Gegensatz von Hell und Dunkel erzielt. In der Zeichnung bewirkt bereits der Strich durch zarten und kräftigen Druck Kompositionslinien im Bild. Darüber hinaus sind Licht- und Schattenbereiche ein elementares Kompositionselement mit perspektivischer Wirkung.

Farbkomposition

Wie die Form ist auch die Farbe als Kompositionselement ein wesentliches Aussagemittel in der Kunst. Beziehungen von Farben in einem Bild können gegensätzlich oder harmonisch sein. Kontrastiv sind etwa Farben mit unterschiedlicher Buntkraft (z. B. Rot und Blau), Komplementärfarben (RotCyan, BlauGelb, GrünMagenta) sowie Farben mit Hell-Dunkel- und Warm-Kalt-Kontrast. Als harmonisch werden Farbkombinationen angesehen, die im Farbkreis eng beieinander liegen und sich in Farbhelligkeit und Farbintensität ähnlich sind.

Komposition in der Architektur

Allgemeines

Zu den Elementen der Komposition werden in der Architektur gezählt:[1][2]

  • Proportion: Das Verhältnis eines Objekts zu einem anderen bzw. eines Teils eines Objekts zum Ganzen.
  • Größenverhältnis: Verhältnis der Größe eines Objekts zu einem anderen bzw. eines Teils eines Objekts zum Ganzen.
  • Wiederholung: Die Wiederkehr gleicher Farben, Elemente usw. im Gesamtobjekt
  • Rhythmus: Durch die wiederholte Verwendung eines oder mehrerer Designobjekte kann ein Eindruck von organisierter Bewegung geschaffen werden.
  • Kontrast: Durch gemeinsame Verwendung ungleicher Objekte (verschieden etwa in Größe, Textur, Farbe, Position, Form, Ausrichtung) kann innerhalb von zwei- oder dreidimensionalen Kompositionen ein Eindruck von Tiefe geschaffen werden.
  • Balance: Ein Eindruck von Gleichgewicht kann durch Achsensymmetrie erzeugt werden, aber auch durch asymmetrische Kompositionen ungleicher Elemente, die dennoch an einem zentralen Punkt ausbalanciert sind.
  • Beschränkung: Durch Verzicht auf Überflüssiges wird die Komposition unter Kontrolle gehalten.
  • Definition: Die Umrisslinien der einzelnen Elemente einer Komposition (Fenster, Geschosse, Säulen) müssen dem Auge eine klare Orientierung geben.
  • Hierarchie: Die Verteilung der Designelemente auf unterschiedliche Ebenen von Wichtigkeit. Visuelle Hierarchie erzeugt Prioritäten und Blickpunkte.
  • Akzentuierung: Die Hervorhebung einzelner Designelemente. Ziel ist es, dem Auge des Betrachters einen Punkt zu geben, von dem die Betrachtung ihren Ausgang nimmt, um von hier aus die Komposition nach und nach in ihrer Gesamtheit zu erkunden.
  • Stärke: Um einen visuelle Eindruck von Stabilität zu erzeugen, können bestimmte Formen (z. B. Dreiecke) und Elemente (z. B. Säulen), aber auch bestimmte Materialien (z. B. Stein) verwendet werden.
  • Einheit: Die verschiedenen Designelemente müssen miteinander harmonieren.

Don Hanlon: Compositions in Architecture

Als eines der neueren Standardwerke zur Komposition in der Architektur gilt Don Hanlons 2009 erschienenes Buch Compositions in Architecture.[3] Der Autor ist Emeritus der University of Wisconsin in Milwaukee.

Hanlon versteht das Buch nicht als Taxonomie von Bauwerktypen, sondern als eine eklektische Ressource, die Studierenden beim Einstieg in die Theorie der Form helfen soll, indem sie einige wichtige Tendenzen der Komposition aufweist.[4] Als die Grundelemente der Komposition bestimmt er für diesen Zweck:[5]

  • Zahl: Alle Bestandteile der physischen Welt sind mit Zahlen beschreibbar.
  • Geometrie: Die Form einer Zahl. Auf der Zahl 6 etwa basieren Sechsecke und kristalline Muster.
  • Proportion: Das Zahlenverhältnis der Maße innerhalb einer geometrischen Figur oder zwischen Teilen einer größeren Komposition.
  • Hierarchie: Die relative Wichtigkeit der einzelnen Teile einer Komposition. Uniformität wird in der Architektur mit einem Mangel an (visueller, emotionaler, spiritueller) Energie assoziiert.
  • Orientierung: Objekte der physischen Welt haben eine innere und eine äußere räumliche Ausrichtung. Die erstere ist die Ausrichtung der eigenen Bestandteile, die letztere die Ausrichtung im Verhältnis zu anderen Objekten.

Siehe auch

Literatur

  • Komposition. In: Lexikon der Kunst, Bd. 2, Berlin 1981, ISBN 3-88436-112-0.
  • Gerlinde Gschwendtner: Kompositionslehre Formen. Englisch Verlag. Wiesbaden 2002 ISBN 978-3-8241-1174-9.
  • Gerlinde Gschwendtner: Kompositionslehre Farben. Englisch Verlag. Wiesbaden 2002 ISBN 978-3-8241-1175-6.
  • Friedrich Matz: Bemerkungen zur römischen Komposition (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaft und der Literatur Mainz. Geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse. Jahrgang 1952, Nummer 8). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz (in Kommission bei Franz Steiner, Wiesbaden).

Weblinks

Commons: Composition – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Principles of Architecture composition. Abgerufen am 15. Mai 2022.
  2. Don Hanlon: Compositions in Architecture. Wiley, 2009, ISBN 978-0-470-05364-5.
  3. Don Hanlon: Compositions in Architecture. John Wiley and Sons, Hoboken 2009, ISBN 978-0-470-05364-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Don Hanlon: Compositions in Architecture. John Wiley and Sons, Hoboken 2009, ISBN 978-0-470-05364-5, S. 1.
  5. Don Hanlon: Compositions in Architecture. John Wiley and Sons, Hoboken 2009, ISBN 978-0-470-05364-5, S. 3 f.