Kostümbildner

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Der Kostümbildner erarbeitet zusammen mit dem Bühnen- oder Szenenbildner und dem Regisseur die Kostüme zu einer Theater- oder Filmproduktion. Kostümbild kann an einigen Kunsthochschulen studiert werden. Manchmal werden Kostüme und Bühnenbild von einer Person entworfen, was dann mit „Ausstattung“ (Bühne und Kostüme) benannt wird.

Der deutsche Berufsverband ist der Bund der Szenografen.

Lodovico Ottavio Burnacini, Entwürfe für Kopfbedeckungen aus der Serie der "Maschere", spätes 17. Jh. Wien, Theatermuseum.

Kostümbildner am Theater

Entwurf

Der Kostümbildner arbeitet zunächst eng mit dem Regisseur zusammen. Dieser hat in Abstimmung mit der Theaterleitung ein Stück ausgewählt, das er dann mit dem Bühnenbildner, dem Kostümbildner und dem Dramaturgen inhaltlich bearbeitet. Außerdem sind für die Besetzung der Rollen geeignete Darsteller bestimmt worden.

Nach Textanalyse und Recherchen und meist in Reaktion auf den Bühnenbildentwurf erstellen Kostümbildner ihre Entwürfe, zu denen im Theater auch die Maske gehört. In weiterer Zusammenarbeit mit Regisseur, Bühnenbildner und Dramaturg wächst ein visuelles Konzept heran, das die beabsichtigte Wirkung der Inszenierung hervorbringt. Diese Phase der Vorbereitung kann zuweilen länger als ein Jahr vor der Premiere beginnen.

In Skizzen, Fotos, Collagen und Materialsammlungen versucht der Kostümbildner gemeinsam mit seinem Assistenten die Figuren zu finden. Dabei ist es sehr wichtig, die Darsteller zu kennen, ihre körperliche Wirkung, ihre Ausstrahlung und ihre Wandlungsfähigkeit. Oft werden deshalb die Kostüme erst während der Probenzeit festgelegt, verändert oder neu entworfen.

Lodovico Ottavio Burnacini, Entwürfe für Kopfbedeckungen aus der Serie der "Maschere", spätes 17. Jh. Wien, Theatermuseum.

Umsetzung

Kostümwerkstatt

Für die Umsetzung trifft sich der Kostümbildner mit der Kostümabteilung des Theaters und stellt seine Entwürfe und Materialmuster vor. Mit der Leitung der Abteilung, den Gewandmeistern, Schneidern, Assistenten und Ankleidern und der Maskenabteilung wird die technische, zeitliche und finanzielle Machbarkeit abgestimmt.

Die Gewandmeister werden dann Ideen zur Realisierung der Entwürfe entwickeln und mit dem Kostümbildner abstimmen. An Schneiderpuppen werden erste Proben mit gekauften oder angefertigten Kostümteilen gemacht, bevor es Anproben mit den Darstellern gibt. Hier wird der Sitz, aber auch die Wirkung des Kostüms und die Möglichkeiten und Einschränkungen für den Darsteller überprüft. Es ist wichtig, die Kostüme schon bei den szenischen Proben einzusetzen, weil sie das Spiel der Darsteller beeinflussen. Wo das zeitlich nicht möglich ist, werden ähnliche Probenkostüme bereitgestellt oder angefertigt. Der Kostümassistent überwacht die Herstellung der Kostüme, betreut die Proben und kommuniziert zwischen dem Regisseur, dem Kostümbildner, den Darstellern und den Abteilungen des Theaters.

Spätestens bei der Ausstattungsprobe (in der Oper Klavierhauptprobe genannt) sind alle fertigen Kostüme und Masken auf der Bühne zu sehen. Jetzt bleibt noch wenige Tage Zeit für Änderungen bis zur Premiere. Zur Hilfestellung mit den Kostümen stehen den Bühnenkünstlern (oft weibliche) Ankleiderinnen zur Verfügung. Für seine Produktionen kann zum Beispiel das Opernhauses Zürich auf solches Hilfspersonal im Umfang von etwa 20 Personen zurückgreifen.[1] Für die wenige Minuten dauernde Eröffnungs-Szene des James-Bond-Films Spectre wurden individuelle Kostüme für 1.500 Darsteller hergestellt und diese für die Dreharbeiten binnen 75 Minuten kostümiert.[2]

Kostümbildner bei Film und Fernsehen

Voraussetzungen für den Beruf

  • schöpferische Phantasie, dramaturgisches Denken, malerisches und zeichnerisches Talent, Farben- und Formensinn
  • gute Allgemeinbildung, umfassendes Wissen auf dem Gebiet der Kunst- und Kulturgeschichte, der Kostüm-, Stil- und Milieukunde
  • handwerkliche Fachkenntnisse, Kenntnisse in Textil- und Materialkunde und schnitttechnischem Zeichnen
  • organisatorisches Talent, kaufmännische Fähigkeiten, Improvisationsvermögen, Flexibilität
  • Kenntnisse in den verschiedenen audio-visuellen Techniken
  • Menschenkenntnis, psychologisches Einfühlungsvermögen, Diplomatie und Motivationsfähigkeit
  • Leidenschaft zu Mode und Farben

Arbeitsabläufe

1. Produktionsphase – Vorbereitung und Entwicklung
  • Durcharbeiten des Drehbuchs, Anfertigen von Auszügen, erste Ideen, Brainstorming
  • erste Gespräche mit Regie, Szenenbildner, Kamera, Schauspielern, Maske über dramaturgische, stilistische und farbliche Konzeptionen, Funktion der Kostüme, Besetzung der Rollen
  • erste Gespräche mit der Produktion über Budget und Disposition. Recherche: Bildmaterial, Milieustudien, historische und sachliche Infos aus Bibliotheken, Archiven, Museen, Büchern und Zeitschriften und dem Internet zusammentragen
  • Zeichnen und Malen von Figurinen
  • im Kostümfundus stöbern
  • Stoffe, andere Materialien, Farben und Schnitttechnik – wenn nötig durch Zeichnungen – bestimmen in Zusammenarbeit mit entsprechenden Werkstätten und Herstellern
  • Schauspieler mit seinen/ihren Eigenheiten, Vorzügen, „Problemzonen“ und Maßen kennenlernen, analysieren und in die künstlerisch-dramaturgische Planung einbeziehen
  • Kostenvoranschläge einholen, Kalkulation erstellen, Kostümetat festlegen
  • Organisationsplanung in Absprache mit der Produktion, Mitarbeiterteam in Umfang und Kompetenzen bestimmen (Assistenten, Garderobiers, Schneider, Aushilfen etc.) Werkstätten, Kostümdepot, Garderobenräume und Fahrzeuge für Kostümtransport organisieren
2. Produktionsphase – Realisation
  • Verwirklichung und Umsetzung der Ideen und Entwürfe
  • Anproben mit Schauspielern und Komparsen organisieren und überwachen
  • Fertigung der Kostüme überwachen
  • Verhandlungen mit Lieferfirmen und Herstellern
  • Einkaufen – mit und ohne Schauspieler
  • Kostümabnahmen mit Regie, Kamera und Schauspielern – wenn möglich, in der Dekoration
  • dramaturgisch bedingte Kostümanschlüsse und Tageseinteilung festlegen – mit Regie bzw. Regie-Assistenz
3. Produktionsphase – Drehzeit
  • rechtzeitige Bereitstellung der laut Tagesdisposition notwendigen Kostüme
  • spontane Bereitschaft zu situationsbedingten, künstlerischen oder modischen Änderungen
  • Weiterführung der Vorbereitungsarbeiten parallel zur Tagesdisposition
  • ständige Kontrolle des Budgets
  • Besuch von Mustervorführungen
4. Produktionsphase – Abwicklung
  • Mitarbeiterteam und Arbeitsräume in Absprache mit der Produktion auflösen
  • Rücklieferung der Kostüme
  • Administrative Abwicklung (= Kostüm-Kauflisten, Funduslisten, Abrechnungsnachweise, Rückkauflisten etc.)
  • Abrechnung des verwalteten Etats
  • spontane Bereitschaft zu eventuell notwendigen Nachdrehs

Siehe auch

Literatur

  • Riccarda Merten-Eicher: Kostümbildner in Film, Fernsehen und Theater. Henschel Verlag, 2012, ISBN 978-3-89487-717-0.
  • Riccarda Merten-Eicher: Kostumbild | Kostümdesign Die Magie der Verwandlung. Schüren Verlag, 2016, ISBN 978-3-89472-958-5.
  • Nicole Gronemeyer, Florence von Gerkan (Hrsg.): Köstümbild. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2016, ISBN 978-3-95749-042-1.
  • Fabienne Liptay (Hrsg.): Milena Canonero. (= Film-Konzepte. Band 40). edition text + kritik, München 2015, ISBN 978-3-86916-448-9.

Weblinks

Einzelnachweise