Kriminalitätstheorien

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Kriminalitätstheorien sind Systeme von Aussagen zur Erklärung der Ursachen, des Verlaufs und der strukturellen Eigenarten delinquenten Verhaltens. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Mikrotheorien, deren Ansatz die individuellen Merkmale kriminellen Verhaltens herausstellt, und Makrotheorien, die auf den gesellschaftlichen Kontext abstellen. Neben diesen beiden Theoriekonzepten stehen Theorien, die Kriminalität als Konstrukt eines formellen Kontrollsystems (insbesondere Strafrecht und die staatlichen Instanzen zur Verfolgung von Kriminalität) ansehen.

Grundsätzlich wird auch eine Klassifikation von Kriminalitätstheorien vom wissenschaftlichen Ansatz her vertreten, sodass unter anderem von soziologischen, sozialpsychologischen, psychologischen oder biologischen Kriminalitätstheorien die Rede ist. Während die biologischen Kriminalitätstheorien weitgehend in den Hintergrund getreten sind, dominieren heute vor allem sozialpsychologische Ansätze. Grundsätzlich ist keine einzige Kriminalitätstheorie geeignet, Kriminalität hinreichend zu erklären.

Die Fülle vorliegender Kriminalitätstheorien aus den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen haben nahezu keinen Aspekt menschlicher Existenz ausgespart, der nicht in irgendeine Theorie zur Erklärung delinquenten Verhaltens eingeflossen wäre. Die vorgelegten Theorien begleiten den Straftäter retrospektiv von seiner Geburt über nahezu alle Stadien seiner Entwicklung im Kontext spezieller oder allgemein gesellschaftlicher Einflüsse bis hin zur Tat. Diese Vielfalt verdankt ihre Existenz nicht nur, aber auch der Tatsache, dass es der Kriminologie bis heute nicht gelungen ist, sich auf eine Gesellschafts- und/oder Persönlichkeitstheorie zu einigen, die ihr Grundlage systematischer Forschung und Theorienbildung sein könnte. Auch ist es ihr bisher nicht gelungen, die vielen Ansätze zu integrieren.[1]

Siehe im Einzelnen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ignatz Kerscher: Sozialwissenschaftliche Kriminalitätstheorien. Eine Einführung. 3. Auflage. Beltz, Weinheim, Basel 1981, ISBN 3-407-51127-2.