Kuqa
Der Kreis Kuqa oder Kutscha (Modernes chinesisch vereinfacht: 库车县; traditionell: 庫車縣, Pinyin Kùchē xiàn, manchmal auch Kucha, Chiu-tzu, Kiu-che, Kuei-tzu; altes Chinesisch: 屈支 屈茨; 龜弦; 丘玆, auch Bo; antik
,
; uigurisch كۇچار Kuqar) gehört zum Regierungsbezirk Aksu im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang der Volksrepublik China. Der Kreis hat eine Fläche von 14.529 km² und 462.588 Einwohner (Stand: Zensus 2010).[1] Etwa ein Viertel davon lebt in der Großgemeinde Kuqa (库车镇), dem Verwaltungssitz des Kreises. Kuqa war eine wichtige Station auf der Seidenstraße.
Der Name Kuqa ist vermutlich auf das kutschanische Wort *kutsi zurückzuführen, das wohl, wie der Name des Königshauses von Kutscha Po „weiß“ bedeutet.[2]
Geschichte
Das Staatsgebiet des ehemaligen Königreichs von Kutscha umfasste etwa die heutigen Kreise Bugur, Kucha, Aksu, Ushi, Toksu und Shah-yar.[2] Im Jahre 109 v. Chr. stand das Königreich Kucha nachweislich in freundschaftlicher Beziehung zu China.[2] im 1. Jahrhundert v. Chr. kam es zu ersten Kontakten mit der aufstrebenden Han-Dynastie, wodurch Kuqa zeitweise chinesischer Vasall wurde. 46 n. Chr. wurde Kuqa von König Xian von Yarkant erobert. Nach weiteren Unruhen wurde das Tarimbecken 78 n. Chr. vom chinesischen General Ban Chao wieder unterworfen, der Kuqa zum Verwaltungszentrum der chinesischen Herrschaft über das Tarimbecken machte. Gleichzeitig beseitigte Ban Chao einen von den Xiongnu eingesetzten Marionettenkönig und ersetzte ihn durch Bo Ba, das erste bekannte Mitglied der Familie Bo (
), die mindestens bis ins 5. Jahrhundert über Kuqa herrschte. Nach wiederholten Aufständen musste sich Kuqa 91 und 126 wieder China unterwerfen. Im 3. Jahrhundert sind engere Verbindungen zur westlichen Jin-Dynastie überliefert, die jedoch um 300 beendet wurden, als König Long Hui (
) von Karaschahr die Herrschaft über das Tarimbecken errang. Nachdem Kuqa wieder seine Selbstständigkeit zurück erlang hatte, wurde es 382 von General Lü Guang (
) auf Befehl Fu Jians (357–385) zerstört. 448 unterwarf die Nördliche Wei-Dynastie Kuqa und machten es tributpflichtig. Wie chinesische Quellen berichten, wurde Kucha im 5. Jahrhundert Teil des Reichs der Hephthaliten.[3] Nachdem Kuqa sich aber mit Karaschahr gegen China verbündet hatte, wurde es 648 besiegt und unterworfen. Die Tang installierten im selben Jahr eine Garnison als Teil der „Vier Garnisonen von Anxi“. Auch in folgender Zeit bestand eine starke Abhängigkeit von China, jedoch erlauben die Quellen nur mehr wenige Angaben. Vermutlich wurde Kuqa im 11. Jahrhundert muslimisch. Noch im 7. Jahrhundert beschrieb der chinesische Reisende Xuanzang Kuqa als eine blühende Oase mit ausgebauter Landwirtschaft und reichen Mineralvorkommen.
Zur Zeit der tibetischen Oberherrschaft galt Kucha als einigermaßen autonom. Im 9. Jahrhundert wurde Kucha ein wichtiges Zentrum im Uighurischen Königreich von Qocho.[4]
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten Archäologen buddhistische Höhlentempel in der Umgebung von Kuqa, die im Inneren bedeutsame Wandmalereien aufweisen.[5] In den antiken Bauten aus Kuqa wurden tocharische Dokumente entdeckt.
Verwaltung
Der Kreis verwaltet folgende Großgemeinden und Gemeinden:[6]
Großgemeinden (镇 zhèn):
|
Gemeinden (乡 xiāng):
|
Ethnische Gliederung der Bevölkerung des Kreises Kuqa (2000)
Beim Zensus im Jahr 2000 wurden im Kreis Kuqa 388.593 Einwohner gezählt (Bevölkerungsdichte 26,76 Einwohner/km²).
Name des Volkes | Einwohner | Anteil |
---|---|---|
Uiguren | 342.440 | 88,12 % |
Han | 43.596 | 11,22 % |
Hui | 1.967 | 0,51 % |
Kirgisen | 142 | 0,04 % |
Mongolen | 74 | 0,02 % |
Kasachen | 56 | 0,01 % |
Tujia | 54 | 0,01 % |
Mandschu | 49 | 0,01 % |
Zhuang | 47 | 0,01 % |
Miao | 39 | 0,01 % |
Sonstige | 129 | 0,04 % |
Literatur
- A. Grünwedel: Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan, Bericht über archäologische Arbeiten von 1906 bis 1907 bei Kucha, Qarašahr und in der Oase Turfan. Berlin 1912.
- Albert Grünwedel: Alt-Kutscha: archäologische und religionsgeschichtliche Forschungen an Temperagemälden aus buddhistischen Höhlen der ersten acht Jahrhunderte nach Christi Geburt. Berlin 1920.
Weblinks
- Website der Kreisregierung (chinesisch)
Einzelnachweise
- ↑ citypopulation.de: KÙCHĒ XIÀN, Landkreis in Sinkiang, abgerufen am 31. Januar 2022
- ↑ a b c Liu Mau-Tsai: Kutscha und seine Beziehungen zu China vom 2. Jh. bis zum 6. Jh. In: Walther Heissig (Hrsg.): Asiatische Forschungen. Band 27, Nr. 1. Harrassowitz, Wiesbaden 1969, S. 21, 35, 39.
- ↑ Hyun Jin Kim: The Huns, Rome and the Birth of Europe. Cambridge University Press, Cambridge 2013, ISBN 978-1-107-00906-6, S. 37.
- ↑ Christopher I. Beckwith: Empires of the Silk Road: A History of Central Eurasia from the Bronze Age to the Present. Princeton University Press, Princeton 2009, ISBN 978-0-691-13589-2, S. 157 ff.
- ↑ Die Gemälde von Kutscha, Vossische Zeitung, 6. Januar 1921.
- ↑ centralasiatraveler.com: Xinjiang Ortsnamen in alphabetischer Reihenfolge (Memento des Originals vom 7. November 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Koordinaten: 41° 44′ N, 82° 56′ O