Kurfürstenhaus

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Das Kurfürstenhaus im Nikolaiviertel in Berlin-Mitte, Spreeufer 5
Poststraße 4–5

Kurfürstenhaus ist die aktuelle Bezeichnung für ein denkmalgeschütztes Haus im Nikolaiviertel im Stadtkern Berlins, Spreeufer 5, sowie die historische Bezeichnung für die Häuser Poststraße 4 und 5.

Geschichte

Das Grundstück Poststraße 5 (bis Anfang des 18. Jahrhunderts Heiligen Geiststraße) wurde bereits im 16. Jahrhundert bebaut. In den Hintergebäuden des bis an die Spree reichenden Grundstücks befand sich ab 1565 die kurfürstliche Münze. 1583 schenkte Kurfürst Johann Georg das Haus seinem Küchenmeister Bartold Vibicke als erbliches Burglehen und Freihaus. Die Münze zog 1586, nach Fertigstellung des Apotheken- und Münzgebäudes im Lustgarten neben dem Schloss, dorthin. Anschließend wurde das Vorderhaus vermutlich neu gebaut oder zumindest die Fassade neu gestaltet. Als Baumeister ist Rochus zu Lynar anzunehmen. 1589 schenkte der Kurfürst das Haus seinem Bediensteten Samuel Salwart und 1593 dem kurfürstlichen Hofmarschall und Landvogt der Uckermark, Bernd von Arnim. Das Haus wechselte dann mehrmals den Besitzer. So kam es 1625 zur Familie Röbel und 1643 in den Besitz von Konrad von Burgsdorff. Nach dessen Tod im Jahr 1752 war die Erbin seine Ehefrau Anna von Löben (1604–1684). Die Tochter Margarethe Catharina von Burgsdorff (1637–1692) war heiratete mit Ludwig von Canitz (1626–1654). Deren Sohn, der Dichter Friedrich Rudolf Ludwig von Canitz wurde in dem Haus 1654 geboren und erbte es 1684 nach dem Tod seiner Großmutter.[1] Als Canitz und auch sein Sohn 1699 starben, fiel der Besitz an die Familie von Cannstein, Stiefgeschwister von Canitz' Ehefrau Dorothea, die das Haus an den Geheimen Kammerdiener und Bürgermeister Johann Heßig (Hessig) verkaufte. Heßig baute im Hof des Hauses ein Opernhaus, das aber bereits 1711 wieder geschlossen und in einen Seitenflügel umgewandelt wurde. Nach dem Tod Heßigs um 1712[2] gab es häufige Besitzerwechsel.

Das sogenannte Kurfürstenhaus, Poststraße 5 im Jahr 1867, kurz vor dem Umbau

1868 wurde der gut erhaltene Renaissancebau nach Entwürfen des Baurats Carl Schwatlo vollständig umgebaut und modernisiert, wobei auch die Fassade verändert wurde. Weil dabei Porträtmedaillons aller brandenburgischen Kurfürsten angebracht wurden, erhielt das Gebäude die Bezeichnung Kurfürstenhaus.

Das Nachbarhaus Poststraße Nr. 4, das ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammte, befand sich seit 1614 als Freihaus im Besitz des Kammerdieners Anton Freytag. Dort starb 1619 der wenige Wochen vorher krank zurückgetretene Kurfürst Johann Sigismund im Beisein seiner Familie. Anton Freytag ließ über dem Sterbebett eine bronzene Gedenktafel anbringen. Daher war dieses Haus das eigentliche Kurfürstenhaus. Die Gedenktafel befand sich dort noch bis 1916 in der Konditorei Borelius und ist seitdem verschollen. Im 18. Jahrhundert war das zweigeschossige Haus aufgestockt und barock umgebaut worden. In diesem Haus wurde 1733 der Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Nicolai geboren.

Das Grundstück Poststraße 5/Burgstraße 3 erwarb um 1870 der Kaufmann Gustav Ebell (1833–1916)[3] Er ließ von 1895 bis 1897, nach Zukauf des Grundstücks Burgstraße 4, auf der Spreeseite (später Burgstraße 8, seit 1984 Spreeufer 5) von Carl Gause ein großes Geschäftshaus im deutschen Renaissancestil errichten und übernahm dafür den Namen Kurfürstenhaus. Die Ebell’schen Erben verkauften an die neu gegründete Firma Braunsberg & Co (ab 1940 Vereinigte Textilfabriken AG). Diese erwarb 1922 auch das Grundstück Poststraße 4, vereinigte es mit dem Grundstück Nr. 5, ließ einen Geschäftshausneubau errichten und 1927 Hofgebäude an- und umbauen. 1938 übernahm der Fiskus die Gebäude. Sie wurden vom Finanzamt Börse genutzt,[4] [5] später vom Berliner Stadtkontor und der Direktion der Handelsorganisation (HO) der DDR.[6] Diese Anlage hat den 2. Weltkrieg weitgehend unversehrt überstanden.

Literatur

  • Das sogenannte Kurfürstenhaus. In: Archiv-Verlag (Hrsg.): Berlin-Archiv. Band 1, Nr. 1. Braunschweig 1990, S. 01037.

Weblinks

Commons: Kurfürstenhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anna Lingnau: Lektürekanon eines Fürstendieners. de Gruyter, Berlin/Boston 2021, ISBN 978-3-11-068533-6, S. 20 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Adreß-Kalender der Königlich Preußischen Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam 1713. Zentral- und Landesbibliothek Berlin, abgerufen am 31. Mai 2022. S. 13, letztmalige Erwähnung von Johann Heßig. Anmerkung: Fälschlich wird Johann Heßig oft mit dem Hof- und Kammergerichtsrat Johann Heinrich von Heßíg gleichgesetzt.
  3. Poststraße 5: Ebel, Kaufmann Eo. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, 1871, Teil 2, S. 209. Erstmaliger Eintrag als Eigentümer
  4. Poststraße 4, 5 E. Braunsberg & Co. In: Berliner Adreßbuch, 1938, Teil 3, S. 676.
  5. Poststraße 4, 5 E. Finanzamt Börse. In: Berliner Adreßbuch, 1939, Teil 3, S. 688.
  6. Martin Mende: Spreeufer im Nikolaiviertel (Burgstraße). Verein für die Geschichte Berlins, 2010, abgerufen am 31. Mai 2022.