Langfingerfrösche

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Langfingerfrösche
Cardioglossa leucomystax

Cardioglossa leucomystax

Systematik
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
ohne Rang: Amphibien (Lissamphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Neobatrachia
Familie: Langfingerfrösche
Wissenschaftlicher Name
Arthroleptidae
Mivart, 1869

Die Langfingerfrösche (Arthroleptidae) bilden eine Familie der Froschlurche (Anura). Sie kommen im kontinentalen Afrika südlich der Sahara vor. Zwei Arten treten endemisch auf den Inseln Príncipe und Bioko im Golf von Guinea auf.[1]

Beschreibung

Es handelt sich überwiegend um kleinere Frösche. Einige Arten der Gattung Arthroleptis erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von nur 15 Millimetern. Die größte Art ist Trichobatrachus robustus, deren Männchen 130 Millimeter lang werden können. Diese Art ist die einzige in der Familie der Langfingerfrösche, bei der die Männchen regelmäßig größer werden als die Weibchen.[1]

Ein weiteres Merkmal, von dem auch die deutschsprachige Bezeichnung herrührt, sind die auffällig verlängerten Finger der Männchen bei einigen Arten der Gattungen Arthroleptis und Cardioglossa. Der dritte Finger ist zwei- bis dreimal länger als die übrigen Finger. Diese Form des Geschlechtsdimorphismus findet man sonst bei keinen anderen Froschlurchen. Ihre Funktion ist unklar.[2]

Bei den Gattungen Astylosternus, Scotobleps und Trichobatrachus, haben sowohl die Männchen als auch die Weibchen Klauen an den Beinen. Es sind dies die Endglieder der Zehen, die durch die Haut stoßen und der Verteidigung dienen.[3] Zusätzlich gibt es bei Trichobatrachus-Männchen dünne fadenförmige Hautstrukturen, die wie Haare aussehen und an den Flanken und Schenkeln auftreten. Die einzige Art der Gattung, Trichobatrachus robustus, wird daher auch Haarfrosch genannt. Die Funktion dieser Hautanhänge ist noch nicht endgültig geklärt. Einerseits vergrößern sie die Oberfläche für die Hautatmung, da sie gut durchblutet sind, andererseits könnten sie als Schutz gegen Verletzungen bei Rivalenkämpfen unter den Männchen zur Paarungszeit dienen.[1]

Die Frösche besitzen acht präsakrale Wirbel, die ersten beiden sind nicht, wie bei vielen anderen Froschfamilien, miteinander verwachsen. Das Sternum ist teilweise knorpelig ausgebildet, was die Arthroleptidae von den Ranidae unterscheidet, zu denen sie früher oft gezählt wurden. Die Ranidae haben ein verknöchertes Sternum.[4]

Die Färbung der meisten Arten ist unauffällig und umfasst Braun- und Grautöne, einige Arten der Gattungen Leptodactylodon, Cardioglossa und Leptopelis (Waldsteigerfrösche) weisen jedoch eine lebhafte Färbung auf. Einige Waldsteigerfrösche haben sehr große, rot oder gelb gefärbte Augen. Die Farbmuster der Arten der Gattung Cardioglossa machen diese zu den farbenprächtigsten Amphibien Afrikas.[1]

Vorkommen

Nur zwei Gattungen, nämlich Arthroleptis und Leptopelis kommen im südlichen und östlichen Afrika vor, die anderen sind in West- und Zentralafrika verbreitet. Die Gattungen Leptodactylodon, Nyctibates, Scotobleps und Trichobatrachus leben ausschließlich in den tiefer liegenden Waldzonen um den Golf von Guinea. Auf der Insel Príncipe, die diesem Golf vorgelagert ist, lebt Leptopelis palmatus als Endemit.[5] Ebenfalls endemisch ist die Art Arthroleptis bioko, die auf der zu Äquatorialguinea gehörenden Insel Bioko, ebenfalls im Golf von Guinea gelegen, entdeckt und im Jahr 2010 beschrieben wurde. Auf Bioko leben auch weitere Arten der Gattungen Arthroleptis und Leptopelis, die aber auch auf dem Festland vertreten sind.[6] Arthroleptis bioko kommt bis in 1820 Metern Höhe vor, die Höhenverteilung der gesamten Familie liegt zwischen Seehöhe und 2700 Metern über dem Meeresspiegel.[1]

Lebensweise

Eine Kaulquappenphase weisen zwar die meisten Vertreter der Familie auf, es gibt jedoch auch solche mit einer direkten Larvenentwicklung innerhalb der Eier, aus denen schließlich fertige Jungfrösche schlüpfen. Dies ist bei allen Arten der namensgebenden Gattung Arthroleptis sowie vermutlich einem Teil der Leptopelis-Arten der Fall.[7] Viele Langfingerfrösche leben in Wäldern, einige Arten kommen auch in feuchtem Grasland vor. Die meisten Arten leben auf dem Boden in der Laubstreu, Waldsteigerfrösche (gattung Leptopelis) sind jedoch hauptsächlich auf Bäumen zu finden. Der nur 2,5 Zentimeter lange Höhlenfrosch (Arthroleptis troglodytes) lebt in Höhlen und unter Steinen.[1]

Die Frösche ernähren sich von verschiedenen Gliederfüßern, die sie in der Streu finden, einige größere Arten fressen hauptsächlich Süßwasserschnecken.

Systematik und Taxonomie

Die Langfingerfrösche gehören zusammen mit den verwandten Kurzkopffröschen (Brevicipitidae), den Hemisotidae und den Riedfröschen (Hyperoliidae) zu den Afrobatrachia.[7]

Unterfamilien

Datei:Trichobatrachus robustus 1.jpg
Haarfrosch (Trichobatrachus robustus); getrocknetes Museumsexemplar

Gegenwärtig werden drei Unterfamilien unterschieden. Die artenreichste, die Arthroleptinae, wurde früher entweder zu den Echten Fröschen (Ranidae) oder auch zu den Riedfröschen (Hyperoliidae) gestellt. Zeitweise wurden auch noch die Gattungen der ehemaligen Familie Astylosternidae (unter anderem mit dem Haarfrosch) in die Arthroleptinae integriert; später wurde erstere als Astylosterninae wieder in den Unterfamilienrang erhoben, da sie als Schwestergruppe aller übrigen Langfingerfrösche ermittelt worden war. Die dritte Unterfamilie, die Waldsteigerfrösche (Leptopelinae), die früher lange den Riedfröschen (Hyperoliidae) zugerechnet wurden, steht phylogenetisch möglicherweise innerhalb der Arthroleptinae. Nach wie vor gilt die Systematik der Arthroleptidae aber als nicht zufriedenstellend geklärt.[8]

Arten

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Arthroleptis adelphus
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Arthroleptis poecilonotus
Arthroleptis variabilis
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Arthroleptis wahlbergii
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Arthroleptis xenochirus
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Cardioglossa leucomystax

In der Referenzliste Amphibian Species of the World umfasst die Familie 150 Arten.[8]

Stand: 9. Mai 2022

Unterfamilie Arthroleptinae Mivart, 1869 (66 Arten)

Die Art Arthroleptis lonnbergi wurde als Mertensophryne lonnbergi in die Gattung Mertensophryne der Familie Bufonidae gestellt.[12] Arthroleptis wagneri wurde 2018 aus der Synonymie mit Arthroleptis wahlbergii, in die sie 1954 gestellt worden war,[13] entfernt und als eigenständige Art anerkannt.[14] Cardioglossa aureoli wurde in die Gattung Arthroleptis (siehe oben) klassifiziert.[10] Cardioglossa manengouba wurde mit Cardioglossa oreas synonymisiert.

Unterfamilie Astylosterninae Noble, 1927 (30 Arten)

Der Haarfrosch Trichobatrachus robustus wurde als Astylosternus robustus in die Gattung Astylosternus gestellt.

Unterfamilie Leptopelinae Laurent, 1972

Einzelnachweise

  1. a b c d e f David C. Blackburn: Family Arthroleptidae. Amphibiaweb, University of California, Berkeley, CA 2000–2020, abgerufen am 25. Mai 2020 (englisch).
  2. Breda M. Zimkus & David C. Blackburn: Distinguishing features of the sub-Saharan frog genera Arthroleptis and Phrynobatrachus: a short guide for field and museum researchers. Breviora, Museum of Comparative Zoology, 513, S. 1–12, Cambridge, Massachusetts 2008.
  3. David C. Blackburn, James Hanken, Farish A. Jenkins Jr: Concealed weapons: erectile claws in African frogs Biological Letters 4, 2008; S. 355–357; (PDF)
  4. Heather Heying: Arthroleptidae. Animal Diversity Web, University of Michigan, 2003, abgerufen am 25. Mai 2020.
  5. Sayer Jeffrey Sayer (Hrsg.): The Conservation Atlas of Tropical Forests: Africa. Macmillan, 1992, ISBN 978-1-349-12963-8, S. 243.
  6. David C. Blackburn: A New Squeaker Frog (Arthroleptidae: Arthroleptis) from Bioko Island, Equatorial Guinea. Herpetologica, 66, S. 320–334, 2010.
  7. a b Daniel Portik & David C. Blackburn: The evolution of reproductive diversity in Afrobatrachia: A phylogenetic comparative analysis of an extensive radiation of African frogs. Evolution, 70, 9, S. 2017–2032, September 2016.
  8. a b Darrel R. Frost: Arthroleptidae Mivart, 1869. Amphibian Species of the World: an Online Reference, Version 6.1, American Museum of Natural History, New York 1998–2020, abgerufen am 25. Mai 2020.
  9. S. P. Loader, J. C. Poynton, L. P. Lawson, D. C. Blackburn & M. Menegon: Herpetofauna of montane areas of Tanzania. 3. Amphibian diversity in the northwestern Eastern Arc Mountains, with the description of a new species of Arthroleptis (Anura: Arthroleptidae). Fieldiana. Life and Earth Sciences, 4, S. 90–102, 2011
  10. a b D. C. Blackburn: Biogeography and evolution of body size and life history of African frogs: Phylogeny of squeakers (Arthroleptis) and long-fingered frogs (Cardioglossa) estimated from mitochondrial data. Molecular Phylogenetics and Evolution, 49, S. 806–826, 2008
  11. V. FitzSimons: Descriptions of new South African Reptilia and Batrachia, with distribution records of allied species in the Transvaal Museum collection. Annals of the Transvaal Museum 14 S. 20–48, 1930.
  12. Darrel R. Frost, Taran Grant, Julián Faivovich, Raoul H. Bain, Alexander Haas, Celio F. B. Haddad, Rafael O. de Sá, A. Channing, Mark Wilkinson, Stephen C. Donnellan, Christopher J. Raxworthy, Jonathan A. Campbell, Boris L. Blotto, Paul E. Moler, Robert C. Drewes, Ronald A. Nussbaum, John D. Lynch, David M. Green und Ward C. Wheeler: The amphibian tree of life. Bulletin of the American Museum of Natural History, 297, S. 1–370, 2006 Volltext
  13. A. Loveridge: New frogs of the genera Hyperolius and Arthroleptis from South Africa. Annals of the Natal Museum, 13, S. 95–99, 1954
  14. Tolley, K. A., W. Conradie, J. Harvey, G. J. Measey, and D. C. Blackburn: Molecular phylogenetics reveals a complex history underlying cryptic diversity in the Bush Squeaker Frog (Arthroleptis wahlbergii) in southern Africa. African Zoology, 53, S. 83–97, 2018

Weblinks

Commons: Langfingerfrösche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien