Lifau

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Lifau
Das Lifau-Monument
Daten
Fläche 20,10 km²[1]
Einwohnerzahl 2.505 (2015)[1]
Chefe de Suco Krisantos Kolo
(Wahl 2016)
Aldeias Einwohner (2015)[1]
Nefobai 712
Oemolo 851
Tulaica 932
Der Suco Lifau
Lifau (Osttimor)
Lifau
Koordinaten: 9° 13′ S, 124° 18′ O

Lifau (Lifáo, Liphao, Leiffauw) ist ein osttimoresischer Ort und Suco im Verwaltungsamt Pante Macassar (Sonderverwaltungsregion Oe-Cusse Ambeno).

Name

Der Name „Lifau“ leitet sich aus dem Uab Meto von „lé’àl“ (deutsch Leute) „nanfaun“ (deutsch viele) ab. Eine Quelle leitet den Namen ab von liatnamfau neitin, was „viele Freunde, die zum reden kommen“ bedeutet. Aufgrund seiner Bedeutung als Handelshafen in der frühen Kolonialzeit erhielt der Ort den Beinamen „énò naek“, das große Tor.[2]

Der Ort

Der Ort liegt an der Küste der Sawusee, sechs Kilometer westlich von der Stadt Pante Macassar, in Luftlinie 287 km westlich von der Landeshauptstadt Dili. Die Meereshöhe beträgt m. Bei Lifau befindet sich am Strand ein Monument, das an die erste Landung der Portugiesen auf Timor erinnert. Zunächst nur ein Padrão, steht hier seit November 2015 das Lifau-Monument, die Nachbildung einer portugiesischen Karavelle, mit mehreren lebensgroßen, goldenen Figuren, die das Zusammentreffen von Portugiesen und Timoresen nachstellen.[3]

Der Suco

Lifau
Orte Position[4] Höhe
Kolam Cina 9° 12′ S, 124° 19′ O m
Lifau 9° 13′ S, 124° 18′ O m
Najalu 9° 13′ S, 124° 17′ O 12 m
Nepobai 9° 14′ S, 124° 18′ O 48 m
Oemolo 9° 14′ S, 124° 19′ O 24 m
Postusika 9° 12′ S, 124° 19′ O m
Taosero 9° 13′ S, 124° 17′ O m
Tulaica 9° 14′ S, 124° 18′ O 17 m
Reisfelder in Oemelo

Im Suco leben 2505 Einwohner (2015), davon sind 1296 Männer und 1209 Frauen. Die Bevölkerungsdichte beträgt 124,6 Einwohner/km². Im Suco gibt es 469 Haushalte.[1] Fast 99 % der Einwohner geben Baikeno als ihre Muttersprache an. Eine Minderheit spricht Tetum Prasa.[5]

Vor der Gebietsreform 2015 hatte Lifau eine Fläche von 19,14 km².[6] Nun sind es 20,10 km².[1] Der Suco liegt an der Nordküste des Verwaltungsamts Pante Macassar. Westlich befindet sich der Suco Taiboco, südlich Lalisuc und östlich der Suco Costa. Westlich vom Ort Lifau liegt ein zusammenhängendes Siedlungszentrum aus mehreren Ortsteilen, die sich entlang einer Straße reihen, die von der Küstenstraße in das Landesinnere führt. Dies sind Taosero, Tulaica (Tulaika) und Nepobai.[7] In Tulaica gibt es eine Grundschule, die Escola Primaria Tulaica.[8][9] Östlich des Siedlungszentrums liegt das Dorf Oemolo, westlich liegt an der Küste der Ort Najalu. Weiter im Nordosten mündet der Tono, der wichtigste Fluss von Oe-Cusse Ambeno, in die Sawusee. Auf der anderen Uferseite liegen die Dörfer Kolam Cina und Postusika.[7] Hier führt die Noefefanbrücke über den Tono.[10]

In Lifau befinden sich die drei Aldeias Nefobai, Oemolo und Tulaica.[11]

Geschichte

Ein Padrão markiert den Ort, an dem die Portugiesen erstmals Timor betraten
Karte der Bucht von Lifau von William Dampier, 1699

Am 18. August 1515 landeten die Portugiesen in der Nähe des heutigen Lifaus erstmals auf Timor. 1515 folgten bereits die ersten Dominikaner, die 1556 die Siedlung Lifau zur Sicherung des Sandelholzhandels gründeten. Die Händler blieben aber in dieser Zeit nur wenige Wochen in Lifau und lebten dort in provisorischen Unterkünften. Nach der großangelegten Invasion der Portugiesen ins Innere Timors im Jahr 1642, nahm die Einwanderung der Topasse nach Timor zu. Die Topasse waren Nachfahren von portugiesischen Soldaten, Seeleuten und Händlern und Frauen von Solor und Flores. Die Topasse bestimmten maßgeblich die Entwicklungen auf Timor im 17. und 18. Jahrhundert. Unterstützt wurden sie dabei von den Dominikanern. Zentrum der Topasse auf Timor wurde Lifau, die Hauptbasis der Portugiesen auf Timor.

Die Zahl der Portugiesen waren zu dieser Zeit nie sehr zahlreich in der Kolonie. 1689 gab es gerade mal etwa 50 Portugiesen in Lifau. 1697 brandschatzten französische Piraten den Ort. Zuvor hatten sie schon die niederländische Festung in Kupang überfallen. Ein Reisender berichtet 1699, dass der Stützpunkt, der inzwischen nach Kupang der zweitwichtigste Hafen Timors war, zwar in kürzester Zeit 600 Mann mit Handfeuerwaffen und Schwertern aufstellen könne, es aber an einem Fort und einem Waffenmagazin fehle. Von den drei Portugiesen vor Ort, waren zwei Priester. Die restliche Bevölkerung bestand aus Topasse und einigen chinesischen Händlern. Zeitgenössische Berichte beschreiben die Einwohner als Halsabschneider, zu denen Sklavenhändler und -jäger ebenso gehörten, wie Deserteure aus verschiedenen Ländern. Die eigentliche Macht lag in den Händen der Topasse.

Ab 1702 war Lifau Hauptstadt der Kolonie mit dem aus Portugal erstmals auf Timor residierenden Gouverneur António Coelho Guerreiro. Die vom ihn in Auftrag gegebene Karte von Lifau zeigt bereits eine komplexe Siedlungsstruktur mit militärischen und zivilen Einrichtungen, wie die Ermida de St. Antonio und ein Krankenhaus.

1719 begann die Cailaco-Rebellion. Erst rebellierten einheimische Herrscher, dann auch Topasse. Mehrfach wurde Lifau von ihnen belagert. 1738 wurde in Lifau das erste Priesterseminar Timors gegründet. Drei Bischöfe von Malakka residierten hier: Manuel de Santo António (1701–1722), António de Castro (1738–1743) und Geraldo de São José (1749–1760). Manuel wurde 1722 vom Gouverneur von der Insel verbannt, António und Geraldo starben in Lifau.[12][13]

1759 verkaufte der portugiesische Gouverneur Vicento Ferreira de Carvalho (1756 bis 1759) eigenmächtig Lifau an die Niederländer, doch wurden diese 1760 an der Übernahme von Topasse daran gehindert. Am 11. August 1769 wurde der portugiesische Gouverneur António José Teles de Meneses durch die Topasse dazu gedrängt Lifau zu verlassen. Neue Hauptstadt der Portugiesen auf Timor wurde Dili. Lifau selbst verlor an Bedeutung, weil die Topasse-Herrscher im nahegelegenen Pante Macassar residierten. Das Angebot der Topasse an die Niederländer, nun Lifau zu übernehmen, lehnten diese nach reiflicher Überlegung ab.

In Tulaica hat das Topasse-Reich von Ambeno seit der gescheiterten Rebellion gegen die Portugiesen im Mai 1912 seinen Sitz. Es wird noch heute von der Familiendynastie der Cruz geführt, die aber seit ihrer Niederlage bei der Revolte den Costas untergeordnet sind, den traditionellen Herrschern von Oe-Cusse.[14]

Kultur

Jährlich findet eine Karfreitagsprozession (Procissão do Ama Senhor Morto) in Lifau statt, zu der mehr als Tausend Christen kommen, auch aus dem indonesischen Westtimor. Dabei wird die Kreuzigung Jesu in einem Schauspiel nachgestellt.[15]

Politik

Bei den Wahlen von 2004/2005 wurde Xistu Gomes Bano zum Chefe de Suco gewählt.[16] Bei den Wahlen 2009 gewann João da Costa[17] und 2016 Krisantos Kolo.[18]

Weblinks

Commons: Lifau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

Einzelnachweise

  1. a b c d Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
  2. Laura Suzanne Meitzner Yoder: Custom, Codification, Collaboration: Integrating the Legacies of Land and Forest Authorities in Oecusse Enclave, East Timor, S. 57 (Memento vom 7. März 2007 im Internet Archive), Yale University 2005 (PDF-Datei; 1,46 MB)
  3. Facebook-Auftritt der Zona Spesial Ekonomia Sosial no Merkadu - Oe-Cusse: Presidente Autoridade Dr. Mari Alkatiri mai hare Ro'o Caravela to'o dadauk ona iha Monumento Lifau... von Syeilla Ricardo, 5. November 2015, abgerufen am 6. November 2015.
  4. Atlanten der zwölf Gemeinden und der Sonderverwaltungsregion Osttimors, Stand 2019 (Direcção-Geral de Estatística DGE).
  5. Ergebnisse des Zensus 2010 für den Suco Lifau (tetum; PDF; 8,3 MB)
  6. Direcção Nacional de Estatística: Population Distribution by Administrative Areas Volume 2 English (Memento des Originals vom 5. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dne.mof.gov.tl (Zensus 2010; PDF; 22,6 MB)
  7. a b Timor-Leste GIS-Portal (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)
  8. UNMIT-Karte von August 2008 (Memento des Originals vom 3. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/unmit.unmissions.org (PDF; 401 kB)
  9. Liste der Wahllokale zu den Parlamentswahlen in Osttimor 2007 (PDF-Datei; 118 kB)
  10. ZEESM: Noefefan Bridge Inaugurated, 10. Juni 2018 (Memento des Originals vom 25. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zeesm.tl, abgerufen am 25. August 2018.
  11. Jornal da Républica mit dem Diploma Ministerial n.° 199/09 (Memento vom 3. Februar 2010 im Internet Archive) (portugiesisch; PDF; 323 kB)
  12. Forum Hakesuk: Confêrencia nas Celebrações do Primeiro Centenário do Nascimento do Senhor Dom Jaime Garcia Goulart, 28. Mai 2008, abgerufen am 23. November 2017.
  13. Forum Hakesuk: 1769 O Onzo de Agosto na História de Timor-Leste, abgerufen am 23. November 2017.
  14. Laura Suzanne Meitzner Yoder: Custom, Codification, Collaboration: Integrating the Legacies of Land and Forest Authorities in Oecusse Enclave, East Timor, S. 58 & 98, Dissertation, Yale University, 2005 (PDF-Datei; 1,46 MB (Memento vom 7. März 2007 im Internet Archive)).
  15. Bilder der Passionsspiele auf dem Facebookaccount der ZEESM, abgerufen am 11. Juni 2014.
  16. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2004/2005 - Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  17. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2009 - Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  18. Jornal da República: Lista Naran Xefe Suku Eleito 2016, 2. Dezember 2016, abgerufen am 17. Juni 2020.

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