Aktienindex

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Leitindex)

Ein Aktienindex ist eine Kennzahl für die Entwicklung von ausgewählten Aktienkursen. Er soll die Entwicklung auf diesem Teilmarkt des weltweiten Finanzgeschehens repräsentativ dokumentieren. Den Ausgangspunkt für die Berechnung eines Aktienindex bildet stets ein bestimmter Zeitpunkt. Die nachfolgenden Änderungen der Kennzahl Aktienindex im Zeitablauf spiegeln fortan die Wertentwicklung (Performance) der im hypothetischen Portfolio enthaltenen Aktien wider. Aktienindizes eignen sich im Allgemeinen als ein einfaches, aber dennoch nützliches Stimmungsbarometer („Börsenbarometer“) für bestimmte Wirtschaftsbereiche.

Im weiteren Sinn werden auch Indizes als Aktienindex bezeichnet, die nicht direkt Aktienkurse repräsentieren, sondern andere, von Aktienkursen abhängige Finanzderivate. Ein Beispiel hierfür ist der deutsche Volatilitätsindex VDAX.

Kategorien

Die Auswahl an Aktien, die in einem Index zusammengefasst werden, erfolgt aufgrund unterschiedlicher Entscheidungskriterien.[1]

  • Vergleichsindex[2] oder Benchmark-Index[3] deckt einen regionalen oder globalen Markt ab und ermöglicht einen Vergleich von Fonds untereinander oder im Verhältnis zu anderen Branchen oder Märkten (z. B. S&P 500 oder EURO STOXX 50).
  • Länder- und Regionen-Index bilden die Entwicklung eines einzelnen Landes bzw. einer Region ab.
  • Blue-chip-Index beinhaltet die größten Unternehmen eines Landes, einer Region oder auch der Welt (z. B. DAX).
  • Dividenden-Index beinhaltet die Aktien mit den höchsten Dividenden (z. B. DivDAX).
  • Sektor-[4] oder Branchen-Index enthält Aktien, die hauptsächlich in einer bestimmten Branche tätig sind (z. B. Automobilproduktion oder Banken).
  • ein Strategie-Index verfolgt bei der Aktienauswahl eine zuvor festgelegte Strategie (z. B. ShortDAX).

Indexberechnung

Startzeitpunkt

Die meisten Indizes starten an einem bestimmten Tag, zu dem ihre Zusammensetzung festgelegt wurde. Für einige Indizes werden auch in die Vergangenheit projizierte Rückwärtsberechnungen durchgeführt. So wird der Deutsche Aktienindex DAX seit dem 1. Juli 1988 berechnet und startete bei 1.163,52 Punkten. Die Indexbasis lag bei 1.000,00 Punkten per 31. Dezember 1987. Längerfristige Rückrechnungen des deutschen Aktienindex reichen bis in das Jahr 1948 zurück.[5]

Kursindex

Beim Kursindex (auch Preisindex, englisch price index) wird der Indexstand ausschließlich auf Grund der Aktienkurse ermittelt. Dividendenzahlungen und Kapitalveränderungen führen somit nur indirekt zu Veränderungen. Viele Blue-Chip-Indizes (z. B. Dow Jones, Nikkei 225, FTSE 100, FTSE MIB, CAC 40) berücksichtigen die Dividenden nicht, sind also Kursindizes. Mittels Aufsummierung der im Index enthaltenen Aktienkurse und anschließender Division durch die Anzahl der im Index enthaltenen Aktien wird der in Punkten angegebene Index-Gesamtwert ermittelt. Dadurch erhalten Aktien mit höheren Preisen eine höhere Gewichtung und dadurch mehr Einfluss auf die Indexperformance.

Der Nachteil bei preisgewichteten Kursindizes liegt darin, dass der prozentuale Anteil am Index sich durch die Höhe des Aktienkurses ergibt und dadurch manche Aktien das System aushebeln können. So könnte ein einzelner Aktienwert beispielsweise mehr als 50 Prozent des Index ausmachen und dadurch den Index überproportional beeinflussen. Ein Indexausschluss kann sich ergeben, wenn sich im Laufe der Zeit der Preis eines einzelnen Titels überproportional entwickelt.

Performanceindex

Der Performanceindex (englisch Total Return Index) wird so berechnet, als ob alle Dividenden und sonstigen Einnahmen aus dem Besitz der Aktien, wie etwa Bezugsrechtserlöse, wieder in die Aktien reinvestiert würden. Der Deutsche Aktienindex DAX und auch viele andere Indizes werden sowohl als Performance- als auch als Kursindex berechnet.[6] Unter der umgangssprachlichen Bezeichnung „DAX“ wird der Performanceindex verstanden (um die Kursindex-Variante explizit davon abzugrenzen, bietet es sich an, deren Symbol „DAXK“ zu benutzen), während international, z. B. beim Aktienindex EURO STOXX 50, üblicherweise vom Kursindex die Rede ist.

Gewichtung

Bei der Zusammensetzung gibt es grundsätzlich drei verschiedene Methoden der Gewichtung, wobei oft zusätzlich weitere Kriterien festgelegt sind. Meist ist die Anzahl der Unternehmen in einem Aktienindex von Anfang an festgelegt. So war der deutsche DAX ursprünglich auf 30 Aktiengesellschaften beschränkt.[7]

Preisgewichteter Index

Im preisgewichteten Index ist jede Aktie mit der gleichen Stückzahl vertreten. Aktien mit einem höheren Kurs haben dann auch einen größeren Einfluss auf den Index. Preisgewichtete Indizes sind zum Beispiel der Dow Jones Industrial Average und der Nikkei 225.

Kapitalisierungsgewichteter Index

Ein kapitalisierungsgewichteter Index berücksichtigt vorrangig die Marktkapitalisierung (Beispiele: S&P 500, MSCI, DAX). Die Gewichtung im Index ist proportional zur berechneten Marktkapitalisierung (Freefloat) eines Unternehmens. Die Berechnung erfolgt durch Multiplikation der Anzahl der jeweiligen Aktie im Freefloat mit dem aktuellen Kurs.

Gleichgewichteter Index

Ein gleichgewichteter Index beruht auf einer Rangliste anhand der Marktkapitalisierung oder eines anderen Kriteriums. Die Gewichtung im Index ist z. B. auf 10 % begrenzt. Beispiele sind bzw. waren der ÖkoDAX, Photovoltaik Global 30 Index und der DivDAX.[8] Da sich durch Kursänderungen auch die prozentuale Zusammensetzung ändert, werden diese Indizes in regelmäßigen Abständen überprüft und anhand eines Regelwerks automatisch oder durch Einzelfallentscheidungen (z. B. bei Ausscheiden einer Aktien wegen Insolvenz eines Unternehmens) angepasst.

Änderung der Zusammensetzung in einem Index

Da viele Indizes als Zugangsvoraussetzung nicht nur die Börsennotierung in einem bestimmten Segment – in Deutschland etwa dem Prime Standard –, sondern auch weitere Kriterien wie einen Mindestprozentsatz im Streubesitz erfüllen müssen, ist eine automatisierte Anpassung nicht immer möglich, so dass in festgelegten Abständen eine Überprüfung stattfindet. So werden außerordentliche Ereignisse wie Kapitalmaßnahmen, Insolvenz oder Unterschreiten einer festgelegten Streubesitzgrenze meist in Einzelfallentscheidungen berücksichtigt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Aktienindizes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Aktienindex – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise