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Chilenische Waldkatze

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Chilenische Waldkatze

Chilenische Waldkatze (Leopardus guigna)

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Gattung: Pardelkatzen (Leopardus)
Art: Chilenische Waldkatze
Wissenschaftlicher Name
Leopardus guigna
(Molina, 1782)

Die Chilenische Waldkatze (Leopardus guigna, Syn.: Oncifelis guigna), auch Kodkod oder Nachtkatze genannt, ist die kleinste südamerikanische Wildkatze innerhalb der Familie der Katzen (Felidae). Sie ist im Südwesten Südamerikas beheimatet und wird in der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN als Gefährdet (Vulnerable) geführt, da die gesamte Population auf weniger als 10.000 erwachsene Individuen geschätzt wird, bei einem abnehmenden Populationstrend.[1]

Merkmale

Die Chilenische Waldkatze ist – neben der afrikanischen Schwarzfußkatze – eine der kleinsten aller wildlebenden Katzenarten. Die Chilenische Waldkatze hat eine Kopfrumpflänge von 40–50 cm und wiegt zwischen zwei und drei Kilogramm. Das Fell ist grau bis beigefarben und mit kleinen schwarzen Flecken bedeckt. Im Vergleich mit der nahe verwandten Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) hat diese Art ein deutlich schmaleres Gesicht. Ihre Pfoten sind breit, der Schwanz eher buschig und etwa 20–25 cm lang. Die Rückseite der Ohren ist schwarz mit einem auffälligen weißen Fleck. Reine Schwärzlinge kommen bei dieser Art häufiger vor, vor allem in höheren Berglagen. Auf Chiloé und dem Chonos-Archipel ist die schwarze Form die Hauptform.

Die Lebenserwartung der Kodkod beträgt etwa elf Jahre.

Verbreitung und Habitat

Verbreitungsgebiet

Die chilenische Waldkatze lebt in den Wäldern Zentral- und Südchiles und dem angrenzenden Teil Argentiniens. Auch auf den Inseln vor der chilenischen Küste, beispielsweise Chiloé, ist sie heimisch und aufgrund fehlender Feinde sogar besonders häufig.[2]

In ihrer Heimat kommt die Katze in Höhen bis zur Baumgrenze in 1900 bis 2500 Metern vor. Dabei ist sie sehr eng an die feuchten Mischwälder der südlichen Anden sowie der Küstenregionen gebunden, vor allem an die immergrünen gemäßigten Regenwälder mit einem starken Gräserbewuchs im Unterholz. Auch der Lebensraum in Argentinien zeichnet sich entsprechend durch Mischwälder mit starkem Unterbewuchs, Epiphyten und Lianen aus. Neben diesen Gebieten kann die Chilenische Waldkatze auch wesentlich seltener in den laubwerfenden Regenwaldgebieten vorkommen, außerdem im feuchten Buschland und in Nadelgehölzwäldern.

Aus dem benannten Buschland ist bislang nur ein einziges Exemplar aus dem Gebiet von Valparaíso beschrieben. Dieses Exemplar war auffällig heller als die Verwandten in den Regenwäldern, weshalb es als eigene Unterart mit dem Namen O.g. molinae beschrieben wurde, die jedoch nicht anerkannt ist.

Gegenüber Veränderungen und Besiedlungen ist die Chilenische Waldkatze ziemlich unempfindlich und sie lebt auch in der Umgebung von Ortschaften oder kultivierten Agrarflächen. Die Umgebung von Valparaíso etwa, wo die Katze heute noch heimisch ist, ist bereits seit über 1.000 Jahren dauerhaft besiedelt und wurde vor etwa 150 Jahren mit Ausnahme weniger Waldinseln vollständig gerodet.

Lebensweise

Über die Lebensweise der Chilenischen Waldkatze ist noch nicht allzu viel bekannt. Sie klettert gut und jagt Vögel, kleinere Reptilien und Kleinsäuger. Bei Letzteren handelt es sich vor allem um mäusegroße Tiere, die ausschließlich am Boden gejagt werden, Hörnchen und andere baumlebende Tiere jagt die Katze nicht. Die Männchen sollen gelegentlich Hühnerställe ausräubern, die Weibchen sind dafür zu klein. Es wird angenommen, dass die Katze vor allem nachtaktiv ist, bei Beobachtungen im Zoo wurde dagegen allerdings eine Hauptaktivität am Tage festgestellt.

Über das Sozialverhalten sind keine genaueren Angaben gesichert. Gerüchte über ein stark ausgeprägtes Sozialverhalten bis hin zur Bildung von Rudeln sind bislang nicht zu bestätigen.

Die Tragzeit beträgt etwa 10 Wochen. Im Wurf befinden sich zwei bis drei Junge.

Bedrohung

Bedroht wird die Chilenische Waldkatze hauptsächlich durch Abholzung der Waldbestände, die darauf folgende Aufforstung mit Kiefern und die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen. Vor allem in Zentralchile ist ihr Lebensraum fragmentiert.[1]

Die Bejagung stellt eine geringe Bedrohung dar, wenngleich sie als potenzieller Nutztierräuber besonders für Geflügel auch von örtlichen Bauern geschossen wird. Auch bei illegalen Fuchsjagden werden gelegentlich Katzen erlegt, Waldkatzenfelle gelangen jedoch sehr selten in den Handel.

Naturschutz

Im Verbreitungsgebiet der Chilenischen Waldkatze gibt es eine Reihe von Schutzgebieten. Sie steht sowohl in Chile als auch in Argentinien unter Naturschutz und wird im Anhang II des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen geführt.[1] Ohne Genehmigungen zuständiger nationaler Behörden ist der internationale Handel und grenzüberschreitende Transfer von lebenden Exemplaren und Körperteilen verboten.[3]

Der Zoo in Santiago de Chile hält ein einzelnes männliches Exemplar.

Taxonomie

Die Chilenische Waldkatze ist nach Ansicht mancher Zoologen keine eigenständige Art, sondern eine Unterart der Kleinfleckkatze. Molekularbiologische Studien konnten die nahe Verwandtschaft beider Arten nachweisen, sodass sie auf jeden Fall Schwesterarten darstellen, die nächste verwandte Art ist der früher „Pampaskatze“ genannte Colocolo (L. colocolo),[4] dessen Lebensraum nördlich an den der Chilenischen Waldkatze anschließt.

In der Frage der Gattungszugehörigkeit gibt es Unstimmigkeiten. In älteren Werken wurde die Chilenische Waldkatze – wie fast alle Katzen – als Felis guigna in die Gattung Felis eingeordnet, später wurde sie mit den zwei oben erwähnten Arten zur Gattung Oncifelis eingruppiert. Jüngste Systematiken wie Wilson & Reeder (2005) ordnen diese Gattung schließlich bei den Pardelkatzen (Leopardus) ein, deren bekanntester Vertreter der Ozelot ist.[5]

Es werden zwei Unterarten unterschieden:

  • Leopardus guigna trigillo (Zentralchile, keine Flecken auf den Füßen)
  • Leopardus guigna guigna (Südchile, kleiner, heller, Flecken auf den Füßen)

Etymologie

Sowohl der wissenschaftliche Name L. guigna als auch der regionale Name Kodkod stammen aus der südamerikanischen Heimat der Chilenischen Waldkatze. So wird angenommen, dass „Kodkod“ eine Abwandlung des Namens colocolo ist, der aus dem Mapudungun stammt und eigentlich ein Fabeltier aus der Mythologie der Mapuche bezeichnet.[6] Auch die sog. Pampaskatze L. colocolo ist danach benannt. Der Name „guigna“ ist eine latinisierte Schreibweise des spanischen Wortes güiña, ein von dem Verb güiñar („blinzeln“) abgeleiteter lokaler Name für die Wildkatzen.

Einzelnachweise

  1. a b c Acosta, G., Lucherini, M. (2008) Leopardus guigna. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.4.
  2. Sanderson, J., Sunquist, M. Iriarte, A. (2002) Natural History and Landscape-use of Guignas (Oncifelis guigna) on Isla Grande de Chiloé, Chile. Journal of Mammalogy, 83 (2): 608–613
  3. Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (1979) Text of the Convention. Article IV: Regulation of Trade in Specimens of Species Included in Appendix II Signed at Washington, D.C., on 3 March 1973; Amended at Bonn, on 22 June 1979
  4. J.P. Slattery, W.E. Johnson, D. Goldman, S.J. O'Brien: Phylogenetic reconstruction of South American felids defined by protein electrophoresis. in: J. Mol. Evol. 39(3). 1994: 296–305, PMID 7932791
  5. D. E. Wilson und D. M. Reeder (2005) Leopardus guigna (Memento vom 22. Mai 2011 im Internet Archive) Mammal Species of the World. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, 2005. ISBN 0-8018-8221-4
  6. Michael Palomino: Mythologie der Mapuche: Wesen und Tiere. In: Süd-"Amerika"-Index. Abgerufen am 5. Oktober 2020 (Onlinekompilation).

Literatur

  • Nigel Dunstone, Leon Durbin, Ian Wyllie, Rachel Freer, Gerardo Acosta Jamett, Marcelo Mazzolli und Sam Rose: Spatial organization, ranging behaviour and habitat use of the kodkod (Oncifelis guigna) in southern Chile. In: Journal of Zoology. 257. 2002: 1–11 Abstract

Weblinks

Commons: Leopardus guigna – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien