Leuchtturm Świnoujście

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Leuchtturm Świnoujście
deutsch Leuchtturm Swinemünde
polnisch Latarnia morska Świnoujście
1310 Latarnia Morska Swinoujscie ZSW.jpg
Ort: Świnoujście, Wolin
westPOL województwo zachodniopomorskie flag.svgWestpommern, PolenFlag of Poland.svgPolen
Lage: Ostufer der Świna in Chorzelin (Osternothafen)
Geographische Lage: 53° 54′ 57,6″ N, 14° 17′ 3″ OKoordinaten: 53° 54′ 57,6″ N, 14° 17′ 3″ O
Seekarte
Leuchtturm Świnoujście (Westpommern)
Höhe Turmbasis: 3,2 m n.p.m.
Turmhöhe: 65 m
Feuerhöhe: 68 m
Bauform: Runder Turm mit Galerie und Lampenhaus[1]
Kennung: Oc WR 5s
Sektorenfeuer: R. 029°—057°
W. —280°
Nenntragweite weiß: 24 sm (44,4 km)
Nenntragweite rot: 9 sm (16,7 km)
Optik: Fresnel-Linse
Betriebsart: elektrische Glühlampe 4200 Watt
Funktion: Orientierungsfeuer
Bauzeit: 1854–1858
Betriebszeit: seit 1. Januar 1859
Listeneinträge
UKHO: C 2668[2]
NGA: 6116
ARLHS: POL-019

Der Leuchtturm Świnoujście (deutsch: Leuchtturm Swinemünde) ist der höchste Leuchtturm an der Ostsee, heute in der polnischen Woiwodschaft Westpommern gelegen. Der 68 m hohe Turm befindet sich am östlichen Ufer der Świna (Swine) auf der Insel Wolin (Wollin) in Chorzelin (Osternothafen), einem Stadtteil von Świnoujście (Swinemünde).

Geschichte

1805 wurde am Kopf des damaligen Ostpackwerkes eine sogenannte Leuchtbude in Betrieb genommen. Es handelte sich dabei um eine etwa 6 m hohe Konstruktion aus Holz, die das Licht eines offenen Feuers mit Spiegeln umleitete. Das Packwerk hielt der Ostsee nicht lange stand, mit ihm verfiel auch die Leuchtbude.

Nach fast 10-jähriger Bauzeit wurden 1828 die beiden Molen an der Swinemünder Hafeneinfahrt fertiggestellt. An der Spitze der Ostmole wurde eine Laternenbake errichtet, die schon als Leuchtturm von Swinemünde bezeichnet wurde. Die Feuerhöhe betrug etwa zwölf Meter. Zur Befeuerung wurden mehrere Argand-Lampen eingesetzt, die von je fünf bis sechs halbkreisförmig angeordneten Hohlspiegeln umgeben waren und mit Rapsöl betrieben wurden. Bei günstiger Witterung war die Befeuerung zwischen acht und zwölf Seemeilen weit zu sehen.

Der Leuchtturm in seiner ursprünglichen achteckigen Form

Anfang der 1850er Jahre wurde der Berliner Oberbaurat August Severin mit dem Entwurf eines massiven Leuchtturms beauftragt. 1854 wurde in der Kolonie Osternothafen mit dem Bau des Turms begonnen. Er war der erste aus Keramikziegeln gemauerte achteckige Leuchtturm mit einer Höhe von mehr als 50 Meter. Am 1. Dezember 1857 konnte die Befeuerung probeweise in Betrieb genommen werden. Die amtliche Inbetriebnahme erfolgte am 1. Januar 1859. Die Gesamtkosten betrugen rund 60.000 Taler.

In den Jahren 1902 und 1903 wurde die verwitterte Außenhülle des Leuchtturms abgetragen und der Turm mit hart gebrannten Verblendsteinen ummantelt. Dazu musste ein 60 m hohes Baugerüst errichtet werden. Mit der Ummantelung erhielt der bisher achteckige Bau einen kreisrunden Querschnitt. Das Sockelgebäude wurde grundlegend umgestaltet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 79.500 Mark.

Seit den 1920er Jahren wird der Leuchtturm elektrisch betrieben.

Beim Luftangriff auf Swinemünde am 12. März 1945 wurde der Turm nicht getroffen. In der Nähe einschlagende Bomben beschädigten jedoch das Mauerwerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Swinemünde an Polen. Der Leuchtturm wurde von der polnischen Hafenbehörde wieder in Betrieb genommen. Erst 1959 kam es zu einer ersten Sanierung der Kriegsschäden. 1997 wurde der bauliche Zustand des Turmes untersucht. Umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Außenhülle wurden erforderlich, für deren Beschädigungen unter anderem aggressive Dämpfe aus einer in der Nähe betriebenen Umschlagstation für chemische Güter verantwortlich gemacht wurden. Der Turm wurde dazu 1998 erneut voll eingerüstet. Die Arbeiten wurden 2000 abgeschlossen. Seitdem ist der Turm wieder für Besucher zugänglich. Im Sockelgebäude befindet sich das Museum für Leuchtturmwesen und Meeresrettung (Muzeum Latarnictwa i Ratownictwa Morskiego).

Technik

Der Turm ist insgesamt 68 m hoch. Die Befeuerung befindet sich in 64,8 m Höhe. Der mittlere Durchmesser beträgt 7 m, die mittlere Wandstärke 1,5 m. Im Inneren befindet sich eine Wendeltreppe.

Die ursprüngliche Befeuerung des Leuchtturms bestand aus einer Argand-Lampe, deren Licht durch eine starre ringförmige Fresnelsche Gürtellinse gebündelt wurde. Die Brennweite betrug 92 cm, der Durchmesser 2 m. Der Preis der Linse wird auf 20.000 Taler geschätzt. Die Argand-Lampe verbrauchte etwa 1 kg Rapsöl pro Stunde. Je nach Jahreszeit und Brenndauer mussten bis zu 16 kg Öl auf den Turm geschafft werden.

Beim Umbau des Turms 1902/1903 erhielt der Turm ein Blendenkarussel und somit eine Kennung. Sie besteht aus 4 Sekunden Lichtintervall und 1 Sekunde Dunkelphase. Das Blendenkarussell wurde durch ein Gewicht betrieben, das ähnlich wie bei einer Pendeluhr an einem Seil herabsank. Mit einer Handkurbel wurde das Gewicht wieder nach oben gezogen.

In den 1920er Jahren wurde die Befeuerung auf eine elektrische 4200-W-Glühlampe umgestellt. Zusammen mit einer Ersatzlampe befindet diese sich in einer Kippvorrichtung. Bei Ausfall der Glühlampe kann so die Ersatzlampe schnell an die Stelle der ausgefallenen gebracht werden. Auch das Blendenkarussell wird seit dieser Zeit elektrisch betrieben.

Sonstiges

Im Jahr 2015 gab die polnische Post den vierten Briefmarkenblock einer neuen Serie mit Leuchttürmen der polnischen Küste heraus. Eine der vier Briefmarken zeigt die Latarnia Morska Swinoujscie, Wert 4,80 .[3]

Benachbarte Leuchttürme stehen auf der deutschen Insel Greifswalder Oie und in Wisełka, ebenfalls auf Wolin (Leuchtturm Kikut, von Einheimischen früher auch Kiekturm genannt).[4]

Literatur

  • Leuchtfeuer und Leuchtapparate. Historisch und konstruktiv dargelegt von Ludwig Alexander Veitmeyer. M. Geitel [Hrsg.], Oldenbourg-Verlag, München und Leipzig 1900 (Reprint-Verlag AG Leipzig 2005. ISBN 978-3-8262-2202-3).
  • Hellmut Hannes: Von den Anfängen des Swinemünder Leuchtturms. (=Usedom-Wolliner Blätter. Heft 10, ISSN 1611-3322), Störr, Ostklüne 2006, ISBN 3-937040-14-5.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Leuchtturm Świnoujście – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Russ Rowlett: Lighthouses of Poland: Świnoujście and the Odra (englisch) In: The Lighthouse Directory. University of North Carolina at Chapel Hill.
  2. Registrierungen:
  3. Latarnie morskie auf der Webseite des Katalog Znaków Pocztowych (Polnischer Briefmarkenkatalog), 19. Juni 2015, abgerufen am 30. Juli 2021 (polnisch).
  4. Latarnia Morska Kikut (Leuchtturm Kikut). Abgerufen am 12. Juli 2021.