Hof (Architektur)
Als Hof wird in der Architektur ein unter freiem Himmel befindlicher von einem Gebäude und Gebäudeflügeln oder Mauern umgebener Raum bezeichnet. Abweichend von der traditionellen Bauweise können in der modernen Architektur Höfe auch mit einem Glasdach überdeckt sein, die natürliche Belichtung und der Raumeindruck sind in diesem Fall bei der Zuordnung ausschlaggebend.
Unterscheidung nach der Lage
Höfe lassen sich grundlegend nach ihrer Lage innerhalb des Gebäudekomplexes unterscheiden:
Ein Innenhof ist ein von allen Seiten umbauter Hof, meist in großen, zusammenhängenden Gebäudekomplexen. Es gibt eine Vielzahl von Typen und Bezeichnungen. Rechteckige Grundrisse sind am weitesten verbreitet. Wenn dem Hof als eigenständigem Bauteil besonderer Wert zugemessen wird, wird er oft durch einen quadratischen Grundriss betont. Regelmäßige polygonale oder runde Innenhöfe sind seltener (Beispiel: Palast Karls V. in der Alhambra). Bei mittelalterlichen Burgen finden sich häufig unregelmäßig polygonale Innenhöfe, die sich aus der Anpassung der Burg an das natürliche Gelände ergeben haben.
Eine Sonderform des Innenhofs ist der Lichthof, der offen oder mit Glas überdacht ist und zur Belichtung der umliegenden Räume dient.
Ein Vorhof ist ein Hof vor einem Gebäude, der einen Übergang zwischen dem öffentlichen Bereich einer Straße oder eines Platzes und dem Hauptgebäude schafft. Vorhöfe finden sich vor allem bei repräsentativen Gebäuden, bei herrscherlichen Palästen haben sie eine zeremonielle und bei Sakralbauten oft eine kultische Funktion. Die Vorhöfe von Kirchen werden als Narthex bezeichnet.
Der Hinterhof ist ein hinter einem Gebäude liegender Hof, der in der Regel hauswirtschaftliche Funktionen hatte und daher meist keine baukünstlerische Gestaltung aufweist. Hinterhöfe sind charakteristisch für die Mietskasernen des 19. Jahrhunderts, wo sie durch den Ausbau des ursprünglich hinter dem Haus liegenden Gartenareals entstanden.
Besondere Bauformen
Die Bezeichnung Atrium wird heute vor allem für verglaste Innenhöfe gebraucht. Ursprünglich bezeichnete Atrium einen Innenraum eines römischen Gebäudes, der durch eine Deckenöffnung belichtet wurde (also keinen Hof im eigentlichen Sinn). Später übertrug sich der Begriff vor allem auf den Vorhof von repräsentativen Gebäuden und frühchristlichen Kirchen. In der modernen Architektur wird Atrium oft als Modewort gebraucht, mit dem alle Arten von Innenhöfen bezeichnet werden.
Das Peristyl ist ein allseitig von Säulenhallen umgebener Innenhof, der auf die antike griechische Architektur zurückgeht.
Der Kreuzgang ist ein von Bogengängen (Arkaden) bzw. Säulengängen umgebener Innenhof in Klöstern.
Der Ehrenhof ist ein Vorhof, der vor allem bei dreiflügeligen Schlossanlagen des Barock vorkommt.
Der Patio ist die spanische Bezeichnung für einen Innenhof.
- Atrium 2, Nordisk familjebok.png
Rekonstruktion eines Peristyls einer römischen Domus
Kreuzgang des Klosters Certosa di Pavia, Italien
Begrünter Patio, Universidad Católica de Chile
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Lichthof des Preußischen Landtags in Berlin
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Lichthof des Standesamtes München
Siehe auch
- Hof (Ortsname), zur Etymologie und Wortbedeutung