Linda Lin Dai

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Lin Dai)

Linda Lin Dai (chinesisch 

林黛

, Pinyin

Lín Dài

, Jyutping

Lam4 Doi6

; * am 26. Dezember 1934 als Chéng Yuèrú

程月如

, Jyutping

Cing4 Jyut6jyu4

in Nanning, Guangxi; † am 17. Juli 1964 in Hongkong) war eine chinesisch-amerikanische Schauspielerin. Sie erhielt vier Mal beim Asia-Pacific Film Festival die Auszeichnung als Best Actress für die Filme The Golden Lotus, Diau Charn, Les Belles und Love Without End.[1][2]

Familie

Lin Dai wurde 1934 als Cheng Yueru Tochter des Politikers Cheng Siyuan (

程思遠

, 1908–2005) zur Zeit der chinesischen Republik geboren. Lin Dais Vater und ihre Mutter Jiang Xiuhua (

蔣秀華

) heirateten 1933, nach dem Ihr Vater 1930 zur Zeit des chinesischen Bürgerkriegs Sekretär der Kuomintang unter dem chinesischen Warlords Li Zongren wurde. Diese Ehe zerbrach 1940 und die sechsjährige Yueru – aka Linda – lebte mit ihrer Mutter in Guilin weiter. Mit dem Beginn der japanischen Invasion in China sorgte sich die Mutter um die Sicherheit und Zukunft ihrer Tochter und schickte sie schließlich nach Chungking zu ihrem Vater. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 zog sie mit ihrem Vater zu Verwandten nach Nanking und ging dort weiter zur Schule. 1948 noch während ihrer schulischen Ausbildung förderte Lin Dai die Wiederheirat ihres Vaters mit der 19-jährigen Shí Hóng (

石泓

) und infolgedessen bekam sie zwei Schwester und ein Bruder als Halbgeschwister. Die Schwester leben heute in den USA und der Bruder weiter in Hongkong. Lin, Dai (

林黛

) ihr chinesisch künstlerisches Pseudonym als Schauspielerin ist letztlich eine homophone Lautübertragung ihres englischen Vornamen Linda.[1]

Leben

HK Movie Star Linda Lin Dai Lace Qipao clothes in deep green.JPG
Lin Dais Original-Qipao1
旗袍
, Hong Kong Film Archive 2009[3]
HK Movie Star Linda Lin Dai Jade.JPG
Lin Dais Jadearmreif
玉鐲
, 2009
The Grave of Lin Dai.JPG
Grabstätte von Lin Dai in St Michael's Cemetry, Hongkong 2006

Die Kindheit Linda Lin Dais war geprägt vom politischen Unruhe und Instabilität im postfeudalen China. 1949 floh ihre Familie mit unter dem Eindruck von Mao Zedongs Machtergreifung nach Hongkong in die damalige britische Kronkolonie. 1950 ging sie in der New Asia Collegea – heute Teil der Chinesische Universität Hongkong – weiter zur Schule und wurde Kolumnistin der chinesischen Zeitung Zhengwu Baob. Aufgrund einer Fotografie des bekannten lokalen Fotografen Zong Weigeng (

宗維賡

)c wurden Schauspielagenten der Filmbranche auf sie aufmerksam. 1951 wurde sie erstmals Vertragsschauspielerin der linken Produktionsfirma Great Wall Movie Enterprises Ltd. Dort erhielt Cheng Yueru – aka Linda Lin Dai – ihren ersten Schauspielunterricht von Yuan Yang'an, dem Leiter von Great Wall Movie Enterprisesd. Aufgrund des politischen Hintergrunds ihrer Familie erhielt sie jedoch keine Rolle in den Filmproduktionen. Ihren ersten Kameraauftritt hatte sie 1952 nach ihrem Wechsel zu Yung Hwa Filmse. Sie spielte in Singing Under The Moon die weibliche Hauptrolle. Mit diesem Film wurde sie schlagartig berühmt und arbeitete von 1953 an als freiberufliche Schauspielerin. Als Zankapfel von Cathay Studiof – später MP & GI – und Shaw Brothers in Hongkong wurde sie von beiden Studios stark umworben. 1957 erhielt sie für ihren Auftritt in Golden Lotus – einer filmische Adaption des chinesischen Romanklassikers Jin Ping Mei – den Titel Movie Queen bzw. Best Actress des Asian Film Festivals. Im nächsten Jahr spielte sie in dem Film Diau Charn die Rolle der Diaochan. 1961 und 1962 wurde sie wieder als „beste Schauspielerin“ ausgezeichnet, für ihre Filme Les Belles und Love Without End. Neben ihrer Schauspielkarriere beschäftigte sich Lin Dai mit Schauspiel- und Linguistikstudien an der New Yorker Columbia University. Dort lernte sie Long Shenxun, den fünften Sohn des ehemaligen KMT-Warlord und späteren Mitglied des Ständiger Ausschuss des Nationalen Volkskongresses Long Yun kennen, den sie am 12. Februar 1961 in Kowloon, Hongkong heiratete. Im Dezember 1961 wurde sie Patin der damals bekannten Kinderdarstellerin Petrina Fung Bobo (

馮寶寶

)g. Ihr Sohn Long Zonghan wurde am 3. April 1963 in New York in den Vereinigten Staaten geboren.

Linda Lin Dai hatte vor ihrem Tod schon mehrere Selbstmordversuche unternommen. Am 17. Juli 1964 nahm sich Lin Dai nach langwierigen Auseinandersetzungen mit ihrem Mann das Leben. Sie wurde auf dem St. Michael's-Friedhof in Happy Valley auf Hong Kong Island beigesetzt.[2][4][5][6]

Anmerkung
a New Asia College, kurz NA –
新亞書院
b Zhengwu Bao, wörtlich „Mittagszeitung“ –
正午報
c Zong Weigeng –
宗維賡
,
Zōng Wéigēng
, Jyutping
Zung1 Wai4gang1
[7]
d Great Wall Movie Enterprises Ltd –
長城影業公司
[7]
e Yung Hwa Motion Picture Industries Ltd –
永華影業公司
[7]
f Cathay Studios, 1957 in Motion Picture & General Investment Co. Ltd, kurz MP & GI –
國際電影懋業有限公司
, kurz
電懋
umstrukturiert, 1965 umbenannt in Cathay Organisation Hong Kong
[7][8]
g Petrina Fung –
馮寶寶
,
Féng Bǎobao
, Jyutping
Fung1 Bou2bou2
, kantonesisch Fung Bobo – alias Petrina Fung Bobo
1 Original-Qipao
旗袍
aus Love Without End
不了情
, 1961

Filmografie (Auswahl)

Datei:Linda Lin Dai 1957.jpg
Golden Lotus
金蓮花
– Linda Lin Dai im SW-Streifen, 1957
  • 1953: Singing Under The Moon (
    翠翠
    )
  • 1957: Golden Lotus (
    金蓮花
    )
  • 1958: Scarlett Doll (
    紅娃
    )
  • 1958: Diau Charn (
    貂蟬
    )
  • 1961: Les Belles (
    千嬌百媚
    )
  • 1961: Love Without End (
    不了情
    )
  • 1962: Madame White Snake (
    白蛇傳
    )
  • 1966: Blue and Black (
    藍與黑
    )

Quelle: Hong Kong Movie Database[1]

Auszeichnungen

Linda Lin Dai wurde wegen ihrer künstlerische Leistung für die Hongkonger Filmwelt auf der 2003 angelegte Hongkonger Avenue of Stars in Tsimshatsui, Kowloon, geehrt.[9]

Literatur

alphabetisch aufsteigend

  • Diana Lary: China's Civil War. (= New Approaches to Asian History. Nr. 13). 1. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge, Vereinigtes Königreich 2015, ISBN 978-1-107-05467-7, S. 165–166, The PLA enters Beiping – Biographies, Lin Dai (englisch, Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Lisa Odham Stokes: Historical Dictionary of Hong Kong Cinema. (= Historical Dictionaries of Literature and the Arts. Nr. 2). 2. Auflage. Rowman & Littlefield, Lanham (Maryland), USA 2020, ISBN 978-1-5381-2062-0, S. 304, Dictionary – Lin, Linda Dai (1934–1964) (englisch, Volltext in der Google-Buchsuche – With contributions by Jean Lukitsh, Michael Hoover, Tyler Stokes).

Weblinks

Commons: Linda Lin Dai – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c
    林黛
    ♀ – Linda Lin Dai, Lam Doi, Lin Dai (1).
    In: hkmdb.com. 1. Januar 1999, abgerufen am 5. August 2020 (chinesisch, englisch, Kurzbiografie).
  2. a b A Short Biography of Linda Lin Dai. (Memento vom 2. März 2008 im Internet Archive), In: geocities.com, abgerufen 5. August 2020. (chinesisch, englisch)
  3. Hong Kong Goverment: Press Releases – HK Film Archive showcases legend and beauty of superstar Lin Dai (with photos). In: info.gov.hk. 15. Juli 2009, abgerufen am 5. August 2020 (chinesisch, englisch, Ausstellung im HK Film Archive zur Schauspielerin Linda Lin Dai).
  4. 卫小林
    ,
    海南日报
    – „Wei, Xiaolin aus Hainan Daily“, 8. Mai 2006:
    银幕绝色美人 四届亚太影后 林黛自杀之
    – Freitod der Leinwand Schönheit Lin Dai – Vierfache
    Movie Queen des Asia-Pacific Film Festivals.
    (Memento vom 14. August 2007 im Internet Archive), In: ent.hinews.cn, abgerufen 5. August 2020. (chinesisch)
  5. Lisa Odham Stokes: Historical Dictionary of Hong Kong Cinema. (= Historical Dictionaries of Literature and the Arts. Nr. 2). 2. Auflage. Rowman & Littlefield, Lanham (Maryland), USA 2020, ISBN 978-1-5381-2062-0, S. 304, Dictionary – Lin, Linda Dai (1934–1964) (englisch, Volltext in der Google-Buchsuche – With contributions by Jean Lukitsh, Michael Hoover, Tyler Stokes).
  6. Diana Lary: China's Civil War. (= New Approaches to Asian History. Nr. 13). 1. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge, Vereinigtes Königreich 2015, ISBN 978-1-107-05467-7, S. 165–166, The PLA enters Beiping – Biographies, Lin Dai (englisch, Volltext in der Google-Buchsuche).
  7. a b c d Wong Ain-ling, Leisure and Cultural Services Department (LCSD) – The Hong Kong Film Archive: Hong Kong Filmography Volume IV (1953-1959) – Foreword. (Nicht mehr online verfügbar.) In: lcsd.gov.hk. Archiviert vom Original am 15. Oktober 2019; abgerufen am 5. August 2020 (chinesisch, englisch, Geschichte des Hongkongfilms).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lcsd.gov.hk
  8. Lisa Odham Stokes: Historical Dictionary of Hong Kong Cinema. (= Historical Dictionaries of Literature and the Arts. Nr. 2). 2. Auflage. Rowman & Littlefield, Lanham (Maryland), USA 2020, ISBN 978-1-5381-2062-0, S. xiii, Dictionary – Lin, Linda Dai (1934–1964) (englisch, Volltext in der Google-Buchsuche – With contributions by Jean Lukitsh, Michael Hoover, Tyler Stokes).
  9. Ms Linda Lin Dai 1934-1964. In: avenueofstars.com.hk. Abgerufen am 1. Januar 2020 (chinesisch, englisch).