Lotossitz
Der Lotossitz (Sanskrit, n., पद्मासन, padmāsana; oder कमलासन, n., kamalāsana), umgangssprachlich auch Lotussitz,[1] [2] ist eine Sitzhaltung, in der in den fernöstlichen Religionen (Hinduismus und Buddhismus) seit alters her die Meditation ausgeübt wird, und eine der klassischen Sitzhaltungen des Yoga.
Form
Im Lotossitz, der der Form einer Lotosblüte nachempfunden ist, sind die Beine verschränkt. Dabei ruht der rechte Fuß auf dem linken Oberschenkel nahe der Leistenbeuge und der linke Fuß entsprechend auf dem rechten Oberschenkel. Die Fußsohlen zeigen nach oben. Der Sitzende sitzt meist leicht erhöht auf einem eher harten Kissen, die Knie befinden sich im Kontakt mit dem Boden. Dadurch ergibt sich ein sehr stabiles Dreieck als Sitzbasis. Der Oberkörper ist aufgerichtet, der Rücken gerade, die Schultern leicht zurückgenommen, so dass der Kopf über der Basis ausbalanciert ist.
Voraussetzung für eine gesundheitlich unbedenkliche Ausführung ist eine hohe Beweglichkeit der Hüftgelenke. Ist diese nicht gegeben, ist es entweder dem Ausübenden unmöglich die Stellung einzunehmen oder es werden die Kniegelenke überlastet. Bei gegebenen Voraussetzungen und korrekter Ausführung ist langes unbewegliches Sitzen, das ein Schlüsselpunkt passiver (kontemplativer) Meditation ist, durch die stabile Position und die aufrechte Rückenhaltung möglich. Um einseitige Belastungen zu vermeiden, wird zwischen den Meditationssitzungen das obenliegende Bein gewechselt.
Es gibt auch den „halben Lotossitz“, bei dem sich nur ein Fuß auf dem anderen Oberschenkel befindet; der andere dagegen liegt unter dem anderen Oberschenkel. Dieser Sitz ist auch schon stabil, besonders für Anfänger und gut zur Vorbereitung auf den vollen Lotossitz geeignet.
Der so genannte Schneidersitz (Sukhasana) dagegen, bei dem sich beide Füße unter den Oberschenkeln befinden, ist instabiler, da sich die Knie nicht in Kontakt mit dem Boden bringen lassen.
Von Padmasana gibt es zahlreiche Variationen, die von Fortgeschrittenen geübt werden können, wie z. B. den umgekehrten Lotos (Urdhva Padmasana), den gebundenen Lotos (Baddha Padmasana), das Yogasiegel (Yoga Mudrasana) oder die Kombination der Lotoshaltung der Beine mit anderen Asanas wie z. B. der Krähe (Kakasana),[3] dem Kopfstand (Shirshasana) oder dem Handstand.
Seelische Bedeutung der Übung
„Die Ruhe und Sammlung, die dieser Position eigen ist, schenkt ein Empfinden des Freiseins von irdischen Konflikten, Leidenschaften und Turbulenzen. Die Denkprozesse, die ihren ersten Ausdruck in der Äthersphäre nehmen, wie auch die Empfindungen, die mehr in die astrale Sphäre tendieren, können in dieser Position freier vom Körper wahrgenommen werden. In dieser Ruhe, Wachheit und Aufgerichtetheit bei gleichzeitiger Losgelöstheit vom Körper liegt die Bedeutung der Übung.“[4]
Siehe auch
Literatur
- B. K. S. Iyengar: Licht auf Yoga. Nikol Verlag, Hamburg 2013, ISBN 978-3-868-20175-8.
Weblinks
- Growing up a Lotus (Memento vom 9. August 2011 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Suchergebnisse für „Padma“. In: learnsanskrit.cc. Abgerufen am 22. Februar 2022.
- ↑ Suchergebnisse für „Asana“. In: learnsanskrit.cc. Abgerufen am 22. Februar 2022.
- ↑ Kurzbeschreibungen von einzelnen Asanas Kakasana - die Krähe Abgerufen am 19. Januar 2016.
- ↑ Heinz Grill: Die Seelendimension des Yoga. 5. erweiterte Auflage. Lammers-Koll-Verlag, 2018, ISBN 978-3-941995-48-2, S. 296.