MÁV-Baureihe 22

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MÁV-Baureihe 22
MÁV-Baureihe 275
JDŽ 16
Lutscher
Lutscher
Nummerierung: MÁV 22.001–148
MÁV 275.001–148
JDŽ/JŽ 16-001–041
Anzahl: MÁV: 148
JDŽ: 41
Hersteller: MÁVAG, Budapest
Maschinenfabrik Slavonski Brod, Slavonski Brod
Baujahr(e): 1928–1940
Ausmusterung: MÁV: etwa 1975
JŽ: nach 1971
Achsformel: 1'B 1'h2t
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 8.860 mm
Höhe: 3.816 mm
Gesamtradstand: 6.000 mm
Dienstmasse: 35,9 t
Reibungsmasse: 18,4 t
Radsatzfahrmasse: 10 t
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Anfahrzugkraft: 31,4 kN
Treibraddurchmesser: 1.220 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 335 mm
Kolbenhub: 460 mm
Kesselüberdruck: 14 bar
Rostfläche: 1,25 m²
Überhitzerfläche: 17 m²
Verdampfungsheizfläche: 49 m² (wasserberührt)
Wasservorrat: 4 m³
Brennstoffvorrat: 1,3 t
Bremse: Handbremse
Klotzbremse

Die MÁV-Baureihe 22, ab 1957 MÁV-Baureihe 275, war eine Tenderlokomotivreihe der ungarischen Staatsbahn MÁV für den Nebenbahnverkehr. Sie war entwickelt worden für leichte Personenzüge auf Nebenbahnstrecken mit leichtem Oberbau im Fahrplan der Motortriebwagen und wurde daher als Motorersatz-Dampflokomotive bezeichnet.

Geschichte

MÁV 275.120 in Tiszafüred

In den wirtschaftlich schweren Jahren 1920–1930 trennten die ungarischen Staatsbahnen MÁV auf Nebenbahnen den Güter- von dem Personenverkehr. Personenzüge sollten, wenn nicht mit Triebwagen, mit leichten und relativ schnellen Dampflokomotiven befördert werden.

Nach der Modernisierung einiger um 1910 beschaffter Nassdampf - Lokomotiven erschien um 1928 diese Tenderlokomotive, mit der Züge in beiden Richtungen mit gleicher Geschwindigkeit befördert werden konnten.

Aus der Literatur sind unterschiedliche Angaben über die tatsächlich hergestellten Fahrzeuge zu entnehmen. Fest steht, dass die Lokomotiven für die MÁV in der MÁVAG hergestellt wurden.

Die Fahrzeuge waren beliebte Lokomotiven und versahen ihren Dienst über 50 Jahre lang. Sie waren in der Lage, auf ebener Strecke 120 t Last mit 70 km/h, 160 t mit 60 km/h zu befördern. In den dreißiger Jahren führten sie auch zur Saisonzeit Schnellzüge mit 120 t Last zwischen Budapest und Balatonfüred. Von dem Betriebsdienst erhielten sie den Spitznamen Lutscher. Erst die fortschreitende Verdieselung auf den Nebenbahnen machten sie entbehrlich, wobei die Ausmusterungsdaten aus der Literatur nicht zu entnehmen sind. Die 22.034 wurde 1985 in dem Bahnbetriebswerk Landler erneuert und steht seitdem für den Nostalgiezugbetrieb zur Verfügung. Außerdem sind noch einige Lokomotiven als nicht betriebsfähige Exemplare erhalten. Bekannt sind die 275.064, die 275.120 und die 275.118.

Technische Merkmale

Die Lokomotive ist eine Heißdampf-Zwillingsmaschine mit zwei Kuppelradsätzen. Seitens der Ausführung der Dampfmaschine gab es einige Unterschiede; ein Drittel der Lokomotiven war mit Kupferfeuerbüchse, ein weiteres Drittel mit Feuerbüchse mit gewölbter Rippendecke und ein weiteres Drittel mit Stahlfeuerbüchse ausgerüstet. Das Verhältnis 1:39 zwischen Rost- und wasserberührter Kesselheizfläche zeigt, dass die Lokomotiven für den Gebrauch von Kohle mit niedrigerem Heizwert bemessen waren.

Das Laufwerk war mit Laufachsen der Bauart Adams-Webb ausgelegt. Es ermöglichte einen ruhigen Lauf der Lokomotive auch bei 85 km/h, die bei Probefahrten erreicht wurden.

Der Achsdruck konnte wahlweise zwischen 9 t und 10 t umgestellt werden.

Reihe 16 in Jugoslawien

Die Jugoslovenske Državne Železnice (JDŽ), die Staatsbahn des 1918 entstandenen Jugoslawien, benötigte Anfang der 1930er Jahre neue Lokomotiven für das umfangreiche Netz an Nebenstrecken in der Vojvodina. 1932 bis 1934 lieferte die MÁVAG insgesamt 13 Exemplare der Reihe 22, die sich gut bewährten und von der JDŽ als Reihe 16 bezeichnet wurden. Ab 1938 lieferte die Wagon-, Maschinen- und Brückenfabrik Slawonski Brod in Slavonski Brod, das heutige Unternehmen Đuro Đaković weitere Exemplare als Lizenzfertigung, bis 1941 entstanden insgesamt weitere 22 Exemplare der Reihe 16. Sie wichen in einzelnen Maßen geringfügig von den von der MÁVAG gelieferten Exemplaren ab. Die 1938 ausgelieferte Lokomotive 16-014 erhielt den Namen Sava und war die erste in Jugoslawien hergestellte Normalspurdampflokomotive. Einige Exemplare erhielten versuchsweise Ventilsteuerungen der Bauart Caprotti, die aber nach 1945 durch herkömmliche Heusinger-Steuerungen ersetzt wurden.[1]

Infolge des Zweiten Weltkriegs blieben einige Exemplare der Reihe 16 in Ungarn, umgekehrt kamen fünf Stück der MÁV-Baureihe 22 nach Jugoslawien. Das Einsatzgebiet der Reihe 16 blieben weiterhin die Nebenbahnen der Vojvodina, die letzten Exemplare wurden Anfang der 1970er Jahre rund um Sombor eingesetzt.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Generaldirektion der MÁV, Autonomieabteilung für Presse, Reklame und Propaganda (Hrsg.): Eisenbahnnostalgie in Ungarn. Hungaria Sport Egri Nyomda, Eger 902436.
  • Mihály Kubinszky (Hrsg.): Ungarische Lokomotiven und Triebwagen. Akadémiai Kiadó, Budapest 1975, ISBN 963-05-0125-2.
  • Tibor Wein: Bahngeräusche der Vergangenheit. Közlekedési Múzeum, Budapest.

Weblinks

Commons: MÁV-Baureihe 22 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Tadej Bratè: Die Dampflokomotiven Jugoslawiens, Verlag Josef Otto Slezak, Wien 1971, ISBN 3-900134-01-4, S. 15 und 49