Missionsgesellschaft zur Erhaltung und Förderung adventistischen Glaubensgutes
Die Missionsgesellschaft zur Erhaltung und Förderung adventistischen Glaubensgutes e. V. (kurz MEFAG) ist ein freies adventistisches Missionswerk evangelikaler Prägung mit Sitz in Berlin. Versammlungsort der Gemeinde ist eine ehemalige 1907 eröffnete Synagoge, die zwischenzeitlich bis 2007 den Zeugen Jehovas als Königreichssaal diente.[1]
Aus Sicht anderer Konfessionen wird die MEFAG kritisch bewertet. Ihr werden sektiererische Züge und aufdringliche missionarische Aktivitäten vorgeworfen.[2] Die MEFAG hat keine institutionelle Bindung zur Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten und besteht nur aus dieser einen Gemeinde. Sie sieht sich selbst als "kämpfende Gemeinde" und rechtfertigt in Schreiben ihren Abfall von der Organisation der Siebenten Tags Adventisten.[3] Sie kann daher selbst innerhalb der Adventisten als Splittergruppe angesehen werden.[4]
Geschichte
Im Jahr 1987 schloss die Adventgemeinde Berlin-Wilmersdorf ihr Mitglied Bernd Korinth aus ihrer Gemeinschaft aus.[5] Der Exkommunizierte initiierte daraufhin eine neue Gemeinschaft, die den Namen Missionsgesellschaft zur Erhaltung und Förderung adventistischen Glaubensgutes (MEFAG) erhielt. Ein weiterer Name der im Kern aus zwei bis drei Familien bestehenden MEFAG-Gemeinschaft lautete Historische Adventisten.[6][7] Diese Bezeichnung wurde am 22. August 2007 beim deutschen Patentamt als Markenname auf den Markeninhaber MEFAG eingetragen.[8]
Seit 2005 agieren Viktoria und Benjamin Bondar, ein aus der ehemaligen Sowjetunion stammendes Ehepaar, unter dem Namen Historische Adventisten. Wie Korinth wurden auch sie aus ihrer ursprünglichen Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten ausgeschlossen.[9] Das Schrifttum, das sie herausgeben und verteilen, ähnelt äußerlich und inhaltlich sehr stark den MEFAG-Traktaten.[10] Auch führt ein Link ihrer Internetpräsenz direkt zur MEFAG.
Im Januar 2014 kam es zu einem internen Zerwürfnis innerhalb der MEFAG-Gemeinde. Sie führte zur Abspaltung einer Gruppe, die sich um Hermann Kesten sammelte.[11][12] Wirkungsort dieser Gruppe, die sich Missionswerk Ewiges Evangelium e. V. (MWE oder MWEEV) nennt, ist der Berliner Stadtteil Spandau . Das MWEEV verfolgt ein der MEFAG sehr ähnliches Programm. MEFAG und MWEEV stehen in Konkurrenz zueinander. Für Außenstehende sind beide Gruppen nur schwer unterscheidbar.
Lehre
In ihren grundsätzlichen Auffassungen stimmen die MEFAG und das MWEEV mit anderen Adventisten überein. Sie misst aber den Schriften von Ellen G. White eine größere Bedeutung bei als viele andere Adventisten. Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten wird als Teil des „gefallenen Babylons“ und damit der falschen Religionen angesehen, da es laut MEFAG in der Endzeit keine wahre, organisierte Kirche geben wird. Sie ruft daher Christen, insbesondere Adventisten, dazu auf sich von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten (Abkürzung: STA) zu trennen und selbstständige Hauskreise zu gründen. MEFAG und MWEEV werfen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten vor allem vor, sie habe sich in den 1950er Jahren der Ökumenebewegung der katholischen und evangelischen Kirchen angeschlossen, dadurch mit den Falschen paktiert und wahre adventistische Inhalte verraten. Sie grenzt sich vom neumodischen und der Ökumene gegenüber offenen Hauptzweig der „Amtskirche“ der Siebenten-Tags-Adventisten ab.[13]
Aktivitäten
Die MEFAG und das MWEEV veröffentlichen Traktate, Schriften und Videos. In ihnen geht es hauptsächlich um die Themen Endzeit und biblische Prophetie.[14] Die Traktate werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und Interessierten zur Verfügung gestellt.
Vor allem bei Kirchentagen verteilen Mitglieder von MEFAG und MWEEV auffällige rot-schwarz illustrierte Traktate mit dem Titel „Fakten der Zukunft“. Die haben zum Inhalt: Den Sabbat als göttliches Gebot, den Antichrist und die Bedeutung der Prophezeiungen. Nach ihrer konfessionellen Herkunft befragt geben sich die Verteiler als „Adventisten“ aus. Die Traktate stammen allerdings nicht von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, sondern von MEFAG[15] oder dem „Missionswerk Ewiges Evangelium“ (MWEEV).
Den Internetpräsenzen beider Gemeinden und anderen Publikationen ist zu entnehmen, dass sie bei einer Vielzahl von Kirchentagen (evangelische und katholische) außerhalb von Veranstaltungsgelände und Veranstaltungsprogramm dabei sind, um ihre Traktate zu verteilen[16][17][18][19].
Weblinks
- Internetseite der MEFAG
- Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: Das Missionswerk Historischer Adventisten – eine neue Splittergruppe (2008)
- Zeit.de / Michael Thumann: Den Untergang vor Augen. Rund um den Erdball fiebern Menschen der Apokalypse entgegen (30. Dezember 1998)
Einzelnachweise
- ↑ Beschreibung des Gebäudes im Facetten-Magazin Neukölln
- ↑ Bericht der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen von 2007 über Sekten auf dem Kirchentag
- ↑ https://de.scribd.com/document/36125725/H-Kesten-Die-kampfende-Gemeinde-Kleine-Gemeinden-und-der-Abfall-in-der-Organisation-der-Siebenten-Tags-Adventisten. Abhandlung des Gemeindemitglieds H. Kesten: Die kämpfende Gemeinde (Kleine Gemeinden und der Abfall in der Organisation der Siebenten Tags Adventisten)
- ↑ https://www.apd.info/1997/juni/juni1.html Distanzierung in einer Mitteilung des Adventistischen Pressedienstes zum Leipziger Kirchentag 1997, beachte das Kapitel "Adventisten distanzieren sich von Flugblattverteilern beim Kirchentag"
- ↑ EZW: Materialdienst. Abgerufen am 5. Oktober 2017.
- ↑ Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: Das Missionswerk Historischer Adventisten – eine neue Splittergruppe; siehe insbesondere den Absatz: „Es hat einige Zeit gedauert, bis diese Zusammenhänge deutlich wurden...“.
- ↑ Oswald Eggenberger (Begr.): Kirchen, Sekten, Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum. Ein Handbuch. Theologischer Verlag Zürich, 2003. ISBN 978-3-290-17215-2
- ↑ Eingetragene Wortmarke: Gemeinde historischer Siebenten TagsAdventisten; Markeninhaber: Missionsgesellschaft zur Erhaltung und Förderung adventistischen Glaubensgutes e.V.; Status: Marke eingetragen; Aktenzeichen: DE30729004, Registernummer: 30729004.2; Anmeldetag: 3. Mai 2007; Tag der Eintragung im Register: 22. August 2007
- ↑ Evangelische Stelle für Weltanschauungsfragen
- ↑ Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: Das Missionswerk Historischer Adventisten – eine neue Splittergruppe; siehe insbesondere den Absatz: „Die MEFAG verteilt – meist im Umfeld kirchlicher Großereignisse [...] die Broschüre [...] sowie das Flugblatt [...]“
- ↑ Darstellung und Beurteilung der freien adventistischen Missionsgesellschaft und Gemeinde MEFAG in Berlin
- ↑ Oswald Eggenberger (Begr.): Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen (2015). Gütersloher Verlagshaus 2015. S. 326 ISBN 978-3-579-08224-0
- ↑ https://de.scribd.com/document/36125725/H-Kesten-Die-kampfende-Gemeinde-Kleine-Gemeinden-und-der-Abfall-in-der-Organisation-der-Siebenten-Tags-Adventisten. Abhandlung des Gemeindemitglieds H. Kesten: Die kämpfende Gemeinde (Kleine Gemeinden und der Abfall in der Organisation der Siebenten Tags Adventisten)
- ↑ Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen (2015). Gütersloher Verlagshaus, Punkt 4.1.2, Seite 325
- ↑ Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen (2015). Gütersloher Verlagshaus, Punkt 4.1.2, Seite 325
- ↑ https://www.ezw-berlin.de/html/15_807.php Bericht auf der Seite der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Titel: „Das Missionswerk Historischer Adventisten – eine neue Splittergruppe“. Hier bedeutend ist der Absatz, der beginnt mit „Die MEFAG verteilt – meist im Umfeld kirchlicher Großereignisse [...] die Broschüre [...] sowie das Flugblatt [...]“
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 30. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Beschreibung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten durch die Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Hier wichtig ist der letzte Absatz auf Seite 2, der beginnt mit „Nicht verwechseln darf man die Freikirche der STA mit den vielen Splittergruppen, die sich allen Öffnungsprozessen verweigern und auf Flugblättern ihre radikalen Thesen oft bei christlichen Großveranstaltungen als die adventistische Position ausgeben. [...]“
- ↑ https://www.missionswerk-ewiges-evangelium.de/mwe/de/gemeinde/katholikentag-regensburg-2014.php Illustrierte Selbstdarstellung des „Missionswerk ewiges Evangelium“ zum eigenen Auftreten im Windschatten des Regensburger Katholikentags 2014
- ↑ https://www.missionswerk-ewiges-evangelium.de/mwe/de/gemeinde/kirchentag-in-stuttgart-2015.php Illustrierte Selbstdarstellung des „Missionswerk ewiges Evangelium“ zum eigenen Auftreten im Windschatten des Kirchentags 2015 in Stuttgart