David Zane Mairowitz

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David Zane Mairowitz (* 30. April 1943 in New York City) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller.

Leben

Mairowitz studierte englische Literaturgeschichte und Philosophie am Hunter College, New York und Theaterwissenschaft an der University of California in Berkeley. 1966 siedelte er nach Großbritannien über und arbeitete als freier Publizist und Schriftsteller. Neben seinen journalistischen Arbeiten hat er Kurzgeschichten und Theaterstücke verfasst. Seine Hörspiele und Features werden von zahlreichen Radiostationen in ganz Europa produziert. Für Planet aus Asche erhielt er 1996 den Prix Ostankino in Moskau, 1997 den Prix Italia für Der wollüstige Tango (BBC). Sein Stück Im Krokodilssumpf wurde Hörspiel des Monats Januar 2005 und „Best European Radio Drama of the Year 2005“ beim größten europäischen Fernseh-, Radio- und Internetwettbewerb PRIX EUROPA.

Seit 1966 lebt Mairowitz in Europa, heute in Avignon und Berlin.

Die Hörspiele um Yevgeny Marlov

Seit 2006 schreibt Mairowitz Dialogbücher für eine Radio-Hörspielreihe, die sich um den selbsternannten Privatdetektiv Marlov dreht. Yevgeny Marlov ist 1934, dem Zeitpunkt des ersten Hörspiels, noch Geheimpolizist des Volkskommissariats für interne Angelegenheiten in Leningrad. Nach seiner Rückkehr aus dem GULag arbeitet er als geduldeter, wenig geliebter Privatdetektiv. Mairowitz flicht dabei gerne wichtige Momente der sowjetischen Geschichte in die Erzählung über die fiktive Figur des Yevgniy Marlov (Anspielung auf Philip Marlowe) ein. Dabei wählt er oftmals Ereignisse aus, deren vollständige Aufklärung bis heute nicht gelungen bzw. fragwürdig ist. Marlov ist dabei eine zeitlose Figur, die sowohl in den 30ern als auch in den 80er Jahren ermittelt, ohne dabei hörbar zu altern. Mit diesem Kunstgriff ist er der Figur des James Bond in den Filmen ähnlich.

Yevgeniy Marlov wird von Udo Schenk gesprochen, leitmotivisch wird bei den ersten drei Hörspielen der Reihe der Walzer Nr. 2 aus der Suite für Varieté-Orchester von Dmitri Schostakowitsch eingesetzt. Inzwischen sind 13 Hörspiele entstanden, die alle unter der Regie von Jörg Schlüter vom Westdeutschen Rundfunk Köln produziert wurden:

I killed Kirov

Leningrad 1934: In der Parteizentrale der KPDSU wird der erste Sekretär der Leningrader KP Sergei Mironowitsch Kirow erschossen. Es gibt Zeugen, einen Täter und ein Geständnis. Dennoch wird Marlov mit Ermittlungen betraut, während derer er immer tiefer in innerparteiliche Intrigen und Verdunkelungen verwickelt wird. Produktion: WDR 2006

Marlovs Rückkehr

Durch seine Ermittlungen im Falle der Ermordung Kirows in Ungnade gefallen, wird Marlov in den GULag verschleppt. Durch Zufall seiner Erschießung entronnen wird er kurz nach dem Tode Stalins 1953 nach Moskau geholt, um wiederum Ermittlungen zu führen. Auch hier gerät er wieder zwischen alle Stühle. Produktion: WDR 2007

Rumänische Rhapsodie

Nikita Chruschtschow schickt Marlov, den er im Zuge seiner Ermittlungen zum Tode Stalins kennengelernt hatte, nach Rumänien, um einen rätselhaften Bankraub zu untersuchen, der jüdischen Intellektuellen untergeschoben wurde. Marlov gerät an Nicolae Ceaușescu, der nach der Macht greift. Hintergrund ist ein tatsächlich 1959 in Bukarest inszenierter Bankraub, der bis heute als einer der umstrittensten politischen Fälle der kommunistischen Ära gilt. Produktion: WDR 2008

Marlov und die Leiche

Wieder wendet sich Chruschtschow an Marlov: 1961 verschwindet der Leichnam Stalins. Marlov ermittelt und gerät wieder einmal in eine Falle. Produktion: WDR 2009

Marlov und der Alfa Spider

Diesmal soll Marlov für den autovernarrten Breschnew einen alten Alfa Romeo Spider aus Italien holen. Dort erwartet ihn Oberstleutnant Magdalena Gontscharowa, die ihm bei der geheimen Überführung des Autos helfen soll. Produktion: WDR 2011

Rückkehr nach Irkutsk

Marlov sucht im Auftrag von Zofia Danilova deren Tochter Vladilena, die bei einer Brigade arbeitete, welche die Eisenbahn der Baikal-Amur-Magistrale quer durch Sibirien baut. Ein Krimi um Gewalt und Korruption, der in der Sowjetunion der 1970er Jahre spielt. Komposition: Bernd Keul; Regie: Jörg Schlüter. Produktion: WDR 2012[1]

Eine harte Nuss

Marlov soll Anfang der 80er Jahre das Kirow-Ballett auf einer Auslandsreise nach London begleiten und verhindern, dass sich Tänzer ins Ausland absetzen. Der eigentliche Grund: Im Auftrag von Juri Andropow soll er den 1961 in den Westen geflüchteten Tänzer Rudolf Nurejew ermorden. Produktion: WDR 2013[2]

Inschallah, Marlov

Im Vorfeld des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan (1979–1989) wird Privatdetektiv Marlov aus einer psychiatrischen „Besserungsanstalt“ geholt, um einen heiklen Auftrag auszuführen. Er soll in Kabul Hafizullah Amin beseitigen, der politischen Plänen der Sowjets im Wege steht. Die Handlung spielt im Kontext der Operation Storm-333. Produktion: WDR 2015

Marlov und die Kreml-Pille

Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan nimmt Marlov den Auftrag einer jungen Frau an, deren Großvater die Sowjetunion insgeheim über die Türkei verlassen will. Dieser angeblich private Auftrag zeigt schnell eine große politische Brisanz. Der jüdische Großvater, ein angesehener Pharmazeut und Professor, ist dem Kreml wohlbekannt. Produktion: WDR 2016[3]

Marlov – Blue

Marlov soll den Tod von Sergej Smirnov aufklären, der angeblich nach langer unheilbarer Krankheit verstorben ist. Die Spuren führen ins Moskauer Homosexuellen-Milieu, ins geheime Reich der „Blue“, über die in der Sowjetunion nicht einmal gesprochen werden darf, da solche „westlichen, kriminellen Aktivitäten“ dort offiziell nicht existieren. Produktion: WDR 2016[4]

Marlov und der Moskauer Bomben-Zirkus

Marlov erhält von der Ehefrau eines berühmten Dissidenten den Auftrag, einen Rechtsanwalt aus der Stadt zu bringen, der als Sündenbock für eine Serie von Bombenanschlägen herhalten soll. Dabei kommt er nicht nur dem Staatsapparat, sondern auch armenischen Terroristen in die Quere. Produktion: WDR 2018[5]

Marlov in Jerusalem

Moskau 1988: Marlov, selbsternannter Privatdetektiv, bekommt den Auftrag, eine vermisste junge Frau zu suchen. Doch sein Misstrauen ist sofort geweckt – er soll dafür wirklich bezahlt werden. Noch misstrauischer wird er, als er feststellen muss, dass die Gesuchte mit einem offiziellen Visum, ausgestellt auf einen Mann, ausgereist ist. Ausgerechnet nach Jerusalem. Dort angekommen, gerät Marlov direkt zwischen die Fronten von Polizei, Geheimdienst und einer ultranationalen Verschwörung. Doch mit ganzem Körpereinsatz gelingt es ihm, die Spur der jungen Frau zu finden. Produktion: WDR 2019[6]

Marlov und der rote Ripper

Marlov, der gerissene Privatdetektiv in der UdSSR, erlebt den nächsten Wechsel an der Kreml-Spitze: ein gewisser Michail Gorbatschow führt plötzlich das Land. Und ehe Marlov sich versieht, soll er diskret eine Mordserie mit schier unglaublichen Opfer-Zahlen aufklären. Produktion: WDR 2021[7]

Weitere Hörspiele

  • 1998: Ich kaufte den Ferrari von Juan und Evita Peron (Regie: Klaus Mehrländer, mit Hans-Georg Panczak, Tilly Lauenstein u. a., Produktion: WDR/SFB-ORB)
  • 2001: Sherlock Holmes und der Fall Karl Marx Komposition: Matthias Thurow, Regie: Dieter Carls, Produktion: WDR/SFB Länge: 58:36 Minuten; Ulrich Matthes in der Hauptrolle. Das Hörspiel erschien 2013 bei Der Audio Verlag in der Box Die verschollenen Fälle.
  • 2008:Eulenaugen (auch Regie, rbb/RB)
  • 2012: Category 5: Wie ich Fats Domino aus dem Hurrikan Katrina rettete (auch Regie, SRF)
  • 2014: Drei Songs, 1954 (auch Regie, RBB)
  • 2015: Hornissengedächtnis (auch Regie, SRF/ORF)
  • 2018: Mono (auch Regie, WDR)

Werke

  • Kafka kurz und knapp. Frankfurt am Main: Zweitausendeins, 1995. ISBN 3-86150-117-1.
  • Camus kurz und knapp. Frankfurt am Main: Zweitausendeins, 2000. ISBN 3-86150-334-4.
  • Wilhelm Reich kurz und knapp. Frankfurt am Main: Zweitausendeins, 1995. ISBN 3-86150-098-1.
  • Die Schellacks. Hörspiel. Basel: Christoph Merian Verlag, 2007. ISBN 978-3-85616-310-5
  • Kafka. Berlin: Reprodukt, 2013. ISBN 978-3943143546.
  • Der Process. München: Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG, 2013. ISBN 978-3868736168.

Auszeichnungen

  • 1989 Gilles Cooper Award for Best Radio Play
  • 1996 Prix Ostankino für Planet aus Asche
  • 1997 Prix Italia (Special Prize for Radio Fiction) für Der wollüstige Tango
  • 1997 Sony Gold Award
  • 2002 Grandprix Marulic Documentary Award
  • 2005 Prix Europa: Bestes europäisches Hörspiel des Jahres 2005 für Im Krokodilsumpf

Weblinks

Einzelnachweise