Hammermuscheln

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Hammermuscheln
Weiße Hammermuschel (Malleus albus)

Weiße Hammermuschel (Malleus albus)

Systematik
Unterstamm: Schalenweichtiere (Conchifera)
Klasse: Muscheln (Bivalvia)
Unterklasse: Pteriomorphia
Ordnung: Ostreida
Überfamilie: Pterioidea
Familie: Hammermuscheln
Wissenschaftlicher Name
Malleidae
Lamarck, 1818

Die Hammermuscheln (Malleidae) sind eine Muschel-Familie aus der Ordnung Ostreida. Die ältesten Vertreter der Hammermuscheln wurden in Ablagerungen des Miozän gefunden.

Merkmal

Die mittelgroßen bis sehr großen, im Querschnitt abgeflachten Gehäuse sind ungleichklappig und unregelmäßig im Umriss. Sie sind meist in der Dorsoventralrichtung stark verlängert und werden bis zu 25 cm hoch.[1] Die linke Klappe ist oft etwas stärker gewölbt als die rechte Klappe. Der Dorsalrand ist meist sehr lang, er kann bis 25 cm lang sein.[1] Es kann der vordere und hintere Rand verlängert sein oder auch nur der hintere Rand. Die Gehäuse ähneln im Umriss grob einem Hammer, daher auch der Name Hammermuscheln. Der dorsoventrale Fortsatz („Stiel“) kann nahezu senkrecht oder auch schief zum Dorsalrand stehen. Die Gehäuseränder sind meist gewellt und klaffen etwas. Das Schloss ist zahnlos. Das Ligament liegt in einer dreieckigen Ligamentgrube. Auf der Dorsalseite der rechten Klappe vor dem Ligament ist meist ein Schlitz für den Byssus. Der Byssus kann aber auch fehlen. Es ist nur ein großer Schließmuskel vorhanden. Gewöhnlich sitzt der hintere Fußretraktormuskel gleich daneben oder ist mit dem Schließmuskel verschmolzen. Der innere Gehäuserand ist glatt.

Die aragonitische Schale ist außen blättrig, und weißlich oder auch schwärzlich gefärbt. Innen ist die Schale perlmuttrig. Die Ornamentierung besteht aus randparallelen Streifen, die rippenartig verstärkt sein können. Das Periostrakum ist dünn, glatt und gut anheftend.

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise

Die wenigen rezenten Arten der Hammermuscheln sind meist auf die tropischen und subtropischen Meere beschränkt. Malleus regula (Forsskål in Niebuhr, 1775) kam ursprünglich als Lessepsscher Einwanderer durch den Suezkanal ins östliche Mittelmeer.

Die Tiere sind meist Weichbodenbewohner in flachem bis etwas tieferem Wasser (Neoaviculovulsa coraliocola bis 280 m Wassertiefe[2]), wo sie mit Hilfe des Byssus an kleinen Steinchen oder anderen Schalen im Sediment angeheftet sind. Oft stecken sie auch zwischen Korallenstöcken und in engen Spalten in felsigen Untergrund.

Taxonomie

Das Taxon wurde 1818 von Jean-Baptiste de Lamarck als „les Malléacées“aufgestellt.[3] Der Name ist allgemein akzeptiert und wurde auch immer Lamarck zugeschrieben. Allerdings differierte der Umfang der Familie wie er in Zoologie und Paläontologie verwendet wurde, erheblich. Thomas Waller entfernte jedoch die meisten fossilen Gattungen, da deren Schalen überwiegend aus Kalzit aufgebaut ist. Außerdem fehlt ihnen die innere Perlmuttschicht. Er transferierte sie daher zu den Ostreida.[4] Für die aus den Malleidae ausgeschlossenen Gattungen bietet sich der Familienname Eligmidae Gill, 1871 an, der vom Treatise in die Synonymie von Malleidae gestellt worden war. Die Stellung dieser Familie ist aber unsicher. Rüdiger Bieler und Paula M. Mikkelsen stellen sie in die Pteriida,[5] Michael Amler, allerdings mit Fragezeichen zu den Ostreida.[6] Ilya Tëmkin vertrat 2006 eine Mittelstellung zwischen beiden extremen Standpunkten. Er schloss im Wesentlichen die jurassischen Gattungen und einige paläogene Gattungen aus der Familie aus, beließ jedoch die Gattungen Bouleigmus Basse, 1933 (Oberkreide), Stefaniniella Tavani, 1939 (Oberkreide), Vulsella Röding, 1798 (Paläozän bis rezent) und Vulsellina Raincourt, 1876 (Eozän) in der Familie Malleidae (neben der Gattung Malleus). Entsprechend würde sich die stratigraphische Reichweite ändern.[7] In einer späteren molekularbiologischen Arbeit schloss er allerdings auch Vulsella aus den Malleidae aus.[8] Sie muss zur Familie Pteriidae gestellt werden.

Die MolluscaBase stellt daher nur folgende Taxa bzw. nur zwei Gattungen zur Familie der Hammermuscheln.[9] Demnach reicht der Fossilbericht der Familie nur bis ins Miozän zurück.[10]

Literatur

  • Eugene V. Coan, Paul Valentich Scott, Frank R. Bernard: Bivalve Seashells of Western North America. Marine Bivalve Mollusks from Arctic Alaska to Baja California. Santa Barbara Museum of Natural History, Santa Barbara, CA 2012 ISBN 0-936494-30-1, S. 222.
  • S. Peter Dance, Rudo von Cosel (Bearb. der deutschen Ausgabe): Das große Buch der Meeresmuscheln. 304 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1977 ISBN 3-8001-7000-0 (S. 230/31)
  • Leo Georg Hertlein, Leslie Reginald Cox: Malleidae. In: Treatise on Invertebrate Paleontology, Part N Mollusca 6(1): N326-N332, The University of Texas & Geological Society of America, 1969
  • Rudolf Kilias: Lexikon Marine Muscheln und Schnecken. 2. Aufl., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1997 ISBN 3-8001-7332-8 (S. 182)

Einzelnachweise

  1. a b S. D. Gurumayum: The Malleidae (Mollusca: Bivalve) of India with a new distributional record of Malleus albus (Lamarck, 1819), from southeast cost of India-Nellore, Andhra Pradesh. Advances in Applied Science Research, 6(8):112-117, 2015 PDF
  2. Takashi Okutani, Tadashi Kusakari: An Unusual and New Malleid Bivalve from the Central Pacific. Venus - The Japanese journal of malacology, 46(1), 1-5, 1987.
  3. Jean-Baptiste de Lamarck: Histoire naturelle des animaux sans vertèbres ... précédée d'une introduction offrant la détermination des caractères essentiels de l'animal, sa distinction du végétal et des autres corps naturels, enfin, l'exposition des principes fondamentaux de la zoologie. Selbstverlag des Verfassers, Paris 1815-1822.Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 424)
  4. Thomas R. Waller: Jurassic Malleidae and the distinction between Ostreoida and Pterioida (Mollusca: Bivalvia). Journal of Paleontology, 59(3): 768-769, 1985.
  5. Rüdiger Bieler & Paula M. Mikkelsen: Bivalvia - a look at the Branches. Zoological Journal of the Linnean Society, 148: 223-235, London 2006.
  6. Michael W. W. Amler: Synoptical classification of fossil and Recent Bivalvia. Geologica et Palaeontologica, 33: 237-248, Marburg 1999.
  7. Ilya Tëmkin: Morphological perspective on the classification and evolution of Recent Pterioidea (Mollusca: Bivalvia). Zoological Journal of the Linnean Society, 148: 253-312, 2006 PDF (Researchgate)
  8. Ilya Tëmkin: Molecular phylogeny of pearl oysters and their relatives (Mollusca, Bivalvia, Pterioidea). BMC Evolutionary Biology, 10:342, 28 S., 2010 PDF.
  9. MolluscaBase: Malleidae Lamarck, 1818
  10. a b Maxime Glibert, Luc van de Poel: Les Bivalves fossiles du Cénozoïque Étranger des collections de l'Institut Royal des Sciences Naturelles de Belgique. II. Pteroconchida, Colloconchida et Isofilibranchia. Institut Royal des Sciences Naturelles de Belgique/Koninklijk Belgisch Instituut voor Natuurwetenschappen, Mémoires/Verhandelingen, 2. Série/Reeks, 78: 1-105, Brüssel 1965 PDF (66 MB!)
  11. Julien Michel, Gaëlle Doitteau, Hakim Hebib, Pierre Lozouet, Loïc Villier: Biodiversity structure of an exceptionally preserved Aquitanian bivalve assemblage (Meilhan, SW France). Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie Abhandlungen, 265/2: 113-130, Stuttgart 2012 PDF (Researchgaste)