Marschallsburg

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Marschallsburg

3D-Ansicht des digitalen Geländemodells

Alternativname(n) Marschallshagen
Staat Deutschland
Ort Lichtenau-Holtheim
Entstehungszeit Spätmittelalter
Burgentyp Höhenburg, Wallburg, Motte
Erhaltungszustand Burgstall
Geographische Lage 51° 34′ N, 8° 54′ OKoordinaten: 51° 34′ 15,5″ N, 8° 53′ 46,4″ O
Höhenlage 302 m ü. NHN
Marschallsburg (Nordrhein-Westfalen)

Die Marschallsburg, auch Marschallshagen genannt, ist eine abgegangene spätmittelalterliche Höhenburg vom Typus einer Wallburg oder Motte[1] mit Vorburg unbekannter ständischer Zuordnung südsüdwestlich von Holtheim, Stadt Lichtenau im Kreis Paderborn in Nordrhein-Westfalen, Deutschland.

Lage

Der Burgstall Marschallsburg liegt 1,75 km südsüdwestlich von Holtheim,[2] westlich der Eggestraße (K 24), an einem Höhenrand über dem Ostufer der Altenau auf 302 m ü. NHN.[3]

Beschreibung

Eine grob rechteckige Fläche von 90 × 80 m ist von einem als Knick angesprochem niedrigen Wall umgeben, der zum Teil kaum noch zu erkennen ist. Den Durchlass in der Südostecke schützt die Hauptburg. Der Burginnenhof mit einem Durchmesser von 20 m ist von einem noch bis zu 1,20 m hohen Wall mit vorgelagertem Graben umgeben. Das Tor im Südwesten der Hauptburg ist durch ein vorgelagertes sichelförmiges Wallstück mit Graben geschützt. In ihrem Burghof sind mehrere Kellergruben erkennbar.

Über das Aussehen der Hauptburg besteht in der Literatur keine Einigkeit. Hömberg[4] spricht von "Burginnenhof", der von einem Wall umgeben sei, einige andere von "Motte"[5].

Ein noch erkennbarer Steinwall setzt 12 m südlich des Tores an und führt 40 m nach Osten. Südlich davon sind zwei Systeme von Ackerterrassen erkennbar und etwa 100 m südöstlich der Wallanlage finden sich als Siedlungsspuren interpretierte Schutthügel und Verebnungen.[6]

Heute wird das Gelände der Burg, der Äcker und der Wüstungen als Wald genutzt.[7]

Geschichte

Mangels Schriftquellen ist zur Geschichte der Marschallsburg nichts zu sagen. Auch archäologisch wurde die Anlage nur oberflächlich untersucht. 1988 wurde sie bei Forstarbeiten schwer beschädigt.[8]

Identifizierung und Name

Früher wurde die Wüstung Marschallshagen bei dem Burgstall lokalisiert. Anhand von alten Grenzbeschreibungen konnte Wilhelm Wöhlke jedoch nachweisen, dass die Wüstung Marschallshagen etwa 1 km weiter östlich am Südrand der modernen, ebenfalls zu Holtheim zählenden Siedlung Marschallshagen lag. Die moderne Siedlung entstand 1883 bis 1914 um die damalige, nach dem Burgstall benannten Glashütte Marschallshagen.[9] Bei den Siedlungsspuren südlich der Marschallsburg lag nach Wöhlke das Rodenbredengudt.[10] Noch heute heißt die umgebende Flur Hohe Breite.[11] Dennoch ist die Burganlage bis heute in der Literatur oft unter Marschallshagen zu finden, während moderne Karten sie als Marschallsburg verzeichnen.[12] Der Namensbestandteil Marschall wird auf die Paderborner Ministerialenfamilie Marschall/von Osdagessen zurückgeführt, die das Paderborner Marschallsamt sowie Burglehen in den nahen Städten Lichtenau, Blankenrode und Kleinenberg innehatte.[13]

Datierung

Die Datierung erfolgt über Keramikfunde. Lesefunde bei der Anlage selbst stammen aus dem 13. oder 14. Jahrhundert.[14] Da ein Zusammenhang mit den Wüstungen Rodenbredengudt und Marschallshagen vermutet wird, werden auch diese zur Datierung herangezogen. Beide sind nur im 14. und 15. Jahrhundert erwähnt. Das Abbrechen der Nachrichten um 1480 wird im Zusammenhang mit dem Ausbau der Grundherrschaft des Klosters Dalheim gesehen.[15] Die Keramikfunde bei der Wüstung Marschallshagen setzen schon im 12. Jahrhundert ein, sonst entstammt auch die Keramik der Wüstungen der für die Burganlage festgestellten Zeit.[16]

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Henkel: Geschichte und Geographie des Kreises Büren. Paderborn 1974, S. 176 f und Kartenbeilage.
  • Philipp Hömberg: Die Burganlage Marschallshagen bei Holtheim. (= Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hg.): Führer zu vor- und Frühgeschichte ich den Denkmälern. Bd. 20 Paderborner Hochfläche. Paderborn. Büren. Salzkotten.) Mainz 1971, S. 269–271.
  • Wilhelm Wöhlke: Die Kulturlandschaft des Hardehausener und Dalheimer Waldes im Mittelalter. (= Landeskundliche Karten und Hefte der Geographischen Kommission für Westfalen, Reihe Siedlung und Landschaft in Westfalen. Bd. 2), Münster 1957, 9 ff.
  • Rudolf Bergmann: Mittelalterliche Kleinburgen im Kreis Paderborn, in: Archäologie in Westfalen-Lippe 2018, LWL-Archäologie für Westfalen (Hrsg.), S. 240–243, Digitalisat

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Marschallshagen in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
  2. Gerhard Henkel: Geschichte und Geographie des Kreises Büren. Paderborn 1974, Kartenbeilage.
  3. Philipp R. Hömberg: Die Burganlage Marschallshagen bei Holtheim. (= Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hg.): Führer zu vor- und Frühgeschichte ich den Denkmälern. Bd. 20 Paderborner Hochfläche. Paderborn. Büren. Salzkotten.) Mainz 1971, S. 269–271.
  4. Philipp Hömberg: Die Burganlage Marschallshagen bei Holtheim. (= Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hg.): Führer zu vor- und Frühgeschichte ich den Denkmälern. Bd. 20 Paderborner Hochfläche. Paderborn. Büren. Salzkotten.) Mainz 1971, S. 269.
  5. Jankuhn et al. (Hrsg.): "Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Zeit" Teil II. Archäologische und philologische Beiträge. Akademie der Wissenschaften in Göttingen, 1983, S. 311 ISBN 978-3-525-82412-2
  6. Philipp Hömberg: Die Burganlage Marschallshagen bei Holtheim. (= Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hg.): Führer zu vor- und Frühgeschichte ich den Denkmälern. Bd. 20 Paderborner Hochfläche. Paderborn. Büren. Salzkotten.) Mainz 1971, S. 269–271.
  7. Eintrag zu Marschallshagen in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts.
  8. Eintrag zu Marschallshagen in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
  9. Gerhard Henkel: Geschichte und Geographie des Kreises Büren. Paderborn 1974, S. 177.
  10. Philipp Hömberg: Die Burganlage Marschallshagen bei Holtheim. (= Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hg.): Führer zu vor- und Frühgeschichte ich den Denkmälern. Bd. 20 Paderborner Hochfläche. Paderborn. Büren. Salzkotten.) Mainz 1971, S. 269 f.
  11. Gerhard Henkel: Geschichte und Geographie des Kreises Büren. Paderborn 1974, S. 176.
  12. Gerhard Henkel: Geschichte und Geographie des Kreises Büren. Paderborn 1974, Kartenbeilage.
  13. Michael Lagers: Der Paderborner Stiftsadel zur Mitte des 15. Jahrhunderts – Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen. (= Friedrich Gerhard Hohmann: Studien und Quellen zur Westfälischen Geschichte. Bd. 74) Paderborn 2013, S. 403–408.
  14. Eintrag zu Marschallshagen in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts.
  15. Gerhard Henkel: Geschichte und Geographie des Kreises Büren. Paderborn 1974, S. 176. Philipp Hömberg: Die Burganlage Marschallshagen bei Holtheim. (= Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hg.): Führer zu vor- und Frühgeschichte ich den Denkmälern. Bd. 20 Paderborner Hochfläche. Paderborn. Büren. Salzkotten.) Mainz 1971, S. 270.
  16. Gerhard Henkel: Geschichte und Geographie des Kreises Büren. Paderborn 1974, S. 176.