Medienkunst

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Newskool ASCII Screenshot mit den Worten „Closed Society II“
Eduardo Kacs Installation Genesis, Ars Electronica 1999
Stiftung imai, Videolounge, NRW-Forum Düsseldorf

Der Begriff der Medienkunst bezeichnet künstlerisches Arbeiten, das sich der Massenmedien bedient, die hauptsächlich im 20. und 21. Jahrhundert entstanden sind, wie beispielsweise Film, Video, Holographie, Internet, Computer, Mobiltelefonie und Computerspiel. Im Englischen wird der Begriff media art dagegen teilweise synonym zu new media art verwendet. Neue Medien sind hierbei jeweils Träger, Vermittler oder Arbeitsmaterial in der Kunst.

Bezeichnungen

Je nachdem welches Medium im künstlerischen Schaffensprozess hauptsächlich eingesetzt wird, wird statt der Bezeichnung Medienkunst teilweise auch ein Unterbegriff zur Bezeichnung einer eigenen Kunstform verwendet wie z. B. Digitale Kunst (s. a. Digitale Medien), Videokunst, Computerkunst, Roboterkunst oder elektronische Kunst. Bei den letztgenannten Beispielen müssen die jeweiligen technischen Medien/Geräte auch als Namensgeber dieser Kunstformen dienen. Ob sich diese Begriffe auf die Dauer halten werden, ist derzeit offen. Träger oder Vermittler von Kunst können jedoch auch abstrakte Medien wie Computernetze, Computerspiele oder abstrahierende Sprachen wie Programmiersprachen oder Mathematik sein. Die dementsprechenden Kunstrichtungen werden mit Netzkunst, Game Art (englisch Video Game Art und art game), Softwarekunst oder mathematische Kunst bezeichnet.

Diese Prozesse können sozialer, technischer oder ästhetischer Natur sein. In diesem Ansatz zeigt sich eine Nähe zur Konzeptkunst. Falls der Prozess im Vordergrund steht (Prozesshafte Kunst), wird zur Bezeichnung der speziellen Kunstform oft die Beschreibung des Prozesses selbst benutzt, wie beispielsweise bei generative Kunst, interaktive Kunst, performative Kunst.

In der Medienkunst treten Künstler oft auch als Programmierer und Entwickler von Programmen auf. Viele Medienkünstler sind Autodidakten – beispielsweise auf bildnerischem oder auf technischem/mathematischen Gebiet. Eine medienkünstlerische Ausbildung, die sich explizit auf digital arbeitende Medien ausrichtet, gibt es erst seit wenigen Jahren. Bereits seit den 1970er Jahren gibt es Studiengänge der Medienkunst an zahlreichen deutschen und internationalen Universitäten. Sie alle verfolgen unterschiedliche Richtungen und Ziele.

Geschichte

Die Medienkunst ist in ihrem Ursprung mit der Entwicklung fotografischer Techniken verbunden (ein Beispiel aus dem 16. Jahrhundert: das Zoetrop). Die ersten zur Medienkunst gerechneten Künstler haben zumeist in der Sparte des Experimentalfilmes gearbeitet, wie Norman McLaren, Evelyn Lambart, Oskar Fischinger, Alexandre Alexeieff, Claire Parker, Len Lye oder Mary Ellen Bute. Nam June Paik, Joseph Beuys und Wolf Vostell, ursprünglich zum Fluxus zählend, sind die bekanntesten Künstler, die mit den Medien Video und Fernsehen gearbeitet haben. In der Geschichte der Computerkunst gelten seit den 60er-Jahren Frieder Nake, Georg Nees und A. Michael Noll sowie konzeptionell seit den 50er-Jahren Max Bense als Pioniere. Aus dem Bereich der Konzeptkunst können Lawrence Weiner, Jeffrey Shaw, Fleischmann & Strauss, Jan-Peter E.R. Sonntag und Peter Weibel zu den Medienkünstlern gerechnet werden.

1979 stellte der Kölnische Kunstverein eine Videoinstallation von Marcel Odenbach aus. Videoinstallationen spielen ab den 1970er-Jahren bei der Durchsetzung der Medienkunst als eine den traditionellen Medien gleichwertige Sparte eine wichtige Rolle. Unter dem Titel Kunst und Technologie. Aufbruch in neue Wirklichkeiten präsentierte Jürgen Claus 1984 eine wichtige Ausstellung in Bonn (BMFT) mit den Schwerpunkten Holographie, Computerkunst, Video, Kybernetische Skulpturen, Kabel-TV und Bildplatte. Ab den späten 1980er-Jahren beherrschen schließlich Videoarbeiten auf internationalen Ausstellungen wie z. B. der Documenta (Marie Jo Lafontaine z. B. ist schon auf der Documenta 8 vertreten) oder der Biennale in Venedig das Bild und drängen vorübergehend Kunstformen wie die Malerei in den Hintergrund. 1989 organisierte Wulf Herzogenrath im Kölnischen Kunstverein eine Ausstellung Video Skulptur retrospektiv und aktuell 1963–1989. Weitere wichtige Künstler sind die US-Amerikaner Bruce Nauman und Bill Viola.

Auf Veranlassung von Wulf Herzogenrath als Direktor der Kunsthalle Bremen initiierte und unterstützte die Kulturstiftung des Bundes im Jahr 2006 das Projekt 40jahrevideokunst.de. Zeitgleich wurden in fünf Museen, unter anderen in der Bremer Kunsthalle, dem Lenbachhaus, München und dem Museum der bildenden Künste Leipzig insgesamt 59 historische und aktuelle Videobänder von 1963 bis heute gezeigt. Inzwischen sind die Arbeiten im Archiv verschiedener Sammlungen und Institutionen temporär zugänglich.

Die Geschichte der Medienkunst wird insbesondere durch die 2005 durch Oliver Grau ins Leben gerufene Konferenzserie Re: On the Histories of Media, Art, Science and Technology erforscht.

Institutionen

Eine wichtige Rolle für die Durchsetzung der neuen Medien im Kunstbetrieb spielt das 1979 gegründete Festival Ars Electronica in Linz. In Deutschland spielt, seit der Gründung im Jahr 1989, das heute unter der Leitung von Peter Weibel stehende Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe mit seinem Museum, Instituten und der Verbindung zur staatlichen Hochschule für Gestaltung, eine wichtige Rolle für die Fortentwicklung der Medienkunst und der Forschung zu den Medien selbst.

Ebenso ist das Edith-Russ-Haus für Medienkunst in Oldenburg dem Ausstellungsschwerpunkt Medienkunst verpflichtet. Das von Edith Russ im Jahr 2000 gegründete Haus realisiert nicht nur mehrere Ausstellungen im Jahr, sondern vergibt, ermöglicht durch die Stiftung Niedersachsen, seit 2001 jährlich drei sechsmonatige Arbeitsstipendien an internationale Medienkünstler.

Seit 2005 existiert der erste internationale Masterstudiengang MedienKunstGeschichte am Department für Bildwissenschaften der Donau-Universität, und seit 2007 den Bachelorstudiengang Kunst und Multimedia am Department für Kunstpädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Die Stiftung imai - inter media art institute in Düsseldorf widmet sich seit 2006 dem Vertrieb, der Erhaltung (Konservierung, Restaurierung, Digitalisierung), der Vermittlung sowie der kunstwissenschaftlichen Verschlagwortung von Medienkunst.[1]

Der Hartware MedienKunstVerein in Dortmund widmet sich seit 1996 der Präsentation, der Produktion, der Vermittlung und dem Diskurs in diesem Bereich. Seit 2002 wird durch die Kunststiftung NRW der Nam June Paik Award für Medienkunst vergeben.

Die Werkleitz Gesellschaft e.V. in Halle (Saale) unterstützt professionelle Künstler und Kunstnachwuchs, realisiert und präsentiert Filmkultur und Medienkunst, vom Kurzspielfilm über Dokumentarfilm bis zu interaktiven Installationen und Internetprojekten. Das jährliche Werkleitz Festival, hervorgegangen aus der Werkleitz Biennale, ist eine wichtige internationale Präsentationsplattform für Film- und Medienkunst in den neuen Bundesländern.

Das umfangreiche Stipendien- und Förderprogramm European Media Artists in Residence Exchange, A38 Produktionsstipendium, Werkleitz-Projektförderung, Supported Artist von Werkleitz unterstützt und vernetzt Einzelkünstler aus dem In- und Ausland. Seit 2011 bietet Werkleitz mit der mehrmonatigen Professional Media Master Class die hochkarätigste Praxis-Weiterbildung für Dokumentarfilmer und Medienschaffende in Ost-/Mitteldeutschland. Der Technikverleih im Haus bietet professionelle Ausrüstung für unkommerzielle Film- und Videoproduktionen und steht beratend zur Seite. Werkleitz wird institutionell gefördert vom Land Sachsen-Anhalt.

In der Schweiz hat das plug.in bzw. das daraus entstandene Haus für elektronische Künste Basel in Basel Bedeutung bei der Vermittlung zwischen Medienkunst und Öffentlichkeit sowie in der Vernetzung der Medienkünstler. Eine ähnliche Stellung übernimmt das Dock18 für den Raum Zürich.

Studienorte

Siehe auch

Literatur

  • Renate Buschmann, Darija Šimunović: Die Gegenwart des Ephemeren. Medienkunst im Spannungsfeld zwischen Konservierung und Interpretation, Hrsg. Stiftung imai, Wiener Verlag für Sozialforschung, Wien 2014, ISBN 978-3-944690-14-8.[2]
  • Renate Buschmann, Tiziana Caianiello: Medienkunst Installationen. Erhaltung und Präsentation. Konkretionen des Flüchtigen, Hrsg. Stiftung imai, Reimer Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-496-01463-8[3]
  • Jürgen Claus: ChippppKunst. Computer-Holographie-Kybernetik-Laser. (= Ullstein Buch. Nr. 35232). Verlag Ullstein, Frankfurt am Main, Berlin 1985, ISBN 3-548-35232-4.
  • Jürgen Claus: Elektronisches Gestalten in Kunst und Design. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1991, ISBN 3-499-18194-0.
  • Oliver Grau: Virtual Art: From Illusion to Immersion (= Leonardo Book Series). The MIT Press/Leonardo Books, Cambridge, Massachusetts 2003, ISBN 0-262-07241-6.
  • Oliver Grau (Hrsg.): MediaArtHistories. The MIT Press/Leonardo Books, Cambridge, Massachusetts 2007, ISBN 978-0-262-07279-3.
  • Oliver Grau (Hg.): Digital Art through the Looking Glass: New strategies for archiving, collecting and preserving in Digital Humanities, Krems/Wien/Hamburg: Danube University Press 2019.
  • Oliver Grau und Inge Hinterwaldner (Hg.): Retracing Political Dimensions: Strategies in Contemporary New Media Art, Berlin/Boston: De Gruyter 2020.
  • Werner Jauk: pop/music + medien/kunst. Der musikalisierte Alltag der digital culture. epOs-Music, Osnabrück 2009, ISBN 978-3-923486-17-5.
  • Stephan Berg, Dieter Daniels (Hrsg.): TELE GEN Kunst und Fernsehen. Kunstmuseum Bonn, Hirmer Verlag, 2015, ISBN 978-3-7774-2444-6.
  • Bernhard Serexhe (Hrsg.): Konservierung digitaler Kunst: Theorie und Praxis. Ambra Verlag 2013, ISBN 978-3-99043-533-5.
  • Natascha Adamowsky (Hrsg.): Digitale Moderne. Die Modellwelten von Matthias Zimmermann. Hirmer Verlag, München 2018, ISBN 978-3-7774-2388-3

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Medienkunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Medienkunst – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen