Erinnerungen an die Unterentwicklung
Erinnerungen an die Unterentwicklung | |
Originaltitel | Memorias del subdesarrollo |
Produktionsland | Kuba |
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Originalsprache | Spanisch |
Erscheinungsjahr | 1968 |
Länge | 97 Minuten |
Stab | |
Regie | Tomás Gutiérrez Alea |
Drehbuch | Tomás Gutiérrez Alea |
Produktion | ICAIC |
Musik | Leo Brouwer |
Schnitt | Nelson Rodríguez Zurbarán |
Besetzung | |
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Erinnerungen an die Unterentwicklung (Spanisch: Memorias del subdesarrollo) ist ein kubanisches Drama, welches 1968 veröffentlicht wurde und von Tomás Gutiérrez Alea geschrieben und geleitet wurde. Es basiert auf dem Roman von Edmundo Desnoes mit dem Titel Inconsolable Memories (Untröstliche Erinnerungen).
Der Film wurde 9 Jahre nach der Kubanischen Revolution gedreht, die die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse in ganz Kuba veränderte. Das kubanische Volk hatte sich unter der Führung von Che Guevara und Fidel Castro von dem Diktator Fulgencio Batista und dem korrupten System befreit. Der Film spielt in diesem Zeitraum, wo die Bourgeoisie das Land verließ, da sie um ihren Besitz und um ihre Privilegien fürchtete. Nur der Protagonist dieses Films, Sergio Carmona Mendoyo, gespielt von Sergio Corrieri, der auch ein Bourgeois ist, ging nicht, wobei er keinen konkreten Grund dafür nennt.
Der Film bekam außerdem verschiedene Auszeichnungen bei den internationalen Filmfestivals. Der Film wurde zum 144. besten Film aller Zeiten in der Sight & Sound 2012 Umfrage gewählt. Darüber hinaus wurde er von der New York Times als einer der Top Ten Filme von 1968 eingestuft.
Handlung
Genauso wie im Roman, zeigt der Film uns einen inneren Monolog mit Blick auf die Straße und die Leute, die darauf gehen. Es ist eine ironische und introspektive Geschichte, die der Film zeigt, wie auch die Widersprüche von Sergio, ein aufstrebender bürgerlicher Schriftsteller, die sich in seiner Entscheidung widerspiegeln, in Kuba zu bleiben, auch wenn seine Frau und seine Freunde wegen der Revolution nach Miami geflohen sind.
Er reflektiert die Veränderungen während der kubanischen Revolution bis zur Kuba-Krise, die Auswirkungen des Lebens in einem, wie er es nennt, unterentwickelten Land und seine Beziehungen zu den Freundinnen Ana und Elena. Erinnerungen an die Unterentwicklung zeigt eine persönliche Geschichte von unwichtigen Ergebnissen während der atemberaubenden Tage der kubanischen Revolution, als die sozialen Widersprüche ihren Höhepunkt hatten.
Der Film erzählt seine Handlung durch ein fragmentiertes Narrativ, das der Funktion von Erinnerungen ähnelt. Sergio erzählt die Geschichte durch seine Monologe und gelegentlich kommen die Erinnerungen als Mittel zum Einsatz, um Informationen über das politische Klima des Landes in dem Moment zu schildern. Der Film enthält dokumentarische Montagen von Protesten und politischen Treffen und diese werden auf Sergios Erzählung reproduziert, um die Mehrdeutigkeiten der Revolution aufzudecken.
Details der Produktion
Vor der Veröffentlichung des Filmes, waren der Regisseur Tomás Gutiérrez Alea und der Protagonist Sergio Corrieri besorgt, dass der Film nicht erfolgreich wird[1]. Der Film hatte keine hohen Produktionskosten, angesichts dessen, dass der Film ohne viel technische und ökonomische Ressourcen hergestellt wurde[1], und als Ergebnis fürchtete Alea, dass seine Vision nicht auf die Leinwand umgesetzt werden würde.
Eine andere Besorgnis des Regisseurs war, dass Corrieri vielleicht zu jung aussehen würde für seine Rolle. Zur Zeit des Shootings 1968 war Corrieri 28 Jahre alt, wobei er eigentlich in die Rolle eines 38-jährigen schlüpfen sollte. Alea und Corrieri arbeiteten zusammen, um Corrieri den "anderen Rithmus" zu verleihen, den er brauchte, um bei dem Film zehn Jahre älter zu wirken. Dies wurde auf verschiedene Weise versucht zu bewerkstelligen, u. a. dadurch, die Harre von Corrieri grau zu färben.[1]
Hanna, Sergios lange vermisste Liebe in dem Film, sollte eigentlich eine größere Rolle spielen, aber die Schauspielerin wurde schließlich nach dem Casting als unprofessionell abgestempelt, weswegen sie eine weniger wichtige Rolle spielte in dem Film.[1]
Wegen des politischen Aufruhrs zwischen den USA und Kuba zu dieser Zeit, lehnte die US-Regierung Aleas Besuchsvisum 1970 ab, als er versuchte die USA zu besuchen, um verschiedene Auszeichnungen, die er für den Film gewann, abzuholen. Sie begründeten dies mit dem Trading with the Enemy Act[2]. Sergios Apartment im Film war ein Penthouse im FOCSA Gebäude.[3]
Adaption des Romans auf den Film
Die Filmadaption wurde generell als eine Verbesserung des Romans angesehen. In einem Interview von 1999, hat Sergio Corrieri gesagt, "Ich denke, dass Erinnerungen an die Unterentwicklung einer von wenigen Fällen ist, wo der Film besser ist als der Roman, weil es normalerweise andersherum ist. Fast jede Verfilmungen eines Romans kommt zu kurz, aber dieser Film überschreitet den Roman."[4] Alea erklärt in einem Interview mit Cineaste im Jahre 1977, dass ab einem gewissen Punkt des Romans "etwas verraten, abgelehnt und transformiert wurde in etwas andres", damit das Werk als Film erfolgreich wird.[2] Alea kommentiert, dass der Autor sich dessen Bewusst war, dass sein Buch geändert werden würde, wenn es verfilmt wird, weswegen er eine positive Meinung darüber hatte. Desnoes hatte schließlich bei Dreharbeiten teilgenommen und hatte wertvolle Vorschläge eingebracht. Desnoes kommentiert, dass der Film ein Niveau von künstlerischem Wert hatte, dass der Roman nicht gebracht hatte, weil Alea "eine Welt, die formlos und noch sehr abstrakt in dem Buch war objektivisiert hatte", indem er "soziale Dichte" hinzugefügt hat.[2] Desnoes sah sich selbst als Diskussionsteilnehmer an einem runden Tisch.
Der Film wurde nicht sehr gut empfangen von einigen Kritikern, weil Sergio ein unkonventioneller Protagonist war. Der Autor des Romans, Edmundo Desnoes, schreibt in Cine Cubano über Sergio, dass das "die Tragödie von Sergio [ist]. Seine Ironie, seine Intelligenz ist ein Verteidigungsmechanismus, der es verhindert, ihn in der Realität involviert zu haben."[5]
Rezeption
Weil viele Kubaner bereits eine revolutionäre Mentalität hatten zu der Zeit, als der Film veröffentlicht wurde, wurde der Film mehr als eine Repräsentation eines nicht mehr aktuellen Gedankenstroms gesehen. Erinnerungen an die Unterentwicklung war populär in den Vereinigten Staaten.[2] Viele amerikanische Kritiker waren "entsprechend beeindruckt von den Film als ein stilistisches Meisterwerk, wie auch als ein geschicktes und kompliziertes Porträt eines neutralen Intellektuellen mit bürgerlichen Hintergrund, der in dem Wirbel des revolutionären Wandels und der Bedrohung nuklearer Auslöschung in der Kuba-Krise mitgerissen wurde."[6] In einem Interview mit dem Cineaste Magazine im Jahre 1977, hat Alea gesagt, dass der Film "generell in den USA viel besser verstanden und beurteilt wurde, weil die Leute den Versuch wahrgenommen hatten, die bürgerliche Mentalität zu kritisieren."[6] Alea war überrascht, dass so viele Leute den Film mehrmals gesehen haben, um die Bedeutung des Films besser zu verstehen.
Der Film wurde für die Vorstellung als Teil der Cannes Classic Sektion im Cannes Film Festival 2016 ausgewählt.[7]
Siehe auch
Externe Links
- Erinnerungen an die Unterentwicklung in der Internet Movie Database (englisch)
- Memories of Underdevelopment bei AllMovie (englisch)
- Memories of Underdevelopment bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Derek Malcolm of the Guardian places "Memorias del Subdesarrollo" at number 54 in his 100 greatest movies
- Erinnerungen an die Unterentwicklung: Geschichte abbilden ein Essay von Joshua Jelly-Schapiro bei der Criterion Collection
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Cineaste 35.2 (Spring 2010): 18-25
- ↑ a b c d Cinéaste, Vol. 8, No. 1 (Summer 1977), pp. 16-21, 58
- ↑ Falcon, Olga. Chapter IV, Page 301, Illustration 45 "Urban Utopias in Havana's Representations. An Interdisciplinary Analysis", Middlesex University, London, September 11, 20118
- ↑ Cinéaste, Vol. 25, No. 1 (1999), pp. 20-23
- ↑ Film Quarterly, Vol. 29, No. 2 (Winter, 1975-1976), pp. 45-52
- ↑ a b Cinéaste 8.1 (Jan 1, 1977)
- ↑ Cannes Classics 2016. In: Cannes Film Festival. 20. April 2016, abgerufen am 21. April 2016.