Mechatronik Schule Winterthur

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Mechatronik Schule Winterthur
Mechatronik Schule Winterthur 2.jpg
Schulform Lehrwerkstatt mit angeschlossener Berufsfachschule
Gründung 1889
Ort Winterthur
Kanton Zürich
Staat Schweiz
Koordinaten 697611 / 261281Koordinaten: 47° 29′ 42″ N, 8° 44′ 3″ O; CH1903: 697611 / 261281
Träger Stadt Winterthur
Schüler 180
Lehrkräfte 27 (Berufsschule ohne Lehrbetrieb)
Leitung Markus Hitz
Website https://www.msw.ch/

Die Mechatronik Schule Winterthur (MSW) ist ein Ausbildungsbetrieb mit angeschlossener Berufsfachschule der Stadt Winterthur für technische Berufe. Bis 2013 lautete der ausgeschriebene Name der Schule noch Metallarbeiterschule Winterthur, oft auch abgekürzt als msw-winterthur.

Geschichte

Entstanden ist die Schule aus einer Idee des Architekten und Direktor des Gewerbemuseums Albert Pfister. Dieser stellte am 26. Oktober 1887 der damaligen Gewerbemuseumskomission den Antrag, eine Berufsschule für Metallarbeiter zu gründen, die dem Gewerbemuseum angegliedert sein sollte. Hintergrund waren die damals abnehmenden Fachkräfte in der Metallbranche in der Industriestadt Winterthur, wo die Maschinenindustrie eine hohe Bedeutung hatte. Ein entsprechender Kreditantrag über jährlich 3'000 Fr. wurde am 16. Dezember 1888 von der Gemeindeversammlung im Winterthurer Stadthaus gutgeheissen.

Ihre Eröffnung konnte die «Metallarbeiterschule Winterthur» am 26. April 1889 feiern. In ihrem ersten Jahr 15 Lernende sowie acht ausserordentliche Schüler, die eine einjähriges Praktikum absolvierten. Albert Pfister war der erste Direktor der Schule. Erster Standort der Schule war ein altes Gerbereigebäude hinter der Technikumstrasse 67, in der die MSW eingemietet war. Die ersten unterrichteten Berufe umfassten Kunst- und Bauschlosser sowie Kleinmechaniker mit jeweils dreijähriger Lehrzeit.

Aufgrund Platzmangels und schlussendlich der vermieterseitigen Kündigung musste die Schule einen neuen Standort suchen. Nachdem der Kauf einer entsprechenden Liegenschaft durch die Gemeindeversammlung abgelehnt wurde, wies der Stadtrat der Schule eigenes Land beim Teuchelweiher für eine Schule zu. Das vom Schuldirektor selbst erarbeite, 100'000 Fr. teure Projekt wurde von der Gemeindeversammlung am 20. Dezember 1891 einstimmig angenommen. Am 9. Mai 1892 wurde der heute noch benutzte Standort zunächst für die Werkstatt eröffnet und Mitte Juni erfolgte auch der theoretische Unterricht am neuen Standort. Die Schule hatte zu der Zeit bereits 54 ordentliche Lernende sowie 26 ausserordentliche Schüler. 1896 beteiligte sich die MSW an der Schweizerischen Landesausstellung in Genf.

In den weiteren Jahren folgte eine stetige Vergrösserung der Schule: Bereits sechs Jahre nach der Fertigstellung des Neubaus musste das Schulgebäude für die Schaffung einer neuen Abteilung Mechanik sowie der Erweiterung des Lehrplanes um Holzverarbeitung und Metallgiessen um 600 m² erweitert werden, auch diese Erweiterung wurde in der Gemeindeversammlung vom 27. Februar 1898 ohne Gegenstimme gutgeheissen, bereits im Herbst desselben Jahres war die Erweiterung fertiggestellt. Der nächste Kredit für eine Erweiterung wurde am 17. Dezember 1905, wiederum einstimmig, gewährt. Dieser war notwendig geworden, damit die Schule neu auch zehnwöchige Fortbildungskurse für gelernte Arbeiter anbieten konnte. Die vorgesehenen Kurse konnten sich jedoch nicht durchsetzen, da sie für die Arbeiter zu teuer waren und eine Befreiung von der Arbeitsstelle hierfür sich auch als schwierig erwies. Erst später wurden solche Kurse vom Arbeitgeberverband selbst wieder eingeführt.

Ab 1913 wurden an der MSW für einige Jahre auch Gewerbelehrerkurse für Metall- und Holzverarbeitung angeboten. 1914 beteiligte sich die MSW bereits zum zweiten Mal an einer Landesausstellung, die Landesausstellung 1914 fand in Bern statt.

Im Oktober 1920 wurde der Gründungsdirektor Albert Pfister pensioniert und durch Balthasar Wydler abgelöst. Hierdurch sowie durch die Reorganisation des Gewerbemuseums im Rahmen der Eingemeindung der Winterthurer Vorortsgemeinden wurde die Ablösung der Schule eingeleitet, die ab 1921 nicht mehr unter der Trägerschaft des Gewerbemuseums stand, sondern direkt dem neu geschaffenen Schulamt unterstellt war. Ebenfalls führte die Schule ab 1921 neu Abend- und Samstagsnachmittagskurse für Arbeitslose und Lernende der Gewerbeschule durch. Diese Kurse für Arbeitslose wurden ab 1935 dann vom Berufslager in der Hard übernommen, woraus später die heutige Schweizerische Technische Fachschule entstand. Die nächste Schulerweiterung erfolgte 1927 auf Anregung des Spenglermeisterverbands Winterthur und Umgebung, wodurch die Schule neu auch praktische Ausbildungskurse für die Gewerbeschule der Spengler anbot sowie Fortbildungs- und Meisterkurse im selben Bereich. Diese Ausbildung blieb rund 30 Jahre bei der MSW. An der Weltausstellung 1929 in Barcelona war auch ein 1:10-Schiffmotor zu sehen, der in der MSW hergestellt wurde.

1930 wurde auf eine drei Jahre zuvor erfolgte Anregung aus dem Winterthurer Gemeinderat eine Abteilung für Automechaniker mit einjähriger Ausbildung eröffnet. Als jedoch 1936 auf Bundesebene eine vierjährige Lehre für diesen Beruf definiert wurde, wurde die Abteilung bereits wieder aufgelöst. Die ebenfalls für die Mechaniker- und Feinmechanikerberufe geforderte vierjährige Lehrzeit, während die MSW nur eine dreijährige kannte, löste eine Reorganisation der Schule aus, die in fünf Etappen zwischen 1938 und 1949 durchgeführt wurde. Im Rahmen dieser Reorganisation wurde für eine Werkmeisterschule des Arbeitgeberverbandes Maschinen- und Metall-Industrieller (ASM; heute Swissmem) die MSW ausgestockt sowie teilweise unterkellert, die Werkmeisterschule nahm 1946 ihren Betrieb auf. Ebenfalls musste der Maschinenpark komplett erneuert werden.

Ab 1970 konnten Schüler der MSW die Berufsmittelschule in Winterthur besuchen, wobei der Unterricht zunächst in einem Schulprovisorium auf der anderen Seite der Eulach stattfand. Mit der Kündigung der Werkmeisterschule oberhalb der MSW durch die Stadt konnte die MSW-eigene Berufsschule ab 1976 im gleichen Gebäude stattfinden. 1980 wurde in Zusammenhang mit der Einführung des Intervallunterrichts die Gesamtzahl der Lehrlinge von 156 auf 168 angehoben, ein entsprechender Kreditantrag wurde vom Grossen Gemeinderat einstimmig angenommen. 1984 hielt der Informatikunterricht in der Schule Einzug.

Die MSW an der Zeughausstrasse 1990

Am 16. März 1986 nahm das Stimmvolk eine Vorlage zur Schaffung einer Elektronikerausbildung an der MSW mit 23'785 Ja- zu 5'930 Nein-Stimmen klar an, wodurch die Filiale Hörnlistrasse gegründet wurde, wo ab Sommer 1987 mit der Ausbildung des neuen Berufs begonnen wurde. Gleichzeitig wurden die Zahl der Maschinenmechanikerlehrstellen schrittweise reduziert. Ebenfalls wurde mit der Einführung der Elektronikerausbildung die Eigenbezeichnung in «MSW Winterthur, Lehrwerkstätten für Mechanik, Feinmechanik und Elektronik» geändert.[1] 1993 wird die Zahl der Ausbildungsplätze in der Elektronik auf 36 verdoppelt.

1995/1998 erfolgte mit Reformation der und Umbenennung des Maschinenmechanikerberufs ebenfalls eine dementsprechende Anpassung des Ausbildungangebot, sodass ab 1998 neu jährlich 27 Polymechaniklernende, 18 Elektroniklernende, 9 Automatiklernende und je zwei Anlage- und Apparatebauer sowie Informatiklernende ausgebildet wurden. Mit der fortschreitenden Automation wurde dieses Angebot dann weiter angepasst auf je 18 Stellen in der Automatik, Elektronik und Polymechanik sowie fünf Informatiklernende und zwei Anlage- und Apparatebauer und damit einer Höchstzahl von 244 Lernenden.

2005 konnte die MSW ihren Neubau an der Hörnlistrasse beziehen, nachdem 2002 die Stimmbevölkerung dem Neubau mit 88 % Ja-Stimmen deutlich zugestimmt hatte. Ab 2007 konnte die Schule im Auftrag der Swiss für einige Jahre die zweijährige Grundausbildung der Flugzeugmechaniker übernehmen.[2]

Im Rahmen des 125 Jahre-Jubiläums der Metallarbeiterschule Winterthur wurde die Schule zu Mechatronikschule Winterthur umbenannt, wobei als Kürzel das bereits lange verwendete msw-winterthur bleibt. Die Umbenennung erfolgte, um dem aktuellen Ausbildungsangebot Rechnung zu tragen und der Entwicklung der Schule in Richtung Mechatronik und Industrie 4.0.

2017/18 wurde mit dem Projekt MSW 4.0, dass auf einer städtischen Sparmassnahme fusste, eine Zusammenlegung der MSW auf nur noch einen Standort an der Zeughausstrasse und der damit einhergehenden Auflösung des Standorts Hörnlistrasse gestartet und umgesetzt. Dabei wurden die Lernendenzahl von 240 auf 180 Lernende reduziert sowie die angebotenen Berufsfelder auf die Polymechanik, Automatik und Elektronik festgelegt, wobei die drei Berufe neu unter dem Begriff Mechatronik zusammengefasst werden und eine sogenannte Mechatronikzelle aufgebaut wurde, die damit die Schule für Industrie 4.0 rüstet. Dadurch konnten die städtischen Kosten für die Schule von 4,9 Mio. Franken auf 2,75 Mio. Franken reduziert werden.[3][4]

Ausbildung

Die msw-winterthur bietet Lehrstellen in den Berufen zum Automatiker, Polymechaniker und Elektroniker an. Dabei legt die Schule einen Fokus auf Industrie 4.0 sowie allgemein auf Mechatronik als Querschnittsbereich zwischen den drei Berufen.

Die schulische Berufsausbildung sowohl in der Lehrwerkstatt als auch in der Berufsfachschule statt. Unter anderem besteht eine Ausbildungspartnerschaft mit Swiss Olympic. Das in der Berufsschule erworbene Wissen wird in der Praxis anhand von Lehrarbeiten bzw. praktischen Übungen angewendet und vertieft.

Der Ausbildungsbetrieb hat bereits mehrfach Teilnehmer an Berufsweltmeisterschaften gestellt. 2003 konnte ein Automatiklernende die Bronzemedaille holen. Nur zwei Jahre konnte ein weiterer Automatiker die Silbermedaille holen. 2007 reichte es einem Automatiker dann sogar für die Goldmedaille. 2011 erreichte ein Elektroniklernender in London den zweiten Platz, während ein Automatiklernender den 5. Platz erreichte. 2021 konnten zwei Automatiker der MSW in der neu eingeführten Disziplin «Industrie 4.0» an der Euro Skills die Goldmedaille holen.[5] Auch am Wettbewerb Schweizer Jugend forscht beteiligten sich mehrfach Lehrlinge der Mechatronikschule Winterthur.

Die Stadt Winterthur hat vor den Kürzungen etwa 100'000 CHF pro Lehrling für dessen Ausbildung aufgewendet. Aufgrund des enormen finanziellen Drucks der MSW auf das Budget der Stadt wurden mehrmals verschiedene Sparmassnahmen beschlossen.

Organisation

Die MSW ist als Schule der Stadt Winterthur unterstellt, wird jedoch auch vom Kanton subventioniert. Aktueller Direktor ist Markus Hitz, er bildet zusammen mit den Leitern der beiden Abteilungen Mechatronik sowie Berufsfachschule die Schulleitung.

Die Aufsicht über die Schule wird von der Kommission MSW wahrgenommen, die durch den jeweils zuständigen Stadtrat geleitet wird.[6] Die Funktion dieser Kommission wird sich mit der kommenden Gemeindeordnungsrevision noch ändern.

Direktoren

  • 1889–1920 Albert Pfister
  • 1920–1938 Balthasar Wydler
  • 1938–1948 Hans Hüppi
  • 1949–1979 Kurt Fehr
  • 1979–1988 Max Fischer
  • 1988–2009 Franz Trottmann[7]
  • 2009–2013 Bruno Weilenman[8]
  • seit 2013 Markus Hitz

Literatur

  • Alfred Specht: 100 Jahre MSW 1889-1989. Winterthur 1989.

Weblinks

Commons: MSW – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alfred Specht: 100 Jahre MSW 1889-1989. Winterthur 1989.
  2. MSW Winterthur (Hrsg.): MSW-Info. Nr. 45. Winterthur 2014 (msw.ch [PDF; 17,1 MB; abgerufen am 8. Mai 2022] Jubiläumsausgabe 125 Jahre MSW).
  3. Gemeinsame Mechatronik-Plattform für alle MSW-Berufe. In: Der Landbote. Band 181, Nr. 161, 15. Juli 2017, S. 5 (landbote.ch [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  4. Schlank, smart und ehrgeizig, so präsentiert sich die verkleinerte Mechatronikschule. In: Der Landbote. Band 182, Nr. 226, 29. September 2018, S. 5 (landbote.ch [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  5. Goldmedaillen für MSW-Automatiker. In: Der Landbote. Band 185, Nr. 227, 30. September 2021, S. 3 (landbote.ch [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  6. Organisation. Mechatronikschule Winterthur, abgerufen am 8. Mai 2022.
  7. MSW bekommt neuen Direktor. In: Der Landbote. 29. Januar 2009, S. 3.
  8. Metallarbeiterschule: Kurswechsel vor dem Jubiläumsjahr. In: Der Landbote. 9. Januar 2013, S. 13.