Michael Jensen (Ökonom)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Michael Cole Jensen)

Michael Cole „Mike“ Jensen (* 30. November 1939 in Rochester, Minnesota) ist ein amerikanischer Ökonom. Sein Forschungsgebiet und Arbeitsfeld ist hauptsächlich die Finanzwirtschaft. Er war Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Monitor Group und außerdem Emeritus an der Harvard University.

Leben

Michael Jensen wurde am 30. November 1939 in Rochester im US-Staat Minnesota geboren. 1962 wurde ihm der amerikanische Artium Baccalaureus (A. B.) als erster akademischer Grad vom Macalester College verliehen, an dem auch Prominente wie Kofi Annan und der ehemalige US-Vizepräsident Walter Mondale studiert haben. Im Jahr 1964 wurde ihm der MBA von der University of Chicago ausgestellt, vier Jahre später promovierte Jensen zum Ph.D., ebenfalls an der University of Chicago. Von 1967 bis 1988 war Jensen Professor an der University of Rochester, 1977 bis 1988 Gründer und Vorsitzender des Managerial Economics Research Center an der Universität Rochester und 1985 bis 2000 Professor an der Harvard Business School. Nach Ende der aktiven Professur im Jahre 2000 an der Harvard Business School wurde er Mitarbeiter bei dem Beratungsunternehmen Monitor Group, das er aktuell als Geschäftsführer leitet.

Jensen ist zudem Mitglied in diversen Ausschüssen und Räten, wie der American Finance Association, dem European Corporate Governance Institute sowie der American Academy of Arts and Sciences. 1992 gründete er mit Wayne Marr das Social Science Research Network (SSRN), ein Open Access Dokumentenserver für Geistes-, Human- und Sozialwissenschaften.[1] 2016 wurde es durch Elsevier übernommen.[2][3] Als Gründer und Autor des Journal of Financial Economics[4] engagiert sich Jensen ebenfalls als Publizist. Seit 1997 wird in seinem Namen alljährlich der Jensen Price verliehen.

Forschungsschwerpunkte

Michael Jensens bekanntestes Werk hat er im Jahre 1976 zusammen mit William H. Meckling geschrieben. In dem Aufsatz A Theory of the firm. Managerial behaviour, agency costs and ownership structure[5] begründet er auf Grundlage des Werkes von Ronald Coase die heute als Prinzipal-Agent- oder Agentur-Theorie bekannte Theorie. Sie bietet ein Modell, um das Handeln von Menschen in einer Hierarchie zu erklären, aber trifft auch generelle Aussagen zur Gestaltung von Verträgen. Die Prinzipal-Agent-Theorie zählt heute neben der Transaktionskostentheorie, der Theorie der Verfügungsrechte und der Ressourcentheorie zu den führenden Erklärungsansätzen, die in der Wirtschaftswissenschaft diskutiert und angewendet werden.

Zu internationaler Bekanntheit verhalf Jensen ebenfalls seine 1990 veröffentlichte Empfehlung,[6] hochbezahlte Mitarbeiter von Aktiengesellschaften nicht mit extrem hohen Gehältern zu entlohnen, sondern ihnen Aktienoptionen anzubieten.[7] So „sollten sich die Topmanager im wörtlichen Sinn ihr Geld verdienen müssen[8], da die Aktienpakete nur an Wert gewinnen, wenn der Kurs wesentlich steigt.

Zusammen mit William H. Meckling (1994) hat er die Grundkonzeption des Resourceful-Evaluative-Maximizing Model (REMM) entwickelt, die enge Bezüge zur Konzeption des RREEMM von Siegwart Lindenberg aufweist.

Seit 2017 zählt Clarivate Analytics Jensen aufgrund der Zahl seiner Zitationen zu den Favoriten auf einen Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften (Clarivate Citation Laureates, früher Thomson Reuters Citation Laureates).[9]

Ausgewählte Publikationen

  • The Performance of Mutual Funds in the Period 1945–1964. In: Journal of Finance. Band 23, Nr. 2, 1967, S. 389–416, ISSN 1540-6261.
  • (mit William H. Meckling) Theory of the Firm. Managerial Behavior, Agency Costs and Ownership Structure. In: Journal of Financial Economics. Band 3, Nr. 4, 1976, S. 305–360, ISSN 0304-405X.
  • Can the Corporation Survive? In: Financial Analysts Journal. Band 31, Nr. 1, 1978, S. 31–37, ISSN 0015-198X.
  • The Modern Theory of Corporate Finance. McGraw-Hill Publishing Company, 1984,
  • CEO Incentives: Its Not How Much You Pay, But How. In: Harvard Business Review. 1990, S. 138–153, ISSN 0017-8012.
  • mit William H. Meckling: The Nature of Man. In: Journal of Applied Corporate Finance. Band 7, Nr. 2, S. 4–19, Sommer 1994, doi:10.2139/ssrn.5471.
  • Foundations of Organizational Strategy. Harvard University Press, 1998.
  • A Theory of the Firm. Governance, Residual Claims, and Organizational Forms. Harvard University Press, Cambridge, Mass. [u. a.] 2000, ISBN 0-674-00295-4.
  • Moral Markets. The Critical Role of Values in the Economy. Princeton University Press, 2008, ISBN 978-0-691-13522-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ABOUT SSRN: From The Desk of Michael C. Jensen, Chairman, ssrn.com, abgerufen am 9. Mai 2017.
  2. Robert Cookson: Elsevier buys research sharing website. In: Financial Times. 17. Mai 2016.
  3. Richard Van Noorden: Social-sciences preprint server snapped up by publishing giant Elsevier, nature.com, 17. Mai 2016.
  4. Webseite des JFE
  5. Michael C. Jensen, William H. Meckling: Theory of the Firm. Managerial Behavior, Agency Costs and Ownership Structure. (papers.ssrn.com)
  6. Vgl.: Kevin J. Murphy, Michael C. Jensen: CEO Incentives: It’s Not How Much You Pay, But How. In: Harvard Business Review. 1990.
  7. Andras Oldag: Zwang zur Bescheidenheit@1@2Vorlage:Toter Link/www.sueddeutsche.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . In: Süddeutsche Zeitung Online. 26. August 2003
  8. Jürgen Schönstein: Mit Tricksereien zu Milliarden. In: Focus Online. 29. Dezember 2006.
  9. The 2017 Clarivate Citation Laureates - Clarivate. (Nicht mehr online verfügbar.) In: clarivate.com. Archiviert vom Original am 20. September 2017; abgerufen am 21. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/clarivate.com