Mina J. Bissell
Mina J. Bissell (* 1940 in Teheran) ist eine iranisch-US-amerikanische Zell- und Molekularbiologin am Lawrence Berkeley National Laboratory. Sie ist vor allem für ihre Arbeiten zur Bedeutung der extrazellulären Matrix und der Mikroumgebung bei Zelldifferenzierung, programmiertem Zelltod und Krebs (insbesondere Brustkrebs) bekannt.
Leben und Wirken
Bissell wuchs in Teheran auf und erhielt im Alter von 18 Jahren ein Stipendium, zunächst für das Bryn Mawr College. Sie erwarb 1963 am Radcliffe College einen Bachelor in Chemie, 1964 an der Harvard University Medical School einen Master in Bakteriologie und Biochemie und 1969 an der Harvard University einen Ph.D. in Mikrobiologie und Molekulargenetik. Als Postdoktorandin arbeitete sie an der University of California, Berkeley, bevor sie 1972 an das Lawrence Berkeley National Laboratory (LBNL) ging. Hier wurde sie 1977 Forschungsgruppenleiter (Senior Scientist), 1988 Leiterin der Zellbiologie und Molekularbiologie und 1992 Direktorin der gesamten Lebenswissenschaften. 2002 trat sie von dieser Funktion zurück und ist seitdem weiter als Forscherin für das LBNL tätig. Sie kommt zusätzlich Lehrtätigverpflichtungen an der University of California, Berkeley und der University of California, San Francisco nach.
Frühe Arbeiten Bissells in den 1970er Jahren befassten sich mit der Aufnahme von Glucose und der Glykolyse in normalem Gewebe und bei Krebszellen. Später konnte sie zeigen, dass der onkogene Effekt eines Onkogens Kontext-abhängig ist. In den 1980er und 1990er Jahren befasste sie sich mit der Plastizität von Krebszellen und normalen Zellen abhängig von der Mikroumgebung. So verhielten sich Brustkrebs-Zellen in einer bestimmten extrazellulären Matrix wie gesunde Zellen. Umgekehrt begannen gesunde Zellen Tumoren zu entwickeln, wenn deren normale extrazelluläre Matrix durch Metalloproteasen zerstört wurde. Jüngere Arbeiten Bissells befassen sich mit der „dynamischen Reziprozität“ zwischen den Signalen der Mikroumgebung und den Signalen von Zellkern und Chromatin.
Bissell hat (Stand 2017) mehr als 400 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. Sie gehörte zu den Herausgebern verschiedener Fachzeitschriften, darunter Science. 1997 war sie Präsidentin der American Society for Cell Biology.[1] Mina Bissell ist in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Kinder.
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1992 Guggenheim-Stipendium[2]
- 1994 Fellow der American Association for the Advancement of Science
- 1996 Ernest-Orlando-Lawrence-Preis[3]
- 2001 Ehrendoktorat der Universität Pierre und Marie Curie
- 2002 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences[4]
- 2004 Ehrendoktorat der Universität Kopenhagen
- 2007 Prix International de l’INSERM[5]
- 2007 Mitglied der American Philosophical Society[6]
- 2010 Mitglied der National Academy of Sciences[7]
- 2016 E. B. Wilson Medal[8][9]
- 2017 AACR Award for Lifetime Achievement in Cancer Research[10]
- 2017 Assoziiertes Mitglied der European Molecular Biology Organization
- 2019 Weizmann Women in Science Award
- 2020 Canada Gairdner International Award
Das Institut für Pathologie und Immunologie der Universität Porto vergibt seit 2008 alle zwei Jahre den Mina J. Bissell Award für die herausragende Lebensleistung eines Krebsforschers. Bissell war selbst die erste Preisträgerin.[9][11]
Weblinks
- Bissell Lab und Lebenslauf (PDF, 493 kB, Stand Januar 2017) beim Lawrence Berkeley National Laboratory (lbl.gov)
Literatur
- M. Bissell: Balancing work and life: a conversation with Mina Bissell. Interviewed by Majlinda Lako and Susan Daher. In: Stem cells. Band 27, Nummer 8, August 2009, S. 1709–1711, doi:10.1002/stem.175, PMID 19593796.
- Gina Kolata: Old Ideas Spur New Approaches in Cancer Fight. In: nytimes.com. 28. Dezember 2009, abgerufen am 18. März 2017 (englisch).
- M. J. Bissell: Thinking in three dimensions: discovering reciprocal signaling between the extracellular matrix and nucleus and the wisdom of microenvironment and tissue architecture. In: Molecular biology of the cell. Band 27, Nummer 21, November 2016, S. 3205–3209, doi:10.1091/mbc.E16-06-0440, PMID 27799496, PMC 5170853 (freier Volltext).
Einzelnachweise
- ↑ ASCB Presidents bei der American Society for Cell Biology (ascb.org); abgerufen am 18. März 2017.
- ↑ John Simon Guggenheim Foundation – Mina J. Bissell. In: gf.org. Abgerufen am 18. März 2017 (englisch).
- ↑ Mina J. Bissell, 1996 – U.S. DOE Office of Science (SC). In: science.energy.gov. Abgerufen am 15. März 2017 (englisch).
- ↑ Book of Members 1780–present, Chapter B. (PDF; 1,1 MB) In: amacad.org. American Academy of Arts and Sciences, abgerufen am 23. September 2019 (englisch).
- ↑ histoire: Mina J. Bissel, Prix Etranger 2007 / Histoire de l'Inserm. In: histoire.inserm.fr. Abgerufen am 15. März 2017 (französisch).
- ↑ American Philosophical Society – Member History. In: amphilsoc.org. Abgerufen am 15. März 2017.
- ↑ Mina Bissell. In: nasonline.org. Abgerufen am 15. März 2017.
- ↑ E.B. Wilson Medalists bei der American Society for Cell Biology (ascb.org); abgerufen am 15. März 2017.
- ↑ a b E.B. Wilson Medal—Mina Bissell bei der American Society for Cell Biology (ascb.org); abgerufen am 15. März 2017.
- ↑ AACR Award for Lifetime Achievement in Cancer Research. In: aacr.org. Abgerufen am 15. März 2017 (englisch).
- ↑ Mina J. Bissell Award (PDF, 603 kB) beim Lawrence Berkeley National Laboratory (lbl.org); abgerufen am 15. März 2017.
Personendaten | |
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NAME | Bissell, Mina J. |
ALTERNATIVNAMEN | Bissell, Mina |
KURZBESCHREIBUNG | iranisch-US-amerikanische Zell- und Molekularbiologin |
GEBURTSDATUM | 1940 |
GEBURTSORT | Teheran |