Moskauer Institut für Physik und Technologie
Das Moskauer Institut für Physik und Technologie (russisch Московский физико-технический институт Moskowski fisiko-technitscheski institut), kurz MIPT, umgangssprachlich auch Phystech, ist eine der führenden technischen Universitäten in ganz Russland. Das MIPT hat rund 3600 Studenten und hat seinen Sitz in Dolgoprudny bei Moskau.
Geschichte
Das Institut wurde vor allem auf Gesuch des russischen Physikers Pjotr Leonidowitsch Kapiza im Februar 1946 durch die Russische Akademie der Wissenschaften mit der Absicht gegründet, eine naturwissenschaftliche Eliteschule in Russland aufzubauen. Das später als „Phystech System“ bekannt gewordene Lehr- und Ausbildungssystem des Instituts bestand darin, gewissenhaft auserwählten Studenten ihren eigenen Lehr- und Forschungsplan aufstellen zu lassen und mit diesen von jeweils einem Vertrauensprofessor betreut zu werden. Nach Unstimmigkeiten zum damaligen sowjetischen Forschungsziel einer eigenen Atombombe wurde das Moskauer Institut für Physik und Technologie am 25. November 1946 in die Staatliche Universität Moskau eingegliedert, jedoch seit dem 17. September 1951 wieder als eigenständige Hochschule geführt. Derzeitiger Rektor des MIPT ist Professor Nikolai Nikolajewitsch Kudrjawzew.
Abteilungen
Es gibt neun Abteilungen, in denen jedes Jahr jeweils rund 100 Studenten zugelassen werden.
- Elektrotechnik und Kybernetik
- Allgemeine und Angewandte Physik
- Aerophysik und Weltraumforschung
- Molekular- und Biophysik
- Physikalische und Quantenelektronik
- Aeromechanik und Flugtechnik
- Kontrolltheorie und Angewandte Mathematik
- Probleme der Physik und Energiewirtschaft
- Innovation und Hochtechnologie
Hochschullehrer
Eine Liste bekannter MIPT-Dozenten findet man in der Kategorie Hochschullehrer (MIPT). U.a. findet man in dieser Liste:
- Nobelpreisträger:
- Alexei Alexejewitsch Abrikossow, theoretischer Physiker, Entdecker von Typ-II-Supraleitern
- Witali Lasarewitsch Ginsburg, theoretischer Physiker, Arbeiten in der Theorie von Supraleitern und Supraflüssigkeiten
- Pjotr Leonidowitsch Kapiza, Experimentalphysiker, Entdecker der Suprafluidität
- Lew Dawidowitsch Landau, theoretischer Physiker, Schlüsselbeiträge auf vielen Gebieten theoretischer Physik
- Alexander Michailowitsch Prochorow, Experimentalphysiker auf dem Gebiet der Quantenelektronik bzw. Lasern-Technik
- Nikolai Nikolajewitsch Semjonow, Physikochemiker, Erforschung der Reaktionskinetik und chemischer Kettenreaktionen
- Igor Jewgenjewitsch Tamm, theoretischer Physiker, Beiträge auf vielen Gebieten theoretischer Physik
- Weitere prominente Wissenschaftler:
- Lew Andrejewitsch Arzimowitsch, „Vater des Tokamak“, einer Form des Kernfusionsreaktors
- Gersch Izkowitsch Budker, Entwickler von Teilchenbeschleunigern
- Sergei Petrowitsch Kapiza, Physiker und Fernsehmoderator
- Mstislaw Wsewolodowitsch Keldysch, Mathematiker, Mitbegründer der sowjetischen Raumfahrt
- Sergei Pawlowitsch Koroljow, Konstrukteur von Raketen und Weltraumpionier
- Igor Wassiljewitsch Kurtschatow, Leiter des sowjetischen Atombombenprojekts
- Jewgeni Michailowitsch Lifschitz, Mitverfasser des zehnbändigen „Lehrbuchs der theoretischen Physik“ (zusammen mit Lew Landau)
- Wjatscheslaw Fjodorowitsch Muchanow, Professor am Arnold-Sommerfeld-Zentrum für Theoretische Physik an der Universität München
- Sergei Iwanowitsch Wawilow, Mitentdecker der Tscherenkow-Strahlung
Studenten
- Nobelpreisträger:
- über 100 Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften
- über 4000 Doktoren der Wissenschaften (entspricht deutscher Habilitation)
- über 8000 Kandidaten der Wissenschaften (entspricht deutschem Doktor)
- Kosmonauten:
- Politiker:
- Natan Scharanski, sowjetischer Dissident, später israelischer Minister und Leiter der Jewish Agency
- drei Minister in der Regierung der Russischen Föderation
- Unternehmer: