Meeräschen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Mugiliformes)
Meeräschen

Großkopfmeeräsche (Mugil cephalus)

Systematik
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorphaceae)
Ovalentaria
Überordnung: Mugilomorphae
Ordnung: Mugiliformes
Familie: Meeräschen
Wissenschaftlicher Name der Überordnung
Mugilomorphae
Betancur-R et al., 2013
Wissenschaftlicher Name der Ordnung
Mugiliformes
Günther, 1880
Wissenschaftlicher Name der Familie
Mugilidae
Cuvier, 1829

Die Familie der Meeräschen (Mugilidae) lebt mit fast 80 Arten in 27 Gattungen weltweit in tropischen und subtropischen Regionen an Meeresküsten und im Brackwasser. Einige Arten wandern auch in Flüsse. So lebt beispielsweise Liza abu ausschließlich im Süßwasser, im Indus, in den Flüssen des Iran, im Euphrat und im Tigris. Einige Arten haben als Speisefische wirtschaftliche Bedeutung.

Der Rogen der Meeräschen gilt, getrocknet und gesalzen, in Japan (Karasumi), Italien (Bottarga) und Südfrankreich (Poutargue) als Spezialität.

Merkmale

Meeräschen haben einen langgestreckten, kräftigen Körperbau. Die Seite des Fisches ist von großen, silbrig glänzenden Ctenoidschuppen bedeckt. Lediglich die Gattung Myxus hat Cycloidschuppen. Die kurze erste Rückenflosse hat vier Stachelstrahlen. Die durch einen großen Zwischenraum getrennte zweite Rückenflosse ist ebenfalls kurz und wird von acht bis zehn Weichstrahlen gestützt. Die Afterflosse hat zwei bis drei Stachel- und sieben bis elf Weichstrahlen. Die Brustflossen stehen weit oben am Körper, die von einem Hart- und fünf verzweigten Weichstrahlen gestützten Bauchflossen an der Körperunterseite, weit vorn, aber immer deutlich hinter den Brustflossen. Das Seitenlinienorgan ist rückgebildet oder fehlt ganz. Der Kopf der Meeräschen ist oben flach, das Maul endständig und klein, Zähne sind ebenfalls klein oder fehlen. Ihr Darm ist sehr lang und reicht bis zur achtfachen Körperlänge. Diese Länge ist zur Verarbeitung der vorwiegend pflanzlichen Nahrung notwendig. Meeräschen erreichen Längen von zehn Zentimetern bis einen Meter.

Äußere Systematik

Die systematische Stellung der Meeräschen blieb lange Zeit rätselhaft. Sie wurden deshalb innerhalb der Stachelflosser in eine eigene Ordnung, die Mugiliformes, eingeordnet; andere Wissenschaftler zählen die Meeräschen zu den Barschartigen (Perciformes).

In verschiedenen jüngeren phylogenetischen Studien wurden überraschenderweise Familien aus der Ordnung der Barschartigen als Schwestergruppe der Meeräschen ermittelt, zuerst die Zwergbarsche (Pseudochromidae)[1] später die Mirakelbarsche (Plesiopidae).[2] Beide Familien sind wahrscheinlich nah miteinander verwandt und bilden mit anderen, in tropischen Korallenriffen lebenden Fischfamilien einen Kreis verwandter Familien, der durch die Unterwasserfotografen Rudie H. Kuiter und Helmut Debelius den provisorischen deutschen Namen „Zwergbarschartige“ erhielt.[3] Die Meeräschen, die Ährenfischverwandten, die „Zwergbarschartigen“ und einige andere mit ihnen verwandten Taxa werden in einer aktuellen Revision der Knochenfischsystematik zum Taxon Ovalentaria zusammengefasst.[4]

Systematik

Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Meeräschen nach Xia, Durand, und Fu 2016[5].
 Mugilidae  


  Cheloninae  





 Chelon


   

 Parachelon



   

 Planiliza



   

 Oedalechilus



   

 Pseudomyxus



   

 Neochelon



  Rhinomugilinae  


 Rhinomugilini


   

 Crenimugilini


   

 Squalomugilini




   

 Trachystomaini




   

 Mugilinae



  Myxinae  

 Myxus


   

 Neomyxus




Dicklippige Meeräsche (Chelon labrosus)

Unterfamilien und Gattungen der Meeräschen:[5]

Ausgewählte Arten

Literatur

  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7.
  • Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Band II, Teil 2: Fische. Gustav Fischer Verlag, Jena 1991, ISBN 3-334-00339-6.

Einzelnachweise

  1. D. H. Setiamarga, M. Miya, Y. Yamanoue, K. Mabuchi, T. P. Satoh, J. G. Inoue, M. Nishida: Interrelationships of Atherinomorpha (medakas, flyingfishes, killifishes, silversides, and their relatives): The first evidence based on whole mitogenome sequences. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Volume 49, Issue 2, November 2008, S. 598–605. doi:10.1016/j.ympev.2008.08.008
  2. Blaise Li, Agnès Dettaï, Corinne Cruaud, Arnaud Couloux, Martine Desoutter-Meniger, Guillaume Lecointre: RNF213, a new nuclear marker for acanthomorph phylogeny. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Volume 50, Issue 2, Februar 2009, S. 345–363. doi:10.1016/j.ympev.2008.11.013
  3. Rudie H. Kuiter, Helmut Debelius: Atlas der Meeresfische. Kosmos Verlag, 2006, ISBN 3-440-09562-2, S. 321.
  4. Ricardo Betancur-R, Edward O. Wiley, Gloria Arratia, Arturo Acero, Nicolas Bailly, Masaki Miya, Guillaume Lecointre und Guillermo Ortí: Phylogenetic classification of bony fishes. BMC Evolutionary Biology, BMC series – Juli 2017, DOI: 10.1186/s12862-017-0958-3
  5. a b Rong Xia, Jean-Dominique Durand, Cuizhang Fu: Multilocus resolution of Mugilidae phylogeny (Teleostei: Mugiliformes): Implications for the family’s taxonomy. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 96, März 2016, doi:10.1016/j.ympev.2015.12.010

Weblinks

Commons: Mugilidae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien