Münchner Forum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Logo des Münchner Forums

Das Münchner Forum e.V. ist ein gemeinnütziger Verein in München, der sich für Bürgerbeteiligung in der Münchner Stadtplanung einsetzt.[1]

Vereinsstruktur

Das Münchner Forum hat rund 100 Mitglieder, unter denen die Institutionen Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, Handwerkskammer für München und Oberbayern, die Münchner Zeitungsverlage, der DGB, die Lehrstühle für Geographie und Stadtplanung der Münchner Universitäten, Fachverbände und die Kirchen vertreten sind. Daneben sind Münchner Unternehmen und Politiker Mitglied, Planungsbüros, Architekten, Privatpersonen und die Stadt München. Um die politischen Akteure von der praktischen Arbeit zu trennen, wird diese nicht vom Vorstand organisiert, sondern der Programmausschuss beschließt jährlich die inhaltliche Arbeit des Münchner Forums. Die Mitglieder engagieren sich in Arbeitskreisen zu aktuellen Themen der Stadtentwicklung in München und Umgebung. Veröffentlicht werden die Ergebnisse anschließend in Form von Veranstaltungen, der digitalen Zeitschrift "Standpunkte", über Social Media (Homepage, Facebook, Twitter, mucbook) und Radio. In der Geschäftsstelle arbeiten Mitarbeiter in allen Bereichen der Organisation, Administration und im inhaltlichen Support.

Vorsitzender des Vereins ist (Stand 2019) der Architekt Udo Bünnagel, den Programmausschuss leiten Detlev Sträter, Soziologe und Stadtplaner an der TU München und Klaus Bäumler, pensionierter Verwaltungsrichter.[2]

Der Verein finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen aber vor allem durch einen Zuschuss der Stadt München in Höhe von rund 100.000 Euro im Jahr.[3]

Geschichte

Der Altstadtringtunnel direkt unter dem historischen Prinz-Carl-Palais

Nach dem Abschluss des unmittelbaren Wiederaufbaus der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg regte der neue, junge Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel ab 1960 einen großen Planungsprozess für die weitere Entwicklung Münchens an. Daraus ging der Stadtentwicklungsplan 1963 hervor, der im Bereich des Verkehrs das Konzept „autogerechten Stadt“ vertrat. Für den Bau des Altstadtrings als Teil wurden Gebäudezeilen abgerissen und 1967 das Prinz-Carl-Palais, damals der Amtssitz des Bayerischen Ministerpräsidenten, untertunnelt. Gegen die Baumaßnahmen und weitergehende Pläne regte sich Widerstand in Fachkreisen unter Architekten und Studenten der Bauwissenschaften. Mit Zustimmung der Stadt gründeten Kritiker unter dem Dach des städtischen Bauzentrums eine Redaktion Münchner Bauforum, die Veranstaltungen und Veröffentlichungen zur Stadtplanung erarbeitete.

Nach Konflikten mit der Stadtverwaltung und dem Ende der Zusammenarbeit mit dem Bauzentrum gründeten die Kritiker den Verein Münchner Bauforum. Hier wurden in öffentlichen Diskussionen die städtischen Pläne analysiert und Alternativen vorgestellt.[4]

Im Zuge der Verwirklichung der Pläne erkannte Oberbürgermeister Vogel die Berechtigung der Kritik der Bürger und der externen Fachleute an der Arbeit der Stadtverwaltung. In seinem Rückblick auf die Amtszeit als Oberbürgermeister schrieb er 1972: „Ich werde nie wieder einen Plan der Verwaltung unterschreiben, der nicht vorher öffentlich diskutiert wurde.“[5]

Vogel regte an, die Arbeit des Vereins auf eine institutionelle Grundlage zu stellen und am 4. April 1968 wurde unter anderem von verschiedenen Kammern, Verbänden und Gewerkschaften, das Münchner Diskussionsforum für Stadtentwicklungsfragen ins Leben gerufen, welches 1972 unter dem Namen Münchner Forum (Diskussionsforum für Entwicklungsfragen e.V.) als gemeinnütziger Verein eingetragen wurde.

Seitdem hat das Münchner Forum sich maßgeblich an der Münchner Stadtplanung beteiligt. Es erarbeitete in seinen ersten Jahren eine alternative Planung für das Lehel, das von der Verkehrsplanung um dem Ausbau des Altstadtrings stark betroffen war. Die Planungen des Münchner Forums führten dazu, dass das Lehel 1971 vom Kerngebiet entsprechend dem Stadtentwicklungsplan zum Wohngebiet umgewidmet wurde.[6] Zu den Erfolgen des Vereins[7] zählen die Erhaltung der Seidlvilla und Umgestaltung als Bürgerhaus mit vorwiegend kulturellen Veranstaltungen, die Neuplanung des Elisabethplatzes, die Reduzierung des Baukörpers der Bayerischen Staatskanzlei am Hofgarten, der Verzicht auf eine durchgehende Isar-Magistrale, die Verhinderung von geplanten Eingriffen in das Olympiastadion, Einfluss bei der Gestaltung des Alten Hofs und Beiträge zur Diskussion um Hochhäuser in München. Weitere Themen waren Bauherrenspekulation, Luxussanierung oder Baumschutz.[8] Mit dem Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr war das Münchner Forum am Erhalt der Trambahn München trotz des bereits erfolgten Stilllegungsbeschlusses beteiligt.[9]

Darüber hinaus war und ist der Verein aktiv, bei der Planung von neuen Stadtvierteln, wobei er sich immer für kleinteilige Strukturen in menschlichen Dimensionen eingesetzt hat.

Zweimal wurde dem Verein der städtische Zuschuss soweit gekürzt, dass eine professionelle Arbeit nicht mehr möglich war und die Tätigkeit auf reines Ehrenamt zurückfiel. Unter dem SPD-Bürgermeister Georg Kronawitter und seinem CSU-Nachfolger Erich Kiesl. In beiden Fällen wurden Haushaltsgründe benannt, obwohl die Stadt gerade zu diesen Zeiten finanziell gut da stand. Mitgründer und damaliger Akteur Karl Klühspies spricht daher von „Unbotmäßigkeit“ des Vereins als wahrem Grund für die Mittelkürzungen.[8]

Ziele

Der Verein bildet die Schnittstelle zwischen Bürgerengagement und den Interessen der Stadt (Verwaltung und Politik), in Bezug auf Stadtentwicklungsfragen. „Das Münchner Forum ist Anwalt der Bürger und ‚Sprachrohr‘ zwischen Stadt und Öffentlichkeit“.[10] Mit einem Fokus auf der Bürgerbeteiligung, erarbeitet das Münchner Forum in Projekten, Veranstaltungen und in den Medien gesellschaftlich relevante Themen der Stadtentwicklung.

Aktivitäten

Die praktische Arbeit des Vereins findet über Arbeitskreise statt. Diese geben sich ein Arbeitsprogramm.[11]

  • Der Arbeitskreis Stadt: Gestalt und Lebensraum befasst sich mit der Innenentwicklung bzw. Verdichtung im Bestand durch Entwicklung von verbindlichen Qualitätsmaßstäben. Hierzu werden die Entstehungsprozesse der langfristigen Siedlungsentwicklung in München beobachtet und die Beteiligungs- und Planungskultur begleitet.
  • Der Arbeitskreis Wer beherrscht die Stadt? setzt sich genau mit dieser Kernfrage auseinander und sucht nach den prägenden Kräften der Stadt. Planungsgeschehen und die Gestaltung des städtischen Lebensraumes in München, sowie strategische Planungsprojekte und die mögliche Reform der kommunalen Bodenordnung sind hier die Hauptthemen.
  • Ziel des Arbeitskreises Junges Forum ist es, junge Menschen als potentielle Mitglieder für das Münchner Forum zu gewinnen.
  • Die Veranstaltungsreihe STADTfragen setzt sich regelmäßig mit aktuellen Themen aus der Gesellschaft, Kultur und Stadtentwicklung auseinander, die von Referenten vorgetragen und anschließend diskutiert werden.
  • Im Arbeitskreis Bauleitplanung werden aktuelle Bauvorhaben und Bebauungspläne im Raum München kritisch betrachtet und Alternativen erarbeitet
  • Das Anliegen des Arbeitskreises Olympia ist die Entwicklung des Olympiaparkes und des Olympiageländes.
  • Der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs in München ist in die Strukturen des Münchner Forums eingebunden.
  • Mit der Frage, wovon die Entwicklung der Innenstadt seit ca. 1990 bestimmt wurde und wird, beschäftigt sich der Arbeitskreis Innenstadt.

Weitere Arbeitskreise beschäftigen sich mit Themen wie Lärmminderung, der Renaturierung der Isarauen (Isar-Plan), zukunftsorientierte Lösungen für die S-Bahn-Stammstrecke und aktuellen Geschehnissen.

Medien

Das Online-Magazin Standpunkte erscheint monatlich auf der Homepage des Vereins. Außerdem geht das Münchner Forum bei Radio Lora einmal im Monat mit Forum aktuell auf Sendung.

Literatur

  • Münchner Forum (Hrsg.): 25 Jahre Münchner Forum. 1993
  • Karl Klühspies: München nicht wie geplant. Franz Schiermeier Verlag 2015, ISBN 978-3-943866-25-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Münchner Forum: Satzung (Stand: 6. Oktober 2014; PDF; 110 kB)
  2. Münchner Forum: Programmausschuss wählt neuen Vorstand und setzt seine Schwerpunkte für 2015 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/muenchner-forum.squarespace.com
  3. Süddeutsche Zeitung: Ohne Zwang zum Konsens, 19. Dezember 2008, S. 42
  4. Karl Klühspies: München nicht wie geplant. Franz Schiermeier Verlag, 2015, ISBN 978-3-943866-25-4.
  5. Hans-Jochen Vogel: Die Amtskette, 1972. Zitiert nach: Münchner Forum (Hrsg.): 25 Jahre Münchner Forum, 1993, S. 10
  6. Lutz Hoffmann: Erfahrungen der Stadtverwaltung München mit dem Münchner Forum. In: Münchner Forum (Hrsg.): 25 Jahre Münchner Forum, 1993, S. 45–48
  7. Münchner Forum: Es wurde viel bewegt (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/muenchner-forum.squarespace.com
  8. a b Martin Heusinger: Gespräch mit Karl Klühspies. In: Münchner Forum (Hrsg.): 25 Jahre Münchner Forum, 1993, S. 27–35
  9. Dieter Horst: Muaß ma se vielleicht bei da Trambahn ois gfoin lassn? In: Münchner Forum (Hrsg.): 25 Jahre Münchner Forum, 1993, S. 76–80
  10. Ursula Ammermann in: Standpunkte 16/ 2008, S. 24
  11. Münchner Forum: Arbeitsprogramm (Memento des Originals vom 11. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/muenchner-forum.squarespace.com