Wellingholzhausen
Wellingholzhausen Gemeinde Melle Koordinaten: 52° 9′ 36″ N, 8° 15′ 48″ O
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Höhe: | 107 m ü. NHN |
Fläche: | 41,12 km² |
Einwohner: | 4800 |
Bevölkerungsdichte: | 117 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 49326 |
Vorwahl: | 05429 |
Lage von Wellingholzhausen in Melle
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Wellingholzhausen ist ein Stadtteil von Melle im Landkreis Osnabrück in Niedersachsen. Er hat etwa 4800 Einwohner.
Geographie
Geographische Lage
Die ehemalige Samtgemeinde Wellingholzhausen, heute ein Stadtteil der Stadt Melle, liegt am Nordhang des Teutoburger Waldes. Wellingholzhausen liegt zentral jeweils etwa 25 km entfernt zwischen den Universitätsstädten Osnabrück und Bielefeld. Der Flughafen Münster-Osnabrück ist etwa 50 km entfernt.
Wellingholzhausen grenzt im Meller Stadtgebiet an die Stadtteile Gesmold im Norden, Melle-Mitte im Nord-Osten und Neuenkirchen im Süd-Osten. Im Süden grenzt Wellingholzhausen an Borgholzhausen (Kreis Gütersloh / Nordrhein-Westfalen), Dissen (Süd-Westen) und im Nord-Westen an die Gemeinde Hilter mit ihrem Ortsteil Borgloh.
Im Gebiet Wellingholzhausens liegt der 220 Meter hohe Beutling, dessen Fläche von 42,8 Hektar seit 1937 unter Naturschutz steht. Auf dem Beutling stand bereits 1891 ein Aussichtsturm; der jüngste wurde im Jahr 2000 fertiggestellt und ist 30 Meter hoch.
Gliederung
Der Ort besteht aus den neun, früher die Samtgemeinde Wellingholzhausen bildenden Bauerschaften Handarpe, Himmern, Kerßenbrock, Nüven, Oberschlochtern, Peingdorf, Uhlenberg und Vessendorf sowie der Dörferbauerschaft Wellingholzhausen.
Geschichte
Geschichtliche Entwicklung
(Quelle:[1])
Wellingholzhausen war einst ein „subtropischer Küstenort“. Vor vielen Millionen Jahren hinterließen Dinosaurier im Osnabrücker Land (in Bad Essen-Barkhausen, von einem der kleinsten Saurier auch in der Nachbarstadt Borgholzhausen) ihre Trittsiegel. Ein neuer Sensationsfund wurde 2005 bekannt. Ein Trittsiegel eines Iguanodon ist in der nördlichen Nachbargemeinde Hilter-Borgloh gefunden worden. Diese Saurierspuren sind prähistorische Hinterlassenschaften, als im Osnabrücker Raum noch ein subtropisches Klima herrschte und ein flaches Meer weite Bereiche bedeckt hat.
Erste Menschen lebten in dem Gemeindegebiet von Wellingholzhausen schon weit vor Christi Geburt. Davon zeugen archäologische Funde. So wurden z. B. in der Nähe des Osterbaches, in der heutigen Osterfeldsiedlung, eine Geröllkeule (8. bis 4. Jahrtausend vor Christus), oder in Handarpe eine Axt aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. gefunden. Weitere Zeugen aus der Jungsteinzeit (4000–1700 v. Chr.) sind Hügelgräber, die man im Wellingholzhausener Gemeindegebiet findet. Urnen aus der Bronzezeit (1000 v. Chr.) hat man ebenfalls in Wellingholzhausen und den umliegenden Bauerschaften gefunden.
Zu einer ersten dauerhaften Besiedlung kam es in der Zeit von 700 vor bis 500 nach Christi Geburt.
Vermutlich ist im Jahre 9 n. Chr. der Feldherr Varus mit seinen Legionen auf seinem Vormarsch Richtung Norden auch durch den Grönegau gezogen. Durch die Quertäler (Döhren) des Teutoburger Waldes und des Wiehengebirges kam er auf dem Rückweg nach Westen zu dem Gebiet der Kalkrieser Senke, wo seine Armee von Arminius (Hermann der Cherusker) vernichtend geschlagen wurde.
Van Holthuson Ekkiko thritlich muddi havoron, Tiziko an themo selvon tharpa et linem lakan, that si fiftein penningo werth. Diese in altniederdeutscher Sprache niedergeschriebenen Angaben über die Einkünfte des Klosters Freckenhorst findet man in der sogenannten „Freckenhorster Heberolle“ aus dem Jahre 1050. In heutigem Wortlaut besagen sie, dass „Ekkiko aus Holzhausen 30 Scheffel Hafer und Tiziko aus demselben Dorfe ein leinenes Laken, das 15 Pfennige wert sein soll“, dem Kloster zu liefern haben. Demnach wäre der Ort Wellingholzhausen 40 Jahre vor der bisher angenommenen Erwähnung in der Schenkungsurkunde des Stiftvogtes Eberhard aus dem Jahre 1090 dokumentiert. Doch gilt die Identität des 1050 erwähnten „Holthuson“ im Gegensatz zu dem „Holthusun“ des Jahres 1090 mit der 1160 erstmals „Wellincholthusen“ genannten Gemeinde noch nicht als voll gesichert.
Auszug der Schenkungsurkunde: 17. Juli 1090: Item preter ecclesiam dedit Holthusun cum omnibus ad ipsam iure attinentibus et eo pacto, ut pro anima et remedio peccatorum suorum monachis sancti Clementis ad supplementum praebendae in perpetuam possessionem daretur, etiam si ipso Everhardo superstite ab aliquo episcopo superventuro precaria ipsainfringeretur. Die Brüder Eberhard, der Edelvogt der Osnabrücker Kirche, und Liudolf tragen der Osnabrücker Kirche Güter in Icker, Borgwedde, Felsen, Venne, Schwagstorf, Darum, Borgloh und Astrup zu Lehn auf und schenken dem Kloster Iburg die Kirche zu (Welling-)Holzhausen, sie erhalten dafür je 5 Pfund Zehntgelder lebenslang an Lohn, ohne dafür zum Dienste verpflichtet zu sein. Eberhard soll jedoch 2 Denare (Wachszins) dem Altare des heiligen Petrus geben. Gleichzeitig wird ein Abkommen über die in der Familie erbliche Vogtei getroffen.
Weitere geschichtliche Daten:
- ab 700: Besiedlung durch die Sachsen an den Haseniederungen
- ab 800: Zur Frankenzeit Ansiedlung eines Meyerhofes am Osterbach
- um 1000: Vermutlicher Bau einer Kirche auf dem Gelände des Meyerhofes
- 1090: Die Eigenkirche vom Grundherren des Meyerhofes zu Holthusen geht in den Besitz des Klosters Iburg über
- 1160: Der volle Name „Wellingholzhausen“ wird erstmals erwähnt
- 13. Jahrhundert: Bau einer neuen Kirche am heutigen Standpunkt
- 14. Jahrhundert: Ausweitung des Dorfes außerhalb der Kirchenburg
- 1588: Aufbau der durch ein Feuer zerstörten Kirche
- 1856–1861: Neubau der heutigen Kirche St. Bartholomäus
- Anfang des 20. Jahrhunderts: Weitere räumliche Ausdehnung des Dorfes
- nach 1945: Entstehung weiterer Siedlungen rund um den alten Ortskern, sowie eines Gewerbegebietes
- 1970: Gründung der Einheitsgemeinde Wellingholzhausen
- 1972 (1. Juli): Der Versuch, eine Samtgemeinde mit den Orten Borgloh (heute Gemeinde Hilter a.T.W.) und Gesmold (heute Stadt Melle) zu bilden, scheitert. Wellingholzhausen wird mit seinen Bauerschaften ein Stadtteil der Stadt Melle.[2]
Viele weitere Informationen in der Ortschronik von Otto Stieve (s. u.), die noch über den Heimatverein zu beziehen ist.
Einwohnerentwicklung
Wohnbevölkerung der Gemeinde Wellingholzhausen mit Gebietsstand vom 27. Mai 1970[3]:
Datum | Einwohner |
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17. Mai 1939 | 3043 |
13. September 1950 | 4801 |
6. Juni 1961 | 3720 |
27. Mai 1970 | 3935 |
Politik
Als Stadtteil der Stadt Melle entsendet Wellingholzhausen auch Mitglieder in den Rat der Stadt Melle.
Ortsrat
Der Ortsrat, der Wellingholzhausen vertritt, setzt sich aus 15Mitgliedern zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Wahljahr | CDU | SPD | Grüne | Gesamt |
---|---|---|---|---|
2021[4] | 10 | 3 | 2 | 15 Sitze |
2016 | 10 | 4 | 1 | 15 Sitze |
2011 | 10 | 4 | 1 | 15 Sitze |
Ortsbürgermeister
Ortsbürgermeister waren 1972–76 Franz Röhr (CDU), 1976–2011 Josef Falke (CDU) und seit 2011 Bernd Gieshoidt (CDU).
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Durch den Stadtteil Wellingholzhausen führen die Landesstraßen L 94, L 95 und L 108, sowie die Kreisstraßen K 213, K 216, K 224 und K 225.
Autobahnanschlüsse: A 30 (E 30): Melle-West, Wellingholzhausen (23); A 33: Dissen/Bad Rothenfelde, Wellingholzhausen (13) und Borgloh/Kloster Oesede (11) – L56 folgen, Richtung Borgloh
Bahnanschlüsse: Bahnhof Melle: Strecke Osnabrück – Hannover; Bahnhof Dissen: Strecke Bielefeld – Osnabrück; Hauptbahnhof Osnabrück
Busverbindungen: Stadtbus Melle („Meller Stern“) Linie 309 in der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück-Ost (VOS)
Flughafen: International Airport Münster/Osnabrück – Autobahnanschluss der A 1 (über das Lotter Kreuz der A 30) oder über Landstraße: Glandorf/Bad Laer/Dissen
Kultur
Die Heimatkapelle Wellingholzhausen e.V. von 1949 ist ein überregional auftretendes Blasorchester. Es wird von Chris Stieve-Dawe dirigiert. Es gibt auch 2 Kapellen, die von Andreas Lux geleitet werden: Die „Minikapelle“ und die „Jugendkapelle“, die auf manchen regionalen Schützenfesten spielt, ein eigenes Konzert hat und bei dem Heimatkapellenkonzert im Frühling vertreten ist.
Partnerschaften
Wellingholzhausen betreibt eine Partnerschaft mit der Gemeinde Röckwitz in Mecklenburg-Vorpommern. Jedes Jahr findet eine Fahrt zu der besagten Gemeinde statt.
Öffentliche Einrichtungen
- Haus des Gastes Wellingholzhausen (Veranstaltungszentrum)
- Canisiusheim Wellingholzhausen (ehemaliges Pastorat)
- Fachwerk 1775 (Veranstaltungszentrum und Dorfgemeinschaftshaus)
- Beutlingshalle (große Sporthalle)
- Freibad Wellingholzhausen
Sport
Der größte Sportverein im Ort ist der Turnverein Wellingholzhausen, kurz WTV mit über 1.500 Mitgliedern. Zwei große Sportplätze und zwei Sporthallen stehen für Breiten- und Schulsport zur Verfügung.
Fußball
Der „TV Wellingholzhausen“ steht mit der 1. Herrenmannschaft in der Kreisliga, sowie mit der 2. Herren im Fußball in der 1. Kreisklasse Osnabrück-Land Süd B.
Im Winterhalbjahr findet jährlich ein mehrtägiges A-Jugend-Hallenturnier statt, auf dem Mannschaften aus dem weiteren Umkreis aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen antreten.
Ebenfalls im Winter findet der überregional bekannte Beutlingcup statt, ein mehrtägiges Turnier für Hobbymannschaften aus der weiteren Umgebung.
Schwimmen
In Wellingholzhausen gibt es ein von der Stadt Melle betriebenes kostenpflichtiges Freibad.
Es verfügt über 1 und 3 Meter Sprungtürme, Schwimmerbecken mit 25 Meter langen Bahnen und einem Nichtschwimmerbecken mit Rutsche sowie ein Babybecken. ebenso vorhanden ist eine kleine Kinderspielfläche, ein Beachvolleyballfeld und ein Kiosk mit Sitzmöbeln. Außerdem lädt die große Liegewiese zum verweilen ein.[5]
Wandern
Wegen seiner Lage vor dem Hang des Teutoburger Waldes wird die Umgebung von Wellingholzhausen als Wandergebiet genutzt. Mehrere Wanderparkplätze mit Wanderkarten stehen zur Verfügung, von denen gekennzeichnete regionale Wanderwege von insgesamt ca. 70 km Länge starten. Sie werden von verschiedenen Institutionen gepflegt, allen voran vom Heimatverein Wellingholzhausen. Dazu kommen überregionale Wanderwege, die das Ortsgebiet passieren: der Ahornweg, der Hase-Else-Hunte-Ems-Weg, der Schau-ins-Land-Weg (X25) und der Meller Ringweg.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter
- Jürgen Schrötteringk (1551–1631), Kaufmann und Hamburger Oberalter
- Georg Brinkmann (1850–1926), Heimatdichter, veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Georg Runge
- Conrad David Lagemann (1865–1941), Rektor in Meppen und Heimatdichter[6]
- Heinrich Hölscher (1875–1945), Politiker, Kammergerichtspräsident, Berlin (1933–1942) und Förderer des NS-Regimes
- Albert Lütkemeyer (1911–1947), SS-Hauptsturmführer und Schutzhaftlagerführer im KZ Neuengamme
- Alex Stock (1937–2016), katholischer Theologe
- Josef Stock (* 1938), Politiker
- Adolf M. Birke (* 1939), Historiker
Mit Wellingholzhausen verbunden
- Emil von Manger (1824–1902), Architekt, Architekt der Kirche St. Bartholomäus in Wellingholzhausen.
- Gustav Görsmann (1873–1942), katholischer Pfarrer, Kaplan in Wellingholzhausen.
- Franz Röhr (1920–2002), Politiker, Bürgermeister von Wellingholzhausen.
- Horst Szymaniak (1934–2009), Fußballspieler, lebte in Wellingholzhausen.
Weblinks und Quellen
Einzelnachweise
- ↑ Stieve, Otto: Wellingholzhausen. Aus der Geschichte des Dorfes und der Gemeinde. Hrsg.: Heimat- und Verschönerungsverein Wellingholzhausen. Scholten, Melle 1990.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 257.
- ↑ Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindestatistik Niedersachsen 1970. Teil 2: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Heft 5: Regierungsbezirk Osnabrück, Hannover 1973, S. 96.
- ↑ Ergebnis Ortsratswahl 2021. Abgerufen am 18. August 2022.
- ↑ Stadt Melle: Freibad Wellingholzhausen. Abgerufen am 8. Juni 2020.
- ↑ Hölting-Webmaster: Hölting Bürgerschützenverein von 1410 e.V. – Meppen. In: www.hoelting-meppen.de. Abgerufen am 11. Dezember 2016.