Griechische Komödie

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Die griechische Komödie ist eine literarische Gattung von Bühnenwerken mit meist komischen Wirkungen und in der Regel glücklichem Ausgang. Die griechische Komödie und die griechische Tragödie begründen die lange Tradition der Komödie und der Tragödie in Europa, der wichtigsten Gattungen des europäischen Dramas. Häufig ist in der Komödie ein Konflikt gestaltet, der vermeintliche Werte entlarvt oder menschliche Schwächen bloßlegt und dessen Lösung Lachen hervorruft. Es ist schwer, die Komödie eindeutig zu definieren. Als Hauptmerkmal hat selbst das Komische nur bedingt Gültigkeit, da zur Komödie auch Kombinationen mit ernsten oder absurden Gattungen wie Tragikomödie oder Groteske zählen.

Der Inhalt einer griechischen Komödie ist (in der Zeit der Alten Komödie) die spottende Auseinandersetzung mit prominenten Bürgern oder bekannten Persönlichkeiten. Das Thema ist es, Geschichten aus dem Leben der Polis wiederzugeben. Die Aufgabe einer Komödie ist eine Vermittlung bestimmter Werte durch Lachen (durch Lachen etwas beigebracht zu bekommen).

Die Komödie entstand wie auch die Tragödie aus dem Dionysoskult, wobei Phallosträger Lieder zu Ehren des Dionysos sangen, um einen Vegetationszauber auszuüben. Teilweise aus dieser Tradition ging die dorische Komödie, deren bedeutendster Vertreter Epicharmos von Kos war, hervor. Seit 488 v. Chr. gab es die ersten Aufführungen von Komödien in Athen, die sich zwei Jahre später zu jährlich stattfindenden Dichterwettbewerben ausdehnten, die Lenäen im Januar/Februar und die Dionysien im März/April.

Die weitere Entwicklung der Komödie lässt sich grob in Alte Komödie und Neue Komödie einteilen.

Alte Komödie

Als Begründer der attischen Komödie gilt Kratinos. Er legte mit seinem Humor und seinem Spott den Grundstein für weitere Komödiendichter wie Hermippos und Eupolis. Der wohl berühmteste Dichter dieser Zeit ist Aristophanes (um 448 – 385 v. Chr.). Mit seinen Satiren und Karikaturen wie z. B. von Sokrates in seinem Stück "Wolken" begeisterte er das Publikum und kritisierte zugleich politische Zustände und wissenschaftliche Strömungen.

Die Vertreter der Alten Komödie sind auch durch die teilweise überlieferten Siegerlisten bekannt, in denen die folgenden Dichter am häufigsten genannt werden:

  • Magnes: 11 Siege bei Lenäen und Dionysien
  • Kratinos: 3 Siege bei den Lenäen, 6 Siege bei den Dionysien
  • Telekleides: 5 Siege bei den Lenäen, 3 Siege bei den Dionysien
  • Eupolis: 3 Siege bei den Lenäen, 4 Siege bei den Dionysien
  • Aristophanes: mind. 4 Siege bei den Lenäen, mind. 2 Siege bei den Dionysien
  • Hermippos: 4 Siege bei den Lenäen, mindestens 1 Sieg bei den Dionysien
  • Phrynichos: 2 Siege bei den Lenäen, mind. 1 Sieg bei den Dionysien
  • Pherekrates: 2 Siege bei den Lenäen, 1 Sieg bei den Dionysien
  • Ameipsias: mind. 1 Sieg bei den Dionysien
  • Platon: mind. 1 Sieg bei den Dionysien

Neue Komödie

Durch die Herrschaft von makedonischen Königen in späterer Zeit war es mit der Demokratie und Redefreiheit vorbei. Infolgedessen konnte der Dichter keine Anspielungen auf Personen bzw. Karikaturen mehr in seinen Stücken verwenden. So verlagerte sich der Inhalt von der bissigen Satire auf die Darstellung verschiedener Personentypen.

Der bedeutendste Dichter dieser Zeit und der sogenannten Neuen Komödie war der Athener Menander (um 342–291 v. Chr.)

Szenische Darstellung

Ein Problem der Forschung zur Komödie ist es herauszufinden, in welcher Weise die Stücke genau aufgeführt wurden. Problematisch hierbei ist, dass im Originaltext nur die einzelnen Dialogpartien überliefert sind, keinerlei Regieanweisungen oder sonstige Hinweise, die etwas über die Darstellung sagen. Dies lässt sich etwa am Beispiel der Wolken des Aristophanes zeigen, wo im griechischen Originaltext mehrfach Sprünge in der Handlung auftauchen, etwa, als Strepsiades sich entschließt, in das Phrontisterion des Sokrates zu gehen. Der Übergang an dieser Stelle erfolgt in nur zwei Versen:

ἀλλ' εὐξάμενος τοῖσιν θεοῖς διδάξομαι
αὐτὸς βαδίζων εἰς τὸ φροντιστήριον.
πῶς οὖν γέρων ὢν κἀπιλήσμων καὶ βραδὺς
λόγων ἀκριβῶν σκινδαλάμους μαθήσομαι;

Aber, bei den Göttern, ich will mich lehren lassen,
indem ich selbst ins Phrontisterion gehe.
Wie nun soll ich vergesslicher und langsamer Greis, der ich bin,
die Spitzfindigkeiten der genauen Worte lernen?
(Aristophanes, Wolken V. 127–130)

Es ist anzunehmen, dass Strepsiades beim oder nach dem Sprechen von Vers 128 am Phrontisterion ankommt. Was aber der Schauspieler dabei auf der Bühne getan hat und wie viel Zeit bei der Aufführung des Stückes tatsächlich vergangen ist, bleibt bislang unklar. Leider gibt es zu dieser Frage nahezu keine archäologischen Zeugnisse, da die antiken Theater in der früheren Zeit meist aus Holz gebaut waren und somit der Nachwelt nicht erhalten geblieben sind.

Ausgaben und Übersetzungen

  • Rudolf Kassel, Colin Austin (Hrsg.): Poetae Comici Graeci. De Gruyter, Berlin (kritische Ausgabe)
    • Band 1: Comoedia Dorica, mimi, phylaces, 2001, ISBN 3-11-016949-5
    • Band 2: Agathenor – Aristonymus, 1991, ISBN 3-11-012840-3
    • Band 3,2: Aristophanes. Testimonia et fragmenta, 1984, ISBN 3-11-0098938-0
    • Band 4: Aristophon – Crobylus, 1983, ISBN 3-11-002405-5
    • Band 5: Damoxenus – Magnes, 1986, ISBN 3-11-010922-0
    • Band 6,2: Menander. Testimonia et fragmenta apud scriptores servata, 1998, ISBN 3-11-015825-6
    • Band 7: Menecrates – Xenophon, 1989, ISBN 3-11-012035-6
    • Band 8: Adespota, 1995, ISBN 3-11-014534-0
  • Stuart Douglas Olson (Hrsg.): Broken Laughter. Select Fragments of Greek Comedy. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-928785-7 (kritische Ausgabe mit Kommentar und englischer Übersetzung)
  • Nigel Guy Wilson (Hrsg.): Aristophanis fabulae. 2 Bände, Oxford University Press, Oxford 2007 (kritische Ausgabe)

Literatur

  • Gregory W. Dobrov (Hrsg.): Brill's Companion to the Study of Greek Comedy. Brill, Leiden und Boston 2010, ISBN 978-90-04-10963-6
  • David Harvey, John Wilkins (Hrsg.): The Rivals of Aristophanes. Studies in Athenian Old Comedy. Duckworth, London 2000, ISBN 0-7156-3045-8
  • James F. McGlew: Citizens on Stage. Comedy and Political Culture in the Athenian Democracy. The University of Michigan Press, Ann Arbor 2002, ISBN 0-472-11285-6
  • Heinz-Günther Nesselrath: Die attische Mittlere Komödie. Ihre Stellung in der antiken Literaturkritik und Literaturgeschichte. De Gruyter, Berlin und New York 1990, ISBN 3-11-012196-4
  • Peter Reinders: Demos Pyknites. Untersuchungen zur Darstellung des Demos in der alten Komödie. Stuttgart und Weimar 2001, ISBN 3-476-45269-7 (zugleich Dissertation Düsseldorf 1999)
  • Alan H. Sommerstein: Talking about Laughter and other studies in Greek comedy. Oxford University Press, Oxford 2009, ISBN 978-0-19-955419-5
  • Bernhard Zimmermann: Die außerattische Komödie. Die attische Komödie. In: Bernhard Zimmermann (Hrsg.): Handbuch der griechischen Literatur der Antike, Band 1: Die Literatur der archaischen und klassischen Zeit. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-57673-7, S. 664–800
  • Bernhard Zimmermann: Die griechische Komödie. Verlag Antike, Frankfurt a. M. 2006, ISBN 978-3-938032-10-7