Neues Schloss (Tettnang)
Das Neue Schloss ist eines der drei Schlösser Tettnangs und zählt zu den schönsten Schlössern Oberschwabens. Seine in Stuck ausgezierten Räume und Kabinette sowie die Möbel oberschwäbischer und französischer Kunstschreiner ermöglichen einen anschaulichen Eindruck vom fürstlichen Lebensstil des Montforter Adelsgeschlechts. Das Äußere ist von der Renaissance beeinflusst worden, im Inneren ist es eher im Barockstil gehalten.
Baugeschichte
Initiator der dreigeschossigen Vierflügelanlage war Graf Anton III. von Montfort (1670–1733). Das heutige Alte Schloss, das ab 1667 von Graf Johann VIII. von Montfort erbaut worden war, entsprach im Zeitalter des Barocks nicht mehr den geltenden Ansprüchen. Das Alte Schloss ist heute das Rathaus Tettnangs. Das Neue Schloss sollte ein repräsentativer Bau werden, dessen kostbare Ausstattung Bewunderung hervorrufen sollte, und wurde an der Stelle errichtet, an der ab dem 12. Jahrhundert eine Burg stand, die 1633 zerstört worden war. Deren Trümmer wurden zunächst abgeräumt, um den notwendigen Bauplatz zu schaffen. Mit dem Neubau beauftragt wurde der Baumeister und Benediktiner-Frater Christoph Gessinger. Mächtige Pilaster ordnen nun die Fassade und diagonal gestellte Ecktürme mit Treppenhäusern flankieren die vier Bauteile. Die Innenausstattung wurde durch hochrangige Künstler wie die Freskanten Johann Michael Rottmay, Johann Rudolf Byss sowie den Stuckateur Dominikus Zimmermann ausgeführt.
Doch der Bau riss ein riesiges Loch in die Kasse des Grafen, und nach fünfzehnjähriger Bauzeit ließ er 1728 die Arbeiten einstellen. Nachdem Graf Anton III. wegen der immensen Schuldenlast von der Regierung abgetreten war, ließ sein Sohn Ernst (1700–1755) lediglich 1731 die Hofkapelle vollenden. 1753 brannte das Schloss bis auf die Erdgeschossgewölbe aus.
Graf Franz Xaver (1722–1780) ließ mit finanzieller Unterstützung aus Österreich das Schloss wiederaufbauen. Die besten Kunsthandwerker der Bodenseeregion wurden mit der Ausstattung der herrschaftlichen Räume im ersten Obergeschoss beauftragt. Die Arbeiten von Feuchtmayr, Dirr, Moosbrugger, Gigl (Stuck), Kuen, Brugger (Fresken) und J.J. Kauffmann und seiner Tochter Angelika Kauffmann ließen ein überaus prächtiges erstes Geschoss samt Treppenhäusern und Kapelle entstehen.[1] Bis heute wird der hohe künstlerische Rang des Neuen Schlosses durch die damals entstandenen Innenausstattungen begründet.
Die Arbeiten im zweiten Obergeschoss kamen nicht zur Ausführung, denn die laufenden Kosten stürzten die Montforts erneut in Schulden. Sie waren gezwungen, die Grafschaft 1779 an Österreich abzutreten. In napoleonischer Zeit gehörte die Grafschaft Montfort für kurze Zeit zu Bayern, dann zu Württemberg.
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Treppenhaus
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Bacchussaal
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Roter Salon
Weißer Salon
Heutige Nutzung
Seit 1997 stehen die fürstlichen Räume Besuchern für Besichtigungen offen. Dass das Neue Schloss Tettnang heute erneut fürstlichen Luxus widerspiegelt, ist auf umfangreiche Restaurierungen zurückzuführen, die 1997 abgeschlossen wurden. Für die Betreuung zuständig ist die Einrichtung „Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“. Räume im zweiten Stock und im Erdgeschoss des Gebäudes werden durch das Amtsgericht Tettnang genutzt[2], welches dort seinen Sitz hat.
Das Neue Schloss diente 2012 als Drehort für Aufnahmen des Fernsehfilms Der Minister, eine Satire zur Plagiatsaffäre des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Im Jahr 2013/2014 hat das Land Baden-Württemberg in einem ersten Bauabschnitt Fassaden und Dach von Südost- und Südwestflügel des Neuen Schlosses instand gesetzt[3].
Literatur
- Michael Wenger, Angelika Barth und Karin Stober, Tettnang, Neues Schloss und Stadt, Führer Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, ISBN 978-3-422-03097-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kurzgefasste Geschichte des Neuen Schlosses in Tettnang. (PDF; 79 kB)
- ↑ Amtsgericht Tettnang: Gebäude. 2. Dezember 2004, abgerufen am 26. März 2018.
- ↑ Martina Goerlich, Keine leichte Entscheidung - neue Farben für das Schloss, Die Instandsetzung der Fassaden des neuen Schlosses Tettnang, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege, 3.2014, S. 174–178, (PDF; 1,0 MB)
Koordinaten: 47° 40′ 12″ N, 9° 35′ 5,9″ O