Nikolai Robertowitsch Erdman

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Nikolai Erdman

Nikolai Robertowitsch Erdman (russisch Николай Робертович Эрдман; * 3. Novemberjul. / 16. November 1900greg. in Moskau; † 10. August 1970 ebenda) war ein sowjetischer Dramatiker und Textautor baltendeutscher Abstammung.

Leben

Nikolai Erman war der Sohn von Robert Karlowitsch Erdman (1960–1950), der in den sowjetischen Filmen Randbezirk (1933) und Lustige Burschen (1934) zu sehen war. Der Bühnenbildner Boris Robertowitsch Erdman (1899–1960) war sein Bruder.[1]

Um 1920 veröffentlichte Erdman erste Gedichte und begann Anfang der 1920er Jahre, für das Theater zu schreiben. Sein erstes Theaterstück Das Mandat hatte 1925 unter der Regie von Wsewolod Meyerhold seine erfolgreiche Premiere in Moskau.[2] 1930 erfolgte ein Aufführungsverbot. Das Stück durfte erst nach Stalins Tod 1956 wieder in der Sowjetunion gezeigt werden.

In der frühen Stalinzeit 1928 entstand sein zweites Theaterstück, die satirische Komödie Der Selbstmörder.[3] Der Theaterreformer Konstantin Sergejewitsch Stanislawski hatte sich für eine Aufführungsgenehmigung eingesetzt. Trotzdem wurde das Stück erst nach Erdmans Tod im Jahr 1982 in der UdSSR aufgeführt. Seine Uraufführung erlebte es 1969 am Stadttheater Göteborg in einer schwedischsprachigen Version.[4] Die deutschsprachige Erstaufführung fand 1970 im Zürcher Schauspielhaus unter der Regie von Max Amann statt. In Deutschland war das Stück im März desselben Jahres in Krefeld zu sehen.[5] Das Stück bildet ein literarhistorisches Bindeglied zwischen den satirischen Dramen von Gogol („Der Revisor“) und dem „Theater des Absurden“ nach dem Zweiten Weltkrieg.

Erdman wurde unter Stalin 1934 jahrzehntelang verbannt und vermutlich bis nach Stalins Tod interniert und in dieser Zeit einem Unterhaltungsensemble zugeteilt, für das er einige Operetten- und Revuelibretti geschrieben hat. Erdman wurde zwar im Zuge der Entstalinisierung rehabilitiert, konnte sich jedoch zu Lebzeiten nicht mehr als Autor durchsetzen. Bis zu seinem Tod lebte er zurückgezogen in Moskau; er galt lange Zeit als verschollen.[6]

Werke

  • 1925: Das Mandat
  • 1928: Der Selbstmörder

Literatur

  • Julia Listengarten: Russian Tragifarce: Its Cultural and Political Roots. Susquehanna University Press, Selinsgrove 2000, ISBN 1-57591-033-0.
  • John Freedman (Hrsg.): The Major Plays of Nikolai Erdman. “The warrant” and “The suicide”. Russian theatre archive, Band 1, ISSN 1068-8161. Harwood Academic, Luxemburg (u. a.) 1995, ISBN 3-7186-5582-9.
  • John Edward Freedman: The dramaturgy of Nikolaj Èrdman. An artistic and cultural analysis. A thesis. Harvard University, Cambridge (Mass.) 1990.
  • Nikolai Erdman: Пьесы. Интермедии. Письма. Документы. Воспоминания современников. Moscow 1990.
  • Eva Szeiler (geb. Kocevar): Nikolaj Ėrdman und sein dramatisches Werk. Dissertation. Universität Wien, Wien 1989.

Einzelnachweise

  1. Profil von Robert Erdman. kino-teatr.ru, abgerufen am 22. Juni 2022 (russisch).
  2. Nikolai Erdman. www.staatsschauspiel-dresden.de, archiviert vom Original am 5. September 2014; abgerufen am 17. September 2014.
  3. —, Ingeborg Gampert (Übers.): Der Selbstmörder. Bärenreiter-Schauspiel, ZDB-ID 564629-7. Bärenreiter, Kassel 1987.
  4. Margret Dietrich: Das moderne Drama. Strömungen, Gestalten, Motive (= Kröners Taschenausgabe. Band 220). 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1974, ISBN 3-520-22003-2, S. 431.
  5. Swetlana Lukanitschewa: Verfemte Autoren. Werke von Marina Cvetaeva, Michail Bulgakov, Aleksandr Vvedenskij und Daniil Charms auf den deutschen Bühnen der 90er Jahre. Theatron, Band 40, ISSN 0934-6252. Niemeyer, Tübingen 2003, ISBN 3-484-66040-6, S. 5.
  6. Nachdem er lange als verschollen galt: Nikolai Erdman gestorben. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 13. August 1970, S. 8, Mitte unten (Die Internetseite der Arbeiterzeitung wird zurzeit umgestaltet. Die verlinkten Seiten sind daher nicht erreichbar. – Digitalisat).

Weblinks