Nikolai Jewgrafowitsch Ossipow
Nikolai Jewgrafowitsch Ossipow (russisch Николай Евграфович Осипов; * 12. Oktober 1877 in Moskau; † 19. Februar 1934 in Prag) war ein russischer Arzt, Psychoanalytiker und Begründer der „Moskauer Psychoanalytischen Gesellschaft“.
Werdegang
Ossipow wurde als einziger Sohn einer Arztfamilie geboren. Er absolvierte ein Gymnasium in Moskau, das er 1897 „summa cum laude“ beendete. Anschließend studierte er Medizin in Deutschland und der Schweiz und promovierte 1904 an der Universität Basel zu einem histologischen Thema. Er kehrte dann nach Moskau zurück und arbeitete in der Histologischen Abteilung der Universität Moskau. Ossipow interessierte sich für die Neurosenlehre des Wiener Psychoanalytikers Sigmund Freud und besuchte diesen 1910 in Wien. Bereits 1909 hatte er gemeinsam mit Nikolai Wyrubow die Zeitschrift „Psichoterapija“ ins Leben gerufen. Ossipow gehörte zu den Initiatoren einer psychoanalytischen Diskussionsgruppe in Moskau, die man die „Kleinen Freitage“ nannte. 1911 gründete Ossipow gemeinsam mit Leonid Drosnés die „Moskauer Psychoanalytische Gesellschaft“. Ossipow war ein Gegner des Bolschewismus. Deshalb floh er nach der Oktoberrevolution 1917 und verließ seine geliebte Stadt Moskau. Er floh über Südrussland und Istanbul im Jahr 1921 nach Prag.
In Prag wurde seine medizinische Leistung anerkannt. An der Medizinischen Fakultät der Universität Brünn wurde ihm eine Professur angeboten, die er aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse ablehnte. In dieser Zeit begann seine schriftliche Korrespondenz mit Freud, in dem Ossipow einen Freund und Unterstützer fand. Mit ihm besprach Ossipow die psychoanalytische Deutung der russischen Revolution und die Kindheitserinnerung Tolstois. Sie diskutierten auch den Aufbau der Psychoanalyse in Prag. Ossipow litt an einer Myokarditis, an der er im Jahr 1934 in Prag verstarb. Er wurde auf dem russischen Friedhof in Prag beigesetzt.
Ossipow, der sich nach seiner ersten Begegnung mit Sigmund Freud zum Ziel gesetzt hatte, die Psychoanalyse in Russland bekannt zu machen, gilt allgemein als der erste Psychoanalytiker des Landes.
Werke
- Osipov, Nikolaj E.: Tolstois Kindheitserinnerungen: ein Beitrag zu Freuds Libidotheorie, Internationaler Psychoanalytischer Verlag Leipzig, Wien, Zürich 1923.
Literatur
- Eugenia Fischer, René Fischer, Hans-Heinrich Otto, Hans-Joachim Rothe (Hrsg.): Sigmund Freud / Nikolaj J. Ossipow Briefwechsel 1921–1929, Brandes & Apsel Frankfurt am Main 2009 (auch in kyrillischer Schrift erschienen)
Weblinks
- Literatur und andere Medien von und über Nikolai Jewgrafowitsch Ossipow im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik
- Psychoanalytikerinnen. Biografisches Lexikon: Geschichte der Psychoanalyse, abgerufen am 24. April 2018.
- Werke von und über Nikolai Jewgrafowitsch Ossipow in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Personendaten | |
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NAME | Ossipow, Nikolai Jewgrafowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Осипов, Николай Евграфович (kyrillisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Psychoanalytiker und Mitglied der Moskauer Psychoanalytischen Gesellschaft |
GEBURTSDATUM | 12. Oktober 1877 |
GEBURTSORT | Moskau |
STERBEDATUM | 19. Februar 1934 |
STERBEORT | unsicher: Prag |