Notizbuch
Ein Notizbuch ist ein Buch mit unbeschriebenen Seiten, das der Sammlung von Einfällen, Bemerkungen und Notizen aller Art dient.
Bei manuell-systematischer Aufzeichnung von naturwissenschaftlichen Beobachtungen oder Messungen spricht man hingegen von Beobachtungsbuch oder Feldbuch.
Geschichte
Frühgeschichte
Während des 14. und 15. Jahrhunderts wurden Notizbücher meist zuhause von Hand gefertigt, indem eine Sammlung loser beschriebener Blätter zusammengebunden wurde, sobald die Notizen fertiggestellt waren. Die Seiten dieser Notizbücher waren leer, sodass jeder, der Notizen festhalten wollte, gerade Linien von Hand hinzufügen musste. Notizbücher herzustellen und zu führen, war eine Technik zum Management von Informationen, die für Schulkinder von großer Wichtigkeit war und die ihnen in der Schule vermittelt wurde.[1]
Legal Pad
Einer Legende nach erfand Thomas W. Holley aus Holyoke, Massachusetts um das Jahr 1888 das Legal Pad, indem er die Idee entwickelte und ausarbeitete, aufgrund von minderwertiger Qualität aussortiertes Altpapier verschiedener Unternehmen zu sammeln und sie zu binden, um sie als Blöcke zu einem bezahlbaren, fairen Preis zu verkaufen. Um das Jahr 1900 entwickelte sich dieser Block weiter zu einem modernen, traditionellerweise gelben Block, als ein örtlicher Richter einen Rand auf der rechten Seite der Blätter beantragte. Dies war das erste Legal Pad. Die einzige Voraussetzung, damit diese Art von Schreibwaren als „wahres“ Legal Pad bezeichnet werden kann, ist ein Rand von 3,17 Zentimetern auf der linken Seite, der Platz für Randnotizen oder Kommentare bietet.[2] Legal Pads haben üblicherweise einen Einband aus Gummi am oberen Rand anstelle einer Spiral- oder Fadenheftung.
Im Jahr 1902 entwickelte der Inhaber des tasmanischen Schreibwarengeschäfts Birchalls J.A. Birchall, eine effizientere Lösung als die jahrhundertelang angewandte, aufwendige Methode. Zuvor wurde Schreibpapier in gefalteten, ungebundenen Lagen verkauft. J.A. Birchall klebte einen Stapel halbierter Papiere zusammen, unterstützt diesen mit einem Stück Pappkarton und erfand so das erste kommerzielle Notebook.[3]
Formen und Verwendung
Notizbücher gibt es in vielen Varianten, als Ringbuch, mit Klebebindung, geheftet, gebunden oder als Loseblattsammlung mit Klemmvorrichtung, liniert, kariert oder gänzlich weiß, je nach Zweck und Vorlieben. Zwei besonders bekannte Formen des Notizbuches sind das Moleskine und das CIAK, die oft mit Literaten und Künstlern assoziiert werden und einem gewissen Objektkult unterliegen.
Das Notizbuch kann in Form eines einfachen Heftes zu einem bestimmten Zweck geführt werden. So sind in der Schule besondere Hefte gebräuchlich, die dem Notieren der Hausaufgaben dienen. Das Notizbuch unterscheidet sich vom Tagebuch insofern, als es in der Regel sachliche Notizen aufnimmt, bei denen Chronologie und persönliches Erleben eine unwesentliche Rolle spielen. Es unterscheidet sich vom Journal, indem die Notizen nicht thematisch gebunden sind.
Vielen schöpferisch tätigen Menschen gilt das Notizbuch als unentbehrliches Hilfsmittel der geistigen Arbeit. Von Leonardo da Vinci (1452–1519) wird berichtet, dass er ein solches Buch stets an seinem Gürtel trug.[4] Theodor Fontane (1819–1898) benutzte Notizbücher[5] für sein poetisches, journalistisches und reiseliterarisches Werk. Sie fungierten als Unterwegsbücher, als Ideenspeicher und als Archiv. Während seiner Kriegsgefangenschaft bewahrte ihn sein Notizbuch mit den privaten Aufzeichnungen vor der Hinrichtung.[6] Bruce Chatwin (1940–1989) wird dahingehend zitiert, dass das Verlieren seines Reisepasses eine Trivialität sei gegenüber dem katastrophalen Verlust seiner Notizbücher: „To lose a passport was the least of one’s worries: to lose a notebook was a catastrophe.“[7]
Im Rahmen des Kreativen Schreibens wird das Notizbuch empfohlen, um jederzeit eine Inspiration notieren zu können, bevor der für den Schreibprozess so wichtige Schreibimpuls verloren gehen könne. Roger von Oech, der Gründer von Creative Think, erzählt in seinem Buch Der kreative Kick von einem Fall, in dem sogar unter der Dusche ein Blatt Klarsichtfolie mittels Fettstiften als Fläche für Notizen benutzt wurde.[8]
Wiederverwendbare Formen
Neben Notiz-Software auf Smartphones und Tablets gibt es auch Notizbücher, deren Inhalt über die Kamera eines Smartphones digitalisiert werden kann. Danach können die Notizen gelöscht werden, um neuen Platz zu machen.
Der Vorteil ist
- ein geringer Materialverbrauch, da kein weiteres Papier verwendet wird, und
- die Möglichkeit, das Fotografierte mittels einer App einzuordnen und über diverse Cloud- oder E-Mail-dienste weiterzuleiten oder abzulegen
Die Seiten sind nicht aus Papier, sondern aus beschichtetem Material mit einer sehr glatten Oberfläche.
Es gibt Seiten mit Linien, blanko-Seiten aber auch ganze Kalender- oder Adressbuch-Vordrucke. Als Größe gibt es DIN-A4 bis DIN-A6 Versionen.
Stifte mit Radierfunktion
Es wird mit Stiften mit spezieller Tinte geschrieben, die durch Wärme, erzeugt z. B. durch Reiben mit einem Microfasertuch oder Radierer, aber auch mit speziellen Heizgeräten (oder auch einem Fön) unsichtbar bzw. transparent wird. Wird die Tinte nicht wirklich entfernt, kann sie durch Kälte wieder sichtbar gemacht werden.
Beispiele:
Non-Permanente Marker
Wie auf einem Whiteboard wird mit abwischbaren Stiften geschrieben
Beispiele:
In der Literatur
Das Notizbuch ist durch Doris Lessing als literarisches Genre genutzt worden, zuerst in einem ihrer bekanntesten Werke, dem Goldenen Notizbuch (1962). Als Bestandteil der hybriden Form ihres letzten Werks Alfred und Emily (2008) kehrt das Notizbuch wieder.[13]
Siehe auch
- Hypomnema, Kladde
- Manuskripte Leonardo da Vincis
- Das goldene Notizbuch, Roman von Doris Lessing aus dem Jahr 1962
- Das rote Notizbuch, Buch von Paul Auster aus dem Jahr 1995
- Google Notizbuch
- LTI – Notizbuch eines Philologen
Literatur
- Gabriele Radecke: Notizbuch-Editionen. Zum philologischen Konzept der Genetisch-kritischen und kommentierten Hybrid-Ausgabe von Theodor Fontanes Notizbüchern. In: editio 27 (2013), S. 149–172.
- Michael Rutschky: Vor dem Schreiben. Über Notizkalender. In: Merkur 56,6 (Juni 2002), S. 480–493.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Matthew Daniel Eddy: The Nature of Notebooks: How Enlightenment Schoolchildren Transformed the Tabula Rasa. In: Journal of British Studies. Band 57, Nr. 2, April 2018, ISSN 0021-9371, S. 275–307, doi:10.1017/jbr.2017.239 (cambridge.org [abgerufen am 20. Januar 2022]).
- ↑ How to choose a legal pad. In: https://ezop.com/. EZ Office Products, abgerufen am 20. Januar 2022 (englisch).
- ↑ Erin Frick: 10 Aussie Inventions that make your life easier. In: https://www.australiangeographic.com.au/. Australian Geographic, 7. März 2014, abgerufen am 20. Januar 2022 (englisch).
- ↑ Stefan Klein: Da Vincis Vermächtnis. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-17880-3, S. 11–13.
- ↑ Vgl. Theodor Fontane: Digitale genetisch-kritische und kommentierte Edition von Theodor Fontanes Notizbüchern. Hrsg. von Gabriele Radecke. Göttingen 2015 ff., online verfügbar unter: https://fontane-nb.dariah.eu/index.html
- ↑ Vgl. Theodor Fontane: Kriegsgefangen. Erlebtes 1870. R. v. Decker, Berlin 1871.
- ↑ Bruce Chatwin: The Songlines. Penguin, Harmondsworth 1988 (Neuauflage), ISBN 0-14-009429-6, S. 160.
- ↑ Roger von Oech: Der kreative Kick. Junfermann, Paderborn 1994, ISBN 3-87387-098-3.
- ↑ Homepage des Rocketbook-Anbieters. Abgerufen am 10. Dezember 2019.
- ↑ Homepage des Elfinbook Herstellers. Abgerufen am 10. Dezember 2019.
- ↑ Homepage der Bambook Organisation. Abgerufen am 10. Dezember 2019.
- ↑ Homepage der Esquoia-Notebooks. Abgerufen am 10. Dezember 2019.
- ↑ Virginia Tiger: Life Story: Doris, ‚Alfred and Emily‘. In: Doris Lessing Studies, Vol. 28, No. 1, 2009, S. 22–24.