Viehhändler

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Viehhändler auf dem Gallimarkt in Leer

Als Viehhändler (früher insbesondere auch: Ochsenhändler) wurden Personen oder Unternehmen bezeichnet, die Vieh an- und wiederverkaufen. Die Berufsbezeichnung ist heute Viehkaufmann beziehungsweise Viehkauffrau.

Tätigkeiten

Viele Viehkaufleute haben sich spezialisiert für Nutz- und Schlachtviehvermarktung. Vermarktet werden zum Beispiel Kühe, Färsen, Bullen, Kälber, Schafe, Ziegen und Schweine. Zum Berufsbild gehören unter anderem Kenntnisse in Fragen des Tierschutzes und der Vermeidung von Tierseuchen.

Geschichte

In Deutschland arbeiteten im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in erheblichem Umfang Juden als Viehhändler. Um 1900 stellten sie im Westfälischen Viehhandelsverband die Mehrheit der Mitglieder.[1]

Die Basler Verordnung wegen der Juden Handel auf der Landschaft von 1768, heute im Jüdischen Museum der Schweiz, schränkte die Tätigkeiten der Juden stark ein, insbesondere im Bereich des Viehhandels.

In der Schweiz war der Viehhandel im Mittelalter vor allem im Alpenraum verbreitet, aber mit dem Bevölkerungswachstum der frühen Neuzeit weitete sich der Viehhandel aus. Im 17. Jahrhundert waren viele Juden im Viehhandel tätig. Sie hatten gegen diskriminierende Maßnahmen zu kämpfen. So hatten sie bis ins 19. Jahrhundert kein Niederlassungsrecht, und um Zugang zum Markt zu erhalten, mussten sie oft Sonderzölle bezahlen.[2]

Ausbildung

Viehkaufleute benötigen ein umfassendes Wissen über die zu handelnden Tiere, auch um deren Gewicht und den Zustand des Tieres bezüglich Krankheiten oder Verletzungen feststellen zu können.

In der Schweiz ist Voraussetzung zur Berufsausübung ein Viehhändlerpatent. Dazu müssen Einführungskurse besucht werden und eine Prüfung durch ein kantonales Veterinäramt abgelegt werden.[3] Die Vergabe des Patentes wird durch Bund und kantonale Behörden des Veterinärwesens geregelt.

Umgangssprache

Traditionell hatten Viehhändler einen eher schlechten Ruf. Das zeigt sich beispielsweise in der Floskel:[4]

„Der Viehhandel ist ein Spitzbubenhandel.“

zitiert aus Adolf Scherer: Aus den Anfängen des kurhessischen Raiffeisentums, Kassel, 1941

Siehe auch

Literatur

  • Ekkehard Westermann (Hrsg.): Internationaler Ochsenhandel (1350-1750). Akten des 7th International Economic History Congress, Edinburgh 1978. Klett-Cotta, 1978 ISBN 3-12-912690-2
  • Stefanie Fischer: Ökonomisches Vertrauen und antisemitische Gewalt. Jüdische Viehhändler in Mittelfranken 1919–1939. Wallstein, Göttingen 2014 ISBN 978-3-8353-1239-5
  • Sebastian Schott: Ein Jude, 22 Rittergüter und 88 Ochsen – Der Weidener Großviehhändler Leopold Engelmann und der Kampf der Nationalsozialisten gegen jüdische Viehhändler in der Oberpfalz 1933–1939. In: Martin Ortmeier et al. (Hgg.): Volk Heimat Dorf. Ideologie und Wirklichkeit im ländlichen Bayern der 1930er und 1940er Jahre. Petersberg (Michael Imhof Verlag) 2016, ISBN 978-3-7319-0349-9, S. 245–256
  • Anna Wheill: Mit Handschlag besiegelt. Eine Erinnerung an den Beruf des Viehhändlers. In: Lichtung, 35. Jg., April 2022/2, S. 23

Weblinks

Wiktionary: Viehhändler – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Norbert Fasse: 600 Jahre jüdisches Leben in Borken und Gemen. Ein Überblick. In: Mechtild Schöneberg, Thomas Ridder, Norbert Fasse (Hrsg.): Die jüdischen Gemeinden in Borken und Gemen. Geschichte, Selbstorganisation, Zeugnisse der Verfolgung. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89534-704-7, S. 1–126, hier S. 54.
  2. Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 25. April 2022.
  3. berufsberatung.ch
  4. Katja Bauer: Der Beitrag der Raiffeisengenossenschaften zur Überwindung des Wuchers. (= Kooperations- und Genossenschaftliche Beiträge der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster. Band 31). Dissertation. Münster 1993, ISBN 3-7923-0660-3, S. 51.