Gert Kollmer-von Oheimb-Loup

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Oheimb-Loup)

Gert Kollmer-von Oheimb-Loup (* 20. November 1949 in Eßlingen am Neckar[1]; † 6. März 2021 in Stuttgart[2]) war ein deutscher Wirtschafts- und Sozialhistoriker.

Leben

Gert Kollmer-von Oheimb-Loup legte 1969 das Abitur in Esslingen am Neckar ab und studierte von 1969 bis 1975 Wirtschaftswissenschaften und Geschichte an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen[3]. Von 1975 bis 1978 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte bei Karl Erich Born und als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur tätig. 1978 promovierte er bei Karl Erich Born zum Thema: „Die schwäbische Reichsritterschaft zwischen Westfälischem Frieden und Reichsdeputationshauptschluss. Untersuchung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Reichsritterschaft in den Ritterkantonen Neckar-Schwarzwald und Kocher.[1]

1978 bis 1980 war er Staatsarchivreferendar des Landes Baden-Württemberg. 1980 wurde Kollmer-von Oheimb-Loup zum Gründungsdirektor des Wirtschaftsarchivs Baden-Württemberg berufen[4], das er bis 2015 leitete. 1984 wurde er Lehrbeauftragter für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Hohenheim. 1991 erfolgte seine Bestellung zum Honorarprofessor für das Fach Wirtschafts- und Sozialgeschichte[5]. 1994 habilitierte Kollmer-von Oheimb-Loup bei Harald Winkel an der Universität Hohenheim und erhielt die Venia Legendi für das Fach Wirtschafts- und Sozialgeschichte[3].

Ab 1994 lehrte er an der Universität Hohenheim Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Er war ab 1994 ordentliches Mitglied der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, ab 2006 Vorstandsmitglied und ab 2011 Mitglied des Engeren Vorstandes und Schriftführer[5]. Seine Forschungsschwerpunkte waren die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Neuzeit, Unternehmens- und Industriegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Südwestdeutschlands vom 18. bis 20. Jahrhundert. Er war Mitbegründer und Mitherausgeber der Reihen Beiträge zur Südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte[6] und der Stuttgarter Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Im August 2019 erhielt er für seine Verdienste die Staufermedaille.[7]

Publikationen

Monographien
  • Schwäbische Tüftler und Erfinder – Abschied vom Mythos? Innovativität und Patente im 19. und frühen 20. Jahrhundert (= Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 26). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2016, ISBN 978-3-7995-5577-7.
  • Einführung in die baden-württembergische Bankengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (= Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 14). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-5564-7.
  • Zollverein und Innovation. Die Reaktion württembergischer Textilindustrieller auf den Deutschen Zollverein 1834–1874 (= Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bd. 22.) Scripta Mercaturae, St. Katharinen 1996, ISBN 3-89590-029-X.
  • Dokumentation zur Organisationsgeschichte der zentralen Arbeitgeberverbände: Hauptstelle Deutscher Arbeitgeberverbände, Verein Deutscher Arbeitgeberverbände, Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (= Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, Beiheft I. 1. 4). Steiner, Stuttgart 1985, ISBN 3-515-04586-4.
  • Die Familie Palm. Soziale Mobilität in ständischer Gesellschaft (= Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bd. 1). Scripta Mercaturae, Ostfildern 1983, ISBN 3-922661-08-4.
  • Die Schwäbische Reichsritterschaft zwischen Westfälischem Frieden und Reichsdeputationshauptschluss. Untersuchung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Reichsritterschaft in den Ritterkantonen Neckar-Schwarzwald und Kocher (= Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde Bd. 17). Müller & Gräff, Stuttgart 1979, ISBN 3-87532-073-5.
  • Dokumentation zur Organisationsgeschichte des Hansa Bundes (= Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, Beiheft I. 1. 3). Steiner, Wiesbaden 1979, ISBN 3-515-03048-4.
als Herausgeber
  • mit Harald Hagemann: Universität Hohenheim 1818–2018. Festschrift zum 200-jährigen Jubiläum. Ulmer Verlag, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-8186-0532-2.
  • Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. 25 Bände (1983–2000).
  • Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte (seit 2002).
  • mit Sibylle Lehmann-Hasemeyer, Stefanie van de Kerkhof: Ökonomie und Ethik. Beiträge aus Wirtschaft und Geschichte (= Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 28). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2017, ISBN 978-3-7995-5579-1.
  • mit Sibylle Lehmann, Jochen Streb: Chancen und Risiken internationaler Integration. Mikro- und makroökonomische Folgen der Internationalisierung (= Stuttgarter Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 22). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2014, ISBN 978-3-7995-5573-9.
  • mit Jochen Streb: Regulierung: Wettbewerbsfördernd oder wettbewerbshemmend? (= Stuttgarter Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 17). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7995-5567-8.
  • mit Jochen Streb: Finanzierung von Innovationen (= Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 15). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-5565-4.
  • mit Götz Adriani: Firmenmuseen in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-021585-6.
  • mit Clemens Wischermann: Unternehmernachfolge in Geschichte und Gegenwart (= Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 11). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-5561-6.
  • Bestände des Wirtschaftsarchivs Baden-Württemberg. Unternehmen, Industrie und Handelskammern, Handwerkskammern, Verbände, Vereine, Nachlässe (= Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 7). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2005, ISBN 3-7995-5557-9.
Handbuchbeiträge

Literatur

  • Verein deutscher Archivare Mitgliederverzeichnis Ausgabe 1997. S. 134.
  • Deutsche Wirtschaftsarchive. Hg. im Auftrag der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e. V. Stuttgart, 3. völlig neu bearbeitete Auflage 1994, S. 267.
  • Archive in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz. 18. Ausgabe. Münster 2004, S. 136.
  • Eberhard Gönner: Landesgeschichtliche Vereinigungen in Baden-Württemberg. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1999, ISBN 3-17-013153-2, S. 51.
  • Sabine Holtz: Gert Kollmer-von Oheimb-Loup (20. November 1949–06. März 2021): Nachruf. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte (ZWLG), Bd. 81 (2022), S. 391–394.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b 150 Jahre Promotion an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen. Biographien der Doktoren, Ehrendoktoren und Habilitierten 1830–1980. Stuttgart 1984, S. 547.
  2. Universität Hohenheim: News: Economic and Social History with Agricultural History. In: wisoge.uni-hohenheim.de .
  3. a b Ulrich Fellmeth, Kathrin Quast: Die Akademischen Lehrer an der Universität Hohenheim 1968–2005. In: U. Fellmeth; H. Winkel (Hrsg.): Hohenheimer Themen. Stuttgart-Hohenheim 2008, S. 241.
  4. Wer ist Wer? Das deutsche Who’s Who. LII Auflage. Schmidt-Röhmhild, 2015, S. 534.
  5. a b Kürschners Deutscher-Gelehrten Kalender. Band 2, Nr. 27, 2015, S. 1944.
  6. Beiträge zur Südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Abgerufen am 4. September 2018.
  7. Staufermedaille für Gert Kollmer von Oheimb-Loup. 15. November 2019, abgerufen am 13. März 2021.