Paragraphenzeichen

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§

Das Paragraphenzeichen oder Paragrafenzeichen wird in Gesetzestexten einer Zahl vorangestellt und zeigt somit den Beginn eines neuen Paragraphen an, der durch die Zahl bezeichnet wird, zum Beispiel § 433 BGB. Ausgesprochen wird es als „Paragraph vierhundertdreiunddreißig des Bürgerlichen Gesetzbuchs“ (BGB).

Möchte man in einem Text auf mehrere Paragraphen verweisen, so wird das Zeichen im Plural verwendet, zum Beispiel §§ 433 f. BGB. Ausgesprochen wird dies als „Paragraph vierhundertdreiunddreißig und folgender des Bürgerlichen Gesetzbuchs“, §§ 433 ff. als „Paragraph vierhundertdreiunddreißig und folgende des Bürgerlichen Gesetzbuchs“.

Das Paragraphenzeichen ist in deutschen Bundesgesetzen und in den Landesgesetzen der meisten deutschen Länder gebräuchlich. International ist dagegen die Einteilung der Gesetze in Artikel üblicher – wie auch im Grundgesetz der Bundesrepublik, in bayerischen Landesgesetzen[1], in Mantelgesetzen und in vielen Einführungsgesetzen.

Herkunft

Die Herkunft des Zeichens ist umstritten.[2][3]

  • aus einem anderen Buchstaben
    • Die paragraphos (altgriechisch παράγραφος, sc.
      γραμμή
      , „daneben Geschriebenes“) war ursprünglich ein waagrechter Strich mit einem senkrechten Haken vorne, der am Anfang einer Zeile gesetzt wurde, in der ein Abschnitt endete. In römischer Zeit wurde daraus ein „T“ oder „Γ“, im Mittelalter verstand man letzteres als „C“ (bzw. „K“) für
      caput
      („Abschnittsbeginn“). Die Paragraphenzeichen „“ und „§“ haben sich nach dieser These aus einem gotischen „C“ (ℭ) entwickelt.
    • Der deutsche Paläograph Paul Lehmann vertrat die Meinung, dass das Paragraphenzeichen von dem lateinischen Buchstaben „C“ für
      capitulum
      stamme.[4]
    • Als weitere Erklärung wird auch die Möglichkeit genannt, es könne sich um eine fehlerhafte Schreibung des Digestenzeichens D handeln.
    • Nach dem Handwörterbuch der griechischen Sprache von 1857 geht das Zeichen auf die ägyptische Hieroglyphe <hiero>-D41-</hiero> (Transliteration: „goreh“; Transkription: grḥ) für Ende, Fertigstellung, Aussetzen[5] und im weiteren Sinne auch für Pause zurück. Diese Hieroglyphe (U+130A2) stand im Alten Ägypten in Handschriften rot geschrieben oft als Schlusszeichen eines Textes oder einer Strophe und wird daher auch als „Pausenzeichen“ bezeichnet.
  • aus einer Buchstabenverbindung
    • Nach einer geläufigen Ansicht handelt es sich um ein Doppel-S als Abkürzung für
      signum sectionis
      (lateinischZeichen des Abschnitts, Abschnittszeichen“).[6] Da Papier früher sehr teuer war, sparten sich die Schreiber das Einfügen einer neuen Zeile und malten das Paragraphenzeichen als Trennungszeichen (auch lateinisch
      signum separandi
      ) an den Rand. Dieses wurde als ineinandergeschlungenes „SS“ geschrieben. Daraus soll sich dann das geläufige Paragraphenzeichen entwickelt haben.
    • Auch die Abkürzung des Begriffes
      Senatus Sententia
      („Satz des Senates“) ist als Quelle des Doppel-S im Gespräch.
    • Dafür spricht auch, dass in älterem Sprachgebrauch der Paragraph auch als „Trennstrich“ gelesen und in vielen älteren Beurkundungen z. B. „/3/“ statt „§ 3“ geschrieben wurde.
    • Auch wird eine Verbindung des Absatzzeichens der Römer, das dem griechischen Buchstaben Rho (
      ϱ
      ) glich, mit dem Buchstaben C für
      Caput
      („Haupt, Hauptabschnitt“), das am Beginn eines neuen Kapitels verwendet wurde, genannt.

Darstellung in Computersystemen und Ersetzung

Kodierung

Im internationalen Zeichenkodierungssystem Unicode liegt „§“ auf Position

  • U+00A7 „Section sign“ (Paragraphenzeichen).

Im ASCII-Zeichensatz ist das Zeichen nicht enthalten, weshalb viele ältere Computersysteme es nicht ohne weiteres darstellen konnten. Für die Datenverarbeitung wurde das Zeichen auf breiter Basis mit dem Zeichensatz ISO 8859-1 (Latin 1) eingeführt, wo es ebenfalls auf der Position 167 bzw. 0xA7 liegt. Auch in ISO 6937 liegt es auf dieser Position.

In HTML wird das Zeichen folgendermaßen kodiert:

  • &#xA7; (hexadezimal),
  • &#167; (dezimal) und
  • &sect; (benanntes Zeichen).

Der Keysym-Name für die Verwendung mit xmodmap im X-Window-System lautet section.

Textsatz

In plain TeX und LaTeX wird das Paragraphenzeichen als \S geschrieben.

Ersetzung

Kann das Zeichen nicht dargestellt werden, weil es in der verwendeten Schriftart oder dem Zeichensatz fehlt, so sollte es durch das Wort „Paragraph“ (bzw. „Paragraf“) ersetzt werden.

Da das Zeichen mit modernen Computersystemen verarbeitet, übertragen und archiviert werden kann, ist eine Ersetzung aus technischen Gründen nicht nötig. Auch wenn die verwendete Tastatur das Zeichen nicht aufweist, kann es praktisch immer über eine entsprechende Funktion des Betriebssystems oder des jeweiligen Texteditors eingefügt werden.

Weitere Verwendung

Ehemaliges Logo des Österreichischen Bundesministeriums für Justiz bis 2018

Das Paragraphenzeichen ersetzte im Logo des Österreichischen Bundesministeriums für Justiz den Buchstaben „s“.

Viele Anwaltskanzleien benutzen das Paragraphenzeichen in ihrem Logo o. ä. Außerdem steht es häufig generell als Symbol für juristische Sachverhalte.

Literatur

  • Christian Ahcin: Der Paragraph – ein obskures Subjekt des Rechts. Zur Geschichte eines Zeichens. JZ 1991, S. 915–917.

Weblinks

Wiktionary: Paragrafenzeichen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Paragraphenzeichen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Heike Kleiner, Gernot Kieckhäfer: Der Paragraph §. Abgerufen am 23. März 2018.
  2. Vergleiche Paragraph Definition, Bedeutung. fremdwort.de, abgerufen am 23. März 2018
  3. Marion Lenke: Gewusst? Das steckt hinter den Zeichen &, @, #, % und §, 13. Mai 2016
  4. Irmgard Fees: Mittelalterliche Geschichte – Interpunktion. Eine digitale Einführung. 4 Kapitulum- und Paragraphenzeichen. Universität Augsburg, abgerufen am 23. März 2018
  5. Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch: (2800–950 v. Chr.). Von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-1771-9, S. 973.
  6. Tonio Walter: Kleine Stilkunde für Juristen. 3. Auflage, Verlag C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-69867-5, S. 283 f.