Pedalklavier

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Das Pedalklavier ist ein besaitetes Tasteninstrument, welches zusätzlich zum Manual (von lat. manus ‚Hand‘) mit einer Pedalklaviatur (von lat. pedalis ‚zum Fuß gehörig‘), wie bei einer Orgel, ausgestattet ist.

Pedalklavier mit angehängtem Pedal (ohne eigene Saiten) von Challen and Son, London um 1910.

Varianten

Verwandte Formen sind das Pedalclavichord, das Pedalcembalo und der Pedalflügel. Hierbei wären zwei Bauformen zu unterscheiden: entweder wird eine Pedalklaviatur einfach an die vorhandene Tastenmechanik "angehängt" (siehe Foto) oder es wird ein komplett eigenständiges Instrument gebaut, auf welches das vorhandene Clavichord/Cembalo/Flügel/Klavier meinst incl. Sitzbank darauf gestellt wird. Die erheblichen technischen Schwierigkeiten beim Bau und der räumlichen Unterbringung der zusätzlichen Pedalerie, der benötigten zusätzlichen Basssaiten und der entsprechenden Mechanik führten zu unterschiedlichen Lösungen, die sich in verschiedenen Bauweisen niedergeschlagen haben.

Geschichte

Schon im 15. Jahrhundert sind Textquellen zu finden, in denen vom Pedalclavichord als Übungsinstrument für Organisten die Rede ist. Ein erhaltenes Exemplar von 1760, von Johann Gerstenberg gebaut, befindet sich im Instrumentenmuseum in Leipzig.[1]

Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Hammerklaviere und Flügel mit zusätzlicher Pedalklaviatur gebaut und erfreuten sich auch über die Verwendung als Übungsinstrument hinaus zunehmender Beliebtheit. Wolfgang Amadeus Mozart ließ sich von dem Klavierbauer Anton Walter 1785 ein unabhängiges Pedalklavier unter seinen Flügel bauen, welches er bei Konzerten zum Improvisieren benutzte.[2]

Ein 1874 von Ludwig Bösendorfer in Wien gebauter und spielbar erhaltener Pedalflügel befindet sich in der Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und wird für Konzerte genutzt.[3] Fasziniert von den Möglichkeiten des Pedalflügels war auch Robert Schumann, der auch für dieses Instrument komponierte[4], wie auch Franz Liszt, Charles Gounod und einige weitere Komponisten. Auch im 21. Jahrhundert gibt es wieder Kompositionen für Pedalflügel.

Kompositionen (Auswahl)

Diskografie (Auswahl)

  • Martin Schmeding: Robert Schumann: Das Gesamtwerk für Pedalflügel. Hybrid SACD. Label: Ars Produktion, 2008
  • Olivier Latry: Pedalflügel. Boëly: Fantasie & Fuge op. 18 Nr. 6; Andante con moto op. 18 Nr. 1 & op. 43 Nr. 7; Toccata op. 43 Nr. 13; Allegro ma non troppo op. 18 Nr. 7; Liszt: Evocation a la Chapelle sixtine; Präludium & Fuge über B-A-C-H; Schumann: 4 Skizzen op. 58; Brahms: Präludium & Fuge WoO 10; Alkan: Präludien op. 66 Nr. 5 & 10. Naive, DDD, 2011.

Literatur

  • Jacques Handschin: Das Pedalklavier, ZfMw XVIII, 1935.
  • Pedalklavier. In: Brockhaus Riemann Musiklexikon. S. 7919.
  • Martin Schmeding: Der Pedalflügel – instrumentale Revolution oder Sackgasse der musikalischen Evolution. Zum 200. Geburtstag von Robert Schumann. In: Ars Organi. Band 2010/09. online

Einzelnachweise

  1. Martin Schmeding: Der Pedalflügel – instrumentale Revolution oder Sackgasse der musikalischen Evolution? Zum 200. Geburtstag von Robert Schumann. In: Ars Organi. 58. Jhg., Nr. 3, September 2010, S. 139.
  2. Martin Schmeding: Der Pedalflügel – instrumentale Revolution oder Sackgasse der musikalischen Evolution? Zum 200. Geburtstag von Robert Schumann. In: Ars Organi. 58. Jhg., Nr. 3, September 2010, S. 140.
  3. Pedalflügel Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Memento vom 20. Januar 2015 im Internet Archive) auf der Website von Bösendorfer.
  4. Martin Schmeding: Der Pedalflügel – instrumentale Revolution oder Sackgasse der musikalischen Evolution? Zum 200. Geburtstag von Robert Schumann. In: Ars Organi. 58. Jhg., Nr. 3, September 2010, S. 142 f.

Weblinks

Commons: Pedalklavier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien