Peter Zoller

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Peter Zoller (2007)

Peter A. Zoller (* 16. September 1952 in Innsbruck) ist ein theoretischer Physiker aus Österreich. Er beschäftigt sich mit Quantenoptik und Quanteninformation und ist vor allem für seine Pionierarbeit über Quantencomputer sowie auch zu Querverbindungen von Quantenoptik und Festkörperphysik bekannt.

Leben

Peter Zoller studierte an der Universität Innsbruck Physik, wurde dort im Februar 1977 promoviert und war dann als Assistent am Institut für Theoretische Physik tätig. 1978/79 forschte er als Max-Kade-Stipendiat bei Peter Lambropoulos an der University of Southern California, und 1980 verbrachte er einen Forschungsaufenthalt in der Gruppe von Dan Walls in Auckland, Neuseeland. 1981 habilitierte sich Peter Zoller mit einer Arbeit „Über die lichtstatistische Abhängigkeit resonanter Multiphoton-Prozesse“ an der Universität Innsbruck. 1981/82 und 1988 war er jeweils für ein Jahr Visiting Fellow am Joint Institute for Laboratory Astrophysics (JILA) der University of Colorado, Boulder. 1986 war er Gastprofessor an der Université de Paris-Sud 11, Orsay.

1991 wurde Peter Zoller zum Professor of Physics und JILA Fellow am JILA und Physics Department der University of Colorado, Boulder berufen. Ende 1994 folgte er dem Ruf an die Universität Innsbruck, wo er seither tätig ist. Von 1995 bis 1999 leitete er das Institut für Theoretische Physik, von 2001 bis 2004 war er stellvertretender Studiendekan der Fakultät. Seit 2003 ist Peter Zoller Wissenschaftlicher Direktor am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Dem JILA ist Peter Zoller weiterhin als Adjoint Fellow eng verbunden. Zahlreiche Gastprofessuren führten ihn außerdem an alle wichtigen Zentren der Physik in der ganzen Welt. Er war unter anderem 2004 Loeb-Lecturer an der Harvard University in Boston, Yan Jici Chair-Professor an der Chinesischen Universität für Wissenschaft und Technik, Hefei, Chair-Professor an der Tsinghua-Universität, Peking (2004), Inhaber der Lorentz-Professur an der Universität Leiden (2005) und Distinguished Lecturer am Technion in Haifa (2007). 2008 und 2010 war er Moore Distinguished Scholar am Caltech, 2010 auch Arnold Sommerfeld Lecturer an der LMU München. 2012/13 war er „Distinguished Fellow“ am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching und 2015 Solvay Professor für Physik an der Universität Brüssel.[1] Seit Juli 2014 ist er "Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied" des MPI für Quantenoptik.[2]

Peter Zoller ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Wirken

Peter Zoller hat als Theoretiker wesentliche Arbeiten zur Wechselwirkung von Laserlicht und Atomen verfasst. Neben grundsätzlichen Entwicklungen in der Quantenoptik ist ihm insbesondere auch der Brückenschlag zur Quanteninformation und Festkörperphysik gelungen. Ein von ihm und Ignacio Cirac 1995 vorgeschlagenes Modell eines Quantencomputers[3] basiert auf der Wechselwirkung von Lasern mit kalten, in einer elektromagnetischen Falle gespeicherten Ionen. In Grundzügen wurde diese Idee in den vergangenen Jahren experimentell umgesetzt, und sie zählt zu den erfolgversprechendsten Konzepten auf dem Weg zu einem skalierbaren Quantencomputer. Auch die Querverbindung von der Quantenphysik zur Festkörperphysik hat Zoller mit seinen Forscherkollegen vollzogen. So hat er etwa den Vorschlag gemacht, einen Quantensimulator mit kalten Atomen zu bauen und damit zum Beispiel die bis heute ungeklärten Phänomene in Hochtemperatursupraleitern zu erforschen.[4] Zollers Ideen und Konzepte finden breite Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen Gemeinde, seine Forschungsarbeiten werden häufig zitiert.[5][6]

Bedeutsam ist Zoller auch durch seine Lehrtätigkeit. Seine ehemalige Studentin Barbara Kraus, Professorin für Quantenphysik und seit 2021 Vorsitzende des Instituts für theoretische Physik in Innsbruck, äußerte:

„Ich hatte das große Glück, von hervorragenden, international hoch angesehenen Physikern in das Gebiet der Quantenphysik eingeführt zu werden, unter anderen von Prof. Peter Zoller und Prof. J. Ignacio Cirac. Das Thema und ihre Begeisterung ließ mich oft mit offenem Mund in den Vorlesungen sitzen. Eine Begeisterung, die direkt auf mich übertragen wurde und deren Feuer heute noch in mir brennt. Ich wünsche der nächsten Generation, dass sie diese Begeisterung für Wissenschaft nicht nur erfährt, sondern auch weitergibt. Ich denke, dass der ‚Wissenschaftler als Beruf‘ seine Berechtigung hat, er kann aber den Wissenschaftler aus Leidenschaft nie ersetzen.“

Barbara Kraus: Lise Meitners Töchter: Physikerinnen stellen sich vor[7]

Auszeichnungen

Für seine Leistungen auf dem Gebiet der Quantenoptik und Quanteninformation und im Besonderen für seine Pionierarbeit bei Quantencomputern und Quantenkommunikation wurde er mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet. Darunter sind der John Stewart Bell Prize (2019), der Preis der Micius Quantum Foundation (Micius-Preis, 2019)[8], der Norman-F.-Ramsey-Preis (2018),[9] der Willis-E.-Lamb-Preis (2018), der Herbert-Walther-Preis (2016)[10], der Wolf-Preis für Physik (2013) gemeinsam mit seinem spanischen Kollegen Ignacio Cirac[11], die Blaise-Pascal-Medaille in Physik (2011), der Hamburger Preis für Theoretische Physik (2011), die Benjamin-Franklin-Medaille für Physik (2010), der spanische BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Award (2008) der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria, einer der höchstdotierten Forschungspreise, den er mit Ignacio Cirac erhielt, die Dirac-Medaille (ICTP) (2006), der 6. International Quantum Communication Award (2006), die Niels Bohr-Goldmedaille (2005) der UNESCO, die Max-Planck-Medaille (2005) der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, der Humboldt-Forschungspreis (2000), der Erwin Schrödinger-Preis (1998) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Max Born-Award (1998) der Optical Society of America, sowie der Wittgenstein-Preis (1998), die höchste österreichische Wissenschaftsauszeichnung. 2002 wurde er mit dem Tiroler Landespreis für Wissenschaft ausgezeichnet.[12]

2019 erhielt Peter Zoller ein Ehrendoktorat der University of Colorado Boulder und 2012 eines der Universität Amsterdam. 1992 wurde er Fellow der American Physical Society. 2013 wurde er Mitglied der Academia Europaea[13], 2012 der European Academy of Sciences, 2010 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina,[14] 2009 der Spanischen Akademie der Wissenschaften, 2008 der National Academy of Sciences, USA, und der Königlich-Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften. Seit 2001 ist er wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 2019 wurde er von Landeshauptmann Günther Platter als Tiroler des Jahres ausgezeichnet[15], 2022 erhielt er gemeinsam mit Rainer Blatt das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.[16]

Literatur

  • Crispin W. Gardiner, Peter Zoller: Quantum Noise. A Handbook of Markovian and Non-Markovian Quantum Stochastic Methods with Applications to Quantum Optics. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-22301-0.
  • Crispin Gardiner and Peter Zoller: The Quantum World of Ultra-Cold Atoms and Light Book I: Foundations of Quantum Optics, Imperial College Press, London and Singapore 2014. ISBN 1-783-26461-6
  • Crispin Gardiner and Peter Zoller: The Quantum World of Ultra-Cold Atoms and Light Book II: Physics of Quantum Optical Devices, Imperial College Press, London and Singapore 2015. ISBN 1-783-26616-3
  • Crispin Gardiner and Peter Zoller: The Quantum World of Ultra-Cold Atoms and Light Book III: Ultra-Cold Atoms, World Scientific, London and Singapore 2017. ISBN 978-1-786-34417-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 2015 International Jacques Solvay Chair in Physics - Professor Peter Zoller - INAUGURAL LECTURE on 6 October - Photonics@be. In: photonics-at-be.ulb.ac.be. 24. September 2015, abgerufen am 28. Februar 2016 (englisch).
  2. http://www.mpq.mpg.de/4940099/14_07_10 Prof. Peter Zoller is elected as “External Scientific Member” at the Max Planck Institute of Quantum Optics, Pressemitteilung des MPI Quantenoptik, Juli 2014
  3. J.I. Cirac, P. Zoller, Quantum Computations with Cold Trapped Ions, Phys. Rev. Lett. 74 20, 4091–4094 (1995)
  4. D. Jaksch, C. Bruder, J.I. Cirac, C.W. Gardiner und P. Zoller, Cold Bosonic Atoms in Optical Lattices, Phys. Rev. Lett. 81, 3108–3111 (1998)
  5. Thomson Reuters Highly Cited Research [1]
  6. Google Scholar Citations Peter Zoller [2]
  7. Barbara Sandow, Monika Ritsch-Marte: Lise Meitners Töchter – Physikerinnen stellen sich vor. Deutsche Physikalische Gesellschaft und Österreichische Physikalische Gesellschaft, 2015, abgerufen am 21. November 2021.
  8. orf.at: China zeichnet österreichische Quantenforscher aus. Artikel vom 26. April 2019, abgerufen am 26. April 2019.
  9. derStandard.at: Peter Zoller erhält amerikanischen Wissenschaftspreis. Artikel vom 29. Mai 2018, abgerufen am 29. Mai 2018.
  10. The Optical Society and DPG Name Peter Zoller Winner of the 2016 Herbert Walther Award, abgerufen am 11. Dezember 2015.
  11. Große Auszeichnung für Peter Zoller auf ORF vom 3. Jänner 2013, abgerufen am 3. Jänner 2013
  12. Tiroler Landespreis für Wissenschaft – Preisträger 1984 bis 2014. (pdf) Archiviert vom Original am 13. Oktober 2015; abgerufen am 14. Oktober 2015.
  13. Academy of Europe: Zoller Peter
  14. Mitgliedseintrag von Peter Zoller (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 27. Juni 2016.
  15. LH Platter: „Kristina Sprenger und Peter Zoller zeigen die Kraft Tirols“. In: tirol.gv.at. 18. Oktober 2019, abgerufen am 19. Oktober 2019.
  16. Physiker Blatt und Zoller erhielten in Tirol Ehrenkreuz. In: science.apa.at. 6. Juli 2022, abgerufen am 1. August 2022.