Pisoid
Pisoid (lat. pisum „Erbse“) ist ein rundes Einzelkorn in Sedimentgesteinen, das durch die Anlagerung von dünnen Mineralschichten entsteht.
Abgrenzung
Dieser Begriff aus der Petrographie hat in der älteren Literatur verschiedene Bedeutungen. Eine weit verbreitete Bedeutung bezeichnet ein nicht im Meer gebildetes, lagiges, relativ großes Kalkkorn (oder auch Nicht-Kalkkorn) mit einem Kern. Heute werden darunter karbonatische oder auch nicht-karbonatische Körner verstanden, die in ihrem Lagenbau den Ooiden ähnlich sind. Sie unterscheiden sich jedoch durch andere Bildungsmechanismen, andere Bildungsräume, in der Detailstruktur und vor allem durch ihre Größe (von gewöhnlich einigen Millimeter bis Zentimetern) von Ooiden. Aufgrund der Vieldeutigkeit des Begriffs ist es heute üblich, den Begriff „Pisoid“ durch eine geeignete Kombination genauer zu bezeichnen, die die Entstehung mit einbezieht, etwa Höhlenpisoide, Calichepisoide und fluviatile oder lakustrine Pisoide.
Einige Autoren beschreiben mit dem Terminus Pisoid auch runde Karbonatkörner, die von Algen gebildet werden. Diese Pisoide sollten allerdings korrekterweise als Onkoide oder Rhodolithe bezeichnet werden.
Definition
Pisoide sind meist rundliche, strukturell den Ooiden ähnliche Körner mit einem Durchmesser von mehr als 2 mm (bis mehrere Zentimeter). Sie besitzen dichte, oft etwas unregelmäßige Lagen um einen Kern (Nukleus). Die Form ist durch den Bildungsort kontrolliert. Einige Pisoide in kontinuierlich bewegtem Wasser zeigen eine zunehmende Sphärizität in den äußeren Lagen, z. B. Höhlenpisoide („Höhlenperlen“) in Tropfwasserwannen oder Pisoide in heißen Quellen. Dagegen weisen Pisoide, die im schwach bewegten Wasser gebildet wurden, oft eine abnehmende Sphärizität in den äußeren Lagen auf. Andere Pisoide sind asymmetrisch und bilden oben und unten dickere Lagen; andere sind seitlich gelängt. Seltener sind Pisoide auch miteinander verbunden. Sie können zerbrochen und wieder erneut umkrustet sein. Die Kerne sind meist Lithoklasten, Peloide, Fragmente anderer Pisoide oder Zementkrusten. Pisoide entstehen nahezu rein chemisch durch Ausfällung (Höhlenpisoide, Pisoide in Thermalquellen), aber auch unter starker Beteiligung von Mikrobenmatten (z. B. Calichepisoide).
Gesteine, die überwiegend aus Pisoiden bestehen, werden als Pisolithe bezeichnet. Deutsche Bezeichnungen dafür sind Erbsenstein oder Sprudelstein, wobei diese Begriffe jedoch auf Höhlenpisoide oder Pisoide in Thermalquellen beschränkt sind.
Vorkommen
Die Pisolith- und Erbsenstein-Vorkommen in Karlsbad wurden bereits von Johann Wolfgang von Goethe in einer Abhandlung beschrieben und diskutiert.[2][3] Andere europäische Vorkommen befinden sich unter anderem in Niederösterreich, in der Schweiz und in Frankreich.
Einzelnachweise
- ↑ Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 12. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 2010, ISBN 978-3-8274-1810-4, S. 125
- ↑ Johannes Baier: Goethe und die Thermalquellen von Karlovy Vary (Karlsbad, Tschechische Republik). Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N. F. Bd. 94, 2012, S. 87–103, doi:10.1127/jmogv/94/2012/87.
- ↑ Johannes Baier: Goethes mineralogische Studien in Böhmen. Geohistorische Blätter, Bd. 30, 2019, S. 29–47.
Literatur
- Hans Füchtbauer und Detlev K. Richter: Karbonatgesteine. In: Hans Füchtbauer (Hrsg.): Sediment-Petrologie, Teil 2, Sedimente und Sedimentgesteine. 4. Aufl., S. 233–434, E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1988, ISBN 3-510-65138-3.
- Erik Flügel: Microfacies of Carbonate Rocks. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg & New York 2004 ISBN 3-540-22016-X
Weblinks
- Erbsenstein (Pisolith) aus dem Basaltsteinbruch Wildon, Weitendorf (Steiermark)