Pop-Büro Region Stuttgart

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Das Pop-Büro Region Stuttgart ist eine öffentlich getragene Einrichtung zur Förderung von Popmusik und Popkultur und dabei zentrale Anlaufstelle für Künstlerinnen und Künstler sowie Beteiligte der regionalen und landesweiten Popkultur. Zu den Aufgabengebieten der Förderinstitution gehören Beratung von Musikschaffenden in der Region Stuttgart sowie Projektentwicklung, Definition von kulturellen Räumen und Angeboten. Aktuell sind dort zehn Mitarbeitende mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten beschäftigt.

Geschichte

Das Pop-Büro Region Stuttgart, oder auch kurz Pop-Büro genannt, wurde 2003 gegründet. Finanziell getragen wird es seit der Gründung von der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart, der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft sowie dem Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart. Daraus ergibt sich die bis heute bestehenden Kernaufgabe: Förderung der populären Musik an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kultur und Jugend.

Ausgangspunkt der Gründung war eine Förderung vom Bundesland Baden-Württemberg in Verbindung mit einer Erhebung des Förderbedarfs in Stuttgart. Diese 450-seitige Bestandaufnahme, die dem Gemeinderat per CD-Rom übergeben wurde, gilt als Grundlage, um das Pop-Büro ins Leben zu rufen. 2004 wurden die Räumlichkeiten im Stuttgarter Stadtteil Hallschlag bezogen.[1]

2003 bis 2010: Gründung und erste große Projekte

Die Gründer des Pop-Büros waren auch gleichzeitig die ersten Leiter: Paul Woog und Mini Schulz. Während der Musiker Schulz sich auf die künstlerischen Aspekte der Förderarbeit konzentrierte, zeichnete Woog für die pädagogische und wirtschaftliche Leitung verantwortlich. Zu den ersten großen Projekten zählt eine große Kampagne zur Neuerschließung von Proberäumen und die Veranstaltung des MARS - Music Award Region Stuttgart.

Im Rahmen der ersten MARS-Verleihung 2006 wurde u. a. eine neue Hymne für die Stadt Stuttgart gesucht.[2] Anfangs noch als kleine Branchenveranstaltung konzipiert, wuchs der MARS rasch zu einer überregional bedeutsamen Musikpreisverleihung: 2009 konnte als Moderatorin für die Verleihung die Moderatorin Hadnet Tesfai (u. a. MTV, ProSieben, Radio Fritz) gewonnen werden. Teil des musikalischen Rahmenprogramms dieser ersten großen Ausgabe waren u. a. Hubert Kah und DJ Schowi (Massive Töne). Ausgezeichnet wurden bisher u. a. Cassandra Steen, Philipp Poisel, das Label Chimperator, Cro oder die Band Schmutzki.[3] Veranstaltet wurde der MARS in den Räumlichkeiten des Stuttgarter Planetariums und 2015 im neueröffnetem Im Wizemann (ehem. Zapata).

2007 wurde zum ersten Mal PLAY LIVE, der landesweite Bandförderpreis, als Nachfolgeprojekt von „Baden-Württemberg rockt“ (1992–2006) veranstaltet. Gemeinsam mit Partnerinstitutionen aus ganz Baden-Württemberg, die sich zu den Popbüros Baden-Württemberg zusammenschlossen, wurden Nachwuchsbands, Musikerinnen und Musiker gezielt gecoacht, professionalisiert und für das Live-Business vorbereitet.[4] Teil des Hauptpreises war ein Auftritt beim Southside Festival.[5] Fester Medienpartner der Radiosender DasDing (SWR). Zu den bekanntesten Teilnehmenden und Gewinnerbands zählen Die Happy, Schmutzki, Antiheld, Heisskalt, Van Holzen, An Early Cascade und Kemelion. 2018 fand PLAY LIVE zum letzten Mal statt.

2010 bis 2018: Pop, Politik und Clubkultur

2010 wurde Peter James zum neuen Leiter des Pop-Büro Region Stuttgart berufen.[6] Der in Deutschland geborene Brite gründete bereits die Hamburger Musikfördereinrichtung Rock City sowie den VUT mit, den Verband unabhängiger Musikunternehmer. Unter James Ägide rückte das Pop-Büro auch mehr in den Fokus landesweiter Projekte und engagierte sich zunehmend für die Stuttgarter Clubs und Livespielstätten.[7] Dafür wurde das Clubkollektiv Stuttgart e. V. ins Leben gerufen und der erste Stuttgart Music Summit veranstaltet.

Neben dem Einfluss auf Landesebene erhöhte das Pop-Büro auch seine Sichtbarkeit weiter über die Grenzen der Region Stuttgart hinaus: Branchenevents wie das Reeperbahn Festival oder das South by Southwest in Austin, Texas wurden zu Pflichtterminen im Kalender. Durch einen Bandaustausch mit Schweden in Kooperation mit der Partnerorganisation Bilda und gezieltem Toursupport wurden Musikerinnen und Musiker aus der Region auch außerhalb Deutschlands einem neuen Publikum präsentiert.

Aktiv wurde das Pop-Büro unter Leitung von Peter James auch im Jazzbereich. In Kooperation mit dem Jazzverband Baden-Württemberg organisierte das Team die jährliche Präsenz des Landes auf der jazzahead in Bremen. Zudem wurde der Jazzverband mit einer Teilzeit-Stelle auch organisatorisch in die Geschäftsräume des Pop-Büros am Hallschlag eingebunden.

2018 bis heute: digitale Transformation und nationale Netzwerke

Mit Walter Ercolino bekam das Pop-Büro 2019 erneut eine neue Leitung. Der in digitalen Transformationsprozessen erfahrene Musikmanager führt das immer weiter wachsende Team in einen digitaleren Arbeitsalltag.[8] Nach der Neurenovierung der Geschäftsräume am Hallschlag und der Reorganisation einiger Projektstrukturen wurde 2019 zum ersten Mal die ABOUT POP veranstaltet, ein ursprünglich als Branchenkonferenz angedachtes Format für regionale Musikschaffende.

In den vier Jahren nach der ersten Ausgabe entwickelte sich die ABOUT POP schnell zu einem Hybrid aus Musikfestival und Konferenz, das große Teile des Wizemann Areals und präsentiert jährlich regionale, nationale sowie internationale Liveacts. Das Event, das Gäste vor allem aus Baden-Württemberg anzieht, behandelt darüber haus auch aktuelle Entwicklungen und Strömungen in der Pop- und Clubkultur.[9]

Als landesweites Folgeprojekt für PLAY LIVE (siehe oben), wurde 2019 das Electronic Barcamp[10] ins Leben gerufen, bei dem vor allem die Musikproduktion und die Produzentinnen bzw. Produzenten im Fokus sind - eine Reaktion des Pop-Büros auf die vermehrt digitalen Möglichkeiten der Musikproduktion, die durch Rapper wie Rin und Bausa auch in der Region Stuttgart bekannte Vertreter fanden.

Auch die Arbeit an Exportformaten und (internationaler) Vernetzung nahm zu. Gemeinsam mit verschiedenen Popförderinstitutionen und der Initiative Musik, einer Einrichtung des Bundes zur Musikförderung, entsendet das Pop-Büro jährlich zwei Live-Acts zum Waves Vienna Festival nach Wien.[11] Durch die sehr aktive Netzwerk- und Förderarbeit konnten zudem bereits Auftritte beim Pop-Kultur Festival in Berlin[12], dem Reeperbahn Festival in Hamburg oder auch zur c/o Pop nach Köln vermittelt werden. Wichtige Branchenverbände und -vereine, zu denen das Pop-Büro Region Stuttgart gehört, ist der Bundesverband Popularmusik (BV POP)[13], der Music Women* Germany e. V.[14] sowie dem Verein für Popkultur.

Als im März 2020 die COVID-19-Pandemie um sich Griff, stand die Kulturbranche weltweit vor einem wirtschaftlichen Problem. Um die Musikschaffenden, Veranstalter und Veranstalterinnen in Deutschland schnell und unbürokratisch zu unterstützen, gründete sich in Berlin die Initiative United We Stream mit der Unterstützung von arte Concerts. Mit Livestreamings wurde Geld gesammelt, das direkt in Hilfsgelder floss. Das Pop-Büro Region Stuttgart organisierte kurz nach Berlin United We Stream Stuttgart und einen Fonds speziell für Veranstaltende, um auch der regionalen Branche zu helfen. Im Anschluss folgten weitere lokale Ableger von United We Stream in München, Köln, Leipzig und zahlreichen Städten auf der ganzen Welt.[15]

2020 hat der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen der Landeshauptstadt Stuttgart in seiner Sitzung beschlossen[16], eine neue Koordinierungsstelle Nachtleben einzurichten. Das Konzept dafür wurde vom Club Kollektiv Stuttgart gegründet, von dem das Pop-Büro nach wie vor ein Teil ist: Eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter wird in der städtischen Wirtschaftsförderung als verwaltungsinterner Lotse angesiedelt, eine szeneaffine Fachkraft, der Nachtmanager, ist dem Pop‐Büro Region Stuttgart zugeordnet. Der erste Nachtmanager ist seit 2021 der Kulturmanager Nils Runge.[17] Zu Runges ersten Schwerpunkten zählt die Unterstützung der regionalen Clublandschaft während der COVID-19-Pandemie.[18]

Seit 2021 veranstaltet das Pop-Büro Region Stuttgart gemeinsam mit dem Stuttgarter Filmwinter - Festival for Expanded Media den landesweiten Musikvideopreis „Buggles Award“ und entwickelt sich damit weiter als interdisziplinäre Fördereinrichtung für Popmusik und Popkultur.[19]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jan Georg Plavec: Zehn Jahre Popbüro: Mit Cro auf dem Wasen, mit dem Rest im Hallschlag. In: Stuttgarter Zeitung. 12. November 2014, abgerufen am 9. September 2022.
  2. Popbüro und Stadt Stuttgart suchen Hymne. MusikWoche, 31. Juli 2006, abgerufen am 9. September 2022.
  3. omas Majdandzic und Ina Schäfer: Mars Award: Stuttgarter Musiker auf dem Mars. In: Stuttgarter Zeitung. 1. Juni 2013, abgerufen am 9. September 2022.
  4. Hannes Opel und Jan Georg Plavec: Popstar nach Plan: Der Play-Live-Wettbewerb des Popbüros Stuttgart. In: Stuttgarter Zeitung. 2016, abgerufen am 9. September 2022.
  5. Jan Georg Plavec: Play-Live-Gewinner aus Stuttgart: Antiheld spielen beim Southside. In: Stuttgarter Zeitung. 15. Dezember 2014, abgerufen am 9. September 2022.
  6. Christian Schober: Peter James leitet Popbüro Region Stuttgart. In: MusikWoche. 7. April 2010, abgerufen am 9. September 2022.
  7. Daniel Nagel: Ein Aufschrei ab und zu hilft nicht: Interview mit Popbüro-Leiter Peter James über das Clubsterben in Stuttgart. In: Regioactive. 12. Februar 2014, abgerufen am 8. September 2022.
  8. Martin Elbert: Walter Ercolino wird neuer Leiter des Popbüro Region Stuttgart. In: KESSEL.TV. 23. August 2018, abgerufen am 9. September 2022 (deutsch).
  9. Carina Kriebernig: Festival und Konferenz in Stuttgart: Diese Highlights erwarten euch bei der About Pop. In: Stuttgarter Zeitung. 18. Juli 2022, abgerufen am 9. September 2022.
  10. Mane Stelzer: Electronic Barcamp für Newcomer aus Baden-Württemberg. In: Melodiva. 7. September 2022, abgerufen am 9. September 2022 (deutsch).
  11. Jonas Kiß: Wanderlust geht bei Waves Vienna in die nächste Runde. In: MusikWoche. 2022-08-31, abgerufen am 9. September 2022.
  12. Levin Goes Lightly. In: Pop-Kultur 2022. Abgerufen am 9. September 2022 (deutsch).
  13. Der Vorstand. In: Bundesverband Popularmusik e.V. Abgerufen am 9. September 2022 (deutsch).
  14. Frank Medwedeff: Vorstand für Music Women* Germany gewählt. In: MusikWoche. 16. September 2020, abgerufen am 9. September 2022.
  15. News. In: unitedwestream.org. Abgerufen am 9. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  16. Nachtleben - Die Landeshauptstadt erhält eine Koordinierungsstelle für das Nachtleben in Stuttgart. In: Stadt Stuttgart. 2020, abgerufen am 9. September 2022.
  17. Frank Rothfuß: Stuttgarts neuer Nachtmanager Nils Runge: „Zwei Freiflächen werden geprüft“. In: Stuttgarter Nachrichten. 16. Mai 2021, abgerufen am 9. September 2022.
  18. SWR Aktuell Baden-Württemberg: Sendung 23:45 Uhr vom 15. Februar 2022 | ARD Mediathek. Abgerufen am 9. September 2022.
  19. Mane Stelzer: BUGGLES AWARD 2023 sucht innovative Musikvideos aus Baden-Württemberg. 7. September 2022, abgerufen am 9. September 2022 (deutsch).