Holtenauer Hochbrücken

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Koordinaten: 54° 22′ 8″ N, 10° 7′ 19″ O

Die beiden Holtenauer Hochbrücken

Die Holtenauer Hochbrücken sind Hochbrücken, die in Kiel über den Nord-Ostsee-Kanal führen und die beiden Kieler Stadtteile Wik und Holtenau verbinden. Die westliche Brücke trägt den Namen „Prinz-Heinrich-Brücke“ (1911/1995) und ist bereits die zweite mit diesem Namen an dieser Stelle. Die östliche trägt den Namen „Olympiabrücke“ (1972), weil sie im Rahmen der Ausbaumaßnahmen für die Olympischen Sommerspiele 1972 gebaut wurde. Jede der Brücken hat eine Durchfahrtshöhe von 42 Metern, zwei Fahrstreifen einer Richtungsfahrbahn der Bundesstraße 503 für Autos und einen Bürgersteig für Fußgänger und Radfahrer. An der östlichen Südrampe der Fahrbahn Richtung Holtenau befindet sich ein Parkplatz für Touristen, Shipspotter und andere Besucher des Nord-Ostsee-Kanals.

Geschichte

Der Vorläufer des Kaiser-Wilhelm-Kanals (heutiger Name: Nord-Ostsee-Kanal) war bis 1890 der Schleswig-Holsteinische Canal. Zwischen den damals unabhängigen Dörfern Holtenau und Wik hatte dieser Kanal zwei Schleusen, über die zwei Brücken führten.[1] Diese Schleusen befanden sich etwa an der Stelle, wo heute eine Personenfähre den Kanal überquert (etwas weiter westlich des Anlegers in Holtenau und ziemlich genau in Höhe des Anlegers in der Wik).[2]

Bis 1825 war dort die Eiderkanalschleuse Holtenau in Betrieb, in dessen Mitte sich eine hölzerne Klappbrücke befand, über die der Kanal überquert werden konnte. Wegen Baufälligkeit dieser Schleuse wurde von 1823 bis 1825 nördlich von der alten Eiderkanalschleuse die Friedrichschleuse gebaut. Die Schleuse wurde parallel zur alten Eiderkanalschleuse angelegt, so dass der Verlauf der Straße ebenfalls mittig über die Friedrichschleuse führt. Hier wurde eine Drehbrücke mit zwei Flügeln gebaut.[3]

Prahmdrehbrücke

Bereits während der laufenden Bauarbeiten am Kaiser-Wilhelm-Kanal, also vor dessen offiziellen Eröffnung 1895, stand seit 1894 eine Querungsmöglichkeit zwischen Holtenau und Wik zur Verfügung: eine Prahmdrehbrücke (auch Prahmschwimmbrücke oder Pontonbrücke genannt). Eine Prahmdrehbrücke ist eine „schwimmende Straße“, die mit Hilfe von Seilen in den Kanal gedreht werden konnte, wenn Personen oder Pferdefuhrwerke den Kanal überwinden wollten, oder aus dem Kanal gedreht wurden, um den Schiffen die Kanalpassage zu ermöglichen.[4]

Der anfängliche Plan, die Verbindung mit Fähren zu betreiben, ist bereits im Vorfeld ausgeräumt worden. Selbst für diese eine Fährverbindung hätten allein drei Fähren beschafft werden müssen, um die schon damals notwendige Verkehrsleistung zu erbringen.[1]

Zwischen der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals 1895 und dessen Erweiterung um 1914 stellte sich jedoch heraus, dass aufgrund des hohen Schiffsverkehrsaufkommens die Prahmdrehbrücke meistens offen stehen musste, so dass sich der Straßenverkehr regelmäßig staute.[1] Dennoch wurde sie erst außer Betrieb genommen, nachdem die neue Prinz-Heinrich-Brücke 1912 eröffnet war.[4]

Erste Prinz-Heinrich-Brücke

Bau der alten Prinz-Heinrich-Brücke ca. 1911

Im Zuge der Kanalerweiterung zwischen 1907 und 1914 wurde eine Hochbrücke geplant. Die Entscheidung für eine Hochbrücke erfolgte aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens zwischen Wik und Holtenau. Diese Hochbrücke wurde 300 m westlich der alten Prahmdrehbrücke errichtet. In der Nähe der alten Stelle der Prahmdrehbrücke wurde stattdessen eine Personenfähre eingerichtet.[5]

Der Bau der Brücke erfolgte zwischen 1909 und 1911 nach Entwürfen von Friedrich Voß. Dieser hatte schon die Pläne für die Rendsburger Hochbrücke und die Hochbrücke Hochdonn angefertigt. Genauso wie diese ist die Prinz-Heinrich-Brücke eine Stahlfachwerkbrücke. Daher ist die Ähnlichkeit der Prinz-Heinrich-Brücke mit den anderen beiden von Friedrich Voß deutlich größer als mit der nächstgelegenen alten Levensauer Hochbrücke. Einer der Gründe, warum sich der Baumeister für eine Stahlfachwerk-Konstruktion entschieden hatte, war die geringere Angriffsfläche, die eine solche Konstruktion bei Beschuss durch Kriegsschiffe von der Kieler Förde darstellt.[5] Beim Bau ereignete sich ein Unfall, bei dem ein polnischer Arbeiter ums Leben kam.[5]

Die Kosten für den Bau der Brücke beliefen sich auf 2,5 Millionen Reichsmark. Die feierliche Eröffnung war am 28. September 1912. Benannt ist die Brücke nach Heinrich von Preußen. Zusätzlich zur Fahrbahn für Autos sind auch Straßenbahngleise für die Kieler Straßenbahn verbaut worden, allerdings konnte die Straßenbahn die Brücke nicht nutzen, weil die Konstruktion dafür zu schwach war.[5]

75 Jahre nach Eröffnung wurden deutliche Anzeichen für Verschleiß und die Baufälligkeit der Brücke entdeckt. Darüber hinaus rammte am 7. Oktober 1988 das Motorschiff Fort die Brücke. Nun stand die Entscheidung für einen Abriss fest, der dann im Jahre 1992 erfolgte.[5] Auch beim Abriss der Brücke ereignete sich ein Unfall, der allerdings keine Personenschäden verursachte.[5][6][7] Einer der Krane, die das Mittelteil der Brücke langsam absenken sollten, knickte plötzlich um und riss einen weiteren Kran um. Später ist einer der beiden Stützpfeiler der Brücke umgestürzt, wobei ebenfalls nur ein Sachschaden entstand.

Technische Daten
  • Bau: 1909–1911[5][8]
  • Abriss: 1992[5][8]
  • Konstruktion: Stahlfachwerkbrücke[5]
  • Gewicht: 3700 t[5]
  • Fahrbahnbreite: 7 m[5]

Olympiabrücke

Für die Segelwettbewerbe der Olympischen Sommerspiele 1972 hatte Kiel den Zuschlag bekommen. Dazu wurde in Kiels nördlichstem Stadtteil Kiel-Schilksee das Olympiazentrum Schilksee errichtet.[9] Es war zu erwarten, dass dabei das Verkehrsaufkommen über die Holtenauer Hochbrücke erheblich steigen würde. Zur Entlastung der zu dieser Zeit einzigen Brücke, der Ersten Prinz-Heinrich-Brücke, wurde in den Jahren 1969–1972 eine zweite Brücke östlich neben der alten errichtet. Die feierliche Freigabe erfolgte am 11. Juli 1972.

Auf der Seite der Olympiabrücke (Osten) ist der Parkplatz für Touristen, Shipspotter und andere Besucher des Nord-Ostsee-Kanals, die barrierefrei vom Parkplatz auf den Fußweg der Olympiabrücke gelangen können. Die Olympiabrücke bietet eine gute Aussicht auf das nordöstliche Ende des Kanals und die Kieler Schleusen.[10]

Verantwortlich für die Brücke ist der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein.[11]

Technische Daten

Zweite Prinz-Heinrich-Brücke

Nachdem die alte Prinz-Heinrich-Brücke wegen Baufälligkeit abgerissen war, wurde an der gleichen Stelle von Mai 1992 bis Oktober 1996[16] eine neue Brücke für ca. 74 Millionen DM[16] errichtet. Die Konstruktion wurde von der unmittelbar östlich gelegenen Olympiabrücke übernommen, nur gespiegelt und – je nach Quelle – um 50 cm breiter.[15][16] Während der Planungsphase wurde ein Gutachten erstellt, das klären soll, ob durch diese zusätzliche Brücke eine erhöhte Lärmbelastung der Bürger im Stadtteil Holtenau zu erwarten sei. Nach dem Gutachten kann eine weitere Lärmbelastung nur durch bauliche Lärmschutzmaßnahmen an der Brücke vermieden werden. Es wurden dazu unter anderem transparente Lärmschutzplatten aus Kunststoff an den Brückengeländern montiert.[16]

Von April 2013 an, etwa 17 Jahre nach ihrer Fertigstellung, musste die Zweite Prinz-Heinrich-Brücke saniert werden.[17][18][19] Für diese Brücke ist der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein verantwortlich, genauso wie für die Olympiabrücke.[11]

Technische Daten

Weblinks

Commons: Hochbrücke Holtenau – Sammlung von Bildern
Historische Bilder

Einzelnachweise

  1. a b c Bert Morio: Die "Prahmdrehbrücke". Holtenauer Geschichte, abgerufen am 20. Juni 2017.
  2. Schleusenausstellung im Maritimen Viertel in der Wik: Modell der Schleusen im Schleswig-Holsteinischen Canal
  3. Schleusenausstellung im Maritimen Viertel in der Wik: Modell der Friedrichschleuse, mit Erklärtext
  4. a b Pramdrehbrücke. Wasser- und Schifffahrtsamt Kiel-Holtenau, abgerufen am 20. Juni 2017.
  5. a b c d e f g h i j k Bert Morio: Prinz-Heinrich-Brücke. Holtenauer Geschichte, abgerufen am 20. Juni 2017.
  6. Holtenauer Hochbrücke / Abriss - Unfall 1992 auf YouTube
  7. Prinz-Heinrich-Brücke. kiel-wiki.de, abgerufen am 20. Juni 2017.
  8. a b Prinz-Heinrich-Brücke (1912). structurae.de, abgerufen am 20. Juni 2017.
  9. Bert Morio: Die Olympiabrücke. Holtenauer Geschichte, abgerufen am 20. Juni 2017.
  10. Olympiabrücke. kiel-wiki.de, abgerufen am 20. Juni 2017.
  11. a b Unsere Hochbrücken. Wasser- und Schifffahrtsamt Kiel-Holtenau, abgerufen am 20. Juni 2017.
  12. a b c d Olympiabrücke. structurae.de, abgerufen am 20. Juni 2017.
  13. a b c d e f Brücken. Touristische Arbeitsgemeinschaft NOK, abgerufen am 20. Juni 2017.
  14. a b c d e f Tabelle im Schaukasten des Wasser- und Schifffahrtsamts Kiel-Holtenau am Kanal bei Rendsburg, siehe Foto
  15. a b c Brücken über den Nord-Ostseekanal. Karl Gotsch, abgerufen am 20. Juni 2017.
  16. a b c d e f g h Schleusenausstellung im Maritimen Viertel in der Wik: Plakat für die „1. Straßenhochbrücke Kiel-Holtenau“
  17. Frank Behling: Hochbrücke nur für Autos frei. Kieler Nachrichten, 23. Dezember 2013, abgerufen am 31. Juli 2017.
  18. Frank Behling: Brücken werden zur Dauerbaustelle. Kieler Nachrichten, 4. November 2014, abgerufen am 31. Juli 2017: „Seit April 2013 wird schon an der Prinz-Heinrich-Brücke gebaut“
  19. Frank Behling: Die Hochbrücke braucht Farbe. Kieler Nachrichten, 15. Mai 2015, abgerufen am 31. Juli 2017 (hierin sind leider unkorrekte Bezeichnungen der Brücken verwendet worden).
  20. a b c d Hochbrücke Holtenau. structurae.de, abgerufen am 20. Juni 2017.
  21. a b c Der NOK Streckenverlauf. EVENT HORIZON ENTERPRISES Ltd., abgerufen am 20. Juni 2017 (Abschnitt "Brücken über den NOK").