Qiviuk
Quiviut | |
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Fasertyp |
tierische Naturfaser |
Herkunft |
Moschusochse (Ovibos moschatus) |
Farbe |
graubraun |
Eigenschaften | |
Faserlänge | 40 bis 70 mm |
Faserdurchmesser | 17–22 µm |
Produkte | Textil |
Als Qiviuq oder Qiviuk (plural Quiviut, Qiviut (ˈqiviut), Inuktitut: ᕿᕕᐅᖅ; Inuinnaqtun: qiviuq;[1] Inupiaq: qiviu oder qiviuq[2]) wird die Unterwolle des Moschusochsen bezeichnet.
Eigenschaften
Das einzelne Wollhaar hat einen Durchmesser von 17 bis 22 Mikrometern,[3] durchschnittlich etwa 20 Mikrometer, mit einer Länge von 40 bis 80 mm.[4] Das Wollhaar erwachsener männlicher Moschusochsen ist etwa 1,5 Mikrometer dicker als das weiblicher Moschusochsen.[5] Es gehört damit zu den feinsten Fasern, die ein Säugetier besitzt. Die Oberfläche ist geschuppt mit circa 7 Schuppen pro 100 Mikrometer Haarlänge.[4] Beim Erhitzen schrumpfen Garn und Textilien aus Qiviuk nicht.[4] Die Fasern verfilzen auch nicht beim Erhitzen.[3]
Das rohe, gereinigte Qiviuk wird gesponnen und das Garn anschließend gewaschen. Natürliches Qiviut hat eine weiche, graubraune Farbe, lässt sich aber gut färben und wird in vielen Farben angeboten. Durch Bleichen wird die Faser jedoch geschwächt, weshalb viele Spinnerinnen und Strickerinnen empfehlen, nur gefärbtes ungebleichtes Qiviuk zu verwenden, das dunklere, gedämpftere Farben hat.[6] Die Wolle ist mit etwa 35 US-Dollar pro Unze etwa doppelt so teuer wie Kaschmirwolle.
Reinigung
Wie alle proteinbasierten Fasern (Wolle, Seide) werden Produkte aus Qiviuk durch eine chemische Reinigung (wasserfrei) oder per Hand in lauwarmem Wasser mit einem Feinwaschmittel gereinigt. Voll- und Buntwaschmittel sind ungeeignet, da sie proteinabbauende Enzyme enthalten, welche die Haarstruktur beschädigen. Bei hydrophilen Textilien wie Textilien aus Wolle kann ein Wasserkontakt aufgrund des Quellens und des beim Trocknen folgenden Schrumpfens zu einer Fadenverkürzung und somit zu einer Schrumpfung des Textils führen. Aufgrund einer Neigung zum Verfilzen sollten Textilien aus Qiviuk nicht gewrungen oder gerieben werden.
Geschichte
Die Wolle des Moschusochsen wird erst seit relativ kurzer Zeit genutzt. Die Moschusochsen wurden in Alaska Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Ausrottung gejagt und 1935 wieder angesiedelt.[7] Die erste Garnherstellung erfolgte kurz nach der Wiederansiedlung durch eine alaskische Hauswirtschaftslehrerin, die die Fasern sammelte und selbst verspann.[7]
Bis 1954 wurden Moschusochsen nicht domestiziert.[7] Im Jahre 1953 begann der Anthropologe John J. Teal Jr. mit der Erforschung der Wolle. Anders als Schafe dürfen Moschusochsen nicht geschoren werden. Ihre warme Unterwolle kann nur ausgekämmt oder an Scheuerplätzen gesammelt werden. Das geht nur einmal im Jahr im Frühling und ist sehr aufwändig. Ein Moschusochse bringt nur etwa 1,5 kg Quiviut, von denen etwa 60 % nach Entfernung der Deckhaare übrigbleibt.[3]
1964 wurde die Moschusochsenfarm gegründet und bereits 1968 begann man mit Lehrgängen zur Verarbeitung der Moschuswolle. 1969 wurde dann die Kooperative gegründet. Sowohl die Farm in Palmer (Alaska) als auch die Kooperative bestehen weiterhin. Sie wird von der Inuit-Genossenschaft „Oomingmak“ verarbeitet.[3] Dort sind ca. 200 Personen mit der Produktion beschäftigt. Umingmak ist der Inuit-Name für Moschusochsen und bedeutet Tier mit einer Haut wie ein Bart.
Andere Wollträger
Neben dem Moschusochsen gibt es noch andere Tiere mit sehr feiner Wolle. Alle leben in klimatisch extremen Gegenden und sind zum Teil vom Aussterben bedroht, wie Angorakaninchen (Angora), Tibetantilope (Shahtoosh), Kaschmirziege (Kaschmirwolle) und Vikunja.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ G. Ohokak, M. Kadlun, B. Harnum: Inuinnaqtun-English Dictionary. Kitikmeot Heritage Society, , S. 80, 97, 130 & 137.
- ↑ Wolf A. Seiler (2012), Iñupiatun Eskimo Dictionary
- ↑ a b c d Subramanian Senthilkannan Muthu, Miguel Angel Gardetti: Sustainable Fibres for Fashion Industry: Volume 1. Environmental Footprints and Eco-design of Products and Processes, Springer, 2016. ISBN 9789811005220. S. 26.
- ↑ a b c R. Kozlowski: Handbook of Natural Fibres: Volume 1: Types, Properties and Factors Affecting Breeding and Cultivation, Elsevier, 19. Oktober 2012. S, 357–359.
- ↑ J E Rowell, C J Lupton, M A Robertson, F A Pfeiffer, J A Nagy, R G White: Fiber characteristics of qiviut and guard hair from wild muskoxen (Ovibos moschatus). In: Journal of Animal Science. 79, 2001, S. 1670, doi:10.2527/2001.7971670x.
- ↑ Deirdre Helfferich: The Muskox: wooly and warm in a northern fiber industry. 2007, Agroborealis 39:1.
- ↑ a b c Dan Nosowitz: This Season's Hottest Fiber: Qiviut, the Undercoat of Musk Oxen (Amerikanisches Englisch) In: Modern Farmer . 31. Mai 2016. Abgerufen am 1. März 2022.